Die Zukunft der Musik???

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DokX
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Ich würde total gern mal eure Meinung darüber hören, welche akustischen Entwicklungen uns bevorstehen. Wie und was werden Menschen in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren hören? Werden sie nur hören oder werden sie Bild und Ton stärker verbinden wollen bzw., was könnte nochmals wirkliche Entwickssprünge hervorrufen. Stehen nochmals echte technologische Innovation ins Haus. Werden neue Grenzen gezogen zwischen Lärm und Musik? Was denkt ihr vor allem über Veränderung von Interfaces zwischen Hören und Machen ins Haus? Die Fragen haben daher auch eine soziale Dimension. Viele Menschen haben nach ersten Gehversuchen es aufgegeben produktiv an Musik teilzuhaben. Sind andere, deutlich intuitivere Formen des Ausdrucks bald Realität. Was ist mit Bands in einem technologischen Zeitalter, in dem jeder mit jedem spielen könnte? Ähnliche Fragen, die nur unsichere Antworten erlauben, habe ich bisher nur in einem Musikphilosophischen Forum gesehen. Man wird natürlich hören können, was die Zukunft zeitigt, aber nicht zu warten, sondern zu überlegen, was für große Entwicklungen kommen werden, ist doch viel besser.

MFG
DokX
 
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Ich denke es wird die nächsten Jahre und Jahrzehnte erstmal gemächlicher zugehen. Die Kulturen werden dank Globalisierung träge, Subkulturen dank Industrieinfiltration als Massentrend verwässert.

Die Künstler unter den Musikern werden es noch schwerer haben. Allrounder-Kapitalisten, die Mittags ein kaufmännisches Seminar besuchen und Abends einen Song von anderen Künstlern klauen, werden es hingegen noch einfacher haben.

Zudem werden immer weniger junge Musiker aus Deutschland wertvolle Musik machen. Die Todesklaue aus gesellschaftlich bedingtem Stress, Zukunftssorgen und Volldröhnung mit Gehirnwäsche aus Verdummungsmedien lässt keinen Platz für Inspiration und Kreativität. Wer nicht schon in einer Zeit davor aufgewachsen ist, oder auf dem Land wohnt, wo man auch mal den TV ausschalten und in den Wald gehen kann, wird kaum noch in der Lage sein ein künstlerisches Lebensgefühl zu erzeugen.

Fazit: Eine Revolution der Musik kann nur Folge deutlich veränderter Lebensumstände in der globalisierten Welt sein. Dies wird allerdings über Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte nicht passieren.

Also weiter in die Schlacht um fette Produktionen und Befriedigung der Hörergewohnheiten. Munter weiter aufrüsten bzgl. juristischem und kaufmännischem Know How, damit die Aasgeier keienn Cent zuviel kriegen. Weiter terrorisieren lassen von der GEMA (selbst wenn man nichtmal Mitglied ist) und weiter zusehen, wie die übersättigtenm Hörer am Ende alles für lau haben wollen.
 
ICh denke das einzige wo wirklich noch was zu erreichen ist, ist die Kirchmusik.
Die Ultraavantgardisten, der E-Musik gehen meiner meinung nach meist zu radikale Wege, als dass sie wirklich was bewegen könnten.
Und darüber, dass aus der U-Musik was neues kommt, braucht man meiner Meinung nach gar nicht nachdenken. Dazu liegt die viel zu sehr in der Hand von Geschäftsmännern und Dilletanten.
Die Kirchmusik dagegen muss nicht zu radikal sein, und erlaubt dennoch ein wenig avantgardismus. Und sie hat ein Publikum.
 
kleinershredder darf ich ergänzen:

Zwar hält der Trend der Kirchenaustritte an, gleichzeitig gibt es aber immer mehr Wiedereintretende/Kircheneinsteiger. In der Not suchen die Menschen immer mehr zuflucht im Jenseits - "Opium für das Volk" ?!
Somit scheint (erstmal) die Zukunft der Kirchenmusik gesichert, auch wenn hier der Grad zwischen Konservativismus, (manchmal) Banalem (NGL) und Aventgarde sehr eng ist.
Aber Kirchenräume als Konzerträume werden sicherlich aventgardistische Flüge in einem Maßstab erlauben, wie es kaum ein anderer Raum bietet.
 
ICh denke das einzige wo wirklich noch was zu erreichen ist, ist die Kirchmusik.
Ich denk auch, dass es da weitere Entwicklungen geben wird. Mit diversen Bandgottesdiensten wurde ja schon der erste Schritt in eine neue Richtung gemacht.


. Heut zu Tage kauft man sich eine CD, oder wer ein bisschen mehr Interesse zeigt kauft sich vielleicht sogar einen Computer und faengt an selber Musik zu schreiben.Und all das ohne die geringste Ahnung von Musik und Musiktheorie zu haben?
(von der verlinkten Seite)
Glaub ich nicht, denn einer der keine Ahnung von Musik hat, wird wohl niemals interessante Musik (und wenn es nur für sich selbst ist) machen können.
Die Technik macht es einfach und bietet vielen die Moeglichtkeit sich Kuenstler zu nennen die es vielleicht ohne ihren Computer niemals geschafft haetten weil einfach das Musiktalent fehlt.

Auch hier von mir ein klares nein. Die Technik ist meines Erachtens ein Mittel für Künstler (die an sich schon welche sind) etwas zu schaffen, aber kein Mittel um Künstler zu werden. Technik kann Kreativität nicht ersetzen.

Die 2 Zitate stammen zwar nicht von hier, aber ich finde sie gehören durchaus zum Thema dazu.


Gruß Lukas
 
Na ja - ich sehe folgende Trends jenseits der Kirche:

1. Die materiellen Bedingungen der Musikproduktion werden für immer mehr Leute immer leichter zu erreichen sein. Wer sich anschaut, wie günstig digitale Studios geworden sind - im Vergleich zum "home-recording" früher (4-Spur-Tonband etc.) - und gleichzeitig regisitriert, wie schnell der Fortschritt im digitalen Bereich ist, wird mitbekommen, dass es künftig immer leichter wird, eigenständig (ohne studios) qualitativ hochwertige (soundtechnisch gesprochen) Musik selbst zu produzieren.

2. Distributionswege der Musik via Internet etc. werden zunehmen - immer mehr Leute können unabhängig von Labels, Knebelverträgen und langwierigem Aufbau einen Weg des Vertriebs ihrer Musik erreichen.

3. Damit nehmen zu:
> Produktion von Musik von Nicht-Musikern (im Sinne von ein Musikinstrument spielen)
> One-Hit-wonders und stars for 15 minutes (warhol)
> Contests und ähnlichem
> haufenweise zum verwechseln ähnliche Musik
> gleichzeitiges Zunehmen von indipendend-geprägter Nischenmusik
> Versuche der Medien, trotzdem die Kontrolle zu behalten (über contests, plattformen, boosten von bestimmten songs und gruppen

4. Der Bereich der "nicht handwerklich" produzierten Musik wird zunehmen

5. Die Verbindung von Musik mit anderen, insbesondere digitalen Medien (Film, Videos etc.) wird zunehmen.

6. Irgendwann wird es ein Roll-Back hin zu old-school-Musik geben.

Das wären so meine Aspekte.

x-Riff
 
One-Hit-wonders und stars for 15 minutes (warhol)
> Contests und ähnlichem
> haufenweise zum verwechseln ähnliche Musik
> gleichzeitiges Zunehmen von indipendend-geprägter Nischenmusik
> Versuche der Medien, trotzdem die Kontrolle zu behalten (über contests, plattformen, boosten von bestimmten songs und gruppen

aber sind das wirklich neue akustische entwicklungen?
 
aber sind das wirklich neue akustische entwicklungen?
Meinst Du mit akustische Entwicklungen akustische Musik oder die Bedingungen der Musik generell?

Ich verstehe unter akustischer Musik generell hörbare Musik und nicht auf akustischen Instrumenten gespielte Musik.
 
Dave1978, ich kann deinem Beitrag nur zustimmen, du sprichst mir echt aus der Seele, trotzdem ein paar Ergänzungen/Beispiele von mir:

1) Klassik ist ja soooo uncool :screwy: : wenn ich mir anhören muss, das JS Bach (der ja zweifellos einer der genialsten Musiker war) "langweilig" ist und 50Cent viel besser ist, dann bin ich meist vor Schreck still (obwohl ich nix gegen HipHop habe, ich mags nur nicht)

2) Wenn ich erzähle, dass ich moderne Musik höre (ich meine wirklich Neue Musik) und den meisten Leuten, dann Stücke von Steve Reich oder so vorspiele, merke ich, warum diese Musik kommerziell wenig erfolgreich ist :(

blabla und so weiter

Sorry ich musste mal Frust ablassen :evil: , aber im Ernst: ich bin froh NICHT zum Mainstream-Publikum zu gehören
 
Ich kann mir kaum vorstellen, dass es in absehbarer Zeit wirklich etwas Neues an Musik geben wird. Für mich sieht es eher so aus, dass die vorhandenen Formate nur noch weiter ausgereizt werden. Es wird im E-Musikbereich nur noch wenige gewachsene Bands geben, die Castingshows werden bis zum Erbrechen (bzw. bis zum eindeutigen Sinken der Einschaltquoten) durchgehämmert. Auf der anderen Seite wird es immer wieder Retros geben (wie es sie immer schon gegeben hat). Alles in allem wird sich in Zukunft bezüglich der musikalischen Entwicklung genauso viel oder genauso wenig tun wie dies schon immer der Fall war. Schaut man sich zum Beispiel die Entwicklung der mehrstimmigen Musik an, kann man sehen, dass auch diese irgendwann ihren Höhepunkt gefunden hat (Z.B. das Streichquartett bei Beethovens Op. 132, vielleicht noch Ravels Streichquartett in F-Dur?! oder wenige andere Einzigartigkeiten). Die weitere Entwicklung zur Atonalität bzw. zu GRAUSAMEN Zwölftonmusik oder gar zum Jazz zeigt m.E. nur, dass es auch wieder abwärts gegangen ist.
Die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts jedenfalls ist doch überwiegend geprägt durch Wiederholung, Langeweile und Berechenbarkeit - nichts anderes als Kapitalismus: hat einer eine gute Idee, wird sie von anderen gleich nachgeäfft, um damit auch Kohle zu verdienen. Ein Wunsch noch für die Zukunft: Die Zerschlagung der Kartelle in der Musikindustrie, besonders der Majorlabels, die nicht nur ihre Künstler sondern auch die Kunden übelst abziehen. Es gehört für mich zu einem der größten Segen der neuen Technik, dass man heute ohne Schallplattenfirmen seine Musik produzieren und im Internet verbreiten kann.
Grüße
MoNi
 
Die weitere Entwicklung zur Atonalität bzw. zu GRAUSAMEN Zwölftonmusik oder gar zum Jazz zeigt m.E. nur, dass es auch wieder abwärts gegangen ist.

Hier kommt es ganz darauf an, wie man "abwärts gehen" definiert. Ich denke nicht, dass die damlige Entwicklung der Musik, zum Beispiel die von dir genannte Zwölftonmusik, "abwärts ging". Wir haben Zwölftonmusik im Unterricht behandelt und da hat man erstmal gesehen, wie schwer sowas überhaupt ist, sowas zu schreiben. Das verlangt schon ein gut ausgeprägtes musikalisches Verständnis.

Klar, das Musikempfinden hat sich heutzutage geändert, sodass diese Art von Musik heute von vielen (auch von mir) als grausam bezeichnet wird. Jedoch steckt dort erstens viel Logik und zweitens Musik hinter.

Selbst der Jazz ist heute so ein Fall. Wenn man sich die Pop-Musik anhört, die im Radio rauf und runter dudelt, klingt doch alles irgendwie gleich. Dies ist Musik, die jeden irgendwie anspricht, d.h. keiner hat so absolut eine Abneigung gegenüber dieser Musik, denke ich. Bei Jazz ist das wieder was ganz anderes. Es gibt Menschen, die diese Musik einfach unerträglich finden und wiederrum welche, die nicht genug davon bekommen können. Deshalb ist Jazz auch eine etwas, nun, wie soll ich sagen, "elitäre" Musik. Vor allem, weil sie nicht nur aus den typischen Kadenzen von I IV V I besteht.


Zum Topic:
Es wirklich schwer zu sagen, wie es mit der Musik vorran geht. Was ich wirklich schade finden würde, wenn "echte" Musik langsam aussterben würde, wenn ich überall nur noch 50ct höre, wenn überall nur noch (und das ist ja schon der Fall) Menschen rumlaufen, die ihr Handy auf Laut haben müssen, damit auch wirklich jeder deren Musik mithören MUSS !! Hiermit möchte ich keineswegs die Musik von Rappern o.ä. angreifen. Ich finde nur, dass es andere Musikrichtungen gibt, die weit mehr Komplexität in sich tragen.
Leider geht die Entwicklung aber soweit, dass schon jeder Depp, der keinen Plan von Musik hat, ein Lied mit Hilfe des PCs schreiben kann. Dagegen hab ich auch soweit nichts. Wenn jedoch die Menge derer, die wirklich ein Instrument gut spielen können, die das meinetwegen auch studiert haben, darunter leidet, dann muss dagegen irgendetwas unternommen werden...doch leider wird es dazu schon zu spät sein.


Offtopic: Mein Gott, wieso kann so ein Thema nie in der Schule als Erörterung oder so drankommen...glaub dann würde ich endlich mal ne gute Note schreiben :)
 
Naja, den Kommentar "Jazz, Atonalität und grausame Zwölftonmusik" find' ich persönlich merkwürdig .... das ist so, als ob einer 'ne Grenze im Kopf hat, und was diese Grenze überschreitet, ist "abscheulich", "entartet", "keine Musik". Hatten wir im Laufe der Jahrhunderte öfters. Ob's Mozart war ("Zuviele Noten!"), Ravel (bei der Uraufführung des Walzerzyklus haben die Leute gelacht, weil sie dachten, der Pianist haut dauernd daneben), Stravinky, wer auch immer. (Was haben die Leute Probleme gehabt, als die Funktionaharmonik anfing .... "Das ist das Ende der Musik und des Abendlandes!!")

Gerade *deswegen* war das Experiment "Free Jazz" ja so überaus wertvoll: man hat alle Konventionen auf einmal über Bord geschmissen, und dann entdeckt, dass Freiheit auch ist, sich selbst(!) - und nicht "wegen Regel" - die Freiheit zu beschränken, und innerhalb dieser selbst gesetzten Grenzen zu agieren. (Hab' Free Jazz hier als Beispiel, da hab' ich mehr gehört als im "U-bereich", wo sich meine Erfahrung auf Bartok, Penderecki, Ligeti, Berg und Strawinky beschränken .... leider noch nicht Xennakis, Messian und Konsorten life gehört.)

Nach dem letzten Opernkonzert meiner Gesangslehrerin musste ich erstmal ne Runde Koglmann und Sclavis hören ... als Ausgleich für die Harmonien, die ich die ganze Zeit ertragen musste ... :)

Achja, die Ausgangsfrage: Da das Thema "Was können wir noch an Regeln rausschmeissen?" schon erschöpfend abgehandelt ist - Everything goes! - und mit dererlei Experimenten auch die Masse an Zuhörerschaft verloren hat, bin ich mal gespannt, ob noch was wesentlich Neues kommt.

Wann kam das letzte "echt Neue"? "Ich sehe das Neue nahen. Es ist das Alte." (Bertholt Brecht)

Grüße
Roland
 
Also man muß sich im klaren sein, das es früher wie heute, ähnlich war. Nämlich, es gab Komponisten die hatten Hits (z.B. Mozart) und welche die keine Hits hatten (seine Zeitgenossen, die eben keiner kennt).

Die heutige U-Musik ist natürlich schon extrem designed, wird quasi im Baukastenschema nach den bestmöglichen betriebswirtschaftlichen Aspekten zusammengesetzt und erinnert mich eher an Modeartikel als an Musik. Damit ist Musik ein Produkt im marktwirtschaftlichen Sinne und keine Kunst.

Es ist - und war auch früher so - das es einen kleine Anteil in der Bevölkerung gibt, der die Musik als Kunst und Medium versteht und von Ihr auch gewisse Qualitäten oder Anforderungen fordert und erfüllt haben möchte.

Es hat sich ja gezeigt, das hier Leute sind die Bach mögen, Steve Reich, Stravinsky... etc. also gibt es sie, die Leute die einen hohen musikalischen Wert einfordern - möglicherweise verkleinert sich der Anteil in der Bevölkerung in den nächsten Jahren, weil die Musikindustrie ihr Konzept den Hörer dazu zu erziehen, was er hören soll weiter perfektioniert. Vielleicht haben die Leute irgendwann davon aber die Schnauze voll.

Meine Vorhersage: Der Anteil derer, die anspruchsvolle Musik hören wollen wird weiter schrumpfen, aber nie ganz verschwinden.
 
Naja, den Kommentar "Jazz, Atonalität und grausame Zwölftonmusik" find' ich persönlich merkwürdig .... das ist so, als ob einer 'ne Grenze im Kopf hat, und was diese Grenze überschreitet, ist "abscheulich", "entartet", "keine Musik". Hatten wir im Laufe der Jahrhunderte öfters.

Richtig ist es sicherlich, dass Kunst nur bedingt etwas mit Ästhetik zu tun haben muss. Warum sollte man Musik schön finden? Ich persönlich (und das war die Grundlage meines Beitrags) habe in der Zwölftonmusik kaum etwas Wohlklingendes ausmachen können - vielmehr hatte ich den Eindruck, dass sich alles wiederholt und wie eine durchgeknallte Kirmes klingt. Aber gut, ich stimme darin überein, dass Musik nicht schön sein muss oder dass das Empfinden des Schönen sich ständig ändert. Man muss auch dem "everything is possible" zustimmen, alles geht, es gibt keinerlei Grenzen. Und darauf ein kräftiges "Hurz!"
P.S.: "Entartete Musik" hatte doch, so meine ich, ganz andere Wurzeln als musikalische: Die Nazis liebten Wagner und seine doch recht "atonalen" Elemente und Goebbels mochte Jazz, er durfte es nur nicht zugeben!!!
;-) MoNi
 
