5. von 10 streitbaren Thesen: Es gibt keine neuen Spielgeheimnisse, nur neue Verpacku

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These 5. "Blues is good for you"; rief der legendäre Johnny Winter ("The Progressive Blues Experiment";) seinerzeit in die Essener Grugahalle und per "Rockpalast";-Übertragung in die deutschen Fernsehwohnzimmer. Was er damals meinte und heute ebenso klar ist: Rockgitarre stammt vom Blues ab.

Die auch hier im Forum immer als erstes genannten "Penta"; ist eine Entwicklung der schwarzen Sklaven auf Amerikas Baumwollfeldern und keine neuzeitliche Erfindung von gerade angesagten Gitarrenstars. Die verwenden und variieren das "nur"; - allerdings auf ihre ganz persönliche Weise klanglich und spieltechnisch - und das oft faszinierend.

Wer z.B. gerade X oder Y entdeckt hat, hört meist nichts Neues, sondern Altes in neuem Soundgewand. Das ist natürlich nicht verkehrt sondern gut - man darf sich davon nur nicht nicht den Blick auf die Basics verstellen lassen, die dahinter stehen. Und bedenken, dass morgen schon wieder andere da sind, die das "Alte"; verwenden, um ihm Neues abzugewinnen.

Ein Zakk Wylde ist da nicht mehr und nicht weniger als einer der das selbe Zeugs wie Robert Johnson (40/50er), Johnny Winter (60er/70er) und Eric Clapton (60/70er) eben etwas anders spielt. Schneller, klanglich agressiver. Aber die Töne sind dieselben wie vor 50, 80 Jahren.


Was meint ihr?
 
Eigenschaft
 
Die Grundtöne/Skalen sind seit Urzeiten vorhanden, sofern hat schon seit einigen Jahrhunderten keiner was neues gemacht? Ich finde, Du siehst das etwas zu eng. Als z.B. Death Metal ende 80er auftauchte, war es eine komplett neue Klangwelt, auch wenn die Töne an sich bekannt waren und nicht neu erfunden wurden. Was ist nun die Verpackung und was der Inhalt? Ich finde, es gibt keine so klaren Grenzen.
 
Ich finde auch man sollte das nicht allzu eng sehen. Die klassischen Tonleitern gibt es schon seit mehreren hundert Jahren, und es gab schon im vorigen Jahrhundert Stimmen in der klassischen Musik, die behaupteten, es wäre nicht mehr möglich, die Musik weiter zu entwickeln, und trotzdem entwickelte sich die Rockmusik, der Metal, der Punk etc. .

Die Töne, die dazu gehören, ist halt das, was das menschliche Ohr als wohlklingend empfindet, etwas anderes wird als Krach empfunden.

Spieltechnnisch ist vielleicht irgendwann mal das Ende der Fahnenstange erreicht, aber harmonisch gesehen sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt, solange man die Regeln der Harmonielehre beachtet, und diese bieten wirklich enorm viel Spielraum.
 
These 5 ist richtig, und noch nicht mal auf die Pentatonik zu beschränken. Musik entsteht nicht im luftleeren Raum ohne Vorbilder aus dem Nichts. Jeder kreative Akt ist eine Kombination bekannter Faktoren.

Ich hatte als Teenager das Glück, das mich die Beatles geprägt haben, die hunderte von Einflüssen der Musikgeschichte in Ihrer Musik verarbeitet haben. Ich habe nach den Vorbildern und Vorgängern meiner damaligen Idole gesucht und bin fündig geworden: Rock'n'Roll, Motown, Folk, Vaudeville, Blues, Klassik, Soul, Country, Swing, usw.....

Wirklich "revolutioniert" wurde die Gitarre aus meiner Sicht nur von zwei Gitarristen: Hendrix und Van Halen haben Schritte gemacht, deren Quellen mir nicht klar sind. Alle anderen verarbeiten bekanntes Material zu neuen Mustern.

Den musikalischen "Stammbaum" eines Musikers, einer Band oder eines Stils zu rekonstruieren, kann eine unglaublich wertvolle Erfahrung sein.
 
Ich streite mal mit:

These 5. “Blues is good for you” rief der legendäre Johnny Winter (“The Progressive Blues Experiment”) seinerzeit in die Essener Grugahalle und per “Rockpalast”-Übertragung in die deutschen Fernsehwohnzimmer. Was er damals meinte und heute ebenso klar ist: Rockgitarre stammt vom Blues ab.

Der Aussage "Blues is good for you" stimme ich rundum zu. Dass JW allerdings damit aussagen wollte, dass die Rockgitarrre vom Blues abstammt, wage ich extrem zu bezweifeln. Das wäre ja in etwa so: "Ich mag Nutella!", damit ist jedem klar, dass da Haselnüsse drin sind. Verstehe ich nicht.

Die auch hier im Forum immer als erstes genannten “Penta” ist eine Entwicklung der schwarzen Sklaven auf Amerikas Baumwollfeldern und keine neuzeitliche Erfindung von gerade angesagten Gitarrenstars.

