Symphonic/Operatic Metal - Gesangstechnik? (weiblich)

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Hallo :)

Mir hat sich neulich (zum zigsten Mal) die Frage gestellt, wo genau man jetzt eigentlich Symphonic/Operatic Metal technisch einordnen soll, besonders im Bezug auf weibliche Stimmen.

Zugegeben, außer Tarja, Sharon und Simone habe ich niemanden auf dem Schirm. Im vergleich zu anderer Populärmusik (ja, sorry, auch Metal ist populär :p) klingt es natürlich relativ "klassisch". Als jemand, der früher ein paar Jahre klassischen GU hatte, fallen mir aber viele Dinge auf, die im Vergleich zum "richtigen" klassischen Gesang deutlich anders sind, bzw. dort vielleicht sogar als fehlerhaft angesehen würden.

Nun ist die große Frage: Liegt das dann an unzureichender Technik der genannten Sängerinnen oder an anderer Technik? Denn so oder so, ich glaube es ist unbestritten, dass man in diesem Metier völlig ohne Technik einfach keinen Meter weit kommt. Contemporary habe ich bis jetzt nur auf eigene Faust ohne Anleitung gesungen, daher weiß ich nicht, was es vielleicht noch für andere Stilmittel und Werkzeuge in anderen Bereichen gibt.

Was mir aufgefallen ist:
Besonders bei Sharon hinken die Live-Auftritte den Alben deutlich hinterher. Ja, sie turnt viel auf der Bühne rum. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass bestimmte Passagen für sie live einfach nicht reproduzierbar sind. Die Kopfstimme klingt teilweise sehr dünn, nicht wirklich brilliant (auch wenn das Mic laut genug ist) und andere Stellen, die sie auf dem Album in Chest oder mixed Voice singt, lässt sie live entweder aus oder singt sie mit Kopfstimme. Über die Jahre hinweg sind die Songs von der Lage her auch immer tiefer geworden - ich denke, das sagt auch einiges. Ich finde ihre Stimme an sich der Hammer, die Frage ist nur, ob das so durchhaltbar und live-reproduzierbar ist. Besonders, da es ja immer hieß, sie habe nie GU gehabt. Möglich, dass sich das nach dem jahrelangen Touren und Extremsthöhen-Singen nun rächt? Ich finde ihre Stimme extrem gut, allerdings auch, dass es sich manchmal irgendwie extrem überlüftet und ungesund anhört.




Bei Tarja (End of an Era) wirken manche Stellen zu breit und "gejallert", irgendwie zu dick. Was mir auch aufgefallen ist, ist dass sie das Mic teilweise wirklich direkt an den Lippen hat. Aber ist es nicht so, dass bei guter (klassischer) Stimme der Klang so scheppert, dass man deutlich Abstand zum Mic halten muss? Allerdings habe ich dann eine neuere Aufnahme gefunden, die mir deutlich besser gefällt. Medienberichten zufolge hat sie auch weiterhin mit GLs an ihrer Stimme gearbeitet:

End of an Era (2005)


Wacken (2010)


Übrigens (grad gefunden):
Rein technisch finde ich dieses Cover besser, als die hier geposteten Versionen von Tarja. Gut, es ist von der Phrasierung her sicher etwas eintöniger und natürlich nicht live. Aber trotzdem extrem gut wie ich finde.

http://www.youtube.com/watch?v=SPykXUPAlTs


Epica kenne ich nicht so gut, allerdings habe ich dort auch oft das Gefühl, dass Simone die Stimme teilweise zu weit hinten im Mund/Rachen sitzen hat:

http://www.youtube.com/watch?v=Dys1_TuUmI4&feature=autoplay&list=PL2066972FA1494CB5&playnext=4


Es geht mir nicht darum, hier irgendwas oder irgendwen schlechtzureden. Oder zu behaupten ich könnte es besser (ehem... NICHT!). Ich frage mich nur wie und womit man im Bereich Symphonic/Operatic Metal über lange Zeit hinweg und auch bei Live-Auftritten die Stimme tragfähig und gesund erhalten kann und in wiefern die oben genannten/gezeigten Beispiele gut oder eher nicht so gut sind. :)
 
