Stimmplatten einzeln oder im ganzen Satz austauschen?

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Hallo liebe Akkordeonisten,

dann will ich mich mal (nachdem ich eher mal in der Vintage-Keyboard Abteilung gepostet habe) als leidenschaftlicher Akkordeon-Liebhaber outen!

Natürlich habe ich auch gleich jede Menge Fragen. Ich besitze seit einigen Jahren ein E-Soprani Akkordeon (siehe angehängte Grafiken), das nun dringend mal gewartet werden muss. Die auftretenden Mängel decken sich mit vielem, was ich nun schon hier im Forum gelesen habe:

• Einige wenige Töne sprechen nur schwer oder bisweilen gar nicht mehr an
• Ein paar Töne „knarzen“ beim Anspielen
• Die Stimmung insgesamt ist stabil, lediglich zwei Töne im Piccolo-Register sind deutlich
verstimmt
• Die Tastatur ist gut bespielbar, aber einige Diskanttasten geben leicht klappernde oder
quietschende Nebengeräusche von sich.

Dies bezieht sich alles auf den Diskantbereich. Die Bässe sind soweit in Ordnung.
Auf der positiven Seite ist zu vermerken: Sehr guter äußerer Zustand (sieht man?),
der Balg ist dicht. Klanglich gefällt mir das Instrument sehr.

Nun habe ich das Akkordeon neulich zu einem Fachhändler gebracht, der mir folgendes sagte:

• Das Akkordeon sei umd die 20 Jahre alt
• Es habe einen recht hohen Luftverbrauch, was aber nicht auf den Balg zurückzuführen
sei (kann ich bei Vergleich mit teuren italienischen Instrumenten nicht unbedingt
bestätigen, der Luftverbrauch ist dort natürlich optimaler, aber es liegen keine „Welten“
dazwischen)
• Der Wachs sei trocken und brüchig
• Es handele sich um einfache Standardstimmplatten

Der Fachhändler kam zu folgendem Ergebnis (ich habe ihn hoffentlich richtig verstanden): Das Austauschen einzelner Stimmplatten sei nicht sinnvoll, weil durch das brüchige Wachs auch benachbarte Stimmplatten in Mitleidenschaft gezogen werden könnten und zudem ein einheitlicher Grundklang nicht garantiert werden kann. Für die komplette Reinigung, Überholung und Stimmung, neues Wachs und der Optimierung der Tastatur (äh: Ölen oder Fetten der Achse der Tastaturlagerung, kann das sein?) veranschlagte er um die
700 €. Mein Akkordeon würde er bei Kauf eines neuen mit ca. 400 € in Zahlung nehmen. Aber eigentlich möchte ich es gar nicht verkaufen. Auch wenn ich mit einem neuen Instrument liebäugle …

Nun alle meine Fragen an euch:

• Ist der veranschlagte Preis für die Überholung angemessen?
• Was haltet ihr von dem Inzahlungsnahmeangebot? (ich habe das Akkordeon aus erster
Hand für 1700 DM gekauft, und es wird anscheinend neu aufgelegt aktuell für 2600 €
angeboten).
• Ist tatsächlich davon abzuraten, einzelne Stimmplatten durch neue zu ersetzen?
• Ist es vielleicht möglich, die Stimmstöcke komplett durch neue mit Stimmplatten höherer
Qualität (A Mano) zu ersetzen, oder werden solche gar nicht „ohne dazugehöriges
Akkordeon“ verkauft?

Freue mich auf eure Meinungen und bin für jeden Rat dankbar!

Grüße von Paul
 
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Hallo Paul,

wenn das Instr. um die 20 Jahre ist, glaub ich nicht das die Stimmpalten so schlecht sind das man da nichts mehr machen kann! Ich würde sagen ohne es von innen zu sehen: Platten runter sauber machen, Tonzugen richten, neue Ventile, neues Wachs und stimmen.
Und da hat man mindestens wieder 20 Jahre ruhe außer vielleicht mal nachstimmen.

Zum Thema Tasten: Möglichst Öl oder Fett vermeiden und wenns nicht anders geht sehr sparsam damit umgehen! Weil ein Akkordeon wie ein Staubsauger ist beim spielen und der Staub sich logischer weise am Schmiermittel festsetzt.


Gruß Ralf
 
Hallo Paul,

Ich habe für die Anfrage einer Tätigkeit (Alle Stimmplatten raus, stimmen, neu beledern etc. und wieder rein) Angebote von 200 - 1500 Euro bekommen. Daher würde ich vorsichtig sagen: Nimm das Angebot an, bei dem Meister Du das meiste Vertrauen hast, daß er seine Sache gut machen wird.

Zu den Stimmplatten: Je nach Hersteller gibt es 4 bis 5 Kategorien. Ich habe mal Delicia-Akkordien verglichen und da macht der Unterschied von einfachen zu "a mano" Platten etwa 1000 Euro aus. Ob sich das für das Akkordeon lohnt, kommt darauf an, wieviel das Akkordeon selbst an Qualität bietet und ob man das eingehen will oder gleich ein anderes zu nehmen, welches schon bessere Platten hat.
Je nach Qualität der Platten kann ein Meister ev. auch die Ansprache etwas verbessern. Aber alles ist immer eine Kompromißlösung (siehe dazu Wikipedia).

Zur Prozedur: Die Platten sind mit Wachs auf den Stimmstock geklebt und dieses wird mit den Jahren brüchig. Wenn dann das Akkordeon gemacht wird, sollte es gleich komplett gemacht werden und nicht nur ein bißchen nachtüfteln, da man ansonsten nicht wirklich Freude haben dürfte, wenn einige Zeit später die nächsten Platten locker werden.

Stimmplatten sollten immer vom gleichen Typ sein. Zumindest glaube ich nicht, daß es vorteilhaft ist, innerhalb des selben Registers verschiedene Platten zu haben. Das dürfte sich klanglich wie von der Ansprache her auswirken.

Gruß

Ippenstein
 
Vielen Dank erst einmal für die Tipps!

Erstaunlich finde ich die große Preisspanne hinsichtlich der auszuführenden Arbeiten. Gestern traf ich einen Akkordeonisten, dem ich mein Problem schilderte. Er sagte, dass das Akkordeon wahrscheinlich gar nicht gestimmt werden müsste, sondern lediglich gereinigt und gewachst.

Weiß jemand vielleicht, ob und wo man komplette Stimmstöcke mit wertigen Stimmplattensätzen kaufen kann?

Gruß, Paul
 
Ist es vielleicht möglich, die Stimmstöcke komplett durch neue mit Stimmplatten höherer Qualität (A Mano) zu ersetzenl

Hallo PP

Ich würde nicht allzu viel "Verbesserungen reinbuttern" (z.B. "a mano Stimmplatten") .
Der Klang hängt von der ganzen Innenstruktur ab, nicht nur von den Stimmplatten.
Autovergleich: Ein Opel mit Ferrarimotor ist noch lange kein Ferrari ....

Der Wachs sollte nach 20 Jahren eigentlich noch gut sein. Falls die Ventile schlecht sind ist Ersatz nötig.
Dann sind alle die Platten zu entfernen und neu einzuwachsen (Innenventile sind sonst nicht oder fast nicht zugänglich). Ein Nachstimmen ist danach sinnvoll.

Der Preis scheint angemessen (es sind doch "einige 100" Stimmzungen zu bearbeiten ...)

> Danach mit dem Gerät im "neuen Originalzustand" zufrieden sein oder
> Sonst besser vorher verkaufen und Richtung "Ferrari o.ä." Ausschau halten.
> Du weißt wohl was ich mit dem Autovergleich meine ......

Gruß - Musikatz
 
Hallo Musikatz,

ja, ich denke schon darüber nach, mir vielleicht ein neues Instrument zu kaufen. Ein Ferrari wirds wohl nicht, eher gehobene Mittelklasse ... Allerdings gefällt mir meins (und nicht nur mir!) klanglich wirklich erstaunlich gut. Den von mir angespielten Italienern (Ballone Burini, Pigini) ohne Cassotto fehlte es deutlich an Wärme und Volumen, sie klangen eher dünn und charakterlos.
Die entsprechenden Cassottoinstrumente waren da schon viel überzeugender. Kann es sein, dass die Instrumente sich klanglich, wenn sie eingespielt sind, noch deutlich zum Positiven entwickeln?
Ich möchte meins auf jeden Fall in so gutem Zustand wie möglich als Zweitinstrument behalten.

Gruß von Paul
 
Kann es sein, dass die Instrumente sich klanglich, wenn sie eingespielt sind, noch deutlich zum Positiven entwickeln?l

Hab ich im Forum auch schon gefragt: Leider nein .......

> Siehe mein Thread „Suche Töne...“
> Beitrag # 13 + Antwort Zauberbaer #14

Ich habe mich übrigens schon viiiiiiel mit Instrumentenkauf und Problemen damit beschäftigt (siehe erwähntes Thema).

Heute würde ich eher von Neukauf in der „unteren und oberen Mittelklasse“ abraten.
Besser: Kauf eines „älteren Gebrauchtakkordeons“ der „gehobenen“ oder Spitzenklasse !!

Auf die Länge bringt das sicher mehr Freude und kann nur noch durch den Kauf eines neuen Spitzenakkordeons übertroffen werden. Also lieber 1 x etwas mehr Cash in die Hand nehmen und sich danach für lange-lange Zeit am Instrument erfreuen ......

Meine „durch Erfahrungen etwas verschrobene“ Meinung.

Gruß und gute Wahl wünscht Dir - Musikatz
 
Kleine Ergänzung:
Der Akkordeonkauf hängt natürlich davon ab, welche Ansprüche Du an ein Instrument stellst.

Deinem Satz ......

Den von mir angespielten Italienern (Ballone Burini, Pigini) ohne Cassotto fehlte es deutlich an Wärme und Volumen, sie klangen eher dünn und charakterlos. Die entsprechenden Cassottoinstrumente waren da schon viel überzeugender.

.... kann ich entnehmen, dass Du eher für "bessere" Töne zu haben bist und Deine Ohren sensibel mithören. Dann gilt mein vorheriger Beitrag voll und ganz ...

Gruß - Musikatz
 
Wenn das Akkordeon keine billige Serienfertigung ist, sind die Stimmstöcke nicht unbedingt kompatibel. Das fängt mit den Lochabständen an und hört mit der Befestigungsart auf. Daher nicht irgendwelche Stimmstöcke kaufen, die dann am Schluß gar nicht reinpassen.
Jedes gute Akkordeon dürfte eine Welt für sich sein mit ausbalancierten Stimmplatten zu ihrem jeweiligen Stimmstock. Daher auch die unterschiedlichen Klänge. Ich wäre daher sehr vorsichtig mit irgendwelchen gravierenden Änderungen.

Zu den Stimmplatten selbst. Als ich bei meinem Harmonium eine Zunge auswechseln mußte und die von der Ansprache her bei weitem nicht so gut war wie die anderen, meinte der Orgelbauer, daß diese über Jahrzehnte nicht benutzt worden sei und daher erst einmal durch das Spielen wieder gängig gemacht werden müßte.
 

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