Wie nah sollte man am Original bleiben?

mos
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1. hoffe ich, es ist die richtige Kategorie wo ich dieses Thema einstelle

2. versuche ich jetzt mal zu beschreiben, was ich gerne wissen möchte.

Wenn ihr z.B. einen alten Jazzstandart singt, haltet ihr euch da genau an die ursprüngliche Melodielinie und Rhythmusführung?

Ich bin z.B. jemand, der sehr gerne hier und da ein paar Töne dazu nimmt und auch die Rhythmuslinie im großen und ganzen einhält aber sich doch sehr gerne variiert.

Darf man das? Oder sollte man sich sowas nicht angewöhnen. Ich komme aus folgendem Grund darauf. Musste gestern mit meiner Nichte Superstars gucken*ja, ja, ich weiß* aber was tut man nicht alles um eine gute Tante zu sein.

Nun ja, auf jeden Fall ist mir da aufgefallen, dass z.b. der Diiieeetääää ein paarmal moniert hat, dass diverse Interpreteten sich nicht an die eigentliche Melodielinie gehalten hätten. Ich fand diese Variation gar nicht schlecht. Jetzt komme ich halt ins Grübeln.
Ich gehöre ja auch zu denen, die das gerne mal machen. Für mich ist das meine persönliche Interpretation eines Stückes. Die meisten Standads werden ja auch nicht gespielt, wie sie ursprünglich notiert wurden, von daher würde ich sage, es ist ok. Muss natürlich passen, aber ist es wirklich ok? Oder wird das nicht gerne gesehen?
 
Eigenschaft
 
Moin Mo,

nicht nur darf man das, man soll das sogar.
Also, zumindest im Jazzbereich. Im Pop sieht es wahrscheinlich wieder anders aus.
Der Jazzgesang lebt aber gerade davon, dass man seinen eigenen Stil/Interpretation entwickelt.

Im Jazzbereich sieht es auf jeden Fall so aus, wie ich jetzt von einigen Lehrer/innen und auch aus Jazzgesangs-Literatur weiß, dass man auf jeden Fall die Originalmelodie lernen und jederzeit abrufen können sollte, dann darf man aber verändern, was das Zeug hält.
Hört man ja auch z.b. bei Ella Fitzgerald & Co.

Ich singe meist einen Chorus richtig und dann im zweiten Durchlauf variiere ich die Melodie. Rhythmik verändere ich meist auch schon im ersten Durchlauf, z.b. Laid back singen o.ä.
Die Rhythmik MUSS man meiner Meinung nach sogar leicht anpassen, also jazztypische Phrasierung benutzen, da es sich sonst wirklich nach nichts anhört.
Ergibt sich ja auch schon durch den Stil, Swing kann man ja gar nicht "gerade" singen, während das bei den Latinsachen wieder ganz anders aussieht.

Also - weitermachen! Schon alles super so, wie du es machst!
 
Darf man das? Oder sollte man sich sowas nicht angewöhnen. Ich komme aus folgendem Grund darauf. Musste gestern mit meiner Nichte Superstars gucken*ja, ja, ich weiß* aber was tut man nicht alles um eine gute Tante zu sein.

Von einer erfahrenen Saxophonistin erschrickt mich diese Frage etwas... die Iprovisation und Variation eines Themas ist doch Teil des Jazz.... ich glaube, der Dieter hatte gestern eine schlechten Tag.

BTW: schäm Dich nicht, ich gucke das IMMER... und wenn nicht, dann die Wiederholung oder ne Aufzeichnung.... wir sind Sänger, da ist ist ja wohl ganz normal, wenn wir uns brennend für Shows interessieren, wo es um Gesang geht.... mein Favorit Marc Medlock wird übrigens immer schlechter, ich springe um auf Max Buskohl oder Lisa Bund .... aber gewinnen wird wohl Martin Stoß.... was egal ist, denn wirklich Karriere machen immer nur die Zweit- oder Drittplatzierten ;)
 
OK, dann lag ich ja eigentlich richtig mit meinem Gefühl. Ich war nur gestern so irritiert. Er ist ja Komponist und ob man ihn mag oder nicht, der erfolgreichste deutsche Komponist überhaupt.

Ich ging eigentlich auch immer davon aus, dass man frei interpretieren sollte im Jazz Genre. Ich möchte ja auch nicht klingen wie irgendjemand sonst, sonder wie ich. Ich war nur gestern ziemlich verwirrt.

Ich mar die Stimme von Mark auch, er klingt so soulig. Wobei er gestern ziemlich gepatzt hat bei Three times a lady. Wundert mich, dass das angeblich von den Juroren keiner gehört hat. Er hat immer an einer bestimmten Stelle zu früh eingesetzt und es passte überhaupt nicht.

Ich mag die Stimme von Lisa, finde sie klingt richtig gut.
 
Hallo Mo,
Jazz lebt davon, dass jeder Sänger bzw. Instrumentalist ihm seinen Stempel aufdrückt, zu einer individuellen Interpretation findet, einen eigenen Stil entwickelt. Das ist ja gerade das Wunderbare an diesem Genre. Es lässt Dir eine Freiheit wie sonst kaum eine Musikrichtung.
In diesem Sinne: nur zu !
schöne Grüße
Bell
 
Hi mos,

auch ich (Gitarrist) bin der Auffassung, daß die Interpretation eines Jazz-Standards die Improvisation einschließt. Wenn ich mir ein Stück erabeitet habe und das dann spiele, dann eigentlich immer zuerst eine "relativ" notengetreue, wiedererkennbare Version und spätestens beim zweiten Chorus geht es ab in die Improvisation. Das ist doch gerade das Spannende und Interessante daran - eben herauszuhören und auszuprobieren, welche Skalen über welche Changes passen, bzw wie weit ich mich davon wegbewegen kann, damit man das Stück noch "erkennt". Zum Abschluß gibt's dann wieder eine Rückkehr zur original Melodielinie, so als Reprise.

Greetz von Peter (der im Frühling immer mal wieder gerne "Autumn Leeves" spielt ... ;) ) :)
 
da kann ich peter55 nur zustimmen. wir wollen doch dich hören. das original haben wir doch im schrank...
 
Ok, dann war meine ursprüngliche Auffassung richtig. Ich bin eh kein Blattspieler bzw. Sängerin, eher der Typ "aus dem Bauch raus"

Wie sieht es denn beim Text aus?! Darf man da je nachdem sinnvolle Ergänzungen machen. Ich packe da öfter schon mal kurze Wörter mit dazu. Lässt sich dann teilweise besser singen.
 
Dürfen darfst Du das, was Dir gefällt. Punktum.
Da kann Dieter sagen was er will.

Wenn ich an einer Stelle das Gefühl habe, als ob die Melodielinie anders gesungen werden will mache ich das.
Wenn mir der Text nicht passt oder ich ein Füllsel brauche (Das mit den Mini-Wörtern ist oft, dass Du Dir den Vokal ergänzt, den Du an der Stelle brauchst) dann wird das umgeschrieben.

Das nervigste in meinem Leben war eine Gesangslehrerin, die das nicht akzeptiert hat.
 
Ich ändere auch gerne mal was am Text. Bei "Stormy weather" singe ich z.B. gerne "it´s raining all the bloody time" (bloody kommt im Original nicht vor), oder "makin´sweet, sweet love to me" bei Lover Man.... und ich übersetze auch gerne mal einen Text in eine andere Sprache, z.B. singe ich "Caravan" jetzt auf Französisch, klingt irgendwie ganz interessant. Meine "Summertime"-Melodie hat mit dem Original eigentlich gar nichts mehr zu tun, was aber auch daran liegt, dass ich das Lied, so schön es auch ist, eigentlich nicht mehr hören kann, es aber immer wieder verlangt wird. Mein letztes Experiment war eine auf Spanisch gesungene Summertime- Version im Flamenco-Stil.
Anything goes, wenn Du dahinter stehst !
schöne Grüße
Bell
 
Ha,ha, na ja, bloody ist ja noch ok. Wenn ich denke, wie oft die Amis um so ein Wetter zu beschreiben ,gerne das böse Wort mir "f" nehmen. Da würde dein Publikum vermutlich vom Stuhl kippen.

Ich finde du könntest mal eine Summertime Raggae Version einsingen :). Ist ja schließlich Summertime!

Ich mache das bei Band in a Box schon mal ganz gerne. Nehme mir verschiedene Musikrichtungen bei so absoluten Klassikern und lache mich weg, wie die sich z.B. im Raggae, Bossa oder Gospel Style anhören.
Dabei entdeckt man dann allerdings auch, dass sich manche Lieder, in vollkommen undenkbaren Stilen, richtig gut anhören. Nun ja, soweit sich ein Lied mit BIAB Playback gut anhören kann. Es gibt einem aber viele Impulse, mal etwas von der Norm abzuweichen.
 
Ha,ha, na ja, bloody ist ja noch ok. Wenn ich denke, wie oft die Amis um so ein Wetter zu beschreiben ,gerne das böse Wort mir "f" nehmen. Da würde dein Publikum vermutlich vom Stuhl kippen.

