[Review] A.R.T. ADP150

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Review: A.R.T. ADP 150

Da ich hier immerwieder auch eine Lanze für die Transistor- und Hybridamps breche,
möchte ich hier kurzerhand einen meiner Amps vorstellen, den ich sicherlich mehr als
3 Jahre gesucht habe. Einen A.R.T. ADP 150 Prototypen. Kostenpunkt ca. 380 Euro.
(den Transformator von 110 Euro für unser Stromnetz schon mit einberechnet)

Da dieser Verstärker aber laut meinen Informationen nicht weiter finanziert werden konnte
und somit nicht über das Prototypstadium hinaus und eben auch nicht in die (Klein)Serien-
fertigung ging, habe ich sicherlich noch Glück gehabt, wenn man bedenkt, dass es gerade mal
eine handvoll dieser Kisten gibt und die bisher nur in den USA heimisch waren.

Gebaut wurde meiner in den USA, Buffalo NY.

Hier nun ersteinmal die groben Spezifikationen:

- 3-Kanal 19" Rackamp (Clean, Crunch, Lead)
- Hybridamp mit einer 12AX7 Vorstufenröhre
- Leistung: Mono 150 Watt / Stereo 75 Watt

- Aktive Klangregelung in allen 3 Kanälen
- Parametrische Mittenregelung in allen 3 Kanälen

Folgendes alles per Midi programmierbar- und damit nicht nur
mit den Schaltern an der Front sondern auch per Fuß schaltbar:

- zwei Eingänge auf der Frontseite (A & B)
- 4 Effekt Loops (Master, Kanal 1,2 & 3)
- Combine Funktion (kombinieren von Kanälen)
- Eine Boostfunktion für beide Gitarren Eingänge
- Eine Boostfunktion für Crunch & Lead Kanal
- Einen Crunchboost für den Cleankanal
- Einen Limiter für den Cleankanal

Sonstige Features:

- Recording Outputs (L/R) mit zuschaltbarer Speakersim
- Kopfhörer Ausgang mit regelbarer Lautstärke auf der Front

- Das 1x12er Combogehäuse beherbergt einen EVM12L, ist nach dem Thiele
Bassreflexsystem aufgebaut und besitzt einen 3HE Rackeinschub wobei 2 HE
von dem Amp selbst eingenommen werden- und 1HE "Luft" ist. Hier kann man
sich dann z.B. mit einem passendem MultiFX bedienen.

Wie man den Spezifikationen entnehmen kann, ist dieses Gerät auf den ersten Blick ziemlich
umfangreich in seiner Bedienung, da diese aber intuitiv läuft kommt man schnell auf den Trichter.

Hier ein paar grobe Beispiele zu der "Combine"-Funktion:

Man trennt Input A & B In seperate Kanäle auf- und aktiviert sie durch die Combine Funktion beide.
So wird es z.B. ermöglicht, zwei Gitarren in unabhängigen Kanälen laufen zu lassen. (Eine E-Gitarre
über den Leadkanal die mit einem Bass zusammenspielt, der gleichzeitig über den Cleankanal läuft.

Zwei Gitarren die gleichzeitig über zwei Kanäle spielen. Beim unterrichten z.B. der Schüler und man selbst.
Eine E-Gitarre mit Piezo System, bei der das Piezo Signal in den Cleankanal gespielt-, das Signal der Tonabnehmer
aber in den Leadkanal gefeuert wird. Beides lässt sich durch die Kombination vermischen und den Gitarristen damit
experimentieren. Natürlich lassen sich die Kanäle auch splitten sodass man sie nicht gleichzeitig spielt, sondern
den Leadkanal mit dem Hals/Steghumbucker befeuert- und im Cleankanal, dann direkt den Piezo spielt.

Die Möglichkeiten sind hier wirklich sehr groß.


Nun kurz zum Klang des Amps:

Clean:

Da dieser Amp in jedem Kanal eine parametrische Mittenregelung hat kann der Klang nicht absolut fest definiert
werden. Eine Drehung am Mitten-Frequenzregler bewirkt hier einen Ausflug in drahtigste Stratgefilde, obwohl man
in der vorigen Position noch warme, volle Cleansounds herausgeholt hat. Mit der eingeschalteten Crunchfunktion
reagiert der Drive Regler im Cleankanal nun auch sehr empfindlich und je nach Anschlagsstärke, der Position des
Drive Reglers und des Mittenreglers lassen sich hier Problemlos eine Palette an Overdrive Sounds herausholen,
die von AC/DC bis hin hin zur Brian May Ecke ein ganzes Spektrum abdecken.

Der Limiter für den Cleankanal bietet einen Regelweg von -10db bis +10db. Ich nutze ihn vorwiegend
für Two-Handed-Tapping oder auch mal für Fingerpickung. Im gesamten gefällt mir der Cleankanal besser
als der Roland Jazz Chorus und man deckt hier obendrein schon in einem Kanal Jazz, Blues und seichte
Rockmusik bestens ab. Der Amp entwickelt schon Stereo (75 Watt) in kleinen Einstellungen eine enorme
Lautstärke und setzt sich Problemlos in einem Bandgefüge durch.

Mono gibt es nochmal eine Portion Headroom und eine höhere Empfindlichkeit, der Lautstärkeregler.

Clean bleibt beim abgeschaltetem Crunchboost auch wirklich Clean. Eins ist sicher, der Cleankanal
lässt einem wirklich sehr viel Freiraum zum experimentieren und es hat mir so einen spaß gemacht,
dass ich einige Zeit gar nicht dazu kam, in einen der anderen beiden Kanäle umzuschalten.


Crunch:

Im Crunch Kanal wird nun schon ordentlich Gas gegeben. Auch hier wird die gesamte Palette an
Overdrive Sounds abgedeckt, jedoch gibt es hier dann doch noch einige Reserven mehr nach oben.
Im Bezug zum klang muss ich auf meinen vorigen Satz aufmerksam machen.. Da hier auch noch eine
parametrische Mittenregelung vorhanden ist, lassen sich sehr klassische britische aber auch eher
modernere amerikanische Klänge abrufen. Ein schöner Crunchkanal, der vom Grundsound keinen Kreis-
sägencharakter hat, eher rund daherkommt und das gespielte schön artikuliert/definiert rüberbringt.
Dynamik ist hier auch kein Fremdwort. Der Verstärker reagiert auf die Gitarre und den Gitarristen.

Auch hier deckt man die Fender, Marshall- und die Vox Fraktion schon ordentlich ab.
Jedoch behält der Amp einen eigenen Charakter, wurde nicht als Modelling Amp konzipiert-
und will auch nicht "untergeordnet" mit anderen verglichen werden. Er ist ein eigenständiger
Verstärker mit eigenem, mir sehr wohlfallendem Charakter. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen
lassen den Crunchkanal hier mit einem Matchless zu vergleichen. Man kann sich wirklich sehr nah
"hinregeln". Es ist aber schon ein wenig Arbeit vorrausgesetzt, da der EQ sehr feinfühlig reagiert.

Der Matchless ist doch wesentlich träger und bietet auch nicht diese "Reserven".
Da schießt man mal sehr schnell übers Ziel hinaus.


Lead:


Mein Favorit.. Müsste ich ihn mit Schlagworten beschreiben wird es absolut nicht einfach.
Singend! Brachial! Warm! Fett und Voll! Hier kann man sich wirklich austoben. Legatoläufe,
Gitarrengewichse ala Satriani, Vai oder Gilbert. Das macht einfach nur spaß. Die Gitarre singt,
kippt in die Obertöne und kommt richtig aus den puschen. Satriani, Vai aber auch schon Emppu von
Nightwish beispielsweise, waren was die Leadsounds z.T. angeht, immerwieder ein Orientierungspunkt
für mich. Mit diesem Kanal ist es spielend möglich seine Gitarren auch ganz ohne Sustainer "singen"
zu lassen und sich an richtig schöne Leadsounds zu arbeiten. Jedoch ist das nicht das einzige was
der Kanal kann. Das bewegen des Mittenreglers zwischen zwei Positionen lässt einen für einen kurzen
Moment denken, auf zwei gänzlich unterschiedlichen Amps zu spielen.

So kann man sich von einem Children Of Bodom Dudel/Rythmusbrett hin bis in die alten Pantera Gefilde
mischen. D.h. auch die "Kreissäge" ist drinnen, wenn man sich mit den zwei Mitten, dem Treble- und dem
Presence Regler an "Dimebag" heranarbeitet. Die Stärken liegen für mich, als nicht Kreissägen-Spieler,
aber eindeutig im singendem Lead und fettem Rythmusbereich, der bei meinen Einstellungen in die Ecke
eines angeblasenen JCM 800 (mehr JMP da ohne Kreissäge ^^) oder eines SLO100 geht.

Fazit:

Trotz aller Lobhudelei.. für jeden wäre dieser Amp sicher nicht geeignet. Der Kanal bleibt bei eingeschaltetem
Boost und voll aufgedrehter Zerre definiert und transparent. Er drückt auf geringer Laustärke schon mächtig und
man wird sicherlich nie die Lautstärkereserven aufbrauchen. Wer hier auf hohe Kompression ala ENGL/Diezel steht,
ist mit dem Amp aufjedenfall falsch bedient. Spielt man scheiße, bekommt man das von der Kiste auch sofort wieder
aufs Auge bzw. die Ohren gedrückt. Die Hohe Kompression findet man halt bei anderen Kontrahenten.

Perfekt für mich, da ich "hohe Kompression" grundsätzlich zwar nicht schlecht finde, aber auch nicht
andauernd in einem Amp haben mag. Ein "ausdrucksstarkes" Spiel ist hier also wirklich schon wichtig.

Man hat mit diesem einem Amp im vergleich zu konventionellen Geräten (Keine Modeller) schier unendliche Möglichkeiten.

An alle Midi-Funktionen, habe ich mich noch gar nicht so sehr herangewagt, aber das ausgewachsene Floorboard ist aufjedenfall
auch sehr übersichtlich und praxisfreundlich aufgebaut.. obendrein ist es eine stabile absolut roadtaugliche Metallkonstruktion.
Also werde ich mich auch bald mit dem Thema etwas inniger anfreunden.

Ich hatte geräte im +2000 € Bereich, welche diese Klangvielfalt und vor allem die Qualität des Klanges, weder irgendwie meistern.
noch in irgendeiner Form erreichen konnten. Trotzdem lag das Ding für mich unter dem Neupreis eines Peavey Valveking. Damit will ich
letzten Endes nochmal den Beweis antreten, dass manche auch ganz gut bedient sind, wenn sie sich nicht auf die Bauweise, den Preis
oder einen Markenträchtigen Namen fixieren. Solche Amps ersteinmal kennenzulernen erfordert zwar Recherche, Zeit und viel Geduld,
aber am Ende bin ich eigentlich froh drum, mich auch mit den Geräten jenseits meines Tellerrandes befasst zu haben.

Aus dem Grund (und keinem anderen) habe ich auch diese zwei Threads in meiner Signatur erstellt.

Hier mal ein kleines Bild (Das ist übrigens kein Fehlersuchbild, vier Potiknöpfe wurden ausgetauscht):

art.jpg
 
Eigenschaft
 
Hmmm... sowohl die Combine-Funktion als auch das Design erinnern mich doch stark an die Amps von Pearce...

ist das ein Zufall, oder ist der Amp daran angelehnt?
 
Hi Reaper,

gutes Review. Daumen hoch!
Was mich noch interessieren würde: Wie klingen die Speaker-Sim Ausänge? Wenn die taugen wäre es nochmal extrem cool, wenn du Soundbeispiele posten könntest. Konnte den Amp bisher leider noch nirgends hören, aber er spricht mich vom Konzept her extrem an.
Allein, dass jeder Kanal parametrische Mitten und einen aktiven Eq hat. Das würde ich mir bei so vielen Amps wünschen. Wer gerne auch daran rumstellt und nicht nur einstöpseln und loslegen will, der hat so nämlich ganz ohne Modelling so unendlich viele Soundmöglichkeiten!
Auch die Sache mit 4 Loops und 1 HE Platz spricht mich sehr an!

