Schadet zu hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer den Gitarren?

GKL
GKL
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
04.04.24
Registriert
07.04.05
Beiträge
140
Kekse
126
Ort
Schneverdingen
Alle reden von der niedrigen Luftfeuchtigkeit im Winter, die - besonders bei Gitarren mit massiven Decken - zu Deckenrissen usw. führen kann. Aber wie sieht es mit zu hoher Luftfeuchtigkeit aus? Im Sommer kann, besonders an warmen, schwülen Tagen, die relative Luftfeuchtigkeit schon mal auf über 70% ansteigen.

Bei mir haben sich im Laufe der Jahre zwölf Akustikgitarren angesammelt (Matin, Guild, Gibson, Lowden usw.), die in meinem "Gitarrenzimmer" in Halterungen an den (Innen)Wänden hängen. Da das Zimmer nach Norden liegt, sind die Gitarren keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt.

Der Juli 2006 war besonders heiß und es gab einige Tage, an denen die Luftfeuchtigkeit extrem hoch war, bei Temperaturen an die 30 Grad Celsius. Wir saßen gerade auf der Terrasse und fächelten uns Luft zu, als plötzlich aus dem Gitarrenzimmer ein Knall zu hören war. Ich stürmte ins Zimmer und sah die Bescherung: An meiner Lieblingsgitarre, der Lowden, hatte sich der Steg von der Decke gelöst und hing jetzt nur noch an den sechs Saiten.

Ich brachte die Lowden gleich am nächsten Tag in die Reparaturwerkstatt von Schallloch in Hamburg. Glücklicherweise war der Steg "sauber abgerissen" und hatte nichts von der Decke mit sich genommen. So konnte er wieder angeleimt werden und musste nicht durch einen neuen Steg ersetzt werden (was erhebliche Kosten verursacht hätte).

Trotzdem habe ich jetzt, an besonders heißen und schwülen Sommertagen, immer noch Bedenken, dass die hohe Luftfeuchtigkeit meinen Gitarren schaden könnte und etwas Ähnliches wieder passieren würde.

Deshalb meine Frage an euch: Welche Maßnahmen kann ich gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit ergreifen?

Einen Luftentfeuchter aufstellen?

Die Gitarren nur noch in ihren Koffern aufbewahren (schwierig bei zwölf Gitarren)?

Oder war die Ursache einfach nur schlampigeVerarbeitung (was man bei einer Gitarre in der Preisklasse der Lowden eigentlich ausschließen müsste) und hohe Luftfeuchtigkeit kann den Gitarren normalerweise nicht schaden?

Ich würde mich über Erfahrungsberichte und Tipps von euch freuen.

Gruß

Günter
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Habe gerade noch einmal hier nachgelesen - der Lack könnte Schaden nehmen, wenn sich die Decke ausdehnt und danach wieder zusammen zieht:

http://www.lakewood.de/de/tip1.php
 
Hitze und Luftfeuchte sind immer Probleme. Allerdings ist "Hitze" eher deutlich oberhalb von 30 Grad anzusiedeln und Luftfeuchte ist hauptsaechlich problematisch, wenn's zu trocken wird. Wenn's zu feucht wird, dann leidet der Klang, aber es sollte nicht so destruktiv abgehen, wie wenn's zu trocken ist.
Ich lebe in Irland, im Sueden der Insel, direkt am Meer und hier ist es nie wirklich "trocken". 65% ist schon sehr trocken hier.
Dennoch ist mir hier noch nix kaputt gegangen. Anders als damals in D im Winter...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ja, das wollte ich eigentlich auch schreiben, bei 30 Grad Schnellsius sollte sich kein Kleber in Wohlgefallen auflösen. Dir Gitarre hat vielleicht doch mal etwas mehr abbekommen.
 
Holz lebt ja quasi und passt seine Feuchte der umgebenden Luftfeuchtigkeit an. Dadurch dehnt es sich aus oder zieht sich zusammen.
Das ist in Grenzen kein Problem, aber je nach Lagerungszeit und Verarbeitungsspannungen des Instrumentenholzes kann es da natürlich immer wieder Ausreißer geben.
Zu hohe Luftfeuchtigkeit ist deshalb unproblematischer, weil das Holz nicht endlos Feuchtigkeit aufnehmen kann und sich damit auch nur in Grenzen ausdehnt. Der Klang und die Intonation gehen dabei flöten, aber sonst ist das nicht wirklich ein destruktives Problem.

Das Problem, was du hattest mit deinem Steg, liegt meiner Meinung nach daran, dass sich der Leim durch die hohe Feuchtigkeit gelöst hat. Deshalb auch der "saubere" Abriss. Das ist weniger problematisch und kann wieder repariert werden.

Temperatur und Luftfeuchte stehen in direktem reziprokem Verhältnis. Umso höher die Temperatur desto niedriger die Luftfeuchtigkeit. Wärmere Luft hat eine geringere Dichte und kann mehr Wasserdampf aufnehmen -> die Luftfeuchte sinkt.

Ziel ist, die Gitarren vor allzu heftigen Temperatur- und damit Luftfeuchtigkeitsschwankungen zu schützen.
Insofern halte ich die Lagerung an Wänden für suboptimal (obwohl ich das teilweise auch mache). Vor allem unverkleidete Wände sind halt die Stellen im Raum, wo sich temperaturmäßig am meisten bewegt. Außenwände sind ohnehin tabu.
Besser wäre schon ein Koffer, aber klar, bei mehreren Gitarren ist das natürlich unpraktisch.

Mal davon abgesehen, dass man in einer Wohnung mit viel Holz (Decke, Böden) tendenziell eher eine immer zu niedrige Luftfeuchtigkeit hat, so ist das aber eine gute Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit relativ konstant zu halten. Das Raumholz gleicht diese sehr effektiv aus. Von Luftentfeuchtern würde ich in unseren Breiten eher absehen, da wir ohnehin schon recht große Schwankungen der Luftfeuchtigkeit haben.
Ich denke, wenn man auf eine möglichst konstante Umgebungstemperatur achtet, hat man schon das meiste getan.

Meine Hummingbird muss deshalb immer im Koffer wohnen, die anderen und E-Gitarren können das ab :)
Meine Gretsch steht manchmal über längere Zeit im Proberaum und dort ist die Schwankung der Luftfeuchtigkeit schon sehr extrem. Sie hat sich aber nicht beschwert bis jetzt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Falcone ist mir zuvorgekommen, aber ich laß' meine Antwort einfach mal stehen.

Leutz, ist doch ganz einfach:

Holz das trocken wird, zieht sich zusammen, Holz das feucht wird, quillt auf.

Für die Gitarre heißt das, das bei zu großer Trockenheit/geringer Luftfeuchte die Decke und das Griffbrett am spürbarsten schwinden und erst die Gitarre das Scheppern in den höheren Bünden anfängt (weil die Decke einsinkt), dann die Bundstäbchenenden aus dem Griffbrett kommen und danach die Decke reißt. Allerdings kann man oft auch schon am Klang einer Gitarre hören, ob sie zu trocken wird, weil die Teile dann irgendwie "spitzer" klingen, also die Bässe nachlassen und die Höhen schrill werden.

Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kann sich der Hals in Richtung Saiten bewegen und deswegen ein Scheppern in den tiefen Lagen auftreten. Auf jeden Fall geht die Decke hoch, die Gitarre klingt dann erstmal matschig und hat wenig Höhen, und dann geht sie irgendwann aus dem Leim, was früher nicht weiter wild war, weil trocknen, neu verleimen, fettich. Heute reißt das Holz halt irgendwann an den Klebestellen, und bringt dann unschöne Reparaturstellen, weil halt nicht der Leim aufgeht, sondern der Kleber irgendwelche Holzteile mitnimmt.

Und wenn es zu heiß wird, lassen Leim, aber geben vor allem die heutzutage bei Fabrikgitarren verwendeten Kleber nach, und das Teil bleibt nicht mehr in der ursprünglich gedachten Form. Und fieserweise passiert das gerne an der Verbalkung, also auf der Innenseite, was Reparaturen dann besonders lecker macht.

Wenn das Holz sich an eine dauernd niedrige oder hohe Luftfeuchte gewöhnen kann, kann man Glück haben, daß nichts passiert. Es kann aber auch anders ausgehen, was bei den Gitarren aus dem asiatischen Raum, die z.B. nach Europa kommen, ein Problem ist, weil es in den Ländern eigentlich oft zu feucht ist, um Klampfen zusammenzuschustern, während bei uns die Luftfeuchte eher moderat ausfällt. Dafür sind dann die Winter zu trocken.

Beste Möglichkeit, um die geliebten Stücke durch die Jahre zu bringen, ist einmal die permanente Aufbewahrung im Koffer, und im Winter bei Bedarf eben ein Luftbefeuchter im Schallloch, und im Sommer ebenfalls bei Bedarf die berühmten Silikatgelbeutelchen im Kofferfach. Nebenbei könnte man noch in den Koffer ein Hygrometer/Thermometer legen, um zu sehen, wie es mit den jeweiligen Werten aussieht, und vielleicht noch in der Wohnung eine entsprechende Kombination, sowie für den Winter einen Luftwäscher (z.B. Venta) und gut ist.

Meine älteste (teure) Akustik (zufälligerweise auch eine Lowden) hat mit der Methode gute dreißig Jahre ohne irgendwelche Schäden überlebt, sieht eigentlich noch so aus wie am ersten Tag (wenn man über die Verschleißspuren an Griffbrett und Bundstäbchen hinwegsieht), und da ich mit allen meinen Instrumenten so verfahre, habe ich mit Luftfeuchte und Temperatur keine Probleme und konnte die an Reparaturen eingesparte Kohle für andere schöne Sachen verwenden.

Und was die Aufbewahrung in Koffern angeht: bei knapp dreißig Gitarren nehmen die natürlich etwas Platz weg. Aber einmal sind die Teile da vor irgendwelchen "Umwelteinflüssen" (durch u.A. Staubsauger,Kinder,Haustiere und Besuchern) geschützt, und dann ist ja wie mit vielen anderen Sachen, daß der Reiz doch höher ist, wenn man nicht gleich alles sieht und/oder in die Hand nehmen kann. Vorfreude ist die schönste Freude oder so ähnlich.
;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem, was du hattest mit deinem Steg, liegt meiner Meinung nach daran, dass sich der Leim durch die hohe Feuchtigkeit gelöst hat. Deshalb auch der "saubere" Abriss. Das ist weniger problematisch und kann wieder repariert werden.

Das scheint mir auch am Wahrscheinlichsten: die hohe Luftfeutikeit und die Hitze haben den Leim aufgelöst. Aber warum nur bei der Lowden? Benutzt George Lowden vielleicht anderen Leim, als die übrigen Hersteller?

Insofern halte ich die Lagerung an Wänden für suboptimal (obwohl ich das teilweise auch mache). Vor allem unverkleidete Wände sind halt die Stellen im Raum, wo sich temperaturmäßig am meisten bewegt.

Aber es ist schon schön, wenn man all seine Gitarren sichtbar um sich geschart hat und nur ein Griff genügt, um sie aus der Wandhalterung zu nehmen und zu spielen :great:

Günter
 
Lowden nutzte sehr lange Knochenleim, heute nur noch fuer die "Manufakturgitarren", nicht fuer die "Fabrikgitarren", also "George Lowden" vs. "Lowden"
Allerdings ist selbst Knochenleim nicht so empfindlich, dass der bei 30Grad die Graetsche macht.
Was sein koennte ist, dass durch die groessere Amplitude der Feuchte-/Temperaturschwankungen das Holz ueber die Jahre weg den recht harten und sproeden Knochenleim "aufgearbeitet" hat.
 
Ich bin etwas verwirrt. Bisher habe ich es immer so verstanden, dass man Gitarren nicht dauerhaft im Koffer lagern solle, weil das Klima im Koffer auf lange Sicht schädlich für die Metallteile sei. Hier wird zur Kofferlagerung geraten... hab ich da was falsch verstanden?
 
Zottelviech schrieb:
Ich bin etwas verwirrt. Bisher habe ich es immer so verstanden, dass man Gitarren nicht dauerhaft im Koffer lagern solle, weil das Klima im Koffer auf lange Sicht schädlich für die Metallteile sei. Hier wird zur Kofferlagerung geraten... hab ich da was falsch verstanden?

Das habe ich noch nie gehört und halte es auch für unwesentlich. Außerdem... hier gehts um Akustikgitarren.
 
Mir hat der in Gitarristen-Kreisen bekannte George - von George Music Shop in Hamburg/Eimsbüttel - (der auch selbst Gitarren baut) in den 80er Jahren einmal erklärt, dass es das Beste wäre, wenn man seine Gitarren "an der frischen Luft" und nicht im Gitarrenkoffer aufbewahrt.
Aber ich will hier keine neue Diskussion über die beste Lagerung von Gitarren neu aufflammen lassen. :gruebel:
 
....wozu die Ratschläge von den Fachleuten führen, sieht man früher oder später, hier in dem Fall halt etwas später.

Corkonian hat recht, die permanenten Änderungen der Umgebungstemperatur und der Luftfeuchtigkeit machen auch die beste Gitarre im Lauf der Jahre mürbe.

Ich habe früher die eine oder andere E-Gitarre ohne Koffer in meinem Arbeitszimmer stehen gehabt, bis mir mal ein Besucher eine ziemliche Delle in eine Start gehauen hat. Seitdem bleiben auch die im Koffer.

Und meine Akustikgitarren kennen sowieso nur zwei Zustände, entweder im Koffer (auch in Spielpausen) oder auf meinem Schoß bzw. vorm Bauch wenn ich drauf spiele. Einzige Ausnahme: wenn Studioarbeit ansteht und weit und breit kein Störenfried in Sicht ist, bleiben mal mehrere Gitarren im Stativ stehen, und wenn es mit E-Gitarren auf die Bühne geht.

Ansonsten war ja alles gesagt.

Und Tschüss!
 
Habe alle meine guten Instrumente (ca. 20 Stück) grundsätzlich im Koffer, die ältesten seit 32 Jahren, bisher ohne Schaden. Dies sowohl mit trockenem Berliner Kontinentalklima als auch im norddeutschen Regenwetter. Die Position von George kann ich theoretisch nachvollziehen, halte sie aber in dem Fall praktisch für nicht entscheidend. Im Koffer kann sich sicherlich ein evtl. zu feuchtes Mikroklima entwickeln, auf der anderen Seite kann ein Koffer Schwankungen etwas reduzieren, .
 
Moin, moin,

sage einmal wenn Du 12 teure Gitarren in einem extra Zimmer aufbewahrst, wäre es da nicht eine gute Idee für dieses Zimmer eine professionelle Klimaregelung/anlage zu installieren?

Gruß
Ralf
 
Moin, moin,

sage einmal wenn Du 12 teure Gitarren in einem extra Zimmer aufbewahrst, wäre es da nicht eine gute Idee für dieses Zimmer eine professionelle Klimaregelung/anlage zu installieren?

Gruß
Ralf

Was sicherlich das beste sein würde. oft genug scheitert das aber an z.B. baulichen Gegebenheiten, Lautstaerke und Energiebedarf professioneller Klimatechnik.
 
Was sicherlich das beste sein würde. oft genug scheitert das aber an z.B. baulichen Gegebenheiten, Lautstaerke und Energiebedarf professioneller Klimatechnik.

Das wäre wohl doch etwas übers Ziel hinausgeschossen, denn die Kosten für den Einbau einer professionelle Klimaanlage wären erheblich. Und sooo teuer sind meine Gitarren nun auch wieder nicht :gruebel:
Zudem ist seit dem einen Zwischenfall mit der Lowden, also seit fünf Jahren, erfreulicherweise nichts Vergleichbares mehr passiert. :hail:

Günter
 
Immer eine Frage der Sensitivität...

E-Gitarren müssen's bei mir aushalten - meine Fender Strat steht offen im Ständer und muss da durch.
Meine National Style O ebenso - das bisschen Holz (Cone, Hals), das da was "abkriegt" ist sehr dick/robust bzw. ersetzbar.
Auch eine günstige (ca 300 EUR) Steel String steht da offen rum - immer greifbar für Ideen.

Der "Rest" an Gitarren ist da, wo er hinsoll - im Koffer. Gilt besonders für wertigere Akustik-Gitarren. Schlimmer als Luftfeuchtigkeit und Sonne und Temperatur, die über Jahre schon Effekte zeigen, sind - wie schon abgesprochen - eher die Besucher und/oder die eigene Tollpatschigkeit (gerne mal beim Staubsaugen)... L
 
Die Gitarre im Koffer war nach meinen Erfahrungen niemals ein Problem, im Gegenteil, meine Konzertgitarre geht es blendend und sie klingt auch so.

Ich möchte Falcone ergänzen, der aus meiner Sicht einen treffenden Beitrag geschrieben hat. Er schrieb:

Temperatur und Luftfeuchte stehen in direktem reziprokem Verhältnis. Umso höher die Temperatur desto niedriger die Luftfeuchtigkeit. Wärmere Luft hat eine geringere Dichte und kann mehr Wasserdampf aufnehmen -> die Luftfeuchte sinkt.

Das ist nur richtig, wenn keine Feuchtigkeit den Raum verlassen oder hinzukommen kann. Ein Extrembeispiel sind Kellerräume, die vermeintlich trocken sind. Das mag im Winter zutreffen, aber im Sommer kommt warme, feuchte Luft in den Keller. Wenn sie dann abkühlt, stigt die relative Luftfeuchtigkeit und ist i.d.R. höher als außen.

Deshalb ist die Aufbewahrung von Gitarren an den Wänden, besonders wenn sie kühl sind, im Sommer ein Problem. Durch die Abkühlung an den Wänden können sie Feuchtigkeit aufnehmen, die im Sommer reichlich vorhanden ist. Temperaturunterschiede sind für das Holz allein i.d.R. kein Problem. Holz reagiert fast gar nicht auf Temperaturänderung. Anders ist es mit dem Stahlstab im Inneren.

So ist das Problem differenziert zu betrachten. Generell kann man sagen. Starke Schwankungen sind zu vermeiden. Wenn das nich möglich ist, sollte das Instrument langsam an die Umgebungsbedingungen angepasst werden, z.B. in dem es möglichst lange im Koffer bleibt. Bei schnellen Änderungen kann es passieren, dass die äußeren Schichten schneller reagieren, als die Inneren, was ebenfalls zu Spannungen führt.

Darüber hinaus kann es sein, dass Schäden erst nach einiger Zeit auftreten. Den genannten Schadensfall würde ich nicht unbedingt auf die sommerlichen Temperaturen zurückführen. Vielleicht habe diese den Schaden nur ausgelöst.

Grüße
Jürgen
 
Hallo!!

Ich bleibe mal hier in den Thema und hoffe dass Ihr mir bei einem großen Problem helfen könnt.
In meinem 40m2 Arbeits/Musik/Fernsehzimmer hängen 1 Akustik und 2 E-Gitarren jeweils in Warwick Showcases an der Wand.
Meiner Freundin fiel auf, dass bei einer der E-Gitarren eine Seite gerissen ist und guckte genauer hinter die Scheibe des Case und dabei mussten wir feststellen, dass die Metallteile an den Gitarren verrostet bzw. oxidiert und angelaufen sind.
Das Zimmer ist täglich bewohnt, normal temperiert (20-22 Grad) und hat keine direkte Sonneneinstrahlung durch die Fenster.
Werde versuchen die Gitarren reparieren zu lasen aber was mache ich dann? Koffer wegschmeissen und frei an die Wand hängen? Zwei cases hängne an einer Aussenwand und eine an der Innenwand wobei der Zustand bei allen dreien gleich schlimm ist. (Naja, die Akustik hat weniger Teile zum oxidieren...)

Tausend Dank für jegliche Unterstützung, Tips oder Ratschläge.
 
ok, wenn schon hier ein toter Thread wiederbelebt wurde, gebe ich gerne meinen Wasabi dazu. Ich bin zwar kein ausgemachter Musikinstrumente-Chefchecker - allerdings arbeite ich in einem Unternehmen, das Kunstwerte transportiert und lagert. Mit klimatischen Gegebenheiten kenne ich mich also ein bißchen aus.

Temperatur: ist für die meisten Instrumente relativ unerheblich bzw. für Messungen i.d.R. zweitrangig. Grundsätzlich sollten aber starke Schwankungen vermieden werden. In einem unserer (teilklimatisierten) Lager haben wir eine Raumtemperatur zwischen 12 und 25°C - allerdings über's Jahr gesehen. Pro Woche verändert sich die Temperatur nie um mehr als 1°C. So was ist also absolut verträglich - egal ob für Kunstwerke (Leinwand/Öl), Holz- oder Blechinstrumente und -teile. Aber auch höhere Temperaturen sind i.d.R. kein Problem. Hätte z.B. eine extrem wertvolle Gitarre einen Holzwurm, kann sie bei einem spezialisierten Holzrestaurator (bitte nicht selbst probieren!) in eine Spezialkammer gepackt werden. Dort wird dann über 24 Stunden eine "Kerntemperatur" von 60°C und mehr erzeugt, ohne daß das Instrument Schaden nimmt. Wichtig ist hierbei, daß die relative Luftfeuchtigkeit konstant bleibt (s.u.)

Luftfeuchtigkeit: ist eine hochanspruchsvolle Angelegenheit. Optimal ist für Holz eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 60%. Für Metall sollte sie allerdings deutlich niedriger sein, maximal 45%. Gut, daß z.B. in Gitarren immer Holz und Metall verbaut ist. Hier muss man also Kompromisse finden, und der liegt bei 50%. Holz reagiert extrem empfindlich auf starke Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit. Bei Anstieg der LF dehnt sich das Holz aus, bei Absenkung nur bedingt - dadurch können Trocknungsrisse entstehen. Entgegenwirken kann man dem ausschließlich durch langsame Erhöhung und Absenkung der LF.

Eine konstante Luftfeuchtigkeit von egal welchem Wert wird aber kaum jemand erreichen, weil die Schwankungen (Regen - Heizung - Sonneneinstrahlung) in Wohnhäusern immer sehr schnell auftreten. Außer man hat einen Proberaum in einem Lager für Kunstwerke, wie wir :rock:

Zu @Lord-B: Deine Cases schließen mit sicherheit nicht 100% dicht. Über's Jahr wird die Luftfeuchtigkeit im Zimmer vermutlich so zwischen 30 und 60% liegen. Daß irgendwann eine Saite reisst und die Metallteile korrodieren, ist völlig normal. Ob die Gitarre nun im Showcase hängt oder nicht, macht eher keinen Unterschied - es ist mehr ein Staubschutz.

Was Du machen kannst: 1-2 Mal im Jahr die Metallteile mit einem weichen Tuch abreiben und wenn Du das für die Optik brauchst, neue Saiten aufziehen.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben