Das nächste Kapitel der Gitarrenrettung

Jiko
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Ich beginne mal einfach mit einem Bild:

151680d1274656484-naechste-kapitel-gitarrenrettung-img_6943.jpg


Bevor ich jetzt näher drauf eingehe, erstmal die Vorgeschichte:

Das mit der Musik in dieser Familie hat ja nicht erst bei mir angefangen - meine große Schwester hat gespielt, meine Mutter, Tante, Onkel, Oma, Opa.....
Angefangen habe ich auf einer Gitarre (Höfner 513), die die erste Gitarre meines Onkels (mütterlicherseits) war - er ist leider bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Mein Großvater war vorher schon Raucher, wurde aber ab dann zum Kettenraucher und ist dann nur wenig später an Lungenkrebs gestorben. Naja - ist schon einige Jahre her. Durch meine Mutter (wenn wir schon dabei sind - sie ist letztes Jahr an einer Lungenembolie gestorben :( ) habe ich mal erst wirklich davon erfahren, dass mein Großvater auch Gitarre gespielt hatte und ebenfalls eine besessen hatte, genauere Infos habe ich aber nicht bekommen. Vor ein paar Wochen habe ich mit meiner Tante telefoniert und dabei sind wir irgendwie auf die Gitarre zu sprechen gekommen und ich habe mal Interesse angekündigt, dass ich sie mal sehen möchte.
Meine Tante hat dann ein bisschen davon erzählt, dass die Gitarre in einem unspielbar schlechten Zustand ist, dass die nie sonderlich gut war und dass meine Mutter mal versucht hatte, sie wieder hinzubekommen und das hat... ich drücke es mal nett aus... nicht so ganz geklappt.
Vorhin haben wir quasi bei Oma und Tante ums Eck den Geburtstag meines Bruders nachgefeiert und die beiden waren auch dabei und haben mich danach mal eingepackt und haben mir bei ihnen zu Hause die Gitarre in die Hand gedrückt.
Da ging es dann auch weiter mit den Informationen - die Gitarre lag jetzt seit Jahrzehnten im Keller, war mit Stahlsaiten bespannt und meine Oma meinte, dass mein Großvater die schon besessen hat, als sie sich kennengelernt haben, in seiner Studienzeit, 1950.
Für das Alter von entsprechend mindestens 60 Jahren ist der Zustand wirklich nicht erschreckend.
Hier mal eine kurze Liste der gefundenen Fehler:

- Hauch eines Risses im Boden, nichts schlimmes, den bekomme ich recht leicht wieder zu.
- Sattel fehlt
- Zahnrad einer Mechanik fehlt, ich werde mal überprüfen, ob ich sowas von den abgenommenen Mechaniken der Framus (siehe Signatur "Archtop") verwenden kann.
- Mechaniken sind angerostet und dadurch ziemlich schwergängig (Ich habe irgendein seltsames Rostlöse-Öl, das probiere ich mal dran aus)
- Stegeinlage fehlt
- Drei Bünde fehlen
- Es ist Lack drauf, der nicht draufgehört; der missglückte Versuch meiner Mutter damals... :rolleyes: Ich peile eine Öl+Wachs-Behandlung an.

So - das wird meine Beschäftigung für die nächste Zeit.

Jetzt schwebt noch die Frage durch den Raum, warum ich das Thema in der Guitar Lounge poste und nicht in einem spezifischen Unterbereich.
Mal ganz ehrlich: Die Gitarre irritiert mich. Optisch ganz klar Konzertgitarre, ergo Nylonsaiten. Dagegen die Aussage allerseits, dass da Stahlsaiten drauf waren. OK, könnte eine unbeabsichtigte Vergewaltigung darstellen. Aaaber - für die Stahlsaiten spricht wieder der Punkt, dass die Sattelbreite nur 43mm beträgt. Problem: Der Sattel ist weg, ich kann mir die Kerbungen nicht ansehen. Die Löcher in der Brücke sind auch sehr schmal (und durch den Lack, den meine Mutter aufgetragen hatte, wahrscheinlich auch verstopft).
Kurz: Insgesamt bin ich ratlos. Im Zweifel tendiere ich wegen der niedrigeren Spannung zu den Nylonsaiten, wobei ich sagen muss, dass die Gitarre recht robust wirkt - deutlich robuster, als zum Beispiel die (wie ich vermute) Romantik-Gitarre, die ich da habe.

Hier nochmal ein Bild vom Korpus auf meinem Arbeitstisch, der momentan eigentlich von einer E-Gitarre in Anspruch genommen wird - aber meine Gitarren vertragen sich - für die Fotosession hat sie der "Neuen" Platz gemacht ;)
151679d1274656470-naechste-kapitel-gitarrenrettung-img_6917.jpg


Zusammen mit dem "hä?" zur Frage nach der Bespannung geht es ähnlich weiter mit der Marke - was ist das? Ich finde keine Beschriftung - weder auf dem Korpus, noch auf der Kopfplatte noch im Korpus habe ich bisher was gefunden. Anhaltspunkt: Gebaut vor 1950. Mein Großvater ist leider tot, ihn kann ich nicht mehr fragen. Evtl. hat ja jemand schonmal etwas derartiges gesehen?

Zu den Daten... da bin ich auch mal noch etwas zurückhaltend...
Aber ich fasse mal zusammen:

Wahrscheinlich ist die Gitarre vollmassiv, wobei ich nochmal einen kleinen Spiegel auftreiben muss, um mich dessen zu vergewissern, aber zumindest wirkt der Boden schonmal massiv, wenn man den Maserungsverlauf von "hinten" mit "innen" vergleicht.
Decke: Fichte
Boden und Zargen: ?*
Hals: ?*²
Binding am Korpus vorne und hinten
Sattelbreite: 43mm
Mensur: 625mm


*
Das mit dem Holz von Zargen und Boden ist echt seltsam - wieder eine Sache, die mich verunsichert - evtl. kann mir da jemand helfen, hier mal ein Foto durch das Schallloch (hinten ist die Gitarre zu verkratzt, da ist es schwieriger, eine so schöne Stelle zu finden):

151681d1274656492-naechste-kapitel-gitarrenrettung-img_6938.jpg


Was auffällt, sind die recht tiefen langen Poren und farblich liegt das Holz im Bereich hellbraun mit einem Touch von grau.


Das Holz vom Hals hätte ich erstmal als ganz üblich Ahorn abgestempelt, aber irgendwie.... davon gibt's morgen auch mal ein Detailfoto. Das sieht irgendwie nach Buche aus, was mich auch gerade etwas irritiert.


Ich würde mich über Informationen und mentale Unterstützung freuen ;)
Bis denne :)
 
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Hi Jiko ... meine "Einwürfe":

Die Mechaniken weisen nach meiner Einschätzung mal wieder auf Steelstrings hin (Stahlwellen, kein Bein oder Plastik), auch die Form der oberen Schultern des Korpus deuten imho eher auf eine Steelstring hin, bei Nylonstrings sind die Schultern meist runder. Ebenso ist der untere Rand des Korpus "gerader" als i.a. bei einer Nylonstring. Auch das Verhältnis der Breite von "Oberkörper" zu "Unterkörper" (Breite des Korpus oberhalb und unterhalb des Schalllochs) lassen mich eher an Steelstring denken.

€: was mir noch auffällt: die Griffbretteinlage zwischen dem 7. und 12. Bund ist nicht am 9. - wie üblich - sondern am 10. Bund!
 
Wobei alle meine Konzertgitarren auch ausnahmslos Stahlwellen haben... Der Korpusform gebe ich auch keine übermäßige Gewichtung, da das ja auch eine Eigenheit des Gitarrenbauers oder sonstwas sein könnte; insbesondere im Hinblick auf das Alter...
Notfalls bekommt sie, wie gesagt, Nylonsaiten oder ich mache diese Pyramid-Saiten mit der geringeren Spannung drauf, wie sie schon auf meinen beiden Archtops drauf sind :)
Die Brücke war wohl mal abgerissen und mein Großvater hat sie wieder aufge... leimt? -klebt? Laut meiner anderen Tante hat er sehr gerne mit Kunstharz gearbeitet... naja - jedenfalls habe ich das Gefühl, dass die Brücke bombenfest sitzt.

Und in der Tat - das mit der Einlage ist mir gar nicht wirklich aufgefallen... :D

Was ich noch so im Hinterkopf habe, ist, dass mein Großvater in russischer Kriegsgefangenschaft war - ob er die Gitarre von dort hat? Hmm... wäre aber wiederum seltsam - ich glaube, die hatten damals GANZ andere Gedanken als Gitarren mit nach Hause zu nehmen...


Beim Korpusholz denke ich ja noch etwas an Mahagoni, aber das ist doch irgendwie wirklich arg hell - so hell kenne ich das eigentlich nicht... dafür würde sprechen, dass keine Jahresringe zu sehen sind und es sieht zumindest von der Maserung her ein bisschen wie der Mahagoni-Korpus von einer Framus von mir aus.



EDIT:
So - ich habe jetzt nochmal ein paar Fotos geschossen - einmal etwas im Profil zum Farbvergleich Decke / Korpus und dann mal der Hals wegen der Maserung - evtl. wagt ja einer, das Holz zu bestimmen. Dann habe ich mal noch die Rosette mit der Holzeinlage fotografiert - evtl. kann da auch jemand was dazu sagen...? Die kommt auch auf dem Bild mit der "leichten Profilansicht" recht gut raus. :)
 

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Das Holz kann ich leider nicht bestimmen, aber ich finds super, das du solche amen Klampfen nicht irgentwo vergammeln lässt! Daumen hoch :great:
 
Ich muss eben gucken, dass auch ältere, pflegebedürftige Gitarren..... wieder in einen actionreichen Zustand versetzt werden :D

- Zahnrad einer Mechanik fehlt, ich werde mal überprüfen, ob ich sowas von den abgenommenen Mechaniken der Framus (siehe Signatur "Archtop") verwenden kann.
Das habe ich jetzt mal gemacht - ich habe allerdings das Zahnrad einer Framus Konzertgitarre genommen, die vor vielen Jahren neue Mechaniken bekommen hatte und die alten lagen bei mir noch rum.
Außerdem habe ich die beiden weißen Lackflecken an der Brücke großteils beseitigt.
Bin noch am überlegen, wie ich das mit dem Sattel mache, denn diese Stelle sieht ziemlich.... flach aus... Moderne Sättel sind höher als das, was die Gitarre braucht. Da werde ich wohl einen Sattel kaufen und arg zurückschleifen, in der Hoffnung, dass er das aushält. Dann noch die Stegeinlage.
 
Hi Jiko ... meine "Einwürfe":

Die Mechaniken weisen nach meiner Einschätzung mal wieder auf Steelstrings hin (Stahlwellen, kein Bein oder Plastik),

nicht unbedingt, alle Nylons haben Stahlwellen, da wurde nur ein Schaft übergezogen.
Der war früher aus Knochen, d.h. teuer und war den Instrumenten der höheren Preisklasse vorbehalten.
Bei "modernen" Gitarren hast du natürlich recht;)
Der Knüpfsteg ist allerdings ein Indiz dafür, daß Jikos Erbstück eigentlich für Nylon-(bzw.wg des Alters) Darmsaiten
ausgelegt war.
Natürlich keine ausgesprochene Konzert(Solo)Gitarre, sondern eher zur Liedbegleitung gedacht. Nicht nur zum Akkorde schrammeln, konnte schon recht anspruchsvoll sein, vergleichbar mit der linken Begleithand beim Klavier.
..daher vermeide ich jetzt auch den Begriff "Wandergitarre:)
Daß die Gitarre die Stahlsaiten überlebt hat, spricht für deren Qualität......
 
Aber bei einer Sattelbreite von 43mm... ich hätte da echt Angst, dass die Nylonsaiten janz böse aneinanderrennen... Ich werfe mal ein Blick auf's Bracing... *nachdemSpiegelgreif*

Ich habe mal eine Nylonsaite, die ich übrig hatte, aufgezogen und ich muss sagen: Respekt - das Ding hat eine überaus ordentliche Saitenlage - Die Stegeinlage darf nicht zu flach sein, sonst liegen die Saiten auf dem Griffbrett auf :D Ich habe da jetzt mal die Stegeinlage mit einem dünnen Schaubenzieher simuliert und das kommt echt gut. Bin da jetzt mal ganz begeistert davon :)

Apropos Stegeinlage... ich meine, ich hatte sowas mal irgendwo rumliegen...? Da muss ich mich auch mal auf die Suche begeben.
 
Jiko bringt das Heil in die Welt :D
*abonnier*

Weiter so!
 
Hi Jiko,

Respekt vor dem, was Du Dir da vorgenommen hast! Und ich kann´s nachvollziehen - es ist wie eine Reise in die Vergangenheit, noch vor Deiner Zeit.

Von der Besaitung her tendiere ich eher zu Nylon, trotz der 43 mm Sattelbreite. Dafür spricht für mich der Knüpfsteg und die Tatsache, dass der Hals weder einen Stahlstab hat noch abgesperrt ist. Die stählernen Wellen der Mechanik stehen im Kontext der Entstehungszeit - was war wohl gerade verfügbar (ich selbst habe zwei vergleichbare Konzertgitarren von 1978 und 1979, eine mit Stahl- und eine mit Kunststoffwellen - und ich kann im praktischen Gebrauch keine Unterschiede feststellen).

Auf den Fotos konnte ich nicht erkennen, ob das Griffbrett über einen "Nullbund" verfügt - das würde das Einsetzen eines Sattels etwas vereinfachen. Wenn Du nicht auf fertige Produkte zurückgreifen willst, könntest Du Dir Sattel und Stegeinlage aus Rinderknochen auch selbst fertigen (ich muss mal nachschauen, irgendwo hab ich noch eine Anleitung dazu).

Die Decke scheint mir auch aus Fichte zu sein, Korpus und Hals aus Mahagoni - wenngleich, wie Du schon bemerkt hast, außerordentlich hell. Die Entstehungszeit der Gitarre lag vermutlich in der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit, also einer Zeit des Mangels, in der exotische Hölzer nicht unbedingt verfügbar waren. Aber mir fällt kein einheimisches Holz ein, das dem ähnlich wäre.:gruebel:

Ab 1945 hat es Menschen aus dem Osten Deutschlands in den Westen verschlagen, darunter auch aus dem Erzgebirge und dem Sudetenland, wo der Musikinstrumentenbau eine lange Tradition hatte. In der Folge entwickelten sich kleine Werkstätten von Gitarrenbauern, die entweder unter eigenem Namen bauten und verkauften und/oder als Zulieferer für größere Hersteller arbeiteten. In dieser Zeit waren Etiketten für die Herstellerangaben sicherlich auch schwierig zu bekommen. Aber es könnte sein, dass Du im Korpusinneren, z.B. an der Verbalkung, einen Schriftzug, eine Unterschrift oder einen Stempel entdeckst, der Dir Aufschluß geben kann.

Meine besten Wünsche für Dich und Dein Projekt!
 
Aber bei einer Sattelbreite von 43mm... ich hätte da echt Angst, dass die Nylonsaiten janz böse aneinanderrennen...
Apropos Stegeinlage... ich meine, ich hatte sowas mal irgendwo rumliegen...? Da muss ich mich auch mal auf die Suche begeben.

kein Problem,bei meinen Nylon-Wgs,( insgesamt 5 Exemplare) funktioniert das einwandfrei.
Man kann sogar Klassikstücke (naja, leicht eingeschränkt) darauf spielen.

Die Stegeinlagen kosten so um die 2 Euro, müßtest du in jedem Laden kriegen;)

@gründachs:
Denke du bist da auf der richtigen Spur, das angeschrägte Griffbrettende dürfte diese alte Schule Schönbach-Vogtland sein.
Nur eins: Stahlstäbe waren in Deutschland erst ab 1960 üblich. Ist also nicht zur Beweißführung geeignet:)
 
Hi folks,

danke, history, für die Ergänzung. Ich wollte damit eher zum Ausdruck bringen, dass das Instrument von seiner Konstruktion her eher für Nylon- als für Stahlsaiten bestimmt sei.

Zur Herstellung einerer Stegeinlage gibt es in der Zeitschrift "Akustik Gitarre" 05/09, Seite 130/131 einen Artikel von Christian Stoll. Das ist dann allerdings eher eine Frage der Liebhaberei als der Wirtschaftlichkeit...;)
 
gründachs;4738160 schrieb:
Von der Besaitung her tendiere ich eher zu Nylon, trotz der 43 mm Sattelbreite. Dafür spricht für mich der Knüpfsteg
...welcher aber (gerade nachgemessen) großflächiger ist, als alle hier vorhandenen Knüpfstege an meinen anderen Gitarren...
und die Tatsache, dass der Hals weder einen Stahlstab hat noch abgesperrt ist.
Was aber auch nichts Besonderes ist - ich habe drei Gitarren ohne "alles", die definitiv Stahlsaitengitarren sind.
Die stählernen Wellen der Mechanik stehen im Kontext der Entstehungszeit - was war wohl gerade verfügbar (ich selbst habe zwei vergleichbare Konzertgitarren von 1978 und 1979, eine mit Stahl- und eine mit Kunststoffwellen - und ich kann im praktischen Gebrauch keine Unterschiede feststellen).
Ich habe eine Konzertgitarre von 1968 mit Stahlwelle, eine von 1973 mit Stahlwelle, eine von ca. 1965 mit Stahlwelle, eine von ca. 2003 mit Stahlwelle und eine von ca. 1920 (wie ich meine "Romantik-Gitarre", wie Andere meinen, was anderes) mit Stahlwelle. Auf keiner meiner Nylon-Gitarren befindet sich eine Kunststoffwelle.


Auf den Fotos konnte ich nicht erkennen, ob das Griffbrett über einen "Nullbund" verfügt - das würde das Einsetzen eines Sattels etwas vereinfachen.
Leider nicht, das hat mich auch schon etwas geärgert, weil das alles komplizierter macht. Noch seltsamer ist auch die Form vom Griffbrett an der Stelle, denn das hört nicht schlagartig auf, sondern es gibt erstmal eine "Stufe" nach unten, sodass der Sattel ziemlich flach sein muss.
Wenn Du nicht auf fertige Produkte zurückgreifen willst, könntest Du Dir Sattel und Stegeinlage aus Rinderknochen auch selbst fertigen (ich muss mal nachschauen, irgendwo hab ich noch eine Anleitung dazu).
Ähm... nö. Als Vegetarier wäre Knochen das letzte Material, das ich selbst verbauen würde. OK, Ledergurte liegen noch weiter hinten.
Die Stegeinlage sollte auch kein Problem sein - mit dem Sattel muss ich eben gucken, wenn ich da eine Version für Nylonsaiten draufsetze. :gruebel:

Die Decke scheint mir auch aus Fichte zu sein, Korpus und Hals aus Mahagoni - wenngleich, wie Du schon bemerkt hast, außerordentlich hell. Die Entstehungszeit der Gitarre lag vermutlich in der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit, also einer Zeit des Mangels, in der exotische Hölzer nicht unbedingt verfügbar waren. Aber mir fällt kein einheimisches Holz ein, das dem ähnlich wäre.:gruebel:
Der Hals ist definitiv kein Mahagoni (am Hals sind deutlich Jahresringe zu sehen. Ich habe erstmal an Ahorn gedacht, aber die Strahlen erinnern mich an Buche...), beim Korpus könnte es Mahagoni sein, auch wenn mich eben die Helligkeit irritiert - es ist deutlich heller als das Mahagoni meiner Framus-Gitarren (immer durch das Schallloch auf den nicht lackierten Teil gesehen).

Aber es könnte sein, dass Du im Korpusinneren, z.B. an der Verbalkung, einen Schriftzug, eine Unterschrift oder einen Stempel entdeckst, der Dir Aufschluß geben kann.
Das erste, nach was ich gefragt habe, nachdem ich die Gitarre in der Hand hatte, war ein kleiner Spiegel, aber bisher habe ich nichts gefunden. Ich habe schon überlegt, ob ich meine Kompakt-Kamera ins Schallloch drücke und dann im Makromodus Bilder mache... Aber *husthust* ich habe die kleine Kamera irgendwie verlegt. Die Spiegelreflex passt nicht rein und kann auch keine *solchen* Nahaufnahmen machen. :redface:

Meine besten Wünsche für Dich und Dein Projekt!
Danke! :)


kein Problem,bei meinen Nylon-Wgs,( insgesamt 5 Exemplare) funktioniert das einwandfrei.
Man kann sogar Klassikstücke (naja, leicht eingeschränkt) darauf spielen.
Hmmm... OK. :)

Die Stegeinlagen kosten so um die 2 Euro, müßtest du in jedem Laden kriegen;)
In der Tat - und wie gesagt, müsste ich sowas auch noch irgendwo hier rumfliegen haben - die Frage ist: Wo? :gruebel: Aber naja - ich muss sowieso demnächst mal wieder ein paar Saiten bestellen, da kann ich sowas direkt mitbestellen. (Der Musikgeschäft-Verkäufer ums Eck muss mich auch langsam für verrückt halten, was ich immer für Sonderwünsche an Hardware-Kleinzeugs habe)

Denke du bist da auf der richtigen Spur, das angeschrägte Griffbrettende dürfte diese alte Schule Schönbach-Vogtland sein.
Uha, ein Stichwort, nach dem ich mich mal informieren kann :)
Nur eins: Stahlstäbe waren in Deutschland erst ab 1960 üblich. Ist also nicht zur Beweißführung geeignet:)
Ups... joa... wie oben geschrieben, ich habe da ein paar ältere Stahlsaiten-Gitarren mit ohne was im Hals... :D


EDIT: Mal noch ein Foto mit der Kopfplatte und dem nicht vorhandenen Sattel, sowie einer weiteren Korpus-Ansicht:
 

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Nur mal zum Vergleich, Kopfplatten aus Markneukirchen und Bubenreuth:

"Elvis" ist eine Musima (Mechanik allerdings nicht original), das andere eine Framus "Wanderlust" ca. 1957

..ach ja noch was...mußtest du unbedingt meinen Schreibfehler auch noch zitieren :redface::)
 

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Ich bin immernoch dabei, den Lack zu entfernen, die Decke ist wahrscheinlich nach der nächsten "Arbeitseinheit" frei, sodass ich mich dann mal langsam an Zargen und Boden machen kann.

Mein Hauptproblem ist jetzt noch die Frage, wo ich einen Nylon-Saiten-Sattel herbekomme mit einer Breite von nur 43mm... :gruebel:
Für die eigene Bearbeitung fehlt mir das passende Werkzeug.
 
Mein Hauptproblem ist jetzt noch die Frage, wo ich einen Nylon-Saiten-Sattel herbekomme mit einer Breite von nur 43mm...
Für die eigene Bearbeitung fehlt mir das passende Werkzeug.

Das verstehe ich jetzt aber nicht:confused: willst du uns vergackeiern:)
..da richtest du ein Wrack wieder ganz toll her...und so ein Kinkerlitzchen bremst dich?
Die umwickelten Saiten passen auf jeden Fall, bei den Hohen könntest du die Kerben z.B.mit einer einfachen Nagelfeile erweitern.
Unsere Profi-Bastler hier haben da bestimmt noch weitere Vorschläge;)
 
paddlepunk
  • Gelöscht von Akquarius
So - es gab eine längere Pause, da ich ziemlich im Stress war mit einigen Terminen der Feuerwehr, Bewerbungen und dem Führerschein, den ich jetzt seit rund einem Monat fertig habe :D
Da war dann der Hauptstress erstmal weg und die Gitarre stand dann eben, fast schon aus Gewohnheit, eben da. Vor ein paar Tagen hat es *klick* gemacht und ich kam auf die Idee, da doch mal weiterzuarbeiten. So arg viel weiter bin ich jetzt noch nicht, aber die Decke ist inzwischen gänzlich frei von Lack und der Boden ebenfalls - dieser muss nur noch etwas feiner nachgearbeitet werden. Nun sind dann noch die Zargen und das Griffbrett dran. Die Zargen sind durch ihre Form und die relativ große Fläche die relativ größere Arbeit, das Griffbrett habe ich teilweise schon von Lack befreit.

Was dann noch fehlt, sind der Sattel, die Stegeinlage, sowie die paar Bünde. Sieht so aus, als müsste ich mich endlich mal mit Neu-Bundierungen auseinandersetzen. Ich habe ja noch mehr Gitarren, die mal neue Bünde benötigen könnten... *zuFramusFloridaundLindbergSunnyschiel*

Zum Thema Sattel habe ich mich dazu entschieden, dass ich mich wohl doch mal an einen Gitarrenbauer wende - evtl. kann ich da auch noch Tipps zur Neubundierung und eventuelle andere Infos zur Gitarre bekommen... :D
 
So - Griffbrett ist inzwischen ziemlich frei von Lack und die Zargen ebenfalls fast vollständig. Am Hals lasse ich den Lack drauf, der sieht noch in Ordnung aus.

Hier mal Bilder zum Zwischenstand. Nochmal eine Nahaufnahme vom nicht vorhandenen Sattel in seltsamer Form, dann eine Aufnahme vom Korpusholz und die sonstigen Standardaufnahmen :D

Einen Dank übrigens noch an DerZauberer für die mentale Unterstützung :great:
 

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Servus! Da wie schon erwähnt exotische Hölzer rausfallen. Denk doch mal an Kirsche. Das ist ein gutes und leider sehr selten verwendetes Klangholz. Es ist nicht ganz so rotbraun wie Mahagoni und besitzt eine Maßerung.
Ach ja. Ich habe auch mal so ne Aktion vor. Irgendwie macht das "basteln" spaß.:)
 
Naja - aber bei Kirsche aus unseren Regionen würde man auch Jahresringe sehen - außerdem ist die Kirsche deutlich heller. :gruebel:

Nuja... aus finanziellen Gründen steht die Gitarre aktuell fertig geschliffen, aber ohne Bünde hier herum. Ich überlege tatsächlich, ob ich die Gitarre zum Bundieren an einen Gitarrenbauer gebe, der dann passend dazu noch Sattel und Stegeinlage anfertigen dürfte... :rolleyes: Ich denke, ein Gitarrenbauer hat da doch nochmal mehr Erfahrung und die besseren Wekrzeuge für solche Arbeiten.
 
Jiko, wegen der Stahlsaiten: ich habe schon öfter mitbekommen, dass Laien die umwickelten Nylonaiten der Konzertgitarre als Stahlsaiten bezeichneen (habe ich einige Male bei ebay gelesen: Gitarre zu versteigern mit 3 Plastik- und 3 Stahlsaiten... ;-)

Für mich sieht Deine Gitarre auch nach Konzertgitarre aus.
 

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