Der überwiegende Teil der Musikhörer sind Musik-Laien, die sich in erster Linie an einer gelungenen Kompositon erfreuen, nicht an hervorragender Spieltechnik. Ersteres ist dabei ungleich schwieriger zu erzielen als letzteres. Der Schluss daraus kann nur lauten, das Nachwuchsmusiker gut daran täten 5mal soviel Kompositionsübungen zu machen wie Technik/Tone-Übungen.
Würde ich so nicht sagen. Selbst an den einfachsten Stücken hört man ob ein Spieler gut ist oder nicht. Und zumindest unterbewusst nehmen auch komplette Laien Unsauberkeiten im Spiel wahr. Es gibt zwar Musik da ist es eher unwichtig auf Perfektion zu ziehlen, sagen wir simple Rockmusik wie Strokes oder Helden oder sowas, aber stell dir z.B. einen Hip Hop Track vor oder einen stinknormalen Popsong, in dem zu absolut mechanischen E-sounds eine Gitarre spielen muss. Wenn man da nicht absolut tight usw. spielt fällt das auch dem letzten Dubel auf.
Was auch dazu führt daß ich dir bezüglich Komposition nicht zustimmen kann:
Ein Hip Hop track zu schreiben ist ein Kinderspiel aber es umzusetzen ist (je nach dem, man kann natürlich auch alles aus dem Computer hohlen) ungleich schwieriger.
Meistens gilt allerdings die Formel, je virtuoser/spieltechnisch anspruchsvoller die Musik, desto höheren Kompositorischen gehalt hat sie auch, die Faktoren spielkönnen/kompositorisches Können bedingen sich schließlich gegenseitig, wie hier bereits erwähnt wurde.
Ich will auch darauf aufmerksam machen, daß hier dem Begriff Ton(e) eine merkwürdige "Bedeutungsdiffusität" zukommt. Was ist denn Ton? eigentlich nichts anderes wie Klang. Also muss man die Frage stellen: Wie klingt Etwas? Und da gehts natürlich los mit verschiedenen Deutungsfragen.
Daß man sagt der "sound" sei einfach das was der Verstärker/Gitarre/technik allg. ausspucken kann macht sinn (man muss allerding wirklich definieren: wie die Technik potentiell klingen kann. Selbst wenn ich die geilste Git habe und einen Rectifier oder was; wenn ich mit der Faust auf der Kopfplatte rumhau (achtung ich übertreibe...) kommt da nichts Gescheites raus.)
Jetzt aber Tone. Hier kommt viel bedeutung dem Vibrato zu, wie man aus dem thread erkennen kann. Aber auch dem "ganz normalen" spiel.
Ich könnte sagen: "Wenn mein Vibrato krumm und schief klingt hab ich einen scheiß tone".
Ich könnte auch sagen: "Wenn meine Melodielinien ungleichmäßig und abgehackt klingen hab ich einen scheiß tone"
Ähnliches könnte ich auch über Akkorde schrubben, oder slides oder was auch immer sagen.
Aber wenn man sich mal fragt woher diese Probleme überhaupt kommen, daß das Vibrato scheiße klingt und die Melodie nicht singen kann, dann landet man zu allererst bei der Technik. Was ist Technik? Kontrolle über den Ton, den Ton an sich, den man in genau diesem Moment spielt. Die absolute Vorraussetzung dafür, daß überhaupt etwas geht.
Jetzt kann ich aber immer noch sagen: "Mein Vibrato ist gut intoniert und bewegt sich mit der Musik und meine Melodie ist zu 100% in der Zeit und mein Anschlag ist immer gleichmäßig, aber ich klinge wie ein Computer"
Hier kommt nähmlich der Ausdruck ins spiel. Z.b. beim Vibrato: Erst langsame Intervalle, dann allmählich die Frequenz erhöhen, auch die Intensität (oder auch nicht). Wie ziehe ich überhaupt den Ton? Gleichmäßig langsam oder schnell und auf den Punkt. Oder irgendwas zwischendrin.
Ausdruck ist ein Wort dafür, wie ich mit dem Ton, den ich kontrollieren kann, den Ton den ich jetzt spiele, wie ich mit diesem Ton umgehe. Zur richtigen Zeit und am richtigen Ort (was ist das für ein Stück das ich da spiele?) muss ich das richtige mit ihm anstellen.
Wenn das klappt dann klingt das "richtig" und von Herzen. Mit Ausdruck eben.
Und wo bleibt jetzt der tone? Er ist doch schon da. Wenn ich Kontrolle über mein Spiel, also Technik, mit einem Bewusstsein für die Musik die ich spiele, was zu richtigem Ausdruck führt, kombiniere, dann habe ich tone.
Also sage ich: Tone=Kontrolle+Ausdruck