Stimmfach und Notenschlüßel

  • Ersteller VerdiFan
  • Erstellt am
V
VerdiFan
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
14.03.13
Registriert
16.09.12
Beiträge
1
Kekse
0
Einen schönen guten Abend,

ich bin im Gesangsunterricht gerade auf ein Problem gestoßen. Ich bin 16 Jahre alt und würde später gerne als Opernsänger arbeiten.

Ich habe vor den Sommerferien eine altitalienische Bariton-Arie gesungen (Sebben Crudele) und singe gerade eine Tenor-Arie aus Haydns Schöpfung (Mit Hoch und Würdheit angetan) und mache mir gerade stark gedanken über mein Stimmfach.

Beim Einsingen komm ich bis zum a´´ und beim tatsächlichem Singen zum g´´ mit Tendenz nach oben. Nun ist es ja so, dass der Stimmumfang eines richtigen Tenors das ja übersteigt. Da sollte beim Singen ja mindestens das c´´´ drin sein. Das ist für mich ein Ding des unmöglichen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen diese Höhen zu erreichen, auch wenn meine Gesangslehrerin meint, dass wir uns mit der Zeit Halbton für Halbton dorthin hinarbeiten. Nun habe ich z.B. in den Höhen auch immer Probleme mit der Luft, während das in Bariton-Lagen damit meistens keine Probleme habe. Auch wenn ich mir so einen Papageno anhöre, ist es für mich nicht so anstrengend mitzusingen.

Deswegen weiss ich jetzt einfach nicht. Bin ich ein lyrischer Bariton oder doch Tenor? Gibt es irgendeine Methode, die mir Gewissheit verschafft?

Meine 2. Frage betrifft Notenschlüßel.

Mir ist eigentlich recht peinlich, dass ich sowas banales erfragen muss, aber es bereitet mir Kopfzerbrechen.

Meine Tenornoten sind ja im Violinenschlüßel, während die eines Baritons im Bassschlüßel stehen. Aber wenn ein Bariton ein a´ singt ist es genau wie das a´´, dass ich als Tenor singen muss. Das verwirrt mich irgendwie. Könnte mir da jemand etwas Erleichterung schaffen?

Ich danke euch schonmal im Voraus für die Beantwortung der ganzen Fragen;)
 
Eigenschaft
 
Hallo VerdiFan,

wenn du zum ersten mal hier im Forum schreibst möchte ich dich herzlich willkommen heißen!

Gerne möchte ich versuchen deine Fragen zu antworten!

Man kann seine Stimmlage beim Phoniater, einem Arzt der sich auf die Stimme spezialisiert hat, bestimmen lassen. Wie genau das funktioniert weiß ich leider auch nicht. Das könnte ich eigentlich auch mal machen. Meine erste Gesangslehrerin hat mich als Tenor eingeschätzt. Nun bei meiner neuen, werde ich als Bariton trainiert. Was auch wahrscheinlicher ist. Ich kann bin zum G/F singen, hoch komme ich nur bis zum e'. Da wären wir auch schon bei einer anderen Sache. In Deutschland werden die Töne eigentlich wie folgt angegeben: C' C c c' c'' c'''. Ein Tenor würde demnach ungefähr von c bis c'' singen. Das a im Baßschlüssel ist das selbe we das a im Violinenschlüssel, da sich die Schreibweisen überlappen.
 
Hallo VerdiFan,

auch von mir erst einmal ein herzliches Willkommen

Deswegen weiss ich jetzt einfach nicht. Bin ich ein lyrischer Bariton oder doch Tenor? Gibt es irgendeine Methode, die mir Gewissheit verschafft?

Das ewige Thema... Vielleicht hilft Dir www.gesanglehrer.de/de/jones/Stimmfach.pdf weiter.

Zwei amüsant zu lesende und ziemlich kritische Artikel hat Miklós Klajn geschrieben:
www.miklos-klajn.de/coach/naehkaestchen_stimmfachverteilung.html
www.miklos-klajn.de/.../naehkaestchen_stimmfachverteilung02.html

Die Höhen können sich vielleicht noch erschließen; eventuell hast Du ein Register noch nicht drauf?

Meine 2. Frage betrifft Notenschlüßel.

Mir ist eigentlich recht peinlich, dass ich sowas banales erfragen muss, aber es bereitet mir Kopfzerbrechen.

Meine Tenornoten sind ja im Violinenschlüßel, während die eines Baritons im Bassschlüßel stehen. Aber wenn ein Bariton ein a´ singt ist es genau wie das a´´, dass ich als Tenor singen muss. Das verwirrt mich irgendwie. Könnte mir da jemand etwas Erleichterung schaffen?

Wenn Du genau schaust, solltest Du unter dem Violinschlüssel des Tenors eine kleine 8 entdecken können. Das heißt, dass die Stimme nach unten oktaviert ist. Was also für den Tenor wie a'' notiert ist, ist in Wahrheit a' (echt so hoch?).

http://www.sengpielaudio.com/Rechner-notennamen.htm ist Gold wert bei solchen Tonhöhen-Verwirrungen ;) Das, was beim Bassschlüssel das c' (auf der ersten Hilfslinie über den Notenlinien) ist, ist beim normalen Violinschlüssel auf der ersten Hilfslinie unter den Notenlinien. Beim Tenor ist das dann das c, des Achters wegen.
 
Hallo Verdi Fan,


zu allererst: pack mal an deinen ganzen Notenangaben je einen Strich weg, dann stimmt's. ;) Tenorstimmen werden eine Oktave höher notiert, als sie erklingen. Das berühmte "hohe C" für Tenöre ist zweigestrichen - nicht dreigestrichen.

Ansonsten würde ich mal sagen: du bist 16 - dein Stimmfach hat sich vermutlich noch gar nicht endgültig herausgebildet. Zudem kannst du nach reinen Tonhöhen nicht gehen - die korrelieren mit dem Stimmfach, aber sie bestimmen es nicht. Wichtiger ist dein Klang, deine Stimmfarbe.

Dass du recht hoch kommst, könnte ein Hinweis darauf sein, dass du Tenor bist. Genauso gut kann es sein, dass deine Stimme sich noch absenkt - denn der Stimmbruch ist mit 16 in der Regel noch nicht vollends abgeschlossen.

Man kann seine Stimmlage beim Phoniater, einem Arzt der sich auf die Stimme spezialisiert hat, bestimmen lassen.
Das bezweifle ich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das mit den Stimmfächern ist gar nicht mal so leicht :)

Es gibt diverse Stimmqualitäten die man für ein Fach mitbringen muss und die gegeben sein müssen um als etwas Kategorisiert zu werden. In deinem Fall würde ich dir aber raten dich nicht in eine Schublade stecken zu lassen.
Die Singstimme verändert sich noch bis zum 30 Lebensjahr sehr maßgeblich. So kann aus einem Bariton auch ein Tenor werden oder aus einem Bass ein Bariton oder oder oder....
Du solltest meiner Meinung nach einfach mal schauen womit du dich wohl fühlst, welche Tessitura (Stimmumfang) dir liegt und wo du dich wohl fühlst.

Generell könnte man sagen ein Tenor müsste im Bereich des Passaggio recht locker und Frei sein. Ich hatte mit round about 16 Jahren das große Glück ein paar Stunden bei Cornelius Reid in Amerika gehabt zu haben und mir ging es auch um die Frage Tiefer Bass oder Bariton. Er hat mich dann eine Stunde queer um das Passaggio getreten und wir haben dann geschaut wie sich die Stimme verhält.
Aber auch er war der Meinung dass es nicht so wichtig ist welches Stimmfach man letzten endes hat.
Jeder hat auch mehr oder weniger eine eigene Meinung. Ist die Stimme hell und Klar? Krafftvoll oder eher geschlossen? Ist die Höhe brustig oder Nasal? All diese Faktoren spielen eine Rolle in der Bewertung einer Stimme.
Aber mal im ernst, im Studium kann es dir eh passieren das man dich in ein Fach steckt (oft auch in eines das grade gute Berufsaussichten verspricht) dann musst du nicht auch schon vorher in Schubladen denken.
Lass dir einfach ein wenig Zeit und schaue wie sich deine Stimme in 14 Jahren so entwickelt hat. Oder halt etwas eher wenn du irgendwo in Produketion gehst. Wenn der Stimmumfang passt und die Stimmfarbe entspricht wird man dich auch als Hoher Bariton in eine Tenor Rolle nehmen. Wieviele Baritonnen (*g*) singen Bass Literatur? Wieviele Mezzi singen Altistinnen kram...Sind quasi Mezzo-Mix stimmen?
Ein guter Freund von mir hat eine Wahnsinns Range gehabt und studierte als Bariton wurde dann zu einem Jugendlich Dramatischen Tenor ausgebildet und singt nun nach dem Studium Bass Fach an der Oper.
Da mag man nun streiten ob das Richtig oder Falsch ist. Aber wenn er so einen riesigen stimmbereich nunmal abdeckt dann geht das halt.

Schubladendenken ist echt nicht wichtig. Auch für die Aufnahmeprüfung nicht. Du suchst dir etwas aus das dir liegt und die Prüfer hören dann schon was möglich ist und gemacht werden kann.
Ein Misch-Fach ist am Anfang auch nicht schlimm. Du solltest nur nicht versuchen etwas zu erzwingen und so zu klingen wie ein was auch immer.
Deine Individuelle Stimme macht dich dann zu einem Sänger und nicht das Klang Ideal das einige Leute für ein bestimmtes Stimmfach sehen und erkennen würden.
Bei einer Aufnahmeprüfung würde man auch nicht unbedingt fragen welches Stimmfach man ist. Weil das sich eh erst entwickelt im laufe des Lebens.

Also nicht so sehr in die Schublade stecken lassen und einfach gucken was passiert. Das halte ich für das beste. Du bist Sänger und das ist eines der besten Stimmfächer für jeden Sänger. :)
 
Das hier kann ich immer wieder empfehlen als Grundlage in Sachen Stimmfächer:
http://www.gesanglehrer.de/de/pdf/jones/Stimmfach.pdf

(EDIT: Gerade gesehen, dass moniaqua das auch schon zitiert hat, ist aber wirklich eine sehr hilfreiche Quelle, genau wie ihre andere, die sich etwas kritischer äußert)

Viele wichtige Punkte wurden ja schon gesagt:
- nicht zu früh festlegen
- Stimme ändert sich mit dem Alter noch

Dass das Stimmfach nicht so wichtig ist, würde ich jetzt nicht unbedingt sagen. Ein Tenor, der Bariton singt, muss sein Timbre "künstlich" durch auf die Dauer schädliche Techniken abdunkeln. Ein Bariton, der Tenor singt, muss für die hohen Töne auch ganz schön drücken. Probleme, die dadurch entstehen können, kannst du in o.g. Quelle nachlesen.

Allerdings, und das kannst du schön in der Quelle nachlesen, die Moniaqua angegeben hat, ist das Stimmfachsystem als solches eigentlich unzureichend und oft viel zu eng gefasst, um eine Stimme wirklich zu beschreiben. Es gibt eben weit mehr Variationen an Stimmen als die 12 Stimmfächer oder wie viele man jetzt mit den Zusatzbezeichnungen so zusammenbekommt hergeben. Vielmehr ist es wichtig während der Gesangsausbildung in etwa folgende Punkte zu klären:

- Welche Range kann ich bedienen? - Denn davon hängt natürlich in ganz großem Maße ab, welche Stücke du singen kannst. (Für Tenorrollen sollte man halt zumindest bis a' kommen, für Bass-Rollen zumindest runter bis F, je nach Stück kann das aber auch wieder anders aussehen). Für die Klassik ist aber aufgrund der geforderten Technik nicht deine Gesamt-Range wichtig, sondern in der Höhe ist wichtig bis zu welchem Ton du mit voller hinterer Weite (tiefer Kehlkopf) singen kannst und in der Tiefe ist wichtig, bis wohin du tragfähig singen kannst (= genügend Obertonreich).

- Wie schwer ist meine Stimme? - Das bestimmt im wesentlichen, ab welchem Ton dein Gesang als "intensiv" wahrgenommen wird. Z.B. haben ein dramatischer Tenor und ein lyrischer Tenor oft den gleichen Stimmumfang, aber ein dramatischer Tenor wird schon auf niedrigeren Tönen "intensiv" (seine Tessitur ist nach oben hin kleiner). Einige Stücke sind darauf ausgelegt, dass z.B. ein f' schon einen intensiven Höhepunkt darstellen soll. Da singt ein lyrischer Tenor dann einfach zu leicht drüber hinweg als dass es dramatisch klingt.

- Welche Stimmfarbe habe ich? - Das ist etwas weniger wichtig, aber bestimmt teilweise für Opernrollen welchen "Charakter" deine Stimme besitzt.

