Wiederbelebung einer Ungeliebten - Talman Acoustic

camus
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hey leude,
hier ein kurzer bericht über einen versuch, eine menge geld zu sparen.

DSC_0001.JPG


als ich 2011 nach ein paar jahren pause an der gitarre wieder in ein bandprojekt eingestiegen bin, brauchte ich eine gitarre, um zu hause üben zu können. ich hatte damals nur eine elektrische, ebenfalls eine ibanez talman. auf der suche stieß ich dann auf diese hier:

55.png

sie gefiel mir, vor allem weil sie die akustische schwester meiner talman electric war. ich hatte dieses modell vorher nie gesehen und der verkäufer murmelte was von limited edition. ausserdem war sie mit 269 euro wahrlich erschwinglich, und meine bedürfnisse wurden auch erfüllt, nachdem ich die stegeinlage um bestimmt anderthalb millimeter runtergeschliffen habe.
wie es dann meistens so ist, wenn man sich einer sache intensiv widmet, macht man eben seine erfahrungen. man spielt auch andere gitarren, kauft sich andere gitarren und bildet präferenzen heraus. ich entwickelte eine vorliebe für satinierte hälse und für generell eher klassisches design, auch wie eine gitarre klingen kann und sollte, blieb mir nicht verborgen. so verblasste meine begeisterung für die schlumpfblaue nach und nach, und sie fristete ihr dasein am haken an der wand. ich nahm sie nur noch zur hand, wenn ich das spiel jenseits des 15. bundes übte, denn in dieser disziplin ist sie eigentlich schwer zu schlagen.
dann befiel mich vor einigen wochen mal wieder ein schrecklicher anfall von gas: ich klimperte auf einer martin omc all mahogany. verdammt! will ich! brauch ich! kauf ich! aber zweitausend taler hab ich grad nicht....
ich tauchte in die tiefen des netzes und sammelte alle infos zu verfügbaren gitarren bezüglich triple-o, om, grand auditorium, mit cutaway aus voll-mahagoni. hier in meiner stadt gibt's diesbezüglich grad nicht viel, und letztendlich siegte die vernunft. ich beschloss, nicht einfach irgendwas im netz zu bestellen, was ich nicht vorher antesten kann. so nahm ich mir also meine alte talman vor. vielleicht würde sie besser klingen, wenn sie eine offenporige oberfläche hat und wenn der hals ein mattes finish bekäme, würde er eventuell nicht mehr so 'klebrig' sein.
ich war erst ein bisschen gehemmt, ob ich alles richtig machen könne, dachte dann aber: versuch macht kluch.... also schleifpapier hatte ich noch in verschiedenen körnungen da und ich entschied mich, mit 100er zu beginnen. ich fing am rücken an und es dauerte lange, bis das holz zum vorschein kam. ich stellte fest, dass die "rohfassung" ebenfalls das weiße binding aufwies, welches lediglich abgeklebt wurde. die klarlackschicht war also extrem dick. aber es funktionerte.

DSC_0005.JPG


dann kam es mir sinnvoll vor, die ecken und kanten zu bearbeiten, und das ging wider erwarten ziemlich gut. aber erstmal das schlagbrett runter. mit dem fingernagel unter eine ecke drunter und mal testen, schwupps war es auch schon zur hälfte gelöst. es wurde mit einer doppelseitig klebenden folie befestigt anstatt mit flüssigklebstoff. ein bisschen glück braucht jeder mal, jedenfalls war das schlagbrett (1,85 mm dick übrigens) ruckzuck runter. dann also das schleifpapier um einen kleinen holzblock gewickelt und ab dafür. am halsansatz und an der hals-decken-verbindung ging der lack gut und relativ schnell runter, lediglich um die brücke herum blieb noch ein feiner blauer streifen zu sehen, den ich unter größtmöglicher vorsicht mit einem skalpell wegkratzte. das ergebnis ist recht akzeptabel:

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die zargen haben in den konkaven abschnitten noch ein bisschen arbeit gemacht, da ich dort nicht so richtig druck auf das schleifpapier bekam. dafür ging es am hals und am kopf um so schneller. nachdem dann der lack nach rund acht stunden arbeitszeit komplett runter war, hab ich alles nochmal mit 220er körnung nachgeschliffen, schön in faserrichtung. es fühlte sich alles genau im richtigen maß glatt an. glücklicherweise hat auch die schalllochrosette nicht gelitten:

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zu allerletzt habe ich den hals und das komplette binding mit 800er körnung nachbearbeitet. danach wurde der restliche schleifstaub mit einem feuchten mikrofasertuch entfernt und ich habe die gesamte gitarre einfach mit dunlop lemonoil eingeölt. steinigt mich! was anderes war nicht da, ausser speiseöl, das war mir nix. leider ist dieser resultierende schöne mattglanz schon wieder etwas verflogen, wenn da noch jemand einen tipp hat......

DSC_0006.JPG


ich habe ihr dann noch frische mechaniken und frische bridgepins spendiert und martin silk & steel aufgezogen.
fertig.

die haptik des halses ist wirklich toll. glattes, blankes mahagoni.
der klang ist jetzt frisch und offen, sustainreich ohne ende und mit zart vibrierenden obertönen verziert. hätt ich nicht gedacht. lediglich im bassbereich stellt sie mich nicht ganz zufrieden, ist bei ihrem schmalen und kleinen korpus aber auch nicht verwunderlich.
die zehn investierten stunden haben mir viel spaß und freude bereitet und ich spiele jetzt seit einer woche ausschließlich auf meiner wiederbelebten, lange ungeliebten talman tcy20103, ehemals mint blue, schlumpfinchen.

nur eines hat nicht geklappt: der versuch, eine menge geld zu sparen. ich kratze gerade die zweitausend taler für eine martin zusammen...

danke für's lesen,
gruß camus
 
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Sorry, wenn ich das hier so deutlich schreibe, aber das ist doch alles Quatsch, was du hier schreibst. Das Bild von der blauen Gitarre, das du im Bilderthread verlinkt hast, kommt aus einer ebay-Auktion, und das in dem Thread hier kommt von Amazon. Ich kann einfach kaum glauben, dass man durch reines Schleifen einen fette blaue Lackschicht so runter kriegt. Und nach einem 220er-Schliff und Lemonoil sieht eine Decke nicht so aus wie in deinen Bildern, schon gar nicht rund um den Steg, wo du ja angeblich mit dem Skalpell nachgearbeitet hast.

Und was ist mit der Trussrodabdeckung passiert? Kurz mal noch schwarz gebeizt?

Wenn du uns ein paar Bilder vom Zwischenstatus schickst, wo die Gitarre also halb abgeschliffen ist, nehme ich alles zurück und entschuldige mich in aller Form, aber bis dahin glaube ich, dass du uns hier einfach irgendwie verarschen willst, aus welchem Grund auch immer.:gruebel:
 
hallo toni12345,
du hast recht mit folgendem: das foto der blauen aus dem "zeigt her" - bilderthread ist aus dem netz und das foto der blauen aus diesem thread ist ein promofoto, ebenfalls aus dem netz. ich habe nämlich meine talman nie explizit fotografiert, als sie noch blau war.
da ich aber den vorher/nachher-prozess skizzieren wollte, blieb mir da gar nichts anderes übrig.
dass du mich aber der lüge bezichtigts und mich als blender darstellst, macht mich echt baff.
also meines wissens gab es die talman nie unlackiert. es ist ja jetzt fast halbeins, viele beweise kann ich dir jetzt nicht geben ausser:

Screenshot_20210614-001712.png

Screenshot_20210614-001555.png


die talman steht eindeutig in meiner wohnung.

hier mein kater memmet, einmal vor dem plattenregal, einmal mit füsse hoch, im hintergrund die noch blaue talman:

20170628_183611.jpg
20170702_181038.jpg


dann hast du hier den lieferschein vom meinl-shop, 4.6.21, er führt viele ersatzteile für ibanez gitarren. der trussrod-cover ist aufgeführt, ebenso die bridge pins und die mechaniken:

DSC_0008.JPG


und noch ein foto von der rückseite des kopfes, jetzt bin ich ja froh, dass ich neue löcher bohren musste. in den alten sieht man noch den blauen schleifstaub:

DSC_0009.JPG


fotos von den zwischenstufen habe ich nun mal nicht gemacht. und nur weil du dir das ergebnis nicht vorstellen kannst, bin ich ein lügner? warum sollte man eine lackschicht nicht abschleifen können? was ist denn das für ein quatsch?
nimm schleifpapier und schleife irgendwas. der schleifstaub bleibt am papier kleben und verstopft die körnung. ausserdem nutzt sich schleifpapier schnell ab und wird dadurch feiner. der schleifstaub wird in die poren "eingearbeitet".
ach, was rechtfertige ich mich hier. ich erwarte von dir, das du deine anschuldigung zurücknimmst und dich entschuldigst.
grußlos, camus
p.s. ne stunde schlaf schuldest du mir außerdem.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

hier hast du noch einen nachschlag:

DSC_0010.JPG
 
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und noch was. schau dir das inlay am 12. bund an. gab es nur auf der schlumpfblauen, auf keiner anderen. es sei denn, diese ltd. edition gab es auch in grün oder rot oder was weiß ich.... aber nur auf der tcy20103 mit dem großen schlagbrett.
brauchst du mehr?
 
Cooles Projekt! Ja, so gefällt sie mir schon deutlich besser! Und anhand der Bilder oben sieht man auch, dass die wirklich abgeschliffen wurde.
DAS Öl zur Behandlung wäre gekochtes Leinsamenöl ("Boiled Linseed Oil" alias Leinölfirnis). Funktioniert sehr gut, dauert aber eine gute Weile, bis es wirklich durchgehärtet ist und man braucht ein paar Schichten. So 3-5 hauchdünne Schichten mit je einem Tag Abstand aufgetragen wären ganz gut - und dann dauert es rund einen Monat, bis es nicht nur staubfest ist, sondern wirklich ausgehärtet.
 
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Hallo @camus!
Ich finde es auch cool, dass Du Dein häßliches Schlumpfinchen entlackt hast - auch wenn man das etwas professioneller machen könnte. Mich erinnert das an John Lennon, der seine Casino abschleifen ließ. ;-) Was mich erstaunt ist die Tatsache, dass das Holz ziemlich gut aussieht - was man bei einer Gitarre dieser Preisklasse, die deckend lackiert war, so nicht vermuten würde. Ich hätte erwartet, dass hier weniger schön gemasertes Holz verwendet würde.

So ist aus einer wirklich potthäßlichen Gitarre eine weniger häßliche Gitarre geworden - wobei es natürlich Geschmackssache ist, ob einem die Talman-Form (vor allem bei einer akustischen Gitarre) gefällt oder nicht. Meins wär's nicht - aber erlaubt ist, was gefällt und auch diese Gitarren finden ihre Liebhaber.

Aber das wichtigste ist, dass sie Dir gefällt und Du gerne darauf spielst! :great:
Erlaube mir bitte noch eine Anmerkung: Zwischen der Talman und einer Martin ist extrem viel Luft - auch was Alternativen angeht. :opa:

LG, Anderl
 
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ich erwarte von dir, das du deine anschuldigung zurücknimmst und dich entschuldigst.
grußlos, camus
p.s. ne stunde schlaf schuldest du mir außerdem.

Ich kann mir gut vorstellen dass einem eine so unverschämte Unterstellung den Schlaf raubt - durchaus mehr als nur eine Stunde.

Das von jemandem der hier den Titel "HFU" trägt.

DAS Öl zur Behandlung wäre gekochtes Leinsamenöl ("Boiled Linseed Oil" alias Leinölfirnis). Funktioniert sehr gut, dauert aber eine gute Weile, bis es wirklich durchgehärtet ist und man braucht ein paar Schichten. So 3-5 hauchdünne Schichten mit je einem Tag Abstand aufgetragen wären ganz gut - und dann dauert es rund einen Monat, bis es nicht nur staubfest ist, sondern wirklich ausgehärtet.

Leinölfirnis hätte auch ich empfohlen, nur meine ich dass es bei richtiger Anwendung nur zwei Schichten für ein gutes Resultat braucht.

Dann dauert es auch nicht lange bis es ausgehärtet ist.

Ich möchte allerdings anmerken dass durch das "Lemon-Oil" die Aufnahme des Leinöls extrem erschwert wird. Das hätte man niemals auftragen dürfen.
 
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ach, was rechtfertige ich mich hier. ich erwarte von dir, das du deine anschuldigung zurücknimmst und dich entschuldigst.
OK, mache ich hiermit, tut mir ehrlich leid. :oops::oops::oops: Ich hätte nicht gedacht, dass man den dicken blauen Lack so gut runterbekommt, ohne ihn irgendwie vorher anzulösen, gerade um den Steg rum etc. Dann hier mein Kompliment für die saubere und mühevolle Arbeit.
 
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@toni12345
ja danke, die entschuldigung ist angenommen.
gruß camus
 
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schon gar nicht rund um den Steg
Toni, das sieht man übrigens auch ganz gut an dem Detailfoto des Stegs, da wurde gekratzt und evtl. auch quer zur Maserung geschliffen. (Auf jeden Fall ordentlich gemacht!)
 
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:ROFLMAO: das Schlagbrett ist ja das hässlichste Ding, was ich seit der Späthippiezeit gesehen habe. Würde die Gitarre natürlich "einmalig" machen, wenn du's wieder draufmachst. :evil:

Gratuliere, die Talman hat sich eindeutig "rausgemacht".

Wenn der Mattglanz wieder weg ist, ist das Öl einfach eingezogen. Ich würds trotz der Anmerkung von @Bassturmator mal mit einer Leinöl-Nachbehandlung probieren, vielleicht erstmal nur sehr sparsam auftragen. Zeit hast du ja - die Klampfe läuft ja nicht weg.
 
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