Die altbekannte Registerfrage - Klassik und Pop - Männlein und Weiblein

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Ferushan
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Hallo ihr!
Ich bin Gesangslehrerin, habe in Hannover sowohl klassisch als auch Musical/Pop studiert und bereite grade einen Workshop über Stimmphyiologie vor. Ich weiß, dass es hier schon einige Threads zum Thema Register gibt, dennoch wollte ich für meine Fragen lieber einen neuen aufmachen, vor allem, da ich mehr allumfassend denke und nicht nur ein bestimmtes Register. Die Faqs habe ich gelesen, aber nicht die richtige Antwort bekommen. Ich habe mir verschiedene Foren im Netz angeschaut und hatte hier das Gefühl, die besten Antworten bekommen zu können. :)
Die Funktionsweise der weiblichen Stimme kenne ich gut, da ich ja selbst eine habe, aber bei den Jungs/Männern tue ich mich mitunter schwer.
Ich habe auch schon gesehen, dass viele von der klassischen Terminologie nichts halten - da ich heute nochmal eine Menge Bücher gewälzt habe, kann ich nur sagen: Die sind sich da eben alle nicht einig.

Ich persönlich definiere Register über die Funktionsweise des Stimmapparates, allerdings nicht nach Cornelius Reid (mit dem habe ich mich nicht wirklich beschäftigt). Ich lege einfach mal meine Sichtweise dar und stelle dann meine Fragen. Ich beziehe mich hier vor allem auf die Stimmlippenschwingung, weniger auf Stimmsitz und Ansatzrohr.

Grundsätzlich unterscheide ich folgende Register (von tief nach hoch): Strohbass (oder auch vocal fry), Bruststimme, Kopfstimme, Pfeifton, Belting.

Beim Strohbass sind die zu singenden Frequenzen so langsam (~50 Hz), dass sich ein knarrender Ton ergibt und man die einzelnen Schwingungen quasi pulsieren hören kann. Deshalb wird er auch im englischen mitunter als pulse bezeichnet. Ein Beispiel sind die tiefen russischen Bässe.

Bruststimme ist für mich die Vollschwingung der Stimmlippen mit langer Verschlussphase und Aktivität des Vokalismuskels. Die Bruststimme als solche gehört für mich im Grunde genommen in die Klassik, da in der Popmusik nicht mit Bruststimme sondern mit Belt gesungen wird. Die Bruststimme darf auf keinen Fall in die Höhe getrieben werden, da das auf Dauer stimmschädigend ist. Leider ist vielen der Unterschied zwischen hochgezogener Bruststimme und Belt nicht klar...

Kopfstimme ist die Randschwingung der Stimmlippen mit kürzerer Verschlussphase und weniger Aktivität des Vokalismuskels, stattdessen erhöhte Aktivität des CT.
Kopfstimme findet sich sowohl in Klassik als auch Pop. In der Klassik wird jedoch der Kehlkopf tief gestellt um denn typisch klassischen Sound zu bekommen (Stichwort: Sängerformant, Decken). Im Popgesang steht der Kehlkopf höher und der Stimmsitz geht mehr nach vorne, dadurch ergibt sich ein popigerer Sound. Allerdings gibt es auch da wieder Spielräume. Wenn ich mal vom Musical ausgehe: Da gibt es den so genannten Legit, oder auch legitimate Singer, der eine klassische Kopfstimme mit Vorderstimmsitz und klarer Aussprache verbindet. Gutes Beispiel: Christine aus Phantom der Oper oder auch die Sopräne aus den Klassischen Musicals (Oklahoma, Kiss me Kate, My Fair Lady). Auch bei den Männern die klassischen Musicals. In den modernen Stücken werden ja fast immer nur Belter gesucht. Bässe gibts da eh nicht mehr, höchstens mal einen Bariton. Naja, Les Misérables, also Valjean/Javert, wäre vielleicht ein etwas neueres Beispiel.
Zum anderen gibt es den Mixbelt, dazu mehr unten.

Pfeifton ist das höchste Register der Frauenstimme. Wie's funktioniert ist mir nicht ganz klar, habe verschiedene Theorien gelesen und daraus folgendes geschlossen: Die Stimmbänder schwingen quasi nicht mehr, stattdessen sorgt ein erhöhter Luftstrom für die Tonhöhenveränderung. Andere Theorie: Ein Teil der Stimmbänder blockiert, ähnlich den Flageolett-Tönen der Gitarre.
Da ich aber selbst da oben singe, und da auch recht eindeutig ist, was gemeint ist, finde ich das nicht so problematisch. Beispiele: Königin der Nacht, Mariah Carey.

Belting (auch manchmal Speech-Level-Singing) ist eine bruststimmige Qualität, da die Schließphase der Stimmlippen sehr lang ist. Anders als bei der klassischen Bruststimme wird Tonhöhenveränderung nicht durch die Kippung des Schildknorpels erreicht, sondern durch eine höhere Aktivität des Vokalismuskels. Damit der in der Vollschwingung bleiben kann, wird der antagonistische Muskel zum CT aktiv, von dem habe ich grad den Namen vergessen. Jedenfalls wird nicht der Schildknorpel nach vorne gekippt, sondern der Ringknorpel nach hinten oben gezogen. Dadurch werden die Stimmbänder nicht gedehnt und dünner, sondern können dick bleiben und dadurch auch einen bruststimmigen Sound produzieren. Damit das möglich ist, steht der Kehlkopf sehr viel höher als beim klassischen Singen. Außerdem erfordert Belting eine erhöhte Stützfunktion oder auch Verankerung im Körper. Beispiele: Christina Aguilera, Maricel, Freddy Mercury, etc. Eigentlich jede/r Rocksänger/in.

Man kann die Funktionen Bruststimme und Kopfstimme, im Gegensatz zu Strohbass, Pfeifton und Belt, miteinander mischen bzw. auch ineinander überblenden. Letzteres wäre dann das klassische Einregister. Aber auch in der Klassik gibt es hier Spielraum: Ein dramatischer Wagnersopran (Walküre lässt grüßen) klingt ja auch völlig anders als eine lyrische Pamina. Beim ersteren schwingt m.E. mehr Stimmbandmasse.
Eine Mischfunktion im Pop ist der oben erwähnte Mixbelt. Ausgangspunkt ist hier die Kopfstimme, also Randschwingung und CT-Aktivität, aber mit mittelhoher Kehlkopfstellung und extremen Vordersitz, eventuell auch Twang (ich meine eine gewisse Nasalität, die man auch mitunter beim Belten hört. Bsp: When there was me and you aus High School Musical) - ist übrigens meine bevorzugte Singweise im Pop/Musical. :)

Und jetzt ist eben die Frage, inwiefern das bei Männern mit der Kopf- und Bruststimme genauso ist.
Die Fachliteratur sagte mir folgendes: Männer haben in ihrer normalen Lage unterhalb des Passagios ein sogenanntes Modalregister, was sowohl Kopf- als auch Bruststimme umfasst. Ist ja klar, auch in der tiefen Lage kann man leise singen, also mit Randschwingung. Also ähnlich wie bei Frauen.
Ab einer bestimmten Tonhöhe, also oberhalb des Bruchs, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
1. Die so genannte Voix Mixte (und da gehen die Definitionen auch wild durcheinander.) Ich verstehe es so: eine Qualität, die die Schwingungsarten so verbindet, dass auch hohe Töne voll und bruststimmig klingen, zum Bsp. bei den klassischen Tenören.
2. Das ungestütze Falsett, was hauchig klingt und keinen Spielraum gibt, die Lautstärke zu entwickeln oder in die Vollschwingung zu wechseln. Anscheinend schließen die Stimmbänder hier nicht mehr. Falsett heißt ja auch "falsche Stimme", was die Sache logisch erklären würde. Haben das Frauen aber nicht auch? Ich denke da an diverse R&B-Sängerinnen...
3. Das gestütze Falsett. Und da bin ich jetzt eben auch unsicher, was das ist. In der landläufigen Meinung heißt die männliche Stimme da oben ja einfach Kopfstimme, aber ist sie wirklich das selbe, wie die Stimmfunktion bei leisen Tönen in der tieferen Lage? Physiologisch soll sie ähnlich wie das falsche Falsett funktionieren, also fast keine Schwingung der Stimmbänder, aber mit einer besseren Atemstütze, keinem Hauch und der Möglichkeit der dynamischen Entwicklung. Ich habe da jetzt die klassischen Altus-Sänger im Kopf (Philip Jaroussky - ein Traum!) oder eben die BeeGees u.ä. Aber da würde mir nun wieder die Bezeichnung Falsett (=falsche Stimme) wiederstreben. Vielleicht könnten da mal ein paar Männer ihre Erfahrungen darlegen?
4. Habe ich nicht in der Literatur gefunden, füge ich aber freimütig dazu: Der männliche Belt, wobei der ja auch schon vor dem Bruch beginnt.
Und dann gibt es ja auch so Sänger, die so geschickt wechseln, dass man bei einigen Tönen gar nicht weiß, ob sie nun Belten oder in der (ich nenns mal) randstimmigen Qualität singen, ich denke da an James Blunt.

Beim Unterrichten habe ich beobachtet, dass einige Schüler sehr einfach in den gestütze Kopfstimmenklang kommen, andere tun sich sehr schwer und produzieren nur so einen hauchigen Ton, also wohl Falsett, obwohl sie sonst keinerlei Probleme beim Stützen haben. Bei letzteren habe ich aber bisher (auch als studierte Lehrerin) noch keinen Ansatzpunkt gefunden, einen gestützen hohen Ton zu produzieren. Leider kam das in meinem Studium nicht ausführlich vor und als Frau kann ich dieses männlich Problem nicht nachempfinden - und es ist ein männliches Problem, bei meinen Schülerinnen habe ich das noch nicht erlebt. Hat jemand eine Idee oder eigene Erfahrungen gemacht und kann mir hier weiterhelfen?

Also, es geht im Grunde genommen vor allem um die Frage, was ist eigentlich Falsett und was ist Kopfstimme und wie funktioniert die männliche Randstimme oberhalb des Bruchs. In den Threads, die ich hier schon gelesen habe, konnte ich schon sehen, dass das Thema oft diskutiert wurde und viele auch nicht so recht wissen, was es nun ist, und auch noch keine Erkenntnis dazu hatten. Vielleicht nützen meine Ausführungen hier ja irgendwem. Vor allem wisst ihr, wie ich denke und definiere und könnt mir da weiterhelfen.
Wenn ihr andere Ansichten habt, dann lasse ich gerne mit mir diskutieren. Ich habe eh festgestellt, dass man ständig dazulernt und neu strukturiert.

Vielen Dank! Ich freue mich schon auf Antworten!
Feru
 
Eigenschaft
 
Ich persönlich definiere Register über die Funktionsweise des Stimmapparates, allerdings nicht nach Cornelius Reid (mit dem habe ich mich nicht wirklich beschäftigt).
Schade. Sehr schade.
Bruststimme ist für mich die Vollschwingung der Stimmlippen mit langer Verschlussphase und Aktivität des Vokalismuskels. Die Bruststimme als solche gehört für mich im Grunde genommen in die Klassik, da in der Popmusik nicht mit Bruststimme sondern mit Belt gesungen wird. Die Bruststimme darf auf keinen Fall in die Höhe getrieben werden, da das auf Dauer stimmschädigend ist. Leider ist vielen der Unterschied zwischen hochgezogener Bruststimme und Belt nicht klar...
Klar gehört die Bruststimme auch in die Popmusik, es wird nicht nur gebeltet. Letzeres mit hochgezogener Bruststimme etc. ist natürlich vollkommen richtig von dir erkannt.
Kopfstimme ist die Randschwingung der Stimmlippen mit kürzerer Verschlussphase und weniger Aktivität des Vokalismuskels, stattdessen erhöhte Aktivität des CT.
Korrekt.
Kopfstimme findet sich sowohl in Klassik als auch Pop. In der Klassik wird jedoch der Kehlkopf tief gestellt um denn typisch klassischen Sound zu bekommen (Stichwort: Sängerformant, Decken). Im Popgesang steht der Kehlkopf höher und der Stimmsitz geht mehr nach vorne, dadurch ergibt sich ein popigerer Sound. Allerdings gibt es auch da wieder Spielräume. Wenn ich mal vom Musical ausgehe: Da gibt es den so genannten Legit, oder auch legitimate Singer, der eine klassische Kopfstimme mit Vorderstimmsitz und klarer Aussprache verbindet. Gutes Beispiel: Christine aus Phantom der Oper oder auch die Sopräne aus den Klassischen Musicals (Oklahoma, Kiss me Kate, My Fair Lady). Auch bei den Männern die klassischen Musicals.
Ja.
Pfeifton ist das höchste Register der Frauenstimme. Wie's funktioniert ist mir nicht ganz klar, habe verschiedene Theorien gelesen und daraus folgendes geschlossen: Die Stimmbänder schwingen quasi nicht mehr, stattdessen sorgt ein erhöhter Luftstrom für die Tonhöhenveränderung. Andere Theorie: Ein Teil der Stimmbänder blockiert, ähnlich den Flageolett-Tönen der Gitarre.
Mir ist erstere Theorie bekannt. Mal schauen, was Reid dazu sagt... OK: Er sagt: Laut einer Studie von Carl MÜller von 1876 schwingen die Ränder der Stimmlippen, aber nur in der 2D und nicht in der üblichen 3D-Bewegung. Natürlich ist nach Reid das Pfeifregister kein Register, weil es hierzu kein Muskelsystem gibt.
Belting (auch manchmal Speech-Level-Singing)
Nein, das ist wirklich komplett falsch. SLS ist legit. Allerdings kann man sagen, dass Belting "speech quality" besitzt.
ist eine bruststimmige Qualität, da die Schließphase der Stimmlippen sehr lang ist. Anders als bei der klassischen Bruststimme wird Tonhöhenveränderung nicht durch die Kippung des Schildknorpels erreicht, sondern durch eine höhere Aktivität des Vokalismuskels. Damit der in der Vollschwingung bleiben kann, wird der antagonistische Muskel zum CT aktiv, von dem habe ich grad den Namen vergessen.
Denk... denk... müste der Cricopharyngeus sein.
Jedenfalls wird nicht der Schildknorpel nach vorne gekippt, sondern der Ringknorpel nach hinten oben gezogen.
Absolut korrekt. Sehr gut in "Singing and the actor" von Susanna Kayes nachzulesen. (Sehr Estill-lastig, das Buch)
Dadurch werden die Stimmbänder nicht gedehnt und dünner, sondern können dick bleiben und dadurch auch einen bruststimmigen Sound produzieren. Damit das möglich ist, steht der Kehlkopf sehr viel höher als beim klassischen Singen. Außerdem erfordert Belting eine erhöhte Stützfunktion oder auch Verankerung im Körper.
Vorsicht hier mit der Stütze. Ich bin wie hier im Forum bekannt ist der Stützfeind, und sogar die Stützfreunde müssen mit folgender Argumentation für diesen Fall einsehen, dass Stütze schädlich ist: Absenken des Zwerchfells zieht an den Lungen, die Lungen an der Luftröhre, die Luftröhre am Kehlkopf, d.h. das zieht den Kehlkopf runter, der muss aber hoch. "Tracheal pull" heißt das. Estill spricht hier außerdem noch von Head und Neck anchoring.
Twang (ich meine eine gewisse Nasalität, ...
Twang ist nicht nasal. Twang entsteht durch Aktivität der epiglottischen Falte, macht einen schärferen, hexenhafteren Sound. Mit der Nase hat es gar nix zu tun. ABER: Für klassisch Ohren, die nicht gut geschult sind, klingt es Nasal, ist es aber nicht.
Und jetzt ist eben die Frage, inwiefern das bei Männern mit der Kopf- und Bruststimme genauso ist.
Die Fachliteratur sagte mir folgendes: Männer haben in ihrer normalen Lage unterhalb des Passagios ein sogenanntes Modalregister, was sowohl Kopf- als auch Bruststimme umfasst. Ist ja klar, auch in der tiefen Lage kann man leise singen, also mit Randschwingung. Also ähnlich wie bei Frauen.
Ab einer bestimmten Tonhöhe, also oberhalb des Bruchs, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
1. Die so genannte Voix Mixte (und da gehen die Definitionen auch wild durcheinander.) Ich verstehe es so: eine Qualität, die die Schwingungsarten so verbindet, dass auch hohe Töne voll und bruststimmig klingen, zum Bsp. bei den klassischen Tenören.
Reid würde es eine Cricoidaktivität, koordiniert mit dem Arymuskelsystem nennen.
2. Das ungestütze Falsett, was hauchig klingt und keinen Spielraum gibt, die Lautstärke zu entwickeln oder in die Vollschwingung zu wechseln.
Reid würde von puren Falsett ohne ästhetischem Wert reden
Anscheinend schließen die Stimmbänder hier nicht mehr. Falsett heißt ja auch "falsche Stimme", was die Sache logisch erklären würde. Haben das Frauen aber nicht auch? Ich denke da an diverse R&B-Sängerinnen...
Ja, haben sie. Wenn du ganz blöd "huhhh" singst, total hauchig, wie ein Staubsauger, wackelig, gräßlich, das ist reines Falsett.
Beim Unterrichten habe ich beobachtet, dass einige Schüler sehr einfach in den gestütze Kopfstimmenklang kommen, andere tun sich sehr schwer und produzieren nur so einen hauchigen Ton, also wohl Falsett, obwohl sie sonst keinerlei Probleme beim Stützen haben. Bei letzteren habe ich aber bisher (auch als studierte Lehrerin) noch keinen Ansatzpunkt gefunden, einen gestützen hohen Ton zu produzieren. Leider kam das in meinem Studium nicht ausführlich vor und als Frau kann ich dieses männlich Problem nicht nachempfinden - und es ist ein männliches Problem, bei meinen Schülerinnen habe ich das noch nicht erlebt. Hat jemand eine Idee oder eigene Erfahrungen gemacht und kann mir hier weiterhelfen?
Vielleicht: Versuche beginnend bei ca. h einen Vierklang abwärts, ganz dünn, hauchig, etc. Chromatisch aufwärts gehen. bis h'. Und dann wieder zurück. Dann, in dieser schlanken Einstellung beginnst du beim großen h, vierklang aufwärts und abwärts, mit Portamento zwischen den Tönen. Ganz leise. Ganz schlank. Der Schüler darf dabei nicht umschalten. Wenn er umschaltet, war er nicht konsequent genug, bzw. zu dick in der Stimmlippeneinstellung. Ganz leise, ich wiederhole es noch mal, ist wichtig.

Ich hoffe, ich konnte etwas zu später Stunde helfen!
 
Hi!
Danke für die schnelle Antwort!
Cörnel;4669533 schrieb:
Klar gehört die Bruststimme auch in die Popmusik, es wird nicht nur gebeltet.
Hättest du mal ein Beispiel? Denn wie gesagt: Für mich ist Bruststimme eben durch die andere Kippung (also die "klassische") des Kehlkopfes bestimmt.


Cörnel;4669533 schrieb:
Laut einer Studie von Carl MÜller von 1876 schwingen die Ränder der Stimmlippen, aber nur in der 2D und nicht in der üblichen 3D-Bewegung. Natürlich ist nach Reid das Pfeifregister kein Register, weil es hierzu kein Muskelsystem gibt.

Ja, genau das meinte ich auch. Es gibt also quasi keine Abrollbewegung von unten nach oben. Eben ähnlich wie beim Falsett... Wo ist denn dann der Unterschied zwischen Falsett und Pfeifton?

Cörnel;4669533 schrieb:
Nein, das ist wirklich komplett falsch. SLS ist legit. Allerdings kann man sagen, dass Belting "speech quality" besitzt.Denk... denk... müste der Cricopharyngeus sein.Absolut korrekt. Sehr gut in "Singing and the actor" von Susanna Kayes nachzulesen. (Sehr Estill-lastig, das Buch)

Ach schau an, das war mir gar nicht klar. Allerdings habe ich ich mit dem SLS noch nicht wirklich beschäftigt. Das Buch von Susanna Kayes habe ich auch, allerdings habe ich schon den Eindruck, dass sie an einigen Stellen von Estill abweicht. Da schau ich nochmal rein. Leider ist von Estill ja nicht wirklich viel Literatur zu bekommen, wenn man nicht grade einen der sündhaft teuren Kurse besucht. Und im Übrigen kommt mir das System etwas merkwürdig vor: Nimm ein bißchen hiervon und ein bißchen davon, dann noch einen festen Stimmeinsatz und - schwupps - kommt Belting bei raus. Ich weiß ja nicht... allerdings habe ich bei dem Thema wie gesagt eigentlich keine Ahnung, und lasse mich gern belehren, wenn sich da jemand auskennt.

Cörnel;4669533 schrieb:
Vorsicht hier mit der Stütze. Ich bin wie hier im Forum bekannt ist der Stützfeind, und sogar die Stützfreunde müssen mit folgender Argumentation für diesen Fall einsehen, dass Stütze schädlich ist: Absenken des Zwerchfells zieht an den Lungen, die Lungen an der Luftröhre, die Luftröhre am Kehlkopf, d.h. das zieht den Kehlkopf runter, der muss aber hoch. "Tracheal pull" heißt das. Estill spricht hier außerdem noch von Head und Neck anchoring.

Es ist halt die Frage, wie man Stütze definiert. Für mich heißt es einfach nur: Den optimalen subglottischen Luftdruck zur Verfügung stellen. Sicher hat es nichts mit Bauch rausstrecken oder sowas zu tun. Die Luft muss ja fließen, sonst gehts ja nicht. Es geht nicht darum etwas zu stemmen, sondern zu unterstützen, das ist ein flexibler, dynamischer Prozess und nichts Fixiertes.
Jeder hat ja so seine Vorgeschichte. Ich bin zum Beispiel ein Fan von Stimmsitzarbeit, weil es mir selbst viel geholfen hat (und ich sehe, dass es auch viele meiner Schüler weiterbringt, sonst würde ich ja nicht drauf beharren). Also im klassischen ist es ja richtig, dass der Kehlkopf nach unten muss und das eben durch die Anbindung ans Zwerchfell passiert. Den Gedanken, dass es beim Belten anders ist, hatte ich noch gar nicht (warum eigentlich nicht???). Allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, dass sich die körperliche Aktivität beim Belten anders anfühlt (und wesentlich intensiver sein kann) als beim klassischen Singen. Da muss ich nochmal drüber nachdenken... Danke für den Denkanstoß!

Cörnel;4669533 schrieb:
Twang ist nicht nasal. Twang entsteht durch Aktivität der epiglottischen Falte, macht einen schärferen, hexenhafteren Sound. Mit der Nase hat es gar nix zu tun. ABER: Für klassisch Ohren, die nicht gut geschult sind, klingt es Nasal, ist es aber nicht.

Also da lasse ich mich nicht so leicht überzeugen, muss aber nochmal nachschauen...

Also doch richtig, R&B-Sängerinnen hauchen sich ins ungestützte Falsett (sozusagen).

Was sagt den Reid zum Thema gestütztes Falsett - Kopfstimme? Ist es das selbe? Und wie ist der Zusammenhang Falsett - Pfeifton? Das würde mich nochmal interessieren. :)

Die Übung probier ich mal aus. Hast du eine Empfehlung für den Vokal? U? I? Oder O?

Danke nochmal! Liebe Grüße!
Feru
 
Cörnel;4669533 schrieb:
Vorsicht hier mit der Stütze. Ich bin wie hier im Forum bekannt ist der Stützfeind, und sogar die Stützfreunde müssen mit folgender Argumentation für diesen Fall einsehen, dass Stütze schädlich ist: Absenken des Zwerchfells zieht an den Lungen, die Lungen an der Luftröhre, die Luftröhre am Kehlkopf, d.h. das zieht den Kehlkopf runter, der muss aber hoch. "Tracheal pull" heißt das. /QUOTE]


Hallo Cörnel

ich sollte es lassen ;-) Aber ich kann nicht ;-)))

Also ich habe "Stütze" und Atembewegung so gelernt, daß die Atemmuskulatur beim Singen das Zwerchfell in seiner natürlichen Aufwärtsbewegung unterstützt. Der Brustkorb weitet sich dadurch, das Brustbein hebt sich. Das Zwerchfell bewegt sich abwärts während der EINatmung, aufwärts während der Ausatmung/dem Singen.

"(...) Das Zwerchfell muss sich aber nach oben bewegen, um die Luft zu komprimieren und überhaupt einen Luftfluss, eine Atemführung zu ermöglichen (...)" (Aus Robert Kreutzer "Atemtechnik - Begriffsverwirrung "Stütze", ich finde den Artikel sehr gut bis auf wenige Abstriche).

Belting habe ich unter anderem AUCH mit relativ tiefstehender Kehle gelernt, stark angelehnt an die klassische Technik. Der Sound ist dadurch sehr groß, rund und dunkel und es ist sehr "ökonomisch" gerade durch die tieferstehende Kehle. (VSS Technik) Bei Fortgeschrittenen lehre ich auch andere Beltklänge, aber diese ist für mich die Ausgangstechnik, denn sie ist sehr leichtgängig und ermöglicht die Höhe im Belting besser als andere Techniken. Wenn der Klang schärfer und heller sein soll steht auch die Kehle höher, das ist aber kein Muss, um es "Belting" zu nennen!!

Zu wissen, was in der Kehlkopfmuskulatur so alles abgeht ist ja spannend und interessant. Ich selber habe auch eine physiologische Ausbildung. Allerdings würde ich das ja mal nicht übertreiben und dafür plädieren, als Sängerin und Lehrerin mehr am Gehör und Gefühl entlang zu agieren. Letztens sagte ich zu einer Schülerin, die so ihre Probleme hat: "Sing als hätte eine gute Fee dir alles geschenkt. Sing wie du willst, daß es klingt."
Und sie sang so gut wie nie zuvor. Ich war selber erstaunt.

Ich weiß wie der Kehlkopf funktioniert und kenne auch die Muskelnamen. Letztendlich ist es mir aber egal, welcher Muskel genau wann was tut. Gesang muss vor allem leicht gehen, damit man sich auf die Gefühle konzentrieren kann. Wenn der Atem richtig fließt und stark ist, ist es am Leichtesten. Die Muskeln im Kehlkopf sind dann entlastet und machen was sie sollen.


Shana
:)
 
Belting habe ich überhaupt nicht gelernt. Ich konnte es schon immer, weil ich als Jugendliche viel Rock, Metal, Funk und Soul gehört habe und dort auch meine Gesangsidole zu finden waren: je expressiver, umso besser fand ich sie. Wahrscheinlich bin ich durch Nachahmung und Experimentieren dazu gekommen, aber so genau weiß ich das nicht mehr. Das sogenannte "ökonomische Belting" gefällt mir nicht, das klingt mir zu glatt, zu brav, zu klassisch, aber das ist halt Geschmackssache.

Ansonsten stimme ich Shana zu: wenn ich Euch, Cörnel und Ferushan, so lese, dann fällt mir auf, wie verkopft Ihr das Singen angeht. Natürlich sollte man gerade als Gesangslehrer über physiologische Abläufe halbwegs Bescheid wissen ! Aber das wichtigste Instrument eines Lehrers ist und bleibt sein Gehör. Und das Gefühl für die Stilrichtung, die er lehrt. Da finde ich es eher nebensächlich, genau zu wissen, welcher Kehlkopfmuskel nun wie und warum agiert....
 
Das sogenannte "ökonomische Belting" gefällt mir nicht, das klingt mir zu glatt, zu brav, zu klassisch, aber das ist halt Geschmackssache.

Es klingt eher nach Musical als nach Rock und da du ja auch kein Musical Fan bist... ;-)
Aber du hast schon recht und ich würde es deshalb auch nicht als Allgemeinseeligmachend verkaufen. Es ist aber sehr gut geeignet, um Belting zu lernen, wenn man es nicht von Natur aus kann. Ich selber musste es auch lernen und viele andere Schülerinnen auch.

Aber das wichtigste Instrument eines Lehrers ist und bleibt sein Gehör. Und das Gefühl für die Stilrichtung, die er lehrt. Da finde ich es eher nebensächlich, genau zu wissen, welcher Kehlkopfmuskel nun wie und warum agiert....

Genau so sehe ich es auch.
Es ist wie mit dem Tausendfüssler, der eines Tages nicht mehr laufen konnte, als er anfing über die Bewegung seiner Beine nachzudenken.
Wo kämen wir da hin, wenn wir überlegen würden, welcher Muskel wie agieren muss, wenn wir tanzen gehen wollen oder beim Sport.

Gesangstechnik sollte auch so wenig kompliziert wie nur irgend möglich vermittelt werden. Worum es geht ist Gefühl und Klang. Ich würde deshalb NIEMALS an der Kehlkopfmuskulatur ansetzen, egal wie viel ich selber darüber weiß.

Die Kehlkopfmuskulatur kann weitestgehend entlastet werden durch aktive Ausatmung. Das ganze Getüftel an der armen Kehlkopfmuskulatur kann man sich dann ersparen.

Ok, ich weiß, das überzeugt die Funktionalen nicht ;-)

Lieben Gruß,
Shana
 
Naja, ich denke es kommt drauf an, was für ein Lerntyp du bist. Ich bin eben ein sehr kognitiver Mensch, nicht nur beim Singen. Mir hat es sehr viel geholfen, über die physiologischen Vorgänge bescheid zu wissen. Das man das nicht einzeln darüber steuern kann, ist mir auch klar - deswegen bin ich auch von dem EVTS nicht so überzeugt. Aber wenn ich mir bildlich vorstellen kann, was innen drin passiert, dann hilft mir das. Als ich im Deutschstudium Phonologie hatte und lernte, welcher Klang wie gebildet wird, da habe ich im Gesang einen unglaublichen Fortschritt gemacht. Und ich habe auch einige Schüler/innen, bei denen das hilft. Natürlich komme ich denen auch nicht mit den lateinischen Muskelnamen. Aber wenn jemand schon fragt "Warum habe ich in der Stimme da so einen Bruch?" dann ist es doch sinnvoll, es ihm/ihr auch richtig zu erklären, oder?
Ich habe natürlich auch Schüler, die damit überhaupt nichts anfangen können. Aber das kriegt man ja als Lehrer schon mit, wie so ein Schüler tickt. Und dem/r sage ich dann halt "Denke an einen Sonnenaufgang" oder "Tupfe die Töne wie mit einem Pinsel" und dann hilft denen das weiter.
Es kommt einfach drauf an, wie man lernt.

Jedenfalls habe ich bei diversen Gruppen und Chören, die ich geleitet habe, gemerkt, dass viele halt überhaupt keine Ahnung haben und ich treffe (ganz schlimm) immer wieder auf die Vorstellung, die Bruststimme hieße so, weil man da in die Brust atmen muss - und solcherlei Kuriositäten mehr! Und deswegen bin ich dabei, einen Workshop auszuarbeiten, der die Stimmphysiologie für Laien erklärt. Nicht trockene Theorie, sondern natürlich anhand von praktischen Übungen.
Ich habe das in nicht richtig ausgearbeiteter Form schon mit meinem Chor gemacht und bei einigen Aha-Effekte erlebt. Mir ist schon klar, dass vieles bestimmt wieder vergessen wird. Aber das, was der einzelne als für sich relevant erkennt, das vergisst er sicherlich nicht so schnell. Und so kann man auch bei Laienchören den Stimmgebrauch etwas verbessern (und grade in da singen so viele technisch falsch und es ist keine Zeit und Möglichkeit, das zu beheben).

Das mit dem ökonomischen Belten finde ich interessant. Ich habe schon davon gehört, dass es "viele Wege nach Rom" gibt. Aber ich habe noch kein Beispiel gehört. Hättet ihr vielleicht eins parat?
Und da auch die Frage? Ist das von Mensch zu Mensch einfach verschieden, also Veranlagung, wie man beltet, also auf die eine oder andere Art? Oder kann man das lernen? Bisher habe ich nur eine Lehrerin gehabt, die mit mir am Belt gearbeitet hat. Wobei um genau zu sein: Sie hat mir die Grundlagen beigebracht, dann war mein Studium zu Ende und ich habe den Rest selbsterarbeitet. Da ich meine Diplomarbeit über Belten geschrieben habe, wusste ich ja schon mal einiges. Ich habe aber vor, mir demnächst eine neue Lehrerin zu suchen, die mit mir dran arbeitet, denn ich komme immer noch nicht über c''. Da wechsel ich dann in den Mixbelt. Wobei meine alte Lehrerin auch sagte, ich hätte so einen guten Mixbelt bis f'', dass man quasi keinen Unterschied zum Belt in der Lage hört (also wozu anstrengen? ;) ) Ich bin da aber etwas skeptisch, da es sich so komplett anders anfühlt und für mich auch anders anhört. Muss ich mal aufnehmen...

Nachtrag zu Twang:
Ich gebe zu, ich bin ein bißchen in die Falle getappt, von dem was ich fühle Rückschlüsse zu ziehen. Habe aber noch mal bei Kayes nachgelesen. Twang ist nach ihr eine Verengung des Ansatzrohres insofern, dass der Kehldeckel etwas gesenkt wird. Durch die Veränderung des Ansatzrohrs werden andere Formanten verstärkt, unter anderem käme dadurch der Sängerformant zu Stande (das sehe ich etwas kritisch, da der Sängerformant ja viel in der Klassik vorkommt bei tiefgestellter Kehle!). Außerdem gibt es auch die Möglichkeit eines "nasal Twang", bei dem der weiche Gaumen nicht ganz schließt. Und so setze ich ihn wohl ein und habe daraus geschlossen, dass es wohl immer so ist. Und das ist nicht korrekt, denn es gibt auch den "oral" Twang mit geschlossenem Velum. :)

@Shana: Stütze verstehe ich auch so. Habe ich ja auch oben geschrieben. Das Zwerchfell MUSS ja nach oben gehen, sonst fließt ja nichts.

Liebe Grüße!
 
Ist das von Mensch zu Mensch einfach verschieden, also Veranlagung, wie man beltet, also auf die eine oder andere Art? Oder kann man das lernen?

Lernen kann man es schon, aber manche Frauenstimmen sind zum Belten besser geeignet als andere. Und manche Sängerinnen haben - auch da gehe ich mit Shana konform - nicht genug Atempower dafür, aber mit ihr steht und fällt leider das Ganze. Sie können dann meistens auch nicht laut rufen, daher teste ich das am Anfang zunächst mal aus. Um zu schauen, wie vertraut einer Schülerin die eigene Stimme ist, ob sie ihre Stimmkapazität wirklich ausfahren, d.h. laut sein kann und sich das auch traut, probieren wir erstmal den Rufmodus aus.

Ich habe aber vor, mir demnächst eine neue Lehrerin zu suchen, die mit mir dran arbeitet, denn ich komme immer noch nicht über c''. Da wechsel ich dann in den Mixbelt. Wobei meine alte Lehrerin auch sagte, ich hätte so einen guten Mixbelt bis f'', dass man quasi keinen Unterschied zum Belt in der Lage hört (also wozu anstrengen? ;) ) Ich bin da aber etwas skeptisch, da es sich so komplett anders anfühlt und für mich auch anders anhört. Muss ich mal aufnehmen...

Sei doch froh über Deinen Mixbelt ! Und etwas anderes als Mixbelt geht ab spätestens e"-f" sowieso nicht, wenn man sich nicht die Stimme zerschießen will..
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, ich denke es kommt drauf an, was für ein Lerntyp du bist. Ich bin eben ein sehr kognitiver Mensch, nicht nur beim Singen. Mir hat es sehr viel geholfen, über die physiologischen Vorgänge bescheid zu wissen.

Klar, ich streue das auch immer mal im Unterricht ein, wenn ich den Eindruck habe, daß jemand daran interessiert ist und es sich ergibt. Es kann nicht schaden, etwas über das Instrument zu wissen und dafür nimmt man ja auch Unterricht, um mehr zu erfahren.


Jedenfalls habe ich bei diversen Gruppen und Chören, die ich geleitet habe, gemerkt, dass viele halt überhaupt keine Ahnung haben und ich treffe (ganz schlimm) immer wieder auf die Vorstellung, die Bruststimme hieße so, weil man da in die Brust atmen muss - und solcherlei Kuriositäten mehr! Und deswegen bin ich dabei, einen Workshop auszuarbeiten, der die Stimmphysiologie für Laien erklärt. Nicht trockene Theorie, sondern natürlich anhand von praktischen Übungen.

Das find ich eine gute Idee.



Ist das von Mensch zu Mensch einfach verschieden, also Veranlagung, wie man beltet, also auf die eine oder andere Art? Oder kann man das lernen?

Ich gehe jetzt mal nicht von denen aus, die es von Natur aus können und sage: Man kann es lernen. Ich lehre das beschriebene "ökonomische Belten" nach VSS (das kannst du googlen) als Grundlage und nehme dann die verschiedenen Stilrichtungen je nach Typ der Schülerin dazu (Kommt drauf an, wie gut sie mit dem belten überhaupt klar kommt, welche Stilrichtungen und welche Klangideale sie anstrebt und auch darauf, welche Stimmveranlagung sie von Natur aus mitbringt).

Auf der anderen Seite kommen aber die Naturbelterinnen auch nicht umsonst in den Unterricht, sondern weil sie bestimmte Grenzen bei sich festgestellt haben. Der Unterricht ist dazu da, Grenzen zu überschreiten und nicht dazu, zu vernichten, was jemand sowieso schon kann.


ch habe aber vor, mir demnächst eine neue Lehrerin zu suchen, die mit mir dran arbeitet, denn ich komme immer noch nicht über c''. Da wechsel ich dann in den Mixbelt. Wobei meine alte Lehrerin auch sagte, ich hätte so einen guten Mixbelt bis f'', dass man quasi keinen Unterschied zum Belt in der Lage hört (also wozu anstrengen? ;) ) Ich bin da aber etwas skeptisch, da es sich so komplett anders anfühlt und für mich auch anders anhört. Muss ich mal aufnehmen...

Na, das ist doch gut.
An der Stelle sage ich mir: Es zählt der Klang und nicht die Definition. ;-)
Mixed Belt bedeutet für mich, daß der Anteil aus der Kopfstimme zur Höhe hin kontinuierlich zunehmen muss und das halte ich für gut und richtig. Die Frage ist wie es klingen soll und wie man diesen Klang erreicht ohne sich wie Bell so schön sagt die Stimme zu "zerschießen". [/QUOTE]

@Shana: Stütze verstehe ich auch so. Habe ich ja auch oben geschrieben. Das Zwerchfell MUSS ja nach oben gehen, sonst fließt ja nichts.

Das wollte ich vorhin schon erwähnen, aber da ist mir das Internet ausgefallen.



Liebe Grüße,
Shana
 
ich lösch das mal, ich hatte es mit einem anderen threat verwechselt
 
Ihr habt aber zwischendurch schon noch Zeit, auch mal was zu singen, oder? :gruebel:
Ohne irgendwen angreifen zu wollen, bin ich ausgesprochen froh, an diesem Workshop nicht teilnehmen zu müssen. Mir fällt da sofort Klas Mellander's Beispiel von der Mausefalle ein (im Buch Power Learning zu finden) und auch das allseits beliebte "Bullshit-Bingo" ist nicht weit entfernt. Wenn auch nur einer der Workshopteilnehmer wirklich etwas dabei lernt - mit schlau klingenden Worthülsen und Abkürzungen, für die es teilweise nicht einmal eine richtige Definition gibt, um sich zu werfen, ist nicht lernen - metabolisiere ich einen LHLRB (steht für Long-Handled-Living-Room-Broom) oder auch: ich freß 'nen Besen.
Auch wenn es für Sänger notwendig ist, die Grundlagen der Klangerzeugung im eigenen Körper zu kennen, halte ich jede Wette, daß jemand bei 10 Minuten Singstar auf der PlayStation mehr lernt als in einem Stimmphysiologie-Workshop, der mir eher wie ein Heiße-Luft-Seminar erscheint. Ich hatte schon nach vier Zeilen keine Lust mehr, weiterzulesen und den Workshopteilnehmern wird es wohl auch nicht anders ergehen - der Vollständigkeit halber sollte ich hinzufügen, daß ich als Gesangslehrer durchaus am Thema interessiert bin und mich deswegen durch die Unterhaltung hindurchgekämpft habe. Aber das einzige, woran ich mich erinnern kann (nach gerde mal ein paar Minuten), ist, daß Cörnel wieder mal von Reid schwärmt, die Frage und Antwort zu "Crooning" und *Bell's vorzügliche Bemerkung über die Verkopfung. Der Rest sind einfach irgendwelche Buchstaben, die fast schneller verblassen als man sie lesen kann...
 
Wo kämen wir da hin, wenn wir überlegen würden, welcher Muskel wie agieren muss, wenn wir tanzen gehen wollen oder beim Sport.
Ihr versteht es alle falsch. Allen, denen ich erzähle, ich spüre, dass der Kehlkopf kippt, die denken, ich mache da aktiv was. Nein. Ich nehme wahr, akzeptiere die Lage der Nation. Bitte verstehen: Ich weiß, was geschieht. Wenn ich singe, dann singe ich aber und mehr nicht.

halte ich jede Wette, daß jemand bei 10 Minuten Singstar auf der PlayStation mehr lernt als in einem Stimmphysiologie-Workshop

Halte ich dagegen. Insbesondere bei solch einem Workshop wie hier beschrieben, nämlich mit praktischen Übungen.
 
Ich bitte doch darum, mich richtig zu zitieren - da fehlt noch ein ganzes Stück, das durchaus die Aussage beeinflußt.
 
Ein wenig meines Senfs zum eigentlichen Thema:

Jede Nomenklatur, die sich nicht an der Physiologie ausrichtet, ist imho unzeitgemäß und sollte nicht mehr verwendet werden. Klar, früher wusste man nicht viel über die Mechanismen der Stimmbildung und teilte die Register darum nach Höhe und Klang ein. So entstand dann die Situation, dass wenn Männer und Frauen das gleiche tun, man dies zum Teil anders nennt. Letztendlich entstand das Benennungschaos mit dem wir uns heute noch herumschlagen.

Heute weiß man, dass der männliche und weibliche Stimmbildungsapparat sich außer in der Größe nicht wesentlich unterscheiden. Jede Technik, die einer Frau möglich ist, ist somit auch einem Mann möglich und umgekehrt. Dass dabei unterschiedliche Frequenzen herauskommen ist logisch und für eine Noemnklatur absolut unbedeutend. Die Anwendung der Pfeifstimmentechnik bei einem Mann anders zu nennen ist ungefähr so sinnvoll, als würde man z.b. bei Violine und Cello Saiten und Bogen mit jeweils völlig anderen Begriffen belegen.

Aber Ferushan, was in deiner Auflistung von Tief nach Hoch jedem mir bekannten System widerspricht: Belting oberhalb der Pfeifstimme. Das Erzeugen von Tönen über Luftwirbel mit (fast) unbewegten Stimmbändern wird teilweise (vor allem bei Männern) anders genannt, ist aber definitiv die höchste Tonerzeugungsart.
 
Sie können dann meistens auch nicht laut rufen, daher teste ich das am Anfang zunächst mal aus. Um zu schauen, wie vertraut einer Schülerin die eigene Stimme ist, ob sie ihre Stimmkapazität wirklich ausfahren, d.h. laut sein kann und sich das auch traut, probieren wir erstmal den Rufmodus aus.
Ja, dass mache ich auch so.

Aber Ferushan, was in deiner Auflistung von Tief nach Hoch jedem mir bekannten System widerspricht: Belting oberhalb der Pfeifstimme. Das Erzeugen von Tönen über Luftwirbel mit (fast) unbewegten Stimmbändern wird teilweise (vor allem bei Männern) anders genannt, ist aber definitiv die höchste Tonerzeugungsart.
Oh, nee, das ist schlichtweg ein Tippfehler. Natürlich beltet man nicht oberhalb der Pfeifstimme.
Deine Auffassung klingt mir recht einleuchtend, dennoch bin ich da einfach noch nicht überzeugt. Vielleicht muss ich mal eine großangelegte Forschungsstudie betreiben, bis ich wirklich weiß, was ich wissen will. ;)
Würdest du dann sagen, dass das, was die BeeGees und Countertenöre machen Kopfstimme oder Pfeifton ist?

@Shana&Bell: Dass man belten lernen kann, das ist mir schon klar. Nur ob man halt auch verschiedene Wege zu belten lernen kann, aber warum sollte es auch nicht gehen? Ich google das VSS nochmal.

@sing-it.de: Wie gesagt weiß ich auch, dass es Leute gibt, denen das nicht weiterhilft. Aber die interessieren sich vielleicht auch nicht dafür und werden sich zu so einem Workshop auch nicht anmelden, oder? Wenn du meinst, dass du anders besser fährst, dann finde ich das in Ordnung und akzeptiere das. Aber ich möchte doch stark bezweifeln, dass jemand bei Singstar mehr lernt! Denn da sagt dir keiner, dass du in fünf Minuten stockheiser bist, wenn du nicht deine Technik änderst! Im Übrigen finde ich deine Ausdrucksweise wirklich ziemlich agressiv und überhaupt nicht angebracht. Wie kannst du bitte schön behaupten, das sei ein "Heiße-Luft-Seminar" wenn du doch überhaupt nicht weißt, was ich da erzählen werde? Wer sagt denn, dass ich das, was ich oben gepostet habe, Wort für Wort so wiedergebe? Wenn es dich nicht interessiert, dann lese den Thread nicht und dann brauchst du auch keine destruktive Meinung dazu abzugeben.
 
Die Destruktivität liegt wohl im Auge des Betrachters. Wie Dein Workshop aussehen wird, kann ich nur anhand dessen beurteilen, was Du hier schreibst und ich habe nicht behauptet, daß es ein "Heiße-Luft-Seminar" sein wird, sondern daß es mir so erscheint (wieder anhand dessen, was Du hier an Informationen zur Verfügung gestellt hast) - das ist ein ziemlicher Unterschied. Mich interessiert das Thema durchaus, wie bereits erwähnt, aber wenn Dir mehrere Fachleute (und da gehöre ich nunmal dazu, auch wenn es Dir nicht paßt) sagen, daß die Sache zu verkopft ist und man vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, dann könnte der offene Leser das für konstruktive Kritik halten und eine Lehre daraus ziehen. Nämlich die, daß die Workshopteilnehmer - die wahrscheinlich auf dem Gebiet keine Spezialisten sind - erhebliche Probleme haben werden, dabei irgendetwas zu lernen.
Wenn Du es natürlich als blankes Gestänker betrachten willst steht Dir das vollkommen frei. In diesem Falle bin ich untröstlich, daß ich Dir nicht gesagt habe was Du hören wolltest...
 
Nanana ...zankt euch doch nicht... ;)

@Ferushan
Sing-it meint das sicher nicht desktuktiv oder aggressiv (bislang) ... das ist wohl eher ein Sender/Empfänger-Problem zwischen einander fremden Teilnehmern. Wie es gemeint ist und wie es beim Empfänger ankommt, führt ja gerade bei geschriebenen Internet-Diskussionen oft zu Missverständnissen.

Auch auf mich wirkt dein Ansatz zu theoretisch und verkopft . Ich habe nach "Strohbass" aufgehört zu lesen und hätte als Zuhörer wohl begonnen, aus dem Fenster zu starren oder kleine Comicfiguren auf den Blattrand zu zeichnen (was durchaus auch an mir liegen kann).

Was davon du auf welche Art vortragen und vermitteln wirst, können wir aber tatsächlich nicht wissen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ferushan, ich lese sing-it schon etwas länger, zugegebenermaßen hat er manchmal eine Art, mit der nicht jeder gleich klarkommt, aber eigentlich ist er ganz lieb ;) Ich denke auch, daß man sich im Internet, zumindest wenn man sich nur des geschriebenen Wortes bedient, schnell mißverstehen kann.

Was Du vorhast, will ich Dir nicht ausreden - doch geht es mir da ähnlich wie antipasti. Ich muss bei diesen Stimmphysiologie-Diskussionen spätestens ab dem zweiten Absatz aufpassen, dass ich nicht sofort wieder vergesse, was ich drei Sekunden zuvor gelesen habe. Ich kann mich einfach nicht auf solche Texte konzentrieren. Weder hätte ich so singen lernen können (zum Glück konnte ich es schon vor der Ausbildung einigermaßen) noch könnte ich so singen lehren.
Ich kann einfach nicht so verkopft an den Gesang herangehen, und das, was ich mal für Prüfungen etc. lernen musste, habe ich fast vollständig wieder vergessen. Ich muss es nachschlagen. Aber wozu ? Ich habe ja meine Ohren und praktische Übungen. Würde ich beim Singen z.B. an meinen Kehlkopf denken und welcher Muskel da nun gerade aktiv ist und wieviel subglottischen Druck ich brauche und wie der Schildknorpel steht, wäre es ganz schnell vorbei mit dem Gesang.

Manchmal fragt mich eine Schülerin mitten in einer Übung oder im Song: "Soll ich jetzt Kopf- oder Bruststimme singen ?" Und ich antworte meistens: "Vergiss Kopf- und Bruststimme. Sing ! Ich sag schon was, wenn´s nicht passt, wahrscheinlich spürst Du das aber selber." Und so ist es dann auch meistens.

Wahrscheinlich stehen sich hier Theoretiker und Praktiker gegenüber.

Deshalb gebe ich Dir auch recht, es gibt Leute, die alles ganz genau und bis ins kleinste Detail auseinandernehmen müssen, es intellektuell erfassen müssen, um es zu verstehen. Jeder Jeck is anners ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich will mal noch ein Problem in die Runde werfen:
Ich persönlich definiere Register über die Funktionsweise des Stimmapparates
Wie soll das denn gehen? Du kannst doch nicht bei Deinen Schülern mit dem Stroboskop und Laryngoskop immer reinschauen?

Ich habe eine Zeit lang fast alles über Gesang gelesen, was es gab, darunter Husler/Rodd Marling (der Klassiker), C. L. Reid, Seth Riggs (Speech Level Singing), Sadolin (Complete Vocal Technique) und noch einige andere. Das Problem: Husler/Rodd Marling fängt ja an mit einem physiologischen Teil (so á la Medizinbuch) und hangelt sich bei seinen Erklärungen dann daran entlang. Er hat aber nicht mit Hochgeschwindigkeitskameras die tatsächlichen Vorgänge bei einem guten Sänger / Sängerin untersucht.

C. L. Reid wiederum betreibt im wesentlichen historische Studien, indem er das, was ihm passt, aus alten Belcanto-Büchern zusammensucht. So macht es auch Seth Riggs, nur dass er andere Teile auswählt und deswegen zu einer ziemlich anderen Sichtweise als Reid kommt.

Wirklich medizinische Studien - die sehr aufwändig wären - macht fast niemand. Man hat vor ca. 100 Jahren da einiges mit dem Kehlspiegel untersucht und diese Sachen immer wieder zitiert, nur war das Problem, dass der Sänger, damit der Kehlspiegel in den Mund passt, total unnatürlich singen musste.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich würde keinem Gesangsbuch glauben, wenn es irgendwas über die tatsächlichen medizinischen Abläufe beim Singen beschreibt, es sei denn, es hätte selbst dazu tatsächlich Experimente angestellt.

Das liest man immer wieder: Musculus Vocalis (Vollstimme), CT (Randstimme), nur: wer hat das denn gemessen? Wer hat Elektroden an die Nevenbahnen angeschlossen und mit Hochgeschwindigkeitskameras die tatsächlichen Muskelaktivitäten aufgezeichnet? Bei den ganzen von mir genannten Büchern war das jedenfalls nicht der Fall. Ich habe mal etwas in der Medline gesucht, es gibt im Ausland durchaus einige Institute, die da wissenschaftliche Untersuchungen zu machen. Das könnte man dann in Fachzeitschriften nachlesen.

So lange man also den ganzen wissenschaftlichen Kram sowieso nicht glauben kann, würde ich mich ausschließlich auf den Klang, das Sichtbare (Haltung, Mundstellung) und gesangspädagogische Erfahrungswerte konzentrieren. Und das sind - obwohl ich auch ein sehr verkopfter Mensch bin - die Dinge, die auch mir tatsächlich was bringen und gebracht haben.

LG

SingSangSung
 

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