Von der Tessitur als Einteilungsmerkmal halte ich wenig. Denn die Tessitur hängt noch mehr als alle anderen Merkmale vom Ausbildungszustand der Stimme ab. Zudem ist es häufig so, dass jemand der eine lyrische, aber tiefe Stimme hat die gleiche Tessitur hat wie jemand der eine dramatische, aber hohe Stimme hat. Die Range, die "angenehm" bedient werden kann, ist dann oft gleich (z.b. beim lyrischen Bariton und dramatischen Tenor), aber die Stimmcharakteristik (v.a. die Dramatik) ist sehr unterschiedlich.

Allgemein halte ich es für sehr sinnvoll, seine Range und die Schwere seiner Stimme zu kennen. Ob man das dann noch mit einer benannten Schublade bezeichnen muss, wage ich zu bezweifeln. Zudem stimme ich im Übrigen mit Miklos Klajn überein (den moniaqua referenziert hat), dass die Schwere der Stimme (lyrisch oder dramatisch) das wichtigere Kriterium zur Einteilung der Stimmen ist und die eigentliche Stimmlage (Bass, Bariton, Tenor) nur in etwa die Range vorgibt.

Um noch was zu dir persönlich beizutragen: Die wichtigere Frage ist halt ob du lyrisch oder dramatisch bist. Ob du letztendlich die Tenor-Range erreichen wirst oder Bariton bist, das zeigt sich erst nach Jahren der Ausbildung.

Gemessen an den Noten, die du beschrieben hast, wäre ein Zeichen für eine lyrische Stimme, dass dir die Höhen um f', g' und a' relativ leicht fallen und ohne viel Druck zu singen sind. Zeichen für eine dramatische Stimme wäre z.B., wenn du schon ab dem Bereich um c' oder d' richtig anfängst "Stoff zu geben". Egal ob du letztendlich Bariton oder Tenor bist, wirst du wohl dann fürs erste mittel bis hoch angelegte Baritonstücke oder niedrig angelegte Tenorstücke singen. Im Laufe der Ausbildung (und der physiologischen Weiterentwicklung deiner Stimme) wird sich dann zeigen, ob du noch eine Höhe über dem a' entwickelst. Dann bist du wahrscheinlich Tenor. Sollte das nicht der Fall sein, wirst du ein lyrischer Bariton sein.

Bezüglich des hohen c'' kann ich dir sagen, dass so gut wie kein unausgebildeter Tenor ein vollstimmiges hohes c'' singen kann. Selbst ausgebildete Tenöre kommen nicht immer bis zum hohen c''. Wie Miklos Klajn auch in seinem Beitrag kritisch anmerkt, ist nur inzwischen die Unsitte entstanden, dass man annimmt alle Tenöre müssten bis zum hohen c'' singen können. Physiologisch ist das zwar in der Regel möglich (mit Techniken die in der Klassik "nicht erlaubt" sind), aber insbesondere bei dramatischen Tenören und Baritenören ist es oft so, dass sie kein hohes c'' in klassischer Qualität hinbekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich angefangen habe mit dem Singen kam ich bis zum f´. Zwei Jahre später bis zum a´. Meine Gesangslehrerin war der Überzeugung, dass ich ein Tenor bin. Allerdings hatte ich die Neigung meine Stimme abzudunkeln, was sich negativ auf die Höhe ausgewirkt hat. Nach 3 Jahren Gesangspause hatte ich wieder einen GL, der sich nicht aufs Stimmfach festlegen wollte. Ich hab ihm zwar gesagt, dass ich Tenor wäre, aber er meinte ich könne auch ein hoher Bariton sein. Mittlerweile ist es aber sehr deutlich nach 3,5 Jahren bin ich nun bei einem sicheren C´´. An guten Tagen ein sicheres d´´. Deine Stimme ist noch in der Entwicklung und Ihr solltet gemeinsam auf Forschungsreise gehen und euch nicht festlegen. Es gibt einige Sänger, die fälschlicherweise für einen Bariton gehalten wurden, aber mit der richtigen sauberen Technik eine beeidruckende Höhe erreicht haben. Ich hatte immer selbst die Neigung zu dunkel zu singen, weil ich mich möglichst "voll" und "dunkel" hören wollte, zudem klingt es so angenehm "warm". Dachte wohl unterbewußt, dass dies männlicher wäre. Interessant wäre, wo bei dir das Passagio ist. Dies gibt einen Anhaltspunkt in welche Richtung die Reise geht. Ich bin übrigens ein lyrischer Tenor mit leichtem Spinto.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben