Wie werden Orchester-Overdubs "synchronisiert"?

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Burkie
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Hallo,
mich interessiert, wie ein ganzes Orchester bei einem Overdub synchron zur schon vorhandenen Aufnahmen spielen kann.
Beispiel: Ein Popsong ist praktisch schon fertig aufgenommen. Zum zweiten Refrain soll nun noch ein Orchester dazu spielen.

Das Orchester muss sich natürlich im Tempo nach der schon vorhandenen Aufnahme richten.
Wenn ich alleine Overdubs aufnehmen, habe ich Kopfhörer auf, und spiele einfach zur Aufnahme dazu.
Wie ist es beim Orchester? Bekommen da alle Musiker Kopfhörer?
Oder nur der Dirigent?
Oder Dirigent und jeweils die Stimmführer der einzelnen Gruppen (z.B. Geigen)?
Grüße
 
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Wie ist es beim Orchester? Bekommen da alle Musiker Kopfhörer?
Oder nur der Dirigent?
Oder Dirigent und jeweils die Stimmführer der einzelnen Gruppen (z.B. Geigen)?
Am sinnvollsten bekommen alle Musiker Kopfhörer sowie pro Instrumentengruppe ziemlich individuelle Monitormixe. Deswegen ist eine Orchesteraufnahme unter Umständen eine aufwändige Sache.

Man kann den Klick auch nur einzelnen Musikern geben, aber wenn die Musik so arrangiert ist, dass Töne ein eindeutiges Verhältnis zum Klick haben sollen, brauchen diesen eben auch alle Musiker. Ich habe in diversen Orchester-Klick-Situationen gespielt, wenn einige den Klick nicht hatten, war das immer ein mäßiger bis schlechter Kompromiss.

Meistens ist es ja auch nicht nötig, das ganze Orchester auf einmal da zu haben, sondern es ist logistisch und technisch viel besser bzw. einfacher, musikalisch sinnvoll zusammengestellte Gruppen nacheinander ins Studio zu holen. Also z.B. erst Streicher, dann Bläser, dann Pauke/Schlagzeug/Harfe. Es gibt Monitorsysteme für Orchester. Die reichen von einfachen Beltpack-Funkempfängern für einen Klick bis hin zu Netzwerksystemen mit einzelnen Mischpulten pro Spieler mit maximalen Monitormix-Eingriffsmöglichkeiten.

Viel wichtiger ist es, dass die Musiker Kopfhörer bekommen, die auf ihre Hörsituation Rücksicht nehmen. Alle Orchestermusiker sollten im Studio ihr eigenes Instrument noch über Direktschall hören, dürfen also keine ganz geschlossenen Kopfhörer bekommen. Gleichzeitig darf der Klick aber natürlich nicht auf die Mikros übersprechen. Posaunisten, Cellisten und Kontrabassisten brauchen Kopfhörer, bei denen ausgeschlossen ist, dass der linke Hörer ans Instrument stößt und Nebengeräusche verursacht.

Abgesehen davon braucht man Klick-erfahrene Spieler, die einzuschätzen wissen, welche Info sie jetzt noch vom Dirigenten holen und welche Info vom Klick. Der Dirigent verliert ja dabei die Hoheit über das Timing.
 
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Hallo,
danke sehr für deine Antwort.
Meinst du mit "Klick" tatsächlich den Metronomklick, oder ist das ein "Catch-All" für den schon vorhandenen Backing-Track, bestehend aus Drums, Bass, Gitarren, (Guide)-Vocals?

Zum Beispiel: Wenn ich Homerecording für mich selbst machen, spiele ich z.B. die Drums zum Click ein. Den Bass dann (meist) aber nur zum Drumset über Kopfhörer, die Gitarren dann zu Drums und Bass, und die Vocals dann zum "Playback".
(Häufig mache ich mir eine Art "Regie-Spur" zusätzlich zum Click, wo ich Ansagen mache, etwa "Prechorus, 1,2,3,4", oder ähnliches, damit ich bei den Drums, bei Bass oder Gitarren und auch Gesang besser weiß, wo ich im Stück bin. Oder ähnliches. Quasi, als Ersatz für den "Dirigenten" oder "Band-Leader", der die Einsätze gibt.)

Ich wusste nicht, dass beim Overdub eines ganzen Orchesters jeder Musiker seinen Kopfhörer bekommt - das können ja schon mal so 10 bis 20 Kopfhörer sein. Und auch jeder Musiker noch einen Metronom-Klick ins Ohr bekommt - zusätzlich oder anstelle (???) des Playbacks?

Danke für die Infos und deine ausführliche Antwort.

Grüße
 
Naja, wenn wir in der Band bestimmte Songs mit Klick spielen, dann hat auch nicht nur der Drummer den Klick auf den InEars, sondern auch der Rest der Truppe.Der Klick gibt einfach zusätzliche Orientierung.
 
Meinst du mit "Klick" tatsächlich den Metronomklick, oder ist das ein "Catch-All" für den schon vorhandenen Backing-Track, bestehend aus Drums, Bass, Gitarren, (Guide)-Vocals?
Was mit "Catch-All" gemeint ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Bei den Klickspuren, zu denen ich spielte, waren auch nie Git./Bass/Drums aufgenommen, sondern die wurden live gespielt. Die Backings bestanden eher aus Chören, Streichern, Synth-Sounds, Ethno-Sounds, Effektklängen oder einer Erzählerstimmen (typische "Prolog"-Situationen im Musiktheater). Oder aber der Klick diente zur genauen Synchronisation mit einem Film, der live gezeigt wurde, dann gab es gar keine Backings. Das Szenario an das du denkst, ist vermutlich ein anderes als meins.

Bei den mir bekannten Produktionen war der Klick meist der Klang eines Metronoms oder eines Rim-Clicks auf einer Snare Drum oder eine Cowbell oder auch unterschiedlich hohe Claves-Sounds. Die waren meist in einer eigenen Sequenzerspur programmiert, sodass z.B. der Einzähler für ein Stück in Viertelnoten klickte, während des Songs aber nur Halbe Noten liefen. Je nach Taktart und Tempo. Manchmal war der Einzähler auch in Worten "One-two-three-four" aufgenommen. Drummer mögen es hin und wieder, wenn der Klick nur auf den Off-Beats kommt, denn auf den Beats spielen sie selbst und übertönen damit bei lauten (Rock-)Nummern den Klick und hören ihn erst, wenn sie daneben liegen - da ist es besser, der Klick liegt gleich auf den Off-Beats.

Ich habe Klickspuren mit individueller Tonhöhe für Schlag 1 immer als hilfreicher und professioneller empfunden als welche mit immer gleichen Tonhöhen für alle Schläge. Einfach deswegen, weil man im Fehlerfall schneller korrigieren kann. Bei 7/8 in hohem Tempo liegt man schonmal daneben wenn man nicht höllisch aufpasst, und dann ist der Klick wenig hilfreich, wenn er aus 7 gleichen Schlägen besteht (und nervig noch dazu). Da macht ein Klick im Achtelmuster 3-2-2 mit höherer Tonhöhe auf Schlag 1 mehr Sinn.


Zum Beispiel: Wenn ich Homerecording für mich selbst machen, spiele ich z.B. die Drums zum Click ein. Den Bass dann (meist) aber nur zum Drumset über Kopfhörer, die Gitarren dann zu Drums und Bass, und die Vocals dann zum "Playback".
(Häufig mache ich mir eine Art "Regie-Spur" zusätzlich zum Click, wo ich Ansagen mache, etwa "Prechorus, 1,2,3,4", oder ähnliches, damit ich bei den Drums, bei Bass oder Gitarren und auch Gesang besser weiß, wo ich im Stück bin. Oder ähnliches. Quasi, als Ersatz für den "Dirigenten" oder "Band-Leader", der die Einsätze gibt.)
Das würde ich als eine Guide-Spur bezeichnen oder eine Musical-Director(="MD")-Spur. Ja, das gibt es bei einigen Bands die mit festen Abläufen arbeiten. Ich habe mit solchen MD-Spuren noch nichts zu tun gehabt. Bei Worship-Live-Bands kommen solche Ansagen live vom echten Musical Director, der dann ggf. Playbacks mit Klick startet und das ankündigt, damit die Band aus dem Spiel ohne Metrum organisch zum Spiel mit Metrum übergeht. Spannende Sache, es gibt gute YT-Videos aus dem Worship-Bereich dazu, wo die MD-Ansagen und die Interaktion mit einem Klick zu beobachten sind, z.b. auf YT unter "Potter's House Band Pit".

Bei einem echten Orchester machen solche Ansagen wenig Sinn, denn dafür hat man ja einen Dirigenten.

Ich wusste nicht, dass beim Overdub eines ganzen Orchesters jeder Musiker seinen Kopfhörer bekommt - das können ja schon mal so 10 bis 20 Kopfhörer sein. Und auch jeder Musiker noch einen Metronom-Klick ins Ohr bekommt - zusätzlich oder anstelle (???) des Playbacks?
Das können schnell 60-70 Kopfhörer sein, wenn man ein volles Orchester (mal abgesehen davon, dass es "die eine" Orchestergröße nicht gibt) versorgen will. Und in welchem Lautstärkeverhältnis Klick und Backings auf den Kopfhörern liegen, ist nicht leicht zu beantworten. Je nach konkreter Situation können alle möglichen Mixe sinnvoll sein.
 
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Hallo,

danke für die Erklärungen.
"Catch-All" ist eine Art "Sammelbezeichnung" - ich vermutete oder fragte, ob du mit "Klick" evtl. auch eine Rhythmus-Spur (Schlagzeug, Bass, Gitarre - also eine Playback) meinst, nach dem sich das Orchester im Timing richtet. Aber es scheint deiner Erklärungen nach üblich zu sein, zusätzlich (oder nur) einen Klick (Metronom, Cowbell, ...) zu verwenden, die in der fertigen Mischung dann natürlich nicht mehr zu hören sein sollen.

Den Klick-Sound etwa für die Eins zu verändern oder zu betonen, dass man immer die Eins findet (oder auch noch mehr Zählzeiten zu akzentuieren), mache ich ja auch.

Meine Herangehensweise, wenn ich im Homerecording alles selber Instrument für Instrument aufnehme, ist natürlich nicht mit einer Gruppen- oder Orchester-Aufnahme vergleichbar. Letztlich im Grunde aber auch nicht so verschieden - jeder Musiker bekommt Playback und Klick auf seinen Kopfhörer.
Grüße
 

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