Tenor-Range von A3 bis C6 – bin ich jetzt Sopran?

drowo
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Immer mal wieder werden hier im Forum von vermeintlichen Tenören ungewöhnlich hohe Tonwerte angegeben wie beispielsweise "Ein C6 (c''') schaffe ich noch locker" oder „ab F5 (f '') gehe ich in die Kopfstimme“. Dabei handelt es sich oft um einen Irrtum: Das angebliche C6 / F5 ist in Wirklichkeit gar keins. Woran liegt das?

Viele Männer lernen im Gesangsunterricht nach Noten für Tenor zu singen. Vergleicht man seine Noten mit absoluten Angaben, z.B. bei Wikipedia lernt man, dass die Note auf der ersten unterer Hilfslinie das "eingestrichene C" (abgekürzt c') bzw C4 ist und manchmal auch "Schloß C" genannt wird. Zum Beispiel können Anfänger häufig schon nach einigen Monaten Gesangsunterricht bis zur Note auf der obersten Linie singen und das ist ja laut Wikipedia ein F5 (f '') …. oder etwa nicht?

Fast zwangsläufig erwacht nach gewisser Zeit das Interesse am eigenen Stimmfach: bin ich Tenor, Bariton oder gar Bass? Das hat ja zumindest zum Teil mit der Range zu tun in der man singt. Auch dafür gibt Wikipedia eine Antwort, nur kommen jetzt erste Zweifel an der eigenen Männlichkeit: "Meine Range geht von A3 bis C6 .... Oh mein Gott, ich bin Sopran!!". Ein Gespräch mit dem/der Gesangslehrer/in bringt manchmal statt Klärung noch mehr Verwirrung, wenn er/sie nur kurz und knapp sagt: "Der Tenor klingt eine Oktave tiefer". Was?? Wieso kann etwas tiefer klingen als es ist? Kann mein/e GL denn nicht hören wie hoch oder tief ich tatsächlich singe?

Doch all das hat eine ganz einfache Erklärung! Der Tenor wird üblicherweise im Violinschlüssel notiert – tatsächlich aber eine Oktave tiefer gesungen als da steht. Nur wird man nicht explizit darauf aufmerksam gemacht, sondern es wird als allgemein bekannt vorausgesetzt. Die nachfolgenden Bilder zeigen die (professionelle) Range des Tenors von A2 (großes A) bis zum C5 (c'') in verschiedenen Schlüsseln.

upload_2017-2-28_20-47-20.png


Das „hohe C“ vom Tenor wird auf der zweiten oberen Hilfslinie wie ein C6 (c''') notiert, wird aber als C5 (c'') gesungen. Ein Violinist würde das als C6 (c''') spielen, genauso wie eine Sopranistin das als C6 singen würde. Ein Piccolo-Flötist würde das sogar als C7 (c'''') spielen. Geschriebene Notation und klingende Notation können also abweichen. Für Blasmusiker übrigens eine Selbstverständlichkeit!

Der Ausdruck "es klingt" oder "klingende Notation" beschreibt hier keinesfalls nur subjektive Wahrnehmung, sondern es wird im Gegenteil damit die „wahre Tonhöhe“ bezeichnet. Aber warum wird der Tenor nicht so notiert wie er klingt? Ganz einfach: Man versucht die Range im Notensystem zu zentrieren, um mit weniger Hilfslinien auszukommen. Sonst würde das ganze nämlich so aussehen:

upload_2017-2-28_20-47-53.png


Technisch gesehen könnte man den Tenor auch im Bassschlüssel notieren, aber das sieht kaum besser aus:

upload_2017-2-28_20-48-13.png


In moderneren Noten, insbesondere solchen, die aus einem Notensatzprogramm kommen (Musescore, Sibelius, Finale ....), wird für den Tenor dann auch korrekterweise die Oktavierung angezeigt: Durch eine kleine 8 unter dem Violinschlüssel. Das vereint die Vorteile klingender und „platzsparend“ zentrierter Notation.

upload_2017-2-28_20-48-33.png


Und umlernen muß auch keiner, weil es genauso aussieht wie immer. Alles klar?
 
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z.B. bei Wikipedia lernt man, dass die Note auf der ersten unterer Hilfslinie das "eingestrichene C" (abgekürzt c') bzw C4 ist
Woher kommt eigentlich die Angewohnheit, den Exponenten um drei zu erhöhen, also z. B. C5 zu schreiben, wenn c² gemeint ist? Mir ist das im Video
View: https://www.youtube.com/watch?v=Ab_2wb_6Wsw aufgefallen.

Dann reicht Gigi also von H bis c³, und die Anderen reichen mindestens bis zum g# runter?

Fast zwangsläufig erwacht nach gewisser Zeit das Interesse am eigenen Stimmfach: bin ich Tenor, Bariton oder gar Bass?
Meinst Du die Stimmlage? Stimmfach ist doch die Unterscheidung zwischen lyrischem Sopran, Koloratursopran und so weiter.
 
Woher kommt eigentlich die Angewohnheit, den Exponenten um drei zu erhöhen, also z. B. C5 zu schreiben, wenn c² gemeint ist?
Ist das überhaupt eine Exponentenerhöhung? Ich dachte, die fangen einfach bei C1 zum Zählen an, auf der Klaviertastatur.
 
Enter the Klugