Verzierungen und alternative Stimmungen - Werkzeug zum Improvisieren

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Es macht sicherlich Sinn, parallel zu unserem Improvisationswettbewerb (https://www.musiker-board.de/vb/gui...r-ist-ne-melodie-macht-draus.html#post4183873) einen kleinen workshop für die Einsteiger unter Euch zum Thema "alternative Stimmungen und Verzierungen" zu eröffnen.

Vorweg: Dieses Thema ist äußerst komplex, wenn man versucht, es komplett abzudecken. Ich glaube auch nicht, dass mir das gelingen würde.

Ich sehe diesen Workshop daher in erster Linie als Werkzeug, Euch die Möglichkeiten näherzubringen, die Euch Verzierungen und altered tunings im Fingerstyle eröffnen.

Die Aufgabe im Wettbewerb ist ja, eine simple Melodie so zu bearbeiten, dass sie Eure Handschrift bekommt.

Dieses Bearbeiten kann man auf die unterschiedlichste Weise angehen. Die einfachste Variante ist das Einbauen von Verzierungen. Diese lassen sich abhängig von der Stimmung der Gitarre einsetzen.


Dieser Workshop hat also 2 Schwerpunkte:

1) Verzierungen oder "ornamentation"
Hier werden hammer-ons, pull-offs, slides, bends, rolls und ähnliche im Fingerstyle übliche Spieltechniken behandelt werden.

Einige dieser Techniken, z.B. drone-Bässe, erforden allerdings das Umstimmen der Gitarre auf eine

2) alternative Stimmung wie z.B. Dropped-D, open-G oder DADGAD. Das ist nicht weiter schlimm, nachdem man sich zum ersten Mal getraut hat, das vertraute "Ein Anfänger Der Gitarre Hat Eifer" zu verlassen und die eine oder andere Saite herunter(!)zustimmen.

Wir werden das Ganze hier mit mp3-clips und tab-Notierungen unterstützen, damit ihr Euch besser zurecht findet.

Von Noten möchte ich persönlich Abstand halten, und zwar aus folgenden Gründen:

Noten sind klasse für Instrumente, bei denen ein Ton auf dem Instrument einer Note zugeordnet werden kann und diese Zuordnung unveränderlich ist. Beides ist bei der Gitarre aber nicht der Fall. Ein g'' taucht auf mehreren Stellen des Griffbrettes auf. Und wenn ich meine Gitarre umstimme, sind einige dieser g'' plötzlich nicht mehr da, wo sie vorher waren.

Gerade für uns Anfänger ist das ein ziemlich fettes Hindernis., was ich hier gern vermeiden möchte.

Wer aber von Eurer Seite Notationen beisteuern will, ist natürlich herzlich willkommen!


Also, los geht's:

Wir fangen mit den drei wichtigsten Verzierungen an

1) hammer on klick

Beim hammer on wird der erste Ton angeschlagen. Der darauf folgende Ton entsteht dadurch, dass ein Finger der Greifhand mit einer leichten etwas schnelleren Druckbewegung im gewünschten Bund auf die Saite "hämmert"

2) pull off klick

Beim pull off wird ebenfalls der erste Ton angeschlagen. Der darauf folgende Ton entsteht dadurch, dass der Finger der Greifhand nach unten weggezogen wird, so dass er die Saite streift.
Wichtig! Es reicht selten, den Finger nur von der Saite zu nehmen, da hier die Saite kaum zum Schwingen gebracht wird. Vor allem Besitzer guter Gitarren dürfen sich hier freuen. Ein pull off auf einer gut gemachten Gitarre ist um Einiges effektiver.

3) slide klick
Der slide ist recht einfach. Der erste Ton wird angeschlagen. Ohne einen weiteren Anschlag wird der entsprechende Finger der Greifhand um die gewünschte Anzahl der Bünde verschoben.


Was soll das nun eigentlich? Warum machen solche Verzierungen Sinn? Warum spielt man nicht einfach Note für Note?

Ich hab mal versucht, den Unterschied zwischen einer note-by-note Variante und einer verzierten Variante darzustellen. Vielleicht hört ihr ja den Unterschied: klick

Im 2. Teil sind hammer ons, pull offs und slides eingebaut. Das Ganze ist deutlich lebhafter, hat mehr Gefühl, mehr Charakter.

Wenn es einem gelingt, im Rahmen einer Interpretation die Töne einer Melodie mit den passenden Elementen zu verknüpfen und dabei nicht zu übertreiben, ist man der eigenen Interpretation schon deutlich näher gerückt.


Wichtig! Alle diese Verzierungen basieren darauf, das ein Finger der Greifhand arbeiten muss. Vor allem beim hammer on und pull off verlässt der Finger die Saite oder umgekehrt. Tut Euch den Gefallen und achtet darauf, dass die Finger Eurer Greifhand sich nicht zu weit von den Saiten entfernen. Je größer der Abstand, umso langsamer werdet ihr und umso mehr Kraft kostet die Bewegung. Außerdem sieht es cooler aus, wenn der Anschein entsteht, dass ihr Eure Finger nur wenig bewegt.
 
Eigenschaft
 
Was wir bisher völlig ignoriert haben, ist die Zupfbewegung der Finger der Schlag(Zupf)hand, wenn es um das Spielen einer Melodie geht.

Der effektivste Weg für Anfänger ist der Apoyando-Wechselschlag mit Zeige- und Mittelfinger in Kombination mit dem Daumen, der sich um begleitende Bässe kümmert.
Beide Finger arbeiten - mehr oder weniger - in permanentem Wechsel zueinander. Ein Finger zupft eine Saite und ruht sich kurz an der darüberliegenden Saite aus, während der andere Finger seinen job macht.

(Früher war es übrigens verpönt, diesen permanenten Wechsel zu unterbrechen. Wie das heute im klassischen Bereich gesehen wird, weiss ich nicht. Für Fingerstyle ist dieser Megapurismus aber nicht relevant.)

Klingt kompliziert? Schaut mal hier rein: http://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Der_klassische_Wechselschlag http://www.youtube.com/watch?v=nYYXEROu4uc

Versucht einfach mal Folgendes: Greift Euren Lieblingsgriff und probiert diesen Wechselschlag mal auf der H-, mal auf der E-Saite (Standardstimmung). Dazwischen lasst Euren Daumen mal einen passenden Bass anschlagen. Wenn das klappt, wechselt mal den Griff.

Denjenigen von Euch, die den Wechselschlag bereits verwenden, aber hierzu nicht wirklich eine Alternative haben, empfehle ich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Daumen der Zupfhand. Der Daumen ist verdammt schnell und kann vor allem auf den Saiten 6 bis 4 (also EAD in Standardstimmung) eine Zupffrequenz erzielen, die es den anderen Fingern ermöglicht, sich im Saitenbereich 1 bis 3 auszutoben.

Ds macht vor allem dann Sinn, wenn Melodien auf den tieferen Saiten gespielt werden, während die Diskantsaiten nur unterstützend klingen.
 
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