Eigenschaft
 
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Tja, da sieht man mal wieder, wie verschieden die Geschmäcker und Wahrnehmungen sind.... ich finde Sharons Performance extrem gut und bei Tarja merkt man zumindest in Wacken, daß sie da keine Lust mehr auf Nightwish hatte - auf mich wirkt der Gesang routiniert und leblos im Vergleich zu Sharon.
Das Cover von "Sleeping sun" ist sehr klassisch gesungen, das Mädel behält auch bei allen Vokalen eine ovale Mundstellung bei, singt mit großer hinterer Weite und dunkelt ab. Schönes Mezzo-Timbre !
Aber sie hat es natürlich um einiges leichter. Die anderen stehen auf großen Bühnen, hören sich nur über die Monitore, das kann man unmöglich mit einer Theaterbühne oder einem Konzertsaal vergleichen, wo eine klassische Sängerin normalerweise steht.

Und deine Frage, wie und womit man im Bereich Symphonic/Opera Metal die Stimme tragfähig und gesund erhalten kann, läßt sich nicht beantworten, finde ich. Stimmprobleme können jeden treffen, auch gute Opernsänger sind doch davor nicht gefeit. Die Mädels sind auch noch jung, man müsste zehn, fünfzehn Jahre abwarten.
Zu diesem Thema fällt mir aber Nina Hagen ein ! Hätte es in ihren jungen Jahren bereits Symphonic Metal gegeben, dann wäre sie sicher eine Ikone des Genres geworden. Heute könnte sie das vermutlich nicht mehr singen. Ihre Stimme ist ziemlich tief geworden... aber sie singt immer noch, und zwar wahnsinnig toll.
 
Wie gesagt, um "toll finden" oder nicht ging es mir gar nicht - ich finde nur, dass Sharon sich teilweise extrem angestrengt anhört, also teilweise hart an der Grenze.

Nun gut, dann ist eine weitere Frage: bekommt man so ein Stimmbild
1. aufgrund von Technik? oder
2. aufgrund von Talent/Anlage (trotz nicht vorhandener Technik)?

Nina Hagen würde ich jetzt auch als Stimmwunder bezeichnen. Allerdings bin ich mir bei ihr nicht ganz sicher, ob diese enorme Lagenverschiebung altersbedingt ist, oder ob sie sich nicht doch irgendwie mal die Stimme zu sehr angezerrt hat. Denn sie klingt manchmal schon extrem kaputt. Kann natürlich gut sein, dass das Absicht ist. Das kann ich aber nicht beurteilen.
 
Wie gesagt, um "toll finden" oder nicht ging es mir gar nicht - ich finde nur, dass Sharon sich teilweise extrem angestrengt anhört, also teilweise hart an der Grenze.

Komisch.... finde ich überhaupt nicht.... jedenfalls kann ich das aufgrund dieser Aufnahme nicht finden.
Mal schauen, was die andern sagen...

Nina Hagen würde ich jetzt auch als Stimmwunder bezeichnen. Allerdings bin ich mir bei ihr nicht ganz sicher, ob diese enorme Lagenverschiebung altersbedingt ist, oder ob sie sich nicht doch irgendwie mal die Stimme zu sehr angezerrt hat. Denn sie klingt manchmal schon extrem kaputt. Kann natürlich gut sein, dass das Absicht ist. Das kann ich aber nicht beurteilen.

Nee, das ist keine Absicht, ich bin sicher, die hat jetzt so eine Stimme. Sie hat sich ja auch nie geschont ;) Aber es passt zu ihr, und außerdem finde ich, daß man nach 30, 40 Jahren auf den Bühnen dieser Welt auch so klingen darf.
 
Bei Nina Hagen ist es aber auch so, dass sie ihre Stimme entsprechend einsetzt. Also sie singt jetzt nicht Sachen, die eine 20jährige mit Glöckchen-Stimme singen würde. Außerdem hat sie es immer noch extrem gut unter Kontrolle. Traurig wird's halt, wenn die Leute irgendwas versuchen, was sie aber nicht (mehr) bringen können.

Gut, Operatic Metal ist eben auch eine extreme Art zu singen, die eigentlich nur unter optimalen Umständen wirklich einwandfrei vortragbar ist - im krassen Gegensatz dazu stehen die meist eher suboptimalen Bedingungen eines Live-Auftritts oder gar einer ganzen Tournee. Als Zuschauer verzeiht man ja durchaus auch Live den ein oder anderen Fehler. Nur was bringt es, wenn ich etwas im Studio schön singen kann, es aber dann bei 70% der Tourauftritte entweder nur deutlich schlechter, oder gar nicht hinbekomme? Das ist doch für beide Seiten, Zuschauer und Künstler, extrem frustrierend oder nicht?

Denn dass die hier genannten Sängerinnen sehr gute stimmliche Fähigkeiten haben, darüber müssen wir uns ja nicht unterhalten. Nur habe ich persönlich durchaus den Eindruck, dass das Live oft nur schwierig umzusetzen ist. Und ganz allgemein, ohne Bezug auf spezielle Sänger, frage ich mich, wie man eben gerade in diesem (deutlich klassisch beeinflussten Bereich) die Performance sozusagen sicherer machen könnte? Oder muss man immer mit irgendeinem, unter Umständen stimmschädigenden Kompromiss leben?

Genau: Muss man als bekannter und vielgebuchter Sänger in Kauf nehmen, dass man sich irgendwann durch Überarbeitung die Stimme kaputt macht? :(
 
Liveauftritte sind halt was anderes als Studioaufnahmen. Auch weil die Ansprüche des Publikums mit der Perfektion von CD-Aufnahmen sicher nicht realistischer geworden sind. Gerade eben habe ich eine Radiosendung gehört, in der es darum ging, wie viele klassische MusikerInnen in Orchestern Auftrittsängste haben, die sie mit Medikamenten bekämpfen müssen. Der Anspruch an fehlerfreie Reproduktion ist so enorm, daß diesen MusikerInnen live schon der kleinste Fehler die größte Pein ist.

Der Sound von Within Temptation ist absolut bombastisch. Und ich höre da weitaus mehr Stimmen als nur ihre. Da kommt auch vieles vom Band, oder liege ich da ganz falsch? Ich finde es jedenfalls absolut legitim, wenn sie sich live an besonders exponierten Stellen schont. Also wenn sie z.B. Stellen, die auf der CD gebeltet sind live in kopfstimme singt, lange Töne kürzer klingen lässt und extreme Höhen etwas herunternimmt. Das tut der Stimmung sicher keinen Abbruch und ist möglicherweise für die Sängerin überlebenswichtig. Sie singt ja nicht bloss das eine Konzert im Jahr.

Für mich sind diese Konzerte "Rockkonzerte" mit allem, was dazu gehört an Lautstärke, Power und Performance. KEINE Klassikkonzerte. Die Stimmen klingen nicht "klassisch" im eigentlichen Sinne. Das was an klassischen Gesang erinnert ist vielleicht eine Tendenz im Gesamtmix des Gesanges, die langen Töne, die Vibratos, der Pathos. Es ist aber kein klassischer Gesang. Daher ist es für mich müßig es mit "echter" klassischer Technik zu vergleichen.

wie sie ihre Stimme schonen und erhalten kann trotz Riesenanforderungen, Krach und Show? Eben genau so: Viel Körpereinsatz, dafür weniger Bombast beim Gesang ;-)

Ich bewundere ja immer die richtig guten MusicalsängerInnen. Im Musical ist die Stimme sher viel mehr im Vordergrund als auf Rockkonzerten und die Show muss auch hier immer perfekt sein. Auch stimmlich.
 
Genau: Muss man als bekannter und vielgebuchter Sänger in Kauf nehmen, dass man sich irgendwann durch Überarbeitung die Stimme kaputt macht? :(

Ja - ein gewisses Risiko besteht mMn immer ... ist ja auch schon einigen passiert. Adele hat sich ja auch schon mal einen weggeholt. Singt Sachen live nun auch gern mal 'nen Ton tiefer.

Es ist aber oft eine Frage, wie verantwortungsbewußt gerade gefragte Stars mit ihrem Werkzeug umgehen. Die Versuchung (und der Druck), auf dem Höhepunkt der Karriere jeden Termin anzunehmen (oder annehmen zu müssen) und ohne Ruhezeiten Tourneen durchzuziehen ist halt enorm groß.

Aber genauso, wie jeder Profisportler durch ne Zerrung, einen Bruch, einen Bänderriss Monate lang oder länger lahmgesetzt werden kann und schlimmstenfall nie wieder die vorherige Leistung erreicht, ist natürlich auch ein Sänger nicht vor Überlastung gefeit.

Aber ich will den Teufel nicht an die Wand malen: die meisten schaffen es am Ende ja doch, den größten Teil ihres Lebens singend zu gestalten. Manchmal eben mit kleinen Einbußen, die man meist verkraften kann.
 
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Also generell kann ich dir zu Operatic Metal sagen, dass es stimmlich mMn so ziemlich das anstrengendste Genre ist, das es gibt (abgesehen vom Guttural-Gesang). Das Problem ist, dass hier die große Höhe und große Geschwindigkeit des Power Metal kombiniert wird mit dem voluminösen Klang des Operngesangs. Bei Männern liegt das Problem zwar etwas anders (in der Vollstimme statt in der Randstimme), aber ist in der Art ähnlich.

In der klassischen Musik ist das Tempo in der Regel einfach nicht so hoch wie im Metal, da kann man die hohen Töne mit Anlauf nehmen, hat mehr Zeit korrekt zu Atmen und die nötige Spannung aufzubauen. Im Metal gibt es oft schnelle Stakkato-artige Passagen auf sehr hohen Tönen. Um das problemlos zu bewältigen müsste man eigentlich mit möglichst sehr viel Twang und relativ "kleiner" Stimme singen (was ja traditionell im Power Metal auch so gemacht wird), das große Volumen des Operngesangs ist da eher hinderlich.

Sharon singt halt noch ein wenig mehr "Contemporary" als Tarja, beltet mehr anstatt in die Kopfstimme zu gehen, was sogar noch ein wenig anstrengender ist. Dementsprechend muss ich Bell recht geben, dass ihr Auftritt eigentlich sehr gut ist. Ich muss allerdings auch sagen, dass sie sich live sehr verbessert hat. Ich kenne da einige alte Aufnahmen von ihr, da hat sie live große Probleme in den Höhen gehabt und auch Intonationsprobleme.

Sharon kann man deshalb kaum aus klassischer Sicht beurteilen, aus Contemporary-Sicht hat sie eigentlich (inzwischen) eine recht gute Technik, singt eben teilweise sehr schwierige Songs die live kaum auf dem Niveau einer Studioaufnahme hinzubekommen sind. Bei Tarja ist es mMn in der Tat so, dass ihre Technik nicht optimal ist. Sie dunkelt mMn zu stark ab und singt mit zu wenig Vordersitz (eigentlich ähnlich was ich zu deiner Hörprobe geschrieben hatte). Dadurch wird sie auch oft für einen Mezzosopran gehalten, obwohl sie eigentlich ein lyrischer Sopran ist. Sie hat allerdings eine sehr gute Atemtechnik und ist daher in der Lage das in den Höhen gut abzufangen (dadurch kommt auch das, was du als gejallert empfindest).

Insgesamt, das hatten wir zuletzt in einigen Threads, scheint es so als ob Klassiker heutzutage tendenziell zu stark abdunkeln bzw. es auch so unterrichtet wird. Dadurch gibt es viele "Knödler", die in den Höhen nicht definiert klingen und in der Kopfstimme zu "breit".

Zum Thema Stimmschonung würde ich sagen, dass es oft eine gewisse Tendenz gibt, die Bruststimme zu weit nach oben zu nehmen und zu brustig zu belten, Adele ist da ein ganz typisches Beispiel. Mit viel Randstimmanteilen ist die Gefahr von Stimmschäden etwas geringer, deshalb kann es sich Tarja auch leisten in diesen gewaltigen Höhen die sie teilweise nutzt auch live zu singen.

Mit Stimmen die sich "kaputt" anhören, kann ich persönlich überhaupt nichts anfangen das tut mir einfach in den Ohren weh. Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Ich bewundere es aber, wenn jemand auch im hohen Alter noch eine klare, kraftvolle Stimme mit schöner Resonanz besitzt. (Stichwort: "Christopher Lee - Magic and the Wizard's Dream, auch Symphonic Metal ;-").
 
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Hallo Sunny,

ich finde, du machst dir viel zu sehr nen Kopf drüber. Ich bin ja gesanglich im Symphonic Metal zu Hause, höre solche Musik seit Jahren und kenne zig Bands aus dem Genre. Was ich da gesangstechnisch rausgefunden habe, ist, dass jeder so singt wie er will! Das Hauptmerkmal von Symphonic Metal ist nämlich nicht der Gesangsstil, sondern die Musik, die eben orchestral angelegt ist. Symphonic Metal muss ja noch nicht mal eine Sängerin haben (z.B. Serenity). Symphonic Metal ist sowieso ein eher inhomogenes Genre. Die meisten Sachen sind für mich einfach nur Power Metal. Einige Bands, die unter Symphonic Metal gezäht werden sind auch eher Gothic Metal, Folk Metal und manchmal sogar einfach "nur" Rockmusik. Streng genommen zählen auch Bands zu Symphonic Metal, die zwar hauptsächlich einem anderen Subgenre zugehörig sind, aber wesentliche orchestrale Elemente enthalten, wie z.B. Dimmu Borgir.

Warum klassisch singende Frontdamen meist doch nicht so klassisch singen, könnte daran liegen, dass eben nicht auf das klassische Klangideal Wert gelegt wird. Textverständlichkeit ist wichtig und der klassisch anmutende Klang soll die Epik, das Bombastische unterstreichen. Textverständlichkeit war übrigens für Tarja der Grund, warum sie im Laufe der Zeit immer weniger vollklassisch sang. Auf Once singt sie viel "poppiger" als auf Oceanborn. Allein wenn man sich die verschiedenen Versionen von Sleeping Sun (Original und 2005 Version) anhört, hört man die Veränderung. Angeblich wollte sie von dem Song unbedingt ein Remake machen, weil sie mit ihrem Gesang nicht zufrieden war. Dabei war die Originalversion von klassischer Hinsicht technisch besser. Da hört man auch das Mezzotimbre.
Jedenfalls bewegt sich der Gesang im Symphonic Metal immer weiter weg vom klassischen Gesangsstil. Nightwish hat eine Contempory Sängerin, Simone Simons singt bei Epica immer mehr im Musicalstil, Sharon Den Adel singt mittlerweile gar nicht mehr klassisch anmutend (wobei sie das mMn auch nie getan hat!), ja sie beltet sogar inzwischen! Auch andere Sängerinnen, die klassisch gesungen haben, singen entweder nicht mehr, also die Bands haben eine Contemporary Sängerin (z.B. Vibeke Stene von Tristania, nun mit Mariangela Demurtas, Melissa Ferlak von Visions of Atlantis, nun mit Maxi Nil) oder sie singen nur noch sehr sehr selten klassisch (z.B. Floor Jansen bei ReVamp, ehemals After Forever). Es gibt nur noch wenige Bands mit einer klassisch (anmutenden) Sängerin, z.B. Amberian Dawn, Xandria, Katra, Edenbridge. Klassischer Gesangsstil kommt aus der Mode. Heutzutage ist mehr Contemporary Sound angesagt. Es wird gebeltet was das Zeug hält. Und andauernd superhoch gesungen wird auch weniger, die hohe Kopfstimme weniger inflationär eingesetzt. Die Leute sollen schließlich doch zumindest ein paar Teile mitsingen können. Das ist mein Eindruck.

Ein paar aktuellere Beispiele vom Symphonic Metal:
Nightwish - Storytime
Delain - Get the devil out of me
Tristania - Year of the rat
Sirenia - The End of it all

Was den Unterschied zwischen Live und Studio angeht, ist das nicht nur bei Symphonic Metal Bands zu beobachten. Studio ist sowieso immer was anderes. Da hat man ideale Gesangsbedingungen und zig Effekte auf der Stimme (Dopplung, Chorus, Backgroundgesang, Hall, Kompressor, EQ und einen super Mix). Das ist live einfach nicht machbar. Kleinere Bands sind live einfach schlecht abgemischt und Liveequipment bringt auch nicht die Klangqualität wie Studioequipment. Dann wird auch noch ausgiebig auf der Bühne rumgeturnt (was aber sein muss, die machen eine Show!) und unbequeme Kleider getragen und es ist abends, die Stimme ist müde, man hat schlecht gegessen, Stress im Job gehabt, etc. etc. etc.
Bei bekannteren Bands kommt noch dazu, dass sie ausgiebig touren. Die sind alle zwei Tage in einer anderen Stadt, in einem anderen Land. Zwischendurch macht man irgendwelche Interviews, stellt Material für Tourblogs her, rennt von einem Termin zum nächsten. Allein schon vom Reisen ist man stimmlich einfach angeschlagen.
Auf der Bühne ist es außerdem noch verdammt laut und heiß (oder eiskalt)! Kurz: Die Bedingungen sind einfach suboptimal. Da kann ich auch ein Lied drüber trällern. Da braucht man sich nicht wundern, wenn das c''' mal klemmt.
Trotzdem gibt es durchaus Auftritte, die gesanglich wirklich gelungen sind und nah an die Studioversion kommen. Kann jetzt auf die Schnelle keine Youtubevideos raussuchen, aber wenn du dich nochmal richtig durchwühlst, kommen hin und wieder auch mal Livevideos, die gesanglich einfach top sind.
 
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Um das problemlos zu bewältigen müsste man eigentlich mit möglichst sehr viel Twang und relativ "kleiner" Stimme singen


Broeschies, ich plädiere hiermit dafür, daß du dich umbenennst in "Mr Twang". Der Twang kommt als universaler Ratschlag in so gut wie sämtlichen deiner posts vor.
Sorry für offtopic, aber das musste ich jetzt mal loswerden.
 
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Mal kurz zwischendurch:
Nightwish haben sich von Annette Olzon getrennt. Floor Jansen übernimmt wohl nur bis zum Ende der laufenden Tour. Ich bin aus dem klassisch-ähnlichem Gesinge völlig raus... Vali, Shana? :D
 
Im Studio hat eine so berühmte Band wie Within Temptation wochen-, wenn nicht monatelang Zeit, eine CD aufzunehmen und alles perfekt einzuspielen. Und wenn die Sängerin an einem Tag indisponiert oder mit den Gesangsaufnahmen nicht zufrieden ist, dann macht man eben am nächsten oder übernächsten Tag weiter.
Das kannst du live nicht. Wie Shana und Vali schon sagten - es ist irre laut, es ist heiß oder kalt, du tourst vielleicht auch schon seit Wochen. Ist doch klar, daß man sich das Leben dann einfacher macht, extreme Höhen vermeidet, lange Töne nicht ganz aussingt, nicht so viel beltet.

Ich singe zwar kein Symphonic Metal, aber wenn ich mehrere gigs an aufeinanderfolgenden Tagen habe, gebe ich auch nicht Vollgas, versuche die Stimme zu schonen, damit sie am übernächsten Tag auch noch einsatzfähig ist. Das ist ganz normal....

und die Damen machen ihre Sache gut !
 
Ist es aber nicht genau das, was viele Zuschauer erwarten? Eben dass die Frontfrau/der Frontmann Vollgas gibt? :(

Wie hält man das durch?

Meine Wenigkeit ist ja jetzt gesanglich auch nicht mehr ganz grün hinter den Ohren - aber wenn ich mir jetzt vorstelle, dass ich manche Passagen, die ich gerade so noch nett hinbekomme 2 Stunden lang, 3-5x wöchentlich über Monate hinweg singen sollte... oh je, oh je. Ich habe ja zumindest den Verdacht, dass man sich eine dauerhafte Stimmschädigung unter solchen Bedingungen wirklich nur mit einigermaßen sicherer Technik vom Halse (haha!) halten kann. Allerdings stellt sich mir dann echt das große Fragezeichen, wie manche das angeblich völlig ohne jeglichen Unterricht oder professionelle Unterstützung durchhalten. Versteh ich nicht. Ich wär wahrscheinlich stimmlich am Ende nach spätestens einem Jahr.

Gut, wahrscheinlich gibt es auch einfach Stimmen, die robuster sind als andere. Und Sänger, die es von sich aus schon richtig machen. Aber gerade in dem genannten Gesangsstil stelle ich mir das sehr schwer bis unmöglich vor.
:gruebel:
 
Ist es aber nicht genau das, was viele Zuschauer erwarten? Eben dass die Frontfrau/der Frontmann Vollgas gibt? :(


Vielleicht, aber wie du siehst, die FachkollegInnen haben Verständnis ;-)
Man kann nicht alles sein und alles haben.
Den erwähnten Radiobeitrag fand ich bezeichnend. Und so wahr. Und so nachvollziehbar. Ich kenne diese Angst, nicht "perfekt" zu sein. Studiaufnahmen sind diesbezüglich wunderbar. Was einem nicht 100prozentig gefällt fliegt raus, niemand wird es zu hören bekommen. Live ist eben live. Und trotzdem wird alles gefilmt und aufgenommen und alle Fehler und Fehlerchen auf youtube verewigt. Ich bin bloss froh, daß ich mein Geld nicht mit Auftritten verdienen muss.
 
Über Nightwish bitte dort diskutieren: https://www.musiker-board.de/bands/77-nightwish.html

Ja, natürlich erwartet man live Vollgas. Die meisten Sängerinnen tun das auch, aber nicht immer in gesanglicher Hinsicht. Auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, dass es doch so ist, stehen vor der Bühne keine Opernkritiker, sondern Leute, die unterhalten werden wollen. Wenn die Sängerin weiß, dass sie gerade einen "bad voice day" hat, dann wird sie auf keinen Fall auf Teufel komm raus die "Original" Töne rausquälen, sondern stattdessen lieber markieren und mehr Show machen. Manche Lieder werden auch einfach runtertransponiert, wenn man weiß, dass die Stimme nach dem Song sonst platt ist. Ich achte auch immer peinlichst darauf, dass die gesanglichen Hammer zum Schluss kommen oder nen Halbton tiefer gespielt werden. Ich gebe zu, dass ich manchmal schon enttäuscht bin, wenn gerade die spannende, schwierige Passage anders gesungen, ausgelassen oder vom Backing kommen, aber wenn man drüber nachdenkt, ist das einfach das beste, als dass die Sängerin es trotzdem versucht und dann krächzt und den Rest der Show heiser ist. Dafür fangen sie an zu tanzen oder ähnliches. Am Ende zählt einfach die Show, die Stimmung. Ich war letztens auch auf einem Evanescence Konzert, das gesanglich teilweise echt zum Jaulen war, aber ich fands trotzdem insgesamt super und hatte einen unvergesslichen Abend. Das sind ja auch nur alles Menschen. Wenn ich Topqualität hören will, muss ich mich halt mit der CD begnügen.
 
Broeschies, ich plädiere hiermit dafür, daß du dich umbenennst in "Mr Twang". Der Twang kommt als universaler Ratschlag in so gut wie sämtlichen deiner posts vor.
Sorry für offtopic, aber das musste ich jetzt mal loswerden.

Es ist einfache eine unglaublich mächtige Allzweck-Waffe wenn es darum geht hoch singen zu wollen, ohne sich die Stimme zu schrotten und ohne gleich luftig oder breit zu klingen. Zusammen mit der Kehlkopf-runter/Gaumensegel-hoch-Aktion ist Twang für mich die wichtigste Aktion überhaupt beim Singen.