Gruß, Chris
 
Kein Zufall. Der ADP150 wurde von ihm gebaut.

und wie schlägt der sich im Vergleich? Ich meine da ist jetzt ja ne komische Röhre eingebaut, wohl als Zugeständnis an die ValveKing Generation :D (jj)
 
gutes Review. Daumen hoch!
Danke Danke!
Was mich noch interessieren würde: Wie klingen die Speaker-Sim Ausänge? Wenn die taugen wäre es nochmal extrem cool, wenn du Soundbeispiele posten könntest.
Die Speakersimulation ist richtig gut. Hier werde ich auch kein externes
Gerät einsetzen müssen. Soundsamples werden da auch noch folgen.
Konnte den Amp bisher leider noch nirgends hören, aber er spricht mich vom Konzept her extrem an.
Allein, dass jeder Kanal parametrische Mitten und einen aktiven Eq hat. Das würde ich mir bei so vielen Amps wünschen. Wer gerne auch daran rumstellt und nicht nur einstöpseln und loslegen will, der hat so nämlich ganz ohne Modelling so unendlich viele Soundmöglichkeiten!
Auch die Sache mit 4 Loops und 1 HE Platz spricht mich sehr an!
Da der Amp auch nur in einer geringen Stückzahl gebaut wurde (unter 10), ist es schwer
überhaupt an so eine Kiste ranzukommen. Mittlerweile stehe ich u.a. aber mit dem Kerl in
Kontakt, der das Teil entworfen/gebaut hat und scheinbar wird in absehbarer Zukunft eine
Kleinserie auf Basis dieser Geräte gebaut.

und wie schlägt der sich im Vergleich? Ich meine da ist jetzt ja ne komische Röhre eingebaut, wohl als Zugeständnis an die ValveKing Generation :D (jj)

Im Vergleich würde ich ihn im Gesamtbild schon als fortgeschrittener bezeichnen.
Weniger wegen der Röhre, sondern vielmehr wegen dem drumherum. Der Crunch-Channel
ist halt ein weiterer eigenständiger Kanal und das war mit dem Vorgänger nur indirekt machbar.
Funktionstechnisch ist der hier für mich der reinste Overkill. Da das Ding immernoch 15-16 Jahre
älter als der VK und somit älter als ein großer Teil der Valveking Generation ist, würde ich das auch
nicht als Zugeständnis bezeichnen. :D
 
Im Vergleich würde ich ihn im Gesamtbild schon als fortgeschrittener bezeichnen.
Weniger wegen der Röhre, sondern vielmehr wegen dem drumherum. Der Crunch-Channel
ist halt ein weiterer eigenständiger Kanal und das war mit dem Vorgänger nur indirekt machbar.
Funktionstechnisch ist der hier für mich der reinste Overkill.

klingt ja interessant, werde ich mal die Augen nach offen halten... vielleicht begegnet mir ja mal so einer :D

Da das Ding immernoch 15-16 Jahre
älter als der VK und somit älter als ein großer Teil der Valveking Generation ist, würde ich das auch
nicht als Zugeständnis bezeichnen. :D

das mit dem Alter war mir jetzt glatt entgangen... bzw. hattest Du dazu was geschrieben?


Hattest Du den extra aus den USA importiert?

http://cgi.ebay.com/A-R-T-Dan-Pearc...179725138QQcmdZViewItem?hash=item330179725138
 
Da der Amp auch nur in einer geringen Stückzahl gebaut wurde (unter 10), ist es schwer
überhaupt an so eine Kiste ranzukommen. Mittlerweile stehe ich u.a. aber mit dem Kerl in
Kontakt, der das Teil entworfen/gebaut hat und scheinbar wird in absehbarer Zukunft eine
Kleinserie auf Basis dieser Geräte gebaut.
Schickst Du mir dann ne PN?
 

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