Rat zur Reharmonisierung von "Sunny"

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funnytastisch
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Hallo zusammen,

bei meinen ersten Gehversuchen der Reharmonisierung komme ich gerade an meine Grenzen und bräuchte mal etwas Input. Ich möchte mit meiner Freundin „Sunny“ in der Art etwas verändern, das ich nicht einen Takt lang den selben Akkord spiele, sondern mit je einen Akkord auf „1“ und „3“ einen schönen jazzmäßigen Basslauf hinbekomme.

Hier mein Ergebnis:
Akkorde der Strophe

| Am | C7 | F7 | E7 |
Jeder Akkord wir ja genau einen Takt lang gespielt.

Ich habe als Tonart Am angenommen und mich so aus dem entsprechenden „Tonvorrat“ bedient.

Als erstes habe ich versucht eine II V I Verbindung hinzubekommen

| Am | Cmaj7 | Fmaj7 |Bm7 - E7|

Dann habe ich dem C7 die Dominante vorangestellt

| Am | Gmaj7 - Cmaj7 | Fmaj7 |Bm7 - E7|

Dann habe ich die nächste II V I Verbindung „eingebaut“

| Am – Dm7| Gmaj7 - Cmaj7 | Fmaj7 |Bm7 - E7|


So, jetzt bin ich mit meinem Latein am Ende. Erstens weiß ich nicht, was ich in dem Takt mit Fmaj7 spielen kann, da ich doch im Moment hier einen Quintenfall habe und den mit einem anderen Akkord doch „zerstören“ würde. Desweiteren habe ich die Akkordfolge mal gespielt und meine Freundin hat drüber gesungen, aber mit dem Gmaj7 stimmt irgendetwas nicht, hört sich einfach nicht gut an.

Hat von Euch jemand mal einen Rat, was ich noch machen kann. Bin auch für etwas theoretischen Hintergrund dankbar. Mit dem neuen Wissen werde ich mich dann erst mal wieder selber an den Refrain wagen und eventuell später noch mal nachfragen müssen.

Lieben Gruß
 
Eigenschaft
 
Dann habe ich dem C7 die Dominante vorangestellt

| Am | Gmaj7 - Cmaj7 | Fmaj7 |Bm7 - E7|

Der Gedanke ist richtig, nur GMA7 ist nicht die Dominante von C sondern G7 wäre die Dominante von C. Zudem bleibt bei derartiger ReHa der Zielakkord auf seinem Platz und die Dominante kommt auf einen relativ leichteren Taktteil davor.
Im Gegensatz dazu können Dominanten ihrerseits durch ihre relativen II-7 vorbereitet werden. Diese müssen dann allerdings auf einem relativ stabileren Taktteil vor der Dominante stehen, so daß meistens der daraus folgende II-7 V7 genau den Platz einnimmt, der vorher von der Dominante gebraucht wurde. Der Harmonische Rhythmus wird dabei also halbiert.

Die ReHa der ersten 2 Takte könnte damit nun so aussehen:

| A-7 D7 | G-7 C7 |etc.

Erstens weiß ich nicht, was ich in dem Takt mit Fmaj7 spielen kann, da ich doch im Moment hier einen Quintenfall habe und den mit einem anderen Akkord doch "zerstören" würde.

Ursprünglich hatten wir | FMA7 | E7 |. Nun hast Du den rel.II-7 von E7 zwischen geschaltet, also | FMA7 | B-7b5 E7 |. Man hätte auch den Tritonusstellvertreter der Dominante vorschalten können. -> | FMA7 | Bb7 E7 |.
Man kann aus beiden ReHa's nun auch eine Kombination machen in dem man die Tritonussubstitution schon im vorangehenden Takt bringt. Somit wird die rel.II-7 zum interpolierten Akkord. -> | FMA7 Bb7 | B-7b5 E7 |



|| A-7 D7 | G-7 C7 | FMA7 Bb7 | B-7b5 E7 ||

Wäre also eine Möglichkeit.

CIAO
CUDO
 
|| A-7 D7 | G-7 C7 | FMA7 Bb7 | B-7b5 E7 ||

Wäre also eine Möglichkeit.

CIAO
CUDO

Oder, wenn man´s noch chromatischer will, mag man den vorletzten m7b5 ersetzen durch "nur" einen m7. Ich weiß jetzt gar nicht, ob das im "Original" nicht auch so ist ... jedenfalls hat das an dieser Stelle ein ganz "überraschende" Wirkung ... und ganz leicht die Tendenz, aus der Tonart ausbrechen zu wollen ...

LG, Thomas
 
Hallo und guten Tag,

vielen Dank für die prompten Antworten. Was Turko schreibt leuchtet mir ein, insbesondere, da ich ja in meinen Ausgangsakkorden ein Bm7 an der Stelle hatte.

Hier mein Ergebnis:
| Am – Dm7| Gmaj7 - Cmaj7 | Fmaj7 |Bm7 - E7|


Allerdings muss ich zu CUDO II noch mal genauer nachfragen:

Warum ist den Gmaj7 „so falsch“, es unterscheidet sich von G7 doch nur durch die Septime. Ich habe überall Maj7 Akkorde gewählt, um es ein bisschen jazziger klingen zu lassen. Was bedeutet genau „…der Zielakkord (welcher?) bleibt auf seinem Platz und die Dominante (welche?) kommt auf einen relativ leichten Taktteil davor“? Warum sind bei Dir A7 und D7 nicht moll? Was ist eine relative Dominante? Leider verstehe ich den Zusammenhang zwischen Deiner Erklärung …“Im Gegensatz dazu…..“ und Deiner Akkordfolge nicht. Kannst Du mir bitte den Zusammenhang noch mal schrittweise mit einsetzen der Akkorde erklären? Der zweite Teil leuchtet mir vollkommen ein. VIELEN DANK!!!

Hoffe Du hast noch mal Lust, mir den Rest zu erklären.
Gruß, Rüdiger
 
Allerdings muss ich zu CUDO II noch mal genauer nachfragen:

Warum ist den Gmaj7 „so falsch“, es unterscheidet sich von G7 doch nur durch die Septime.

Aber CUDO meint ein G-MOLL (!) 7. Die Progression gm7 - C7 - F maj ergibt ein II-V-I für den Zielakkord F.

Nehme ich zumindest an ...

LG, Thomas
 
[
Warum ist den Gmaj7 "so falsch", es unterscheidet sich von G7 doch nur durch die Septime. Gruß, Rüdiger


Ist zwar jetzt "off-topic" aber diese Aussage ist sehr gewagt, meine ich. Ein maj7 und ein 7 sind zwei völlig verschiedene Klangerlebnisse, die in sehr verschiedenen Situationen jeweils passen und "funktionieren". Ja, der Unterschied ist "nur" die Septime, aber dieser (klangliche) Unterschied ist doch gewaltig, oder ?!!

Probier doch mal, in einem x-beliebigen Lied auf Stufe V einen maj-Akkord statt einen normalen 7-er zu setzen ...

Kannst ja auch noch mal wo nachlesen zum Thema DomSeptAkkorde, von wegen impliziertem Tritonus (Terz-Septime), Auflösungsdrang, etc. ...

LG - Thomas
 
Danke Turko,

klar, klanglich ist der Unterschied riesig. Hab ich mangels Wissen Wissen nicht berücksichtigt. Auf Gm7 bin ich nicht gekommen, da da ich die II V I - Verbindung auf C7 bezogen habe und da ist die II das Dm7 und die V das Gdur. Bezieht man die Verbindung auf Fdur ist die II natürlich Gmoll. Was ist denn nu richtig? Oder gibt es keine falsch und richtig. Auf jeden Fall vielen Dank für die ganzen Infos.

Gruß, Rüdiger
 
Naja, was heißt schon "richtig" ? ...

Ich bin zwar kein Theorie-Guru, aber ich würde es mal so formulieren:

Mit den "Haupt"-Harmonien wechselt ja auch das tonale Zentrum, der Grundton. Und man kann jetzt praktisch jedes neue tonale Zentrum mit einer dazu relativen II-V-Verbindung
"vorbereiten".

Als Haupttonalitäten im gegenständlichen Beispiel empfinde ich (in der Reihenfolge, wie sie im Lied vorkommen) Am - C7 - F (maj) - E7

Befindet man sich jetzt also vor dem F-Akkord als nächstes großes Etappenziel, dann kann man diesen Akkord mit "seiner" 2-5-Verbindung, also gm7-C7 vorbereiten (wobei das C7 ja ohnehin schon als Hauptakkord im Plan ist ...).