Und genau wie du würde ich auch sagen, dass heutzutage die Musical-Sänger die insgesamt beeindruckendste Gesangstechnik haben, und deren Stil ist im Gegensatz zur Klassik sehr twang-fokussiert. Ähnlich twang-lastig wird halt nur im Power-Metal gesungen und bezeichnenderweise gibt es unter den Power-Metal-Sängern fast nie welche mit Stimmproblemen, obwohl sehr hoch gesungen wird, während das in anderen Metal-Stilen (bspw. Metallica, Linkin Park, AC/DC) quasi schon eine Berufskrankheit ist.

Ich kenne so einige Sänger, die Live fast immer genauso klingen wie auf CD und es liegt in eigentlich allen Fällen daran, dass sie sich entweder auf ihre vollstimmige Tessitur beschränken oder eine perfekte Twang-Technik beherrschen.
 
Es ist einfache eine unglaublich mächtige Allzweck-Waffe wenn es darum geht hoch singen zu wollen, ohne sich die Stimme zu schrotten und ohne gleich luftig oder breit zu klingen. Zusammen mit der Kehlkopf-runter/Gaumensegel-hoch-Aktion ist Twang für mich die wichtigste Aktion überhaupt beim Singen.


Ich finde, du übertreibst das ein wenig.
Es kann hilfreich sein, klar. Jedenfalls das, was ich jetzt mal annehme, was mit "Twang" gemeint ist. Es als mächtige Allzweckwaffe zu bezeichnen halte ich aber schon ziemlich für übertrieben.
Aber gut, das können wir wonanders zur Genüge diskutieren ;-)
 
Ich wollte nur mal kurz einwerfen, dass alle von mir genannten Künstler ziemlich bombastisch drauf sind - es ging mir eher um den Vergleich mit dem klassischen, bzw. die Schwierigkeiten die sich bei solchem Gesang in der Profiriege auftun.

;)
 
Da ich ja völlig unklassisch klinge, kann es sein, daß ich die Twang-Queen bin und es nicht mal weiß :cool:

Aber Spaß beiseite, Vali hat es gut auf den Punkt gebracht: Vollgas kann man auf verschiedene Arten geben und natürlich hat ein zahlendes Publikum zu Recht den Anspruch, gut unterhalten zu werden. Aber es gibt durchaus gewisse Tricks, um lebendig rüberzukommen und sich stimmlich trotzdem nicht vollends zu verausgaben.
Ich darf es nächste Woche unter Beweis stellen, da hab ich 3 gigs hintereinader.Und ich bin stimmlich gerade ziemlich mies beeinander. Mein Anspruch ist: das Publikum soll es nicht merken, esreicht, daß ich es weiß.
 
Da ich ja völlig unklassisch klinge, kann es sein, daß ich die Twang-Queen bin und es nicht mal weiß :cool:

Aber Spaß beiseite, Vali hat es gut auf den Punkt gebracht: Vollgas kann man auf verschiedene Arten geben und natürlich hat ein zahlendes Publikum zu Recht den Anspruch, gut unterhalten zu werden. Aber es gibt durchaus gewisse Tricks, um lebendig rüberzukommen und sich stimmlich trotzdem nicht vollends zu verausgaben.
Ich darf es nächste Woche unter Beweis stellen, da hab ich 3 gigs hintereinader.Und ich bin stimmlich gerade ziemlich mies beeinander. Mein Anspruch ist: das Publikum soll es nicht merken, esreicht, daß ich es weiß.

Also ich kenne nur 2 ganz alte Hörproben von dir aus so einem Contest aber du hast die richtige Mischung zwischen Twang und hinterer Weite echt super drauf. Für Leute mit klassischer Vorbildung gilt in der Regel Twang = "Vordersitz", also Stimmsitz im Bereich der Nasenwurzel.

Aber man kann wie gesagt auch mit Twang noch klassisch klingen. Unter den Klassikern war Pavarotti mMn der große Twang-König (sicherlich auch ohne es zu wissen), was ihm insbesondere im direkten Vergleich mit seinen beiden Tenorkollegen Carreras und Domingo eine wesentlich brillantere Stimme verlieh.
 
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