Haha, hast Du ´ne Ahnung.... das böse f-Wort nehme ich auch sehr gerne, je nach Wetterlage und Publikum ;)
Bell
 
Ich hatte mal ne Diskussion mit unserem Gitarristen, weil ich Green Days "Basket Case" stellenweise variiert habe. Er meinte damals, dass er normalerweise auch nichts gegen Abweichungen hat, bei so einem bekannten Song das aber eher dazu führe, das Publikum zu befremden, weil die Standardmelodie einfach zu sehr in den Köpfen ist.
Ich hab mich da gefügt, auch wenn ich es nicht ganz so sehe, weil auch die anderen in der Band das ähnlich sahen und ich mich da nicht querlegen wollte. So ganz abwegig ist der Gedanke auch nicht, dass man als Coverband gewisse Erwartungen zu erfüllen hat. Trotzdem nehme ich mir bei den meisten Songs die Freiheit, genau das zu singen, was ich an der Stelle singen will.


BTW: schäm Dich nicht, ich gucke das IMMER... und wenn nicht, dann die Wiederholung oder ne Aufzeichnung.... wir sind Sänger, da ist ist ja wohl ganz normal, wenn wir uns brennend für Shows interessieren, wo es um Gesang geht....

Gott, und ich dachte schon ich bin der einzige, der sich das reinzieht. :D Beruhigend, dass ich da wohl nicht ganz daneben bin ;)



mein Favorit Marc Medlock wird übrigens immer schlechter, ich springe um auf Max Buskohl oder Lisa Bund .... aber gewinnen wird wohl Martin Stoß.... was egal ist, denn wirklich Karriere machen immer nur die Zweit- oder Drittplatzierten

Seit Francisca raus ist, kann ich dieser Staffel irgendwie so gar nichts mehr abgewinnen. :( Mark hat eine schöne soulige Stimme, aber er langweilt mich, mir gefiel eigentlich nur seine Version von "Easy". Lisas Leistungen schwanken zwischen Grütze und spitze, über Martin brauchen wir kein Wort zu verlieren und bei Max stört mich, dass er nicht ordentlich singen kann, sondern knödelt und presst.
 
I :( Mark hat eine schöne soulige Stimme, aber er langweilt mich, mir gefiel eigentlich nur seine Version von "Easy". .

... überzeugt hat mich mit "u R so beautiful"... aber danach wurde es nie wieder so.... er hat zwar eine schöne soulige Stimme, aber er wird von Show zu Show mechanischer, seine Dynamik lässt zu wünschen übrig und er ist manchmal ein Phrasierungs-Legastheniker :)

Das Franciska rausfliegt, war klar... die hatten beim letzten mal schon sone "Überprofessionelle" ... das kommt als Identifikationsfigur scheinbar nicht an...

Hmm ... ganz schön OT werd ich gerade... naja egal... wenn Ice nichts dagegen hat.
 
Hi könnte zu diesem Thema einen Roman schreiben , aber lasse es, schon wegen der Uhrzeit. Im Grunde ist das ganze Leben Improvisation, d.h. Du drückst Vorgeschriebenem, Gelernten Deinen eigenen Stempel auf, Deine Wahrnehmung. Fängt beim Schreiben an, das Du den Buchstaben , die Du als Erstklässler lernst, Deine eigene Prägung gibst.
Ich halte sehr viel von Improvisation, da Musik ja eine auch lebendige, emotionale Sache ist, ein Ausdruck deinerselbst,der nie starr ist.
Ich muss allerdings zu meiner Schande gestehen, das ich lange Zeit improvisiert habe, aber einfach aus Unwissenheit, mangelnden musikalischen Kenntnissen etc und gehe ich jetzt momentan einen Schritt in die andere Richtung, nämlich wirklich das zu spielen, notengetreu, was auf dem Papier steht. Dieses aber nicht, um irgendwann der perfekte Vom Blattspieler zu sein, sondern um Stücke erstmal so erfassen, wie sie ursprünglich gemeint sind, um dann später wieder besser improvisieren zu können.Auch finde ich es besser, wenn man beides kann, vom Blatt (auch mit anderen zusammen zuspielen) und Improvisieren. Sonst bleibt alles immer leicht beliebig.Da ich kein absolutes Gehör habe oder Rhythmik As bin, hilft es mir teilweise schon, erstmal das Original zu spieln und dann eigenes einzufügen.
 
reiser"so;2215750 schrieb:
und gehe ich jetzt momentan einen Schritt in die andere Richtung, nämlich wirklich das zu spielen, notengetreu, was auf dem Papier steht. Dieses aber nicht, um irgendwann der perfekte Vom Blattspieler zu sein, sondern um Stücke erstmal so erfassen, wie sie ursprünglich gemeint sind, um dann später wieder besser improvisieren zu können.

Ich finde, DAS ist der Königsweg.
Bell
 

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