Der zweite Teil der Aussage ist richtig, der erste - mit Verlaub - ziemlicher Schwachsinn. Pentatonik findest Du in nahezu allen Teilen der Welt in allen Musikstilen, einmal abgesehen von all dem, was sich aus der "westlichen" Klassik entwickelt hat. Ziemlich alle Naturvölker machen in Pentatonik, ganz Asien tut dies, Afrika eben auch, "Backe Backe Kuchen" und andere Kinderlieder sind reine Pentatonik, "erfunden" haben das nicht mal die Schweizer.

Ein Zakk Wylde ist da nicht mehr und nicht weniger als einer der das selbe Zeugs wie Robert Johnson (40/50er),

Robert Johnson ist 1938 gestorben. In den 40er/50er Jahren war außer modern nicht mehr viel los mit ihm.

/END Zerlegung der These

Ich fasse es mal zusammen: "Alles ist schon mal dagewesen, eigentlich stöpseln Gitarristen heute nur Sachen von früher irgendwie zusammen".

Gegenthese von mir: Die Töne waren immer schon da, allerdings gibt es verdammt viele Möglichkeiten, sie "vertikal" (Akkorde) und vor allem "horizontal" (Melodien und Tempo) und "klanglich" (laut/leise, Obertöne, Verzerrung, etc.) zu verbinden. Da gibt es immer wieder eine Chance, dass jemand etwas wirklich Neues und Einzigartiges "entdeckt". Klar, viele Sachen sind schon entdeckt und sind heute Standard, daher wird es immer schwerer, etwas Neues zu machen - aber die Möglichkeiten sind so groß, dass es immer noch geht. Trotzdem, ein solides Wissen um häufig verwendete Grundsystematiken schadet nicht... aber: es gibt noch viele Spielgeheimnisse zu entdecken, es ist nicht alles schon mal verpackt worden!
 
Gegenthese von mir: Die Töne waren immer schon da, allerdings gibt es verdammt viele Möglichkeiten, sie "vertikal" (Akkorde) und vor allem "horizontal" (Melodien und Tempo) und "klanglich" (laut/leise, Obertöne, Verzerrung, etc.) zu verbinden.
Rhythmus und Beat stellen eine weitere Dimension der Möglichkeiten dar, imho.
 
Ganz neu das Rad erfinden wird man auch nicht so leicht. Schon gar nicht in unserem musikalischem Zeitgeist und geographischen Verbundenheit.
Ganz so streng alles auf Blues begründen würde ich persönlich nicht, ohne dass ich der Bluesexperte bin.
Könnte sich jemand mal Nile http://www.myspace.com/nilecatacombs und Meshuggah http://www.myspace.com/meshuggah anhören und auf die Blueselemente untersuchen?

Was mich immer schon interessiert hat: Wann haben sich Jazz und Blues getrennt? Wenn ich heute ein Bluessolo mit einem Jazzsolo vergleiche, sind da ja 3 Welten dazwischen...
 
Aber das alles schon mal dagewesen ist, ist doch eine Binsenweisheit. Obwohl die These, dass alles vom Blues abstammt schon gewagt ist. DIe Pentatonik ist eine natürliche Skala, wegen der Obertöne. Die gibt es in fast jeder Musik. Musik, die auf die Einteilung der Oktave in 12 Halbtonschritten beruht, wird zwangsläufig irgendwelcheTonleitern hervorbringen, die wir schon gehört haben. Aber der Blues ist nicht der Anfang der Musik, und gewiss nicht ihr Ende. Blues ist sicherlich ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Populärmusik, aber genausowenig ihr Anfang und Wesen wie der Heavy Metal ihre Krönung und Ende ist.
 
Als jemand, der selbst als Neunjähriger seinen Vater fragte, ob er ihm Gitarre spielen beibringt und daraufhin erstmal 1-2 Jahre im Zwölftaktschema verbracht hat, kann ich hier auch nur zustimmen.

Blues ist technisch meist minimalistisch: Die Pioniere dieser Richtung konnten nicht Musik studieren und elaboriert komponieren. Aber sie haben das Wesen von Musik als Mittel zum Ausdruck verstanden.

Eine Einsicht, die heute lernenden und technikorientierten Gitarristen leider oft nicht beizubringen ist.
 
Musik entsteht nicht im luftleeren Raum ohne Vorbilder aus dem Nichts. Jeder kreative Akt ist eine Kombination bekannter Faktoren.

Ich denke das wäre mal ein intressanter Gedanke; wie denn die Anfänge der Musik waren. Hierzu wäre es vielleicht ein aufschlussreiches, aber ethisch kaum durchführbares Experiment einige Menschen ohne Musikeinflüsse von aussen aufwachsen zu lassen, aber ihnen durchgehend moderne Instrumente zur Verfügung zu stellen.

Ansonsten kann ich der These nur zustimmen, die obengennanten Gründe nochmals zu erwähnen wäre unnötig.


mfg
 
Die Grundtöne/Skalen sind seit Urzeiten vorhanden, sofern hat schon seit einigen Jahrhunderten keiner was neues gemacht? Ich finde, Du siehst das etwas zu eng. Als z.B. Death Metal ende 80er auftauchte, war es eine komplett neue Klangwelt, auch wenn die Töne an sich bekannt waren und nicht neu erfunden wurden. Was ist nun die Verpackung und was der Inhalt? Ich finde, es gibt keine so klaren Grenzen.


....das sagt er ja! ;)
 

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