Gleiches passiert rund um den E7-Akkord. Die (oben nicht mehr angeführte) Zieltonalität ist wieder, wie am Beginn, Am. Man ersetzt jetzt also das E7 durch die 2-5 Verbindung von Am, also Bm7b5 - E7. Um das klanglich noch interessanter zu gestalten, kann man jetzt auch noch den Bm7b5 durch Bm7 ersetzen. Die theoretische Grundlage dafür ist, meine ich (?) das, was man mit Modal Interchange (MI) bezeichnet: Man "borgt" sich Akkorde aus einer anderen Skala mit gleichem Grundton. Im konkreten Beispiel also nicht die II von A-MOLL, sondern stattdessen von A-DUR. Und da die II von A-Dur B-m7 ist ... voila !

Aber da können Dir andere sicher weit besser theoretische Grundlagen liefern als ich ..

LG, Thomas
 
Hallo Thomas,

na, man muß anscheinend nicht immer ein Theorie Gott sein, um gute Tipps zu geben :great:. Danke, Dir, werde mir gleich die Gitarre schnappen und alles gelesene mal testen. Hoffentlich hört es sich gut an :)

Gruß, Rüdiger
 
Ich gebe auch mal noch meinen Senf dazu...

Nur zum Verständnis:

Ein Dominatseptakkord besteht immer mindestens aus Grundton, großer Terz und kleiner Septime...

Hierbei baut sich die Spannung hauptsächlich durch den Tritonus zwischen Terz und Septime auf, deswegen war Gmaj7 nicht richtig...

Der Dominantseptakkord für C od. Cmaj7 ist immer G7...

Bei der Reharmonisierung muss man natürlich ein wenig aufpassen, dass die eingefügten Harmonien noch zur Melodie passen (ansonsten klingt es komisch)... Deswegen werden Zwischendominanten (auch Klammerdominanten oder secondary dominants) meist auf leichte Zeit gesetzt (Die 4 des vorhergehenden Takts als Beispiel), damit sind Reibungen zumeist entschärft...
 
Hi zusammen,

ich habe mal eine Frage, für die es sich angeboten hat, diesen thread hier aufzuwärmen: Möchte auch Sunny spielen. Akkorde sind klar (Tonart Am). Sound: Eine Jazz-Version (z.B http://www.youtube.com/watch?v=p2RRUVAD9Mc ). Jetzt die Frage: Mich interessieren genau die 2-3 Akkorde Am Ende des Schemas (letzte beiden Takte), wo in fast allen Transkriptionen nur je ein Takt Am7 und ein Takt E7(#9) notiert sind. Da spielen die im Vidoe aber ein paar andere, hübsch schräge Akkorde als Überleitung ein. Hat jemand einen Tipp?

Viele Grüße vom Alt-Orgler
 
Eine Jazz-Version (z.B http://www.youtube.com/watch?v=p2RRUVAD9Mc ). Jetzt die Frage: Mich interessieren genau die 2-3 Akkorde Am Ende des Schemas (letzte beiden Takte), wo in fast allen Transkriptionen nur je ein Takt Am7 und ein Takt E7(#9) notiert sind. Da spielen die im Vidoe aber ein paar andere, hübsch schräge Akkorde als Überleitung ein.

Das Adjektiv "schräg" in diesem Zusammenhang ist aber sehr schräg.

Bei den letzten beiden Takten handelt es sich in sehr vielen Songs harmonisch gesehen um einen sogenannten "Turnaround" - eine harmonische Wendung die wieder zum Anfang des Stückes führt.
Fängt ein Song auf der Tonika an, gestaltet sich der 0815 Turnaround als erweiterte Kadenz -> I, VIm7, IIm7, V7/I, bzw. in Molltonart Im6, VIm7(b5), IIm7(b5), V7/Im

Also in Deiner Tonart A Moll wäre das:

| Am6 F#m7(b5) | Bm7(b5) E7(b9) |

Joey de Francesco spielt diese Kehrtwendung (Turnaround) auf dem Video bei ca. 1:00 etwas ausgefeilter:

| Am7 C13 | B13 E7alt |

B13 ist dabei die Doppeldominante und das vorgeschaltete C13 die Dominante der Dominante der Dominante.
 
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Joey de Francesco spielt diese Kehrtwendung (Turnaround) auf dem Video bei ca. 1:00 etwas ausgefeilter:

| Am7 C13 | B13 E7alt |
Ha! Genial. Das ist es. Vielen vielen Dank. :great: Und wieder was dazugelernt.
(Und ich hatte eben das Aha-Erlbnis, dass das, was ich bisher als Bbmaj7/C notiert hätte, eigentlich ein C13 ist.)

Viele Grüße vom Alt-Orgler
 

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