Harmonieregeln für Vier- und Fünfklänge?

  • Ersteller Tomthekid
  • Erstellt am
T
Tomthekid
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
06.08.18
Registriert
20.05.10
Beiträge
79
Kekse
39
Hallo,
ich spiele gern mit Vier- und Fünfklängen Keyboard, habe aber die Auswahl bislang nur nach den allgemeinen Harmonieregeln für Dreiklänge sowie nach Gehör getroffen. Weiss jemand, ob es besondere Regeln für Vier- und Mehrklänge gibt?
 
Eigenschaft
 
In der Harmonielehre... (Abgrenzung)

...betrachtet man zunächst mal jene Klänge, bei denen als Grundlage ein Dreiklang festgestellt werden kann. Eine solche Grundlage kann auch ein verminderter oder ein übermäßiger Dreiklang sein, oder auch sus2 und sus4. Cluster und andere Dreiklänge gehören jedoch erstmal nicht dazu.

Manchmal ordnet man einem Klang auch einen bestimmten Dreiklang zu, obwohl die relevante Quinte nicht in dem Klang vorkommt, jedoch theoretisch mit gespielt werden könnte, ohne viel zu verändern.

Als vierten Ton, der zu einem grundlegenden Dreiklang hinzukommt, wird oft eine Septime gewählt. Dies muss aber nicht so sein, es gibt auch viele Klänge ohne Septime. Zu beachten ist, dass hier sowohl die verminderte, die kleine und die große Septime auftreten kann.

Die weiteren Töne, also jene, die über Grundton, Terz, Quinte und Septime hinaus gehen, nennt man Optionstöne. Dabei ist zu beachten, dass Sekunden und Quarten bei sus2 bzw. sus4 keine Optionstöne sind, sondern anstelle der Terz zur Grundlage gehören. Analog gilt dies für die Sexte bei m6 oder 6, welche hier anstelle der Septime zur Grundlage gezählt wird.

Man spricht in der Harmonielehre oft davon, dass die Optionstöne einen Klang färben. Die Qualität dieser "Farbe" entsteht eigentlich erst im Vergleich mit Akkorden, welche die gleiche Grundlage haben, jedoch andere Optionstöne - oder durch Vergleich mit Akkorden, welche eigentlich den gleichen Klang bezeichnen, bei denen jedoch wegen dem Kontext eine eine andere Grundlage - sprich ein anderer Grundton - relevant ist. Oft ist die Bezeichnung der Färbung direkt an Skalen bzw. Modes gekoppelt, welche vollständig oder teilweise in dem Klang "enthalten" sind.

Neben den Optionstönen gibt es je nach Kontext leider auch verbotene Töne, welche dann nicht in den Klang integriert werden "dürfen" (andernfalls wäre es ein Regelbruch, manchmal durchaus vom Komponisten oder Musiker beabsichtigt).


Bei der Zuordnung eines Dreiklangs zu einem Klang, zur Bezeichnung der Optionstöne und ggf. zur besonderen Auszeichnung des "vierten" Tons, ist vorallem der Kontext relevant. Je nach dem in welchem Kontext ein Klang auftritt, gibt es aufgrund der Harmonielehre passende und nicht passende "Interpretationen". Auf theoretischer Ebene kann man jedoch den Kontext erstmal weglassen, um zum Beispiel eine Liste mit möglichen Interpretationen für einen gegebenen Klang zu ermitteln. Jede dieser Interpretationen kann in der Regel durch ein - oder mehrere leicht verschiedene - Akkordsymbole hingeschrieben werden.


Nach diesem allgemeinen Umriß zur Struktur und Klassifizierung von Mehrklängen in der Harmonielehre möge man nun im Einzelnen Regeln zur Komposition/Improvisation nennen, welche sich teilweise auch auf Funktionsharmonik, Stimmführung etc. beziehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank schon mal!

Habe ich das richtig verstanden? Bei der Suche nach einer Folge-Harmonie mit erhöhter Spannung geht man also von der Harmonielehre der harmonischen einfachen Dreiklänge aus. Wenn ich also -Cmaj7- spiele und die nächste Harmonie suche, könnte -G- mit entsprechender Färbung als Vierklang der richtige Kandidat sein. Und je nach meiner Wahl der Färbung/Spannung ist das dann eine passende oder nicht passende Interpretation. Das dachte ich mir schon. Ich habe nur gehofft, dass es weitere Regeln für die Findung von Folgeharmonien gibt, dass z.B. "nach einem Moll7 in der Regel ein bestimmter Dur9" passt (weil die 7 und die 9 in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen) o.ä. Aber das ist wohl nicht so.
 
Also, der GRUNDTON und die Grundqualität des Folgeakkords sollte einem schon klar sein, bzw. man sollte einen Plan dafür haben ...

Was dann das konkrete Voicing bzw. die verwendeten Tensions angeht, kann man sich natürlich auch ganz simpel nach der Stimmführung des jeweils höchsten Tones richten. Im Optimalfall ergibt eine Akkordprogression in ihren jeweils höchsten Tönen auch eine kleine, brauchbare, "Melodie", ...

LG, Thomas
 
Hallo,
ich spiele gern mit Vier- und Fünfklängen Keyboard, habe aber die Auswahl bislang nur nach den allgemeinen Harmonieregeln für Dreiklänge sowie nach Gehör getroffen. Weiss jemand, ob es besondere Regeln für Vier- und Mehrklänge gibt?

Hi,

cvinos hat ja schon einiges über Aufbau und Erweiterung eines Dreiklanges zum Mehrklang gesagt. Dieses Wissen ist natürlich Grundvoraussetzung um überhaupt mit Akkorden zu arbeiten. Danach wird es aber erst richtig interessant und zwar beim Aneinanderreihen von Akkorden zu einer sogenannten Akkordprogression. Dabei gilt es jedoch Stimmführungsregeln zu beachten!

Es gibt prinzipiell 3 Möglichkeiten der Grundtonfortschreitung, nämlich Sekund-, Terz- und Quartfortschreitung. Quint-, Sext- und Septfortschreitung kommt den vorher Genannten gleich, da sie sich komplementär zu ihnen verhalten.
Die Wichtigste von den Dreien ist die Quint/Quartfortschreitung, da sie besonders viel Vorwärtsdrang generiert und deshalb beim Kadenzspiel gebraucht wird.
Vorrausgesetzt wir wollen für unsere 5-stimmigen Voicings sowenig wie möglich Stimmbewegung gelten bei Quint/Quartfortschreitung folgende Stimmführungsregeln:

(T9) 1 <-> 5 (T11, T13)
(Sus4) 3 <-> 7 (6)
Im einzelnen heißt das: Grundton geht zur Quinte und umgekehrt. Terz geht zur Septime und umgekehrt. In Klammern stehen die jeweils möglichen Substitute der Akkordtöne.
Wenn Du diesen Regeln folgst, ist sichergestellt, dass es keine Tonverdopplungen gibt.

Als Anhang ein Beispiel in enger Lage. Die Akkorde greifst Du rechts und den zusätzlichen Grundton (nicht notiert!) links. Dieser
zusätzliche Grundton in der linken Hand folgt natürlich nicht den oben genannten Regeln, da er bei jeder Harmonie den Grundton darstellen soll.

Spiele diese Übung durch alle Tonarten und vollziehe dabei immer geistig die Bewegung jeder einzelnen Stimme nach. Du wirst bemerken, dass die einzelnen Stimmen alle eine abwärts Tendenz haben. Da wir diese Übung als Turnaround im Kreis spielen, müssen wir an einem Punkt immer wieder nach oben springen. Das macht man am besten dort, wo keine Quintfortschreitung besteht, nämlich in unserem Beispiel zwischen CMA7 und A-7.

CIAO
CUDO


 

Anhänge

  • ii-7v7pattern.jpg
    ii-7v7pattern.jpg
    12,3 KB · Aufrufe: 168
Zuletzt bearbeitet:
Also gibt sie es doch, die besonderen Regeln. Habe zwar nicht alles genaustens verstanden und einige Fallgestaltungen sind auch offen geblieben. Aber erstmal vielen Dank !!!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben