Das gröĂte stimmliche Problem vom Ergebnis her- ich bin kein GesangspĂ€dagoge oder so also ich kann nicht sagen was man da machen kann- ist eine leichte Mattheit also so als wĂ€re die Stimme heiser. Das habe ich auch und liegt sicherlich oft an weniger Ăbung. Man merkt auch dass ein bisschen die Handbremse drin ist hier und da aber das muss wahrscheinlich sein bzw. ist klug wenn man beim lauteren Singen fehleranfĂ€lliger wird. So wirkt die Höhe auf jeden Fall nicht lĂ€cherlich was sie bei dem StĂŒck durchaus tun kann und ist auch ganz gut angebunden also fĂ€llt von der Klangfarbe her nicht raus.
Du hast das nach meinem Ermessen ziemlich gut getroffen. Alle Achtung! Mein Technik ist und war bei weitem nicht perfekt. Als ich die Aufnahme damals mit meinem Kollegen und Pianisten gemacht hatte, hatten wir uns einen Saal gemietet fĂŒr einen Tag. Das hat hunderte von Euro gekostet. Wir hatten also Zeitdruck und genau diesen Tag Zeit fĂŒr Technik und Aufnahme. Als dieses Lied aufgenommen wurde, waren schon ein paar Stunden vergangen und ich kann mir erinnern schon ganz schön erschöpft gewesen zu sein.
Die Mattheit rĂŒhrt sicher daher und auch von diversen UnzulĂ€nglichkeiten meiner Stimmtechnik. Ich hatte ja schon erwĂ€hnt, dass bei psychischen Druck nach gewisser Zeit eine halbe Oktave nach unten fehlen kann - derweil ich in Höchstform schon mal auf 2 1/2 Oktaven bei voller Stimme gekommen bin, allerdings nur unter "Laborbedingenen", also wĂ€hrend des Unterrichts etc und nicht unbedingt reproduzierbar. Und genau das sind die Dinge, die immer frustrieren, dass man nicht vollstĂ€ndig Herr seiner selbst ist, sondern von Emotionen und Ă€uĂeren Faktoren abhĂ€ngig. Ein richtig guter Profi verfĂŒgt im Bedarfsfall auf einen groĂteil seines Potentials und ist weniger von Stimmungen und AnimositĂ€ten abhĂ€ngig. Wenn man diesen Punkt ĂŒberschritten hat, dann hat man es sozusagen geschafft. Genau dahin bin ich nie gekommen - glaube ich zumindest.
Das mit der hohen Kehlkopfstelleung bzw. einem nĂ€her an der Sprache liegenden Klang kann damit zusammenhĂ€ngen, dass ich Zeit meiner Lebens mit Lehrern und Lehrerinnen zu tun hatte, die aus der Schule des funktionalen Stimmtrainings stammen (Eugen Rabine etc.) Diese haben als PrioritĂ€t, die Stimme weniger zu "verbiegen", sondern nach Möglichkeit auf das natĂŒrliche Potiential aufzubauen. SĂ€nger aus der Schule klingen nach meiner Erfahrung natĂŒrlicher und weniger "opernmĂ€Ăig" Ich weiĂ nicht, wie ich es sonst ausdrĂŒcken kann. Ich muĂ aus sagen, ich hatte mal einen Lehrer, der nicht aus dieser Schule kam und kam damit ĂŒberhaupt nicht klar, weil der Ansatz völlig anders war.
Intonation war, wenn ich das sagen darf, immer schon eine meiner StĂ€rken. Ich kann daher nicht besonders gut in Chören singen, weil es mich psychisch fertig macht wenn neben mir Leute den Ton nicht treffen oder bei einen A-Capella StĂŒck der Chor einen halben Ton singt oder steigt. In unserem Solo - Ensemble sind daher damals schon Spannungen entstanden, weil unsere AnsprĂŒche diesbezĂŒglich wohl unterschiedlich waren. Meiner Meinung nach hat die tonale PrĂ€zision in so einem Ensemble höchste PrioriĂ€t, wenn das nicht passt, fehlt die entscheidende Grundlage.
Ich finde, dass Du die entscheidenden Punkte ziemlich gut getroffen hast, denn das deckt sich mit den Erinnerungen wie ich mich damals gefĂŒhlt hatte ziemlich genau. DafĂŒr möchte ich Dir meine Anerkennung aussprechen. Du scheinst hier eine besonders gute Antenne zu haben. Das habe ich sonst selben erlebt. Du hĂ€ttest Gesangslehrer werden sollen.