Vieles hängt damit zusammen, was die psychologie "anmutung" nennt: irgendetwas entscheidet in uns, ob uns etwas anzieht oder abstößt. Professionell tätig, geht man dem auf den grund, aber die meisten musik-verbraucher sind das nicht, etwas gefällt ihnen oder nicht, wenn sie nicht gar wie jener US-general nur 2 musikstücke kennen: " das eine ist der Yankee-Doodle, das andere ist er nicht!".
Es gibt musik (das ist in allen künsten so), die ansprüche an den hörer stellt und die, "die in den gehörgang rinnt" (Eugen Roth), und wenn die tendenz anhielte, könnte einem angst und bange werden. Wenn wir immer schlapper werden und jede mühe scheuen, werden wir jedem pfuscher auf den leim gehen, der uns irgendwo, meist weiter unten, kitzelt, ich könnte jetzt schon einige beispiele nennen.
Das schönheitsempfinden ist von vielen faktoren abhängig und zielt am ende immer auf eine vollkommenere, nächste generation. Aber schönheit ist ein abstrakter begriff, die "schönsten" von probanden ausgewählten gesichter waren montagen, die aus mehreren, symmetrischen formen zusammengesetzt waren, d.h., die im wirklichen leben nicht existierten. Nicht-existentes, aus populär-bewährten versatzstücken zusammengeklatschtes ist oft gegenstand besonderer verehrung, siehe religionen. Dass der mensch "edel, hilfreich und gut" sein möge, schwebte Goethe vor, auf einsicht, wahrheitsliebe und lernbereitschaft wagte er nicht zu hoffen. "Edel" hängt mit adel zusammen, der bildhauer, der am Freiburger Münster die todsünden darstellte, gab einer die gestalt eines ritters, denn hochmut hat viel mit dummheit zu tun, und so sieht er auch aus.
Zurück zum anfang: Anton (eigentlich von) Webern hat wirklich schöne 12-ton-musik geschrieben, aber seinen lebensunterhalt musste er als operettenkapellmeister in der provinz verdienen, was ihm solch fast physischen ekel verursachte, dass er jedes engagement vorzeitig beendete und nach Wien zurückkehrte. Das ewige hm-ta-ta und polka-galopp-gewusel + stube-kammer-küche-harmonik ging ihm im wahrsten sinne auf die nerven. Wer so etwas nicht nur dirigieren, sondern auch langwierig einstudieren, endlose bühnenproben und-zig wiederholungen mit den immer gleichen platten späßen erdulden muss, kennt das. Bei Webern lief die "anmutung" eben andersrum.
Aber solange die 4.sinfonie von Brahms so schön gespielt wird wie gestern von den Berliner Philharmonikern, und ich das folgende fernsehprogramm damit verglich, meine ich, "weniger ist mehr!" Als ich mir meinen ersten computer zusammenbasteln ließ, meinte mein guru zum internet: "auch im größten misthaufen kann man perlen finden, aber man muss danach suchen".
 
ich denke das Musik in unserer Zeit mehr als je zuvor auch mit diversen anderen Faktoren als der Musik selber zusammenhängt. Früher war es eben so das jemand nen Stück geschrieben hat und das dann am Klavier oder von einem Orchester irgendwo vorgetragen wurde. Heute ist es doch eigentlich so das Musik ein Produkt (nicht kommerziel gemeint) geworden ist, das sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt wie z.B.

- die Struktur der Musik an sich (also Harmonie &Rhythmus und Melodie)
- die Art wie sie vorgetragen wird (also in Form einer Show, man könnte auch sagen eines Schauspiels)
- die Leute von denen sie vorgetragen wird und ihre äußere Erscheinung, ihre Wirkung, ihre Aura und wie sie sich geben und wahr genommen werden...
- der lyrisch inhaltliche Aspekt
- der Gesamtsound

Durch diese Vielzahl an Faktoren wird es einfach immer wieder neue Bands geben, die einzigartig sind und die eine Masse in ihren Bann ziehen ohne leblose Klanggebilde zu spielen die von Plattenfirmen vorgegeben wurden. Eine meiner Lieblingsbands sind die Red Hot Chili Peppers. Ich kenne nichts vergleichbares, der Sound, die Live-Show, das Image etc. machen diese Band für mich einfach einzigartig. Das gleiche gilt auch für Manu Chao und seine Band. Natürlich gibt es von beiden Bands 1 Million Nachahmer die aber eben keine Sau hört. Natürlich wird in unserer Zeit niemand mehr das Rad völlig neu erfinden aber gute Musik wird sich immer durchsetzen und auch ihre Fans finden, solche Massenphänomene wie HipHop oder TonTen Chartsmukke wird es immer geben und sie werden in der Regel mehr oder weniger schnell verschwinden, wobei ich auch sagen muss das Chartsmusik nicht generell schlecht ist. Man sollte vll. nicht versuchen die Musik weiter zu entwickeln indem man jetzt igendwas noch extremeres oder abgefahreneres macht sondern indem man einfach einen individuellen Musikact erschafft der in seiner Ganzheit frisch und neu klingt/ist. Auf jeden Fall bringt es nichts den Kopf in den Sand zu stecken und Trübsaal zu blasen, natürlich wird es in der Zeit von dieser ganzen Kommerzkacke und Internet blablabla immer schwieriger musikalisch was auf die Beine zu stellen bzw. damit wohlmöglich noch seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wer Musik aus Überzeugung und mit Leidenschaft und Inspiration macht und nicht um reich und berühmt zu werden, der wird es evtl. weit bringen mit seiner Musik.
 
achja, den Beitrag mit den Lebensumständen und der damit verbunden Kreativität finde ich sehr gelungen, ich habe auch seit 2 Monaten meinen Fernseher auf den Dachbioden verbannt, kann den Scheiss nich mehr ertragen. Aber der Gedanke ist nicht zu Ende gedacht - nur weil jemand sagne wir mal in einer Großstadt wohnt und von dem ganzen Konsumshit vollgedröhnt wird heisst das nicht das er nicht kreativ sein kann, ggf. kann sich seine Kreativität auch hier durch seine Lebensumständen ans Tageslicht befördern und er schreibt trotzdem gute Musik die die Tristess seines Alltags zum Ausdruck bringen oder sowas in der Richtung....
 
Was ich an der ganzen Diskussion höchst Interessant finde ist, daß der Ein oder Andere über den Mainstream schimpft, aber gleichzeitig Mozart bewundert.

Mozart war Seinerzeit sowas wie heute Dieter Bohlen.

In der Regel seichte Musik(Easy listening) für die Massen komponiert.

Für die damalige Zeit war das was er gemacht hat auch nix Neues.
Und für einen Profigeiger sind die Mozartstücke auch nicht gerade eine Herausforderung.

Ich finde, man sollte nicht alles was an Musik im Mainstram läuft schlecht reden.

Vor allem sollten diejenigen, die sagen Jazz währe etwas ganz schreckliches weil total disharmonisch und durcheinander, mal Stücke von Bach genau Analysieren und genauer hinhören.

Und was ist mit der Musik anderer Kulturen da gibt es ja so einiges, was über unsere westliches Dur Moll System hinausgeht.
Ist das etwa auch alles Scheiße, nur weil es für unser auf harmonisch getrimmtes Ohr unlogisch schlecht klingt?
 
Mozart war Seinerzeit sowas wie heute Dieter Bohlen.

In der Regel seichte Musik(Easy listening) für die Massen komponiert.

Mozart! Seichte Musik! Du sprichst mir aus dem Herzen ... zumindest *ich* habe Mozart nie gemocht. Damit ernte ich zwar bei meinem Chorleiter, be meiner Gesangslehrerin und bei meinem Saxophonlehrer ein gewisses Unverständnis, aber damit kann ich leben!

Das Mozartjahr war hart für mich ... und es war auch ein Schostakowitschjahr. Allerdings gab's - in musikalischen Beiträgen und öffentlichen Erwähnungen gemessen - ein gewisses Ungleichgewicht zugunsten Mozarts ... mein Frau und ich wollten uns "Die Nase" von S. anhören, aber leider keine Zeit.

Vor allem sollten diejenigen, die sagen Jazz währe etwas ganz schreckliches weil total disharmonisch und durcheinander, mal Stücke von Bach genau Analysieren und genauer hinhören.

Aber Hallo! Als kleiner Kammerchor haben wir die Orgelmesse am Dienstag in Aachen gesungen. Jaja, der alte Bach hatte's drauf. Aber das ist meine persönliche Meinung.

Gerne von mir kolportiert: Im Sikoras Jazz-Harmonielehre wird erst erklärt, was man alles so im Solo machen kann (Quintfall, Zwischenkadenz, Hassenichgesehn) ... um dann als Beispiel, wo all dies auf höchsten Niveau umgesetzt ist, eine Violinsonate von Bach zu präsentieren.
 

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