Hi,
mit der Kamera umgehen kannst du ja anscheinend schon ganz gut! Alles in allem ist das Video für eine erste Arbeit auf jeden Fall schonmal überdurchschnittlich gut geworden. Vor allem die Optik hast du dabei schön hingekriegt, die Effekte wirken professionell und den "Action-Factor" kriegst du mit dem kontrollierten Gewackel auch gut rüber.
Trotzdem habe ich beim ersten Mal sehen irgendwie das Gefühl "Moment, irgendwas fehlt hier".
Die Story, die das Video veranschaulichen soll, muss man sich zusammenreimen, da man keine Text und keine Infos hat. Kein unbedingt schlechter Start. Wenn ich es richtig verstehe, geht es darum, dass er ein Mädchen kannte, dass ihm aus irgendeinem Grund nicht mehr aus dem Kopf geht. Sie wird apathisch, verzerrt und insg. "Ghost-like" dargestellt - ist sie tot? Oder nur seine fertige Ex? So sehr er auch versucht ihr zu entkommen, sie ist einfach überall. Er kannt der Situation nicht entfliehen (Tor-Szene).
Warum es nicht wirkt erkläre ich mir folgendermaßen: Das Video ist dramaturgisch sehr klamm gehalten, im Prinzip sehe ich hier von Anfang an bis zum Ende lang das Gleiche - und das sind 2 Minuten! Der Typ läuft ja die ganze Zeit nur durch die Gegend. Warum eigentlich ein leerstehendes Fabrikgelände? Soll es die Innenwelt des Protagonisten veranschaulichen? Da es ein abgeschlossenes Gelände zu scheint hat es auch etwas von "Jenseits der Welt", wie im Traum, sehr surreal. Problematisch finde ich auch die nicht sehr abwechslungsreiche Musik. Das klingt ja alles ganz nett, aber das ist einfach zu lahm für so eine Action-Szene. Die Musik ist NULL an Bild angepasst und daher wirkt es nicht zusammen. Auch wenn bei einem Musikvideo eigentlich das Ziel ist, die Musik zu bebildern.
Hier sehe ich einen der großen Kritikpunkte: Wenn die "Dramaturgie" (besser - der Ablauf) im Stück nichts hergibt, kann man es auch nicht dramaturgisch gut bebildern, es würde wiederum nicht passen. Im Stück passiert nichts. Es ist irgendwie mehr eine Art Loop als ein kompletter Song. Bild und Musik funktionieren durch sehr ähnliche Abläufe. Ein Song besteht z.B. häufig aus Intro - Strohpe - Chorus - Strophe - Chorus - Bridge - Chorus. Da entfalten sich Themen, werden später wieder aufgegriffen und entstehen durch Symbiose von Themen und Abschnitten am Ende neue Musikwelten. Wenn dein Song sowas nicht hergibt, kann ein Musikvideo nur genauso lahm werden. Im Gegensatz dazu braucht ein Musikvideo keine Dramaturgie, wenn die Musik gut aufgebaut ist. Viele Musikvideos zeigen nur eine Szene in der die Band Live-Performt. Aber da gehts auch in 1. Linie um die Musik. Dein Video lenkt schnell die Aufmerksamkeit aufs visuelle da die Musik sich wiederholt. Da fallen diese dramaturgischen Spielereien schnell auf.
Mein Tip fürs nächste Video: Komplexer Song. Alles andere ist Filmmusik. Stimmung/Inhalt hast du allerdings schön illustriert!
Wäre zu den Bildern Sounddesign zu hören, hätte man möglicherweise das Gefühl, hier etwas Filmmusik zu einer Szene, die aus dem Zusammenhang geschnitten wurde, zu hören.
Gruß & Viel Erfolg,
Christoph