Harmonieanalyse einer Oper

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Musikr
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Hallo Leute,

ich muss ein Auszug einer Oper analysieren. Dazu habe ich die Dreiklänge bestimmt. Das Stück steht in A-Dur und es werden öfters Tonika- und Dominant-Dreiklänge verwendet.


Der vorletzte Dreiklang aus dem Auszug (T.23, Zählzeit "2 +") hat die Töne, cis,e,gis und d. Ist das ein cis-moll Fünfklang, dessen "h" einfach fehlt? Dieser Fünfklang würde sich in einem A-Dur-Dreiklang auflösen. Macht das Sinn?

Was könnte man noch so zum harmonischen Aufbau sagen? Ich weiß nicht so ganz, was mir die Erkenntnis bringt, dass es viele Tonika- und Dominant-Dreiklänge gibt.

Vielen Dank!

Gruß,
Musikr
 
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Du musst noch mal genauer hinschauen. Schon im vorletzten Takt des ersten Systems haben wir kein fis moll, oder D7, sondern einfach einen Dominantquartsextakkord (E, A, Cis, löst sich zu E, Gis, H auf). Der ganze Takt ist Dominante und löst sich als (funktionsharmonisch: ) D4/6 zu D3/5 auf.
Fis und D sind bloß (harte) Durchgangstöne.

Und der vorletzte Akkord ist als D7/13 bekannt, auch wenn er etwas anderes als gewohnt notiert ist. Also E7 in diesem Fall und statt der Quinte H die Sexte Cis. Und diese löst sich ja auch in H auf kurz vor dem Schlussakkord. Ein sehr typischer Akkord für Wiener Klassik und frühe Romantik (Weber gehört zu letzterem, obwohl er Zeitgenosse Beethovens war).

Genauso haben wir in Takt 13 auf der letzten Zählzeit die Doppeldominante H-Dur. Die Töne E, Gis, gehn zu Fis, Dis über und in der Tenorstimme haben wir das A als Septime von H-Dur. Im nächsten löst sich diese Doppeldominante in die Dominante E-Dur auf.
Takt 13 also eine ähnliche Geschichte wie Takt 3.

Festhalten lässt sich durchaus die einfache Harmonik, der Dominantquartsextakkord und der D7/13 als typisch für diese Zeit.
 
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Ich muß dich enttäuschen, wir sind immer noch im Bereich von Tonika und Dominante.

Dein rätselhafter Dreiklang entpuppt sich als schnöder E7-Akkord mit einer hinzugefügten Sexte (meinetwegen auch mit einer hinzugefügten 13 oder Tredezime). Das ist immer noch der Dominantakkord für den A-Dur-Akkord, in meinem Wortschatz hier im Bass als power chord.

In Takt 13 seh' ich gerad' noch 'nen H7-Akkord als Sekundärdominante fürs E, in der die Melodie mal kurz nach E-Dur 'reinschaut, ansonsten tut sich da harmonisch außer den von Dir angesprochenen Dominant-Akkorden und Tonika-Akkorden nicht viel.

Der Reiz liegt des Chores liegt wegen der konventionellen Harmonien A-Dur und E7 eher in der Melodie, die wohl ans Volkstümliche anknüpfen soll. Das gehörte für Weber wohl auch mit zu seinem Programm, denke ich, also die Wiederentdeckung und Einbindung des echten Volkstümlichen in die hehre Kunstmusik. Die Töne des A-Dur-Akkords werden in der Melodie ja von den Nachbartönen gis, h, d und fis umspielt und erzeugen so eine Stufenmelodie, die sich brav in der Nähe des Tonika-Akkords A-Dur aufhält, im Gegensatz zu weitgespannten Melodiebögen und großen, akkordfremden Intervallen, in denen die Melodie sich weit vom Akkord entfernt, wie z. B. in Opern von Richard Wagner. Ab Takt 15 findet die Melodie auch hauptsächlich auf den Akkordtönen a, cis und e statt, d. h. die Melodie - die ja eigentlich gar nicht weit weg war - kommt wieder nach Hause. Hat mich etwas an A-B-C, die Katze lief im Schnee erinnert.
Paßt auch alles zum Inhalt des Liedes.

Weiß sonst noch jemand passende Volkslieder?

Yours truly

Arthur Milton

PS: Lord Abstellhaken war mal wieder schneller und sachkundiger als ich.
 
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Vielen Dank für deine Antwort!

Du musst noch mal genauer hinschauen. Schon im vorletzten Takt des ersten Systems haben wir kein fis moll, oder D7, sondern einfach einen Dominantquartsextakkord (E, A, Cis, löst sich zu E, Gis, H auf). Der ganze Takt ist Dominante und löst sich als (funktionsharmonisch: ) D4/6 zu D3/5 auf.
Fis und D sind bloß (harte) Durchgangstöne.

Woher weiß man, dass in diesem Fall ein Dominantquartsextakkord gemeint ist und kein fis-moll oder D7? Deine Erklärung, wie dieser Quartsextakkord aufgebaut ist, verstehe ich, nur wie erkennt man so etwas?
Sind noch weitere solcher Dominantquartsextakkorde vorhanden?

Und der vorletzte Akkord ist als D7/13 bekannt, auch wenn er etwas anderes als gewohnt notiert ist. Also E7 in diesem Fall und statt der Quinte H die Sexte Cis. Und diese löst sich ja auch in H auf kurz vor dem Schlussakkord. Ein sehr typischer Akkord für Wiener Klassik und frühe Romantik (Weber gehört zu letzterem, obwohl er Zeitgenosse Beethovens war).
Welche Funktion hat das "d" in diesem Akkord?

Genauso haben wir in Takt 13 auf der letzten Zählzeit die Doppeldominante H-Dur. Die Töne E, Gis, gehn zu Fis, Dis über und in der Tenorstimme haben wir das A als Septime von H-Dur. Im nächsten löst sich diese Doppeldominante in die Dominante E-Dur auf.
Takt 13 also eine ähnliche Geschichte wie Takt 3.
D.h., in T. 13 haben wir einen E-Dur-Dreiklang, dann nochmal E-Dur und dann H-Dur? Oder bilden die letzten beiden Akkorde zusammen den H-Dur Akkord? Was genau soll nochmal in T.3 sein? Ich sehe da keine Doppeldominante, weil da auch gar kein "h" dabei ist.
 
Vielen Dank für deine Antwort!



Woher weiß man, dass in diesem Fall ein Dominantquartsextakkord gemeint ist und kein fis-moll oder D7? Deine Erklärung, wie dieser Quartsextakkord aufgebaut ist, verstehe ich, nur wie erkennt man so etwas?
Sind noch weitere solcher Dominantquartsextakkorde vorhanden?
Man nennt sie so, weil sie die Quarte und die Sexte der Dominante vorhalten (in diesem Fall A zu Gis und Cis zu H). In diesem Kontext steht der Akkord auf betonter Zählzeit und löst sich sogar entsprechend in die reguläre Dominante auf. Deswegen haben wir hier den Vorhaltsquartsextakkord.
http://de.wikipedia.org/wiki/Quartsextakkord#Verwendung_des_Quartsextakkordes
Wie du hier nachlesen kannst, gibt es auch noch andere Formen des Quartsextakkordes. Ich würde mich aber beim erkennen hier auf das Gehör verlassen. Denn die Auflösung ist deutlich zu hören und lässt keine der anderen Akkordtypen zu.
Welche Funktion hat das "d" in diesem Akkord?
Na, die Septime des Dominantseptakkordes. Stell dir diesen Akkord als Dominantseptakkord mit Sexte (Cis) statt Quinte (H) vor. Deswegen die Bezeichnung D7/13. Die Dreizehn soll noch mal verdeutlichen, dass die Sexte an oberster Stelle steht. Probier es mal aus und setze das Cis in eine andere Stimme. Die typischste Wirkung für diese Zeit erzielt man, wenn sie an oberster Stelle steht und kurz vor Auflösung in die Tonika noch mal zur Quinte (H) geht.
D.h., in T. 13 haben wir einen E-Dur-Dreiklang, dann nochmal E-Dur und dann H-Dur? Oder bilden die letzten beiden Akkorde zusammen den H-Dur Akkord? Was genau soll nochmal in T.3 sein? Ich sehe da keine Doppeldominante, weil da auch gar kein "h" dabei ist.

Ich meinte damit die Akkordstruktur. In Takt 13 ist der ganze Takt H-Dur. Allerdings als Doppeldominante. Und genau wie in Takt 3 ist es ein Quartsextakkord, der sich zu einer Grundstellung auflöst.
Allerdings in Takt 3 zu 4 geschah die Auflösung: D4/6->D3/5->T
In Takt 13 zu 14: DD4/6->DD3/5->D
 
Ich meinte damit die Akkordstruktur. In Takt 13 ist der ganze Takt H-Dur. Allerdings als Doppeldominante. Und genau wie in Takt 3 ist es ein Quartsextakkord, der sich zu einer Grundstellung auflöst.
Allerdings in Takt 3 zu 4 geschah die Auflösung: D4/6->D3/5->T
In Takt 13 zu 14: DD4/6->DD3/5->D

Meinst du eventuell Takt 4 zu Takt 5 statt Takt 3 zu 4? Also da, wo ich fälschlicherweise f7 und D7/9 stehen habe.
In Takt 3 finde ich nämlich gar keine Dominanten, nur Tonika-Dreiklänge. Falls ich falsch liegen sollte, entschuldige bitte meine Unwissenheit. Dies ist ziemlich neues Terrain für mich.
 
Das ist Takt 3 zu 4. Der Auftakt zählt nicht mit, man zählt üblicherweise ab dem ersten vollen Takt. Die Taktzählung im Notenbeispiel ist ein wenig seltsam. Gemeint sind aber die letzten beiden Takte im ersten System, dort wo f(is)7 stand.
 
Alles klar! Jetzt habe ich alles besser verstanden! Eure Antworten waren sehr hilfreich!

Vielen Dank!

Fis und D sind bloß (harte) Durchgangstöne.
Übrigens, uns wurde heute gesagt, dass diese Töne Vorhalte sind, denn sie liegen auf der betonten Zählzeit. Lägen sie auf der unbetonten Zählzeit, so wären sie Durchgangstöne.

Gruß,
Musikr
 
Klar, sind sie isoliert betrachtet Vorhalte, da hast du Recht, allerdings sind sie in einem Lauf angelegt. Das ist noch aus dem Barock übergeschwappt (vieles ist aus dieser Zeit für längere Zeit auch als Grundlage geblieben), wenn in einem Lauf auf die betonten Zeiten die Dissonanzen frei eingeführt werden in einer stufenweisen Bewegung, dann nennt man das "harter Durchgang" und der barocke Begriff ist "Transitus irregularis"

http://de.wikipedia.org/wiki/Transitus
Wusste gar nicht, dass es da einen Wikipedia Artikel zu gibt.

Betrachten wir es vielleicht so: Das fis zu e ist auf jeden Fall ein frei eingeführter Vorhalt, aber im weiteren Verlauf, in dem die Melodie stufenweise abwärts geht ist das d zu cis in jedem Fall ein "harter Durchgang" und natürlich auch gleichzeitig eben ein frei eingeführter Vorhalt.

Ich sage deswegen frei eingeführt, weil Vorhalte im strengen Satz immer vorbereitet werden müssen. Vielleicht hast du das auch schon mal gehört.

Das Wesentliche hast du jedoch schon aus dem Text herausgefiltert und Feinheiten wie diese füllen auch wieder Bücher, betrachte es also nur als Randbemerkung.
 
Das ist einleuchtend! :)

Noch eine Frage: Woher weiß man, dass dieser H-Dur Akkord eine Doppeldominante ist und keine Subdominantparalle?
 
Noch eine Frage: Woher weiß man, dass dieser H-Dur Akkord eine Doppeldominante ist und keine Subdominantparalle?

Weil H-Dur nicht diatonisch ist. H-Moll kommt in A-Dur vor, das könntest du als Subdominantparalelle bezeichnen. Da es Dur ist, ist es relativ klar, dass es eine Dominante ist.
 
Ganz streng genommen ist es vielleicht auch eine Modulation. Ich bezweifle nämlich auch, dass die Komponisten damals so streng in Haupttonarten oder ähnlichem Gedacht haben.
Funktionstheorie kannten sie erst recht nicht.
 

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