In der Harmonielehre... (Abgrenzung)
...betrachtet man zunächst mal jene Klänge, bei denen als Grundlage ein Dreiklang festgestellt werden kann. Eine solche Grundlage kann auch ein verminderter oder ein übermäßiger Dreiklang sein, oder auch sus2 und sus4. Cluster und andere Dreiklänge gehören jedoch erstmal nicht dazu.
Manchmal ordnet man einem Klang auch einen bestimmten Dreiklang zu, obwohl die relevante Quinte nicht in dem Klang vorkommt, jedoch theoretisch mit gespielt werden könnte, ohne viel zu verändern.
Als vierten Ton, der zu einem grundlegenden Dreiklang hinzukommt, wird oft eine Septime gewählt. Dies muss aber nicht so sein, es gibt auch viele Klänge ohne Septime. Zu beachten ist, dass hier sowohl die verminderte, die kleine und die große Septime auftreten kann.
Die weiteren Töne, also jene, die über Grundton, Terz, Quinte und Septime hinaus gehen, nennt man Optionstöne. Dabei ist zu beachten, dass Sekunden und Quarten bei sus2 bzw. sus4 keine Optionstöne sind, sondern anstelle der Terz zur Grundlage gehören. Analog gilt dies für die Sexte bei m6 oder 6, welche hier anstelle der Septime zur Grundlage gezählt wird.
Man spricht in der Harmonielehre oft davon, dass die Optionstöne einen Klang färben. Die Qualität dieser "Farbe" entsteht eigentlich erst im Vergleich mit Akkorden, welche die gleiche Grundlage haben, jedoch andere Optionstöne - oder durch Vergleich mit Akkorden, welche eigentlich den gleichen Klang bezeichnen, bei denen jedoch wegen dem Kontext eine eine andere Grundlage - sprich ein anderer Grundton - relevant ist. Oft ist die Bezeichnung der Färbung direkt an Skalen bzw. Modes gekoppelt, welche vollständig oder teilweise in dem Klang "enthalten" sind.
Neben den Optionstönen gibt es je nach Kontext leider auch verbotene Töne, welche dann nicht in den Klang integriert werden "dürfen" (andernfalls wäre es ein Regelbruch, manchmal durchaus vom Komponisten oder Musiker beabsichtigt).
Bei der Zuordnung eines Dreiklangs zu einem Klang, zur Bezeichnung der Optionstöne und ggf. zur besonderen Auszeichnung des "vierten" Tons, ist vorallem der Kontext relevant. Je nach dem in welchem Kontext ein Klang auftritt, gibt es aufgrund der Harmonielehre passende und nicht passende "Interpretationen". Auf theoretischer Ebene kann man jedoch den Kontext erstmal weglassen, um zum Beispiel eine Liste mit möglichen Interpretationen für einen gegebenen Klang zu ermitteln. Jede dieser Interpretationen kann in der Regel durch ein - oder mehrere leicht verschiedene - Akkordsymbole hingeschrieben werden.
Nach diesem allgemeinen Umriß zur Struktur und Klassifizierung von Mehrklängen in der Harmonielehre möge man nun im Einzelnen Regeln zur Komposition/Improvisation nennen, welche sich teilweise auch auf Funktionsharmonik, Stimmführung etc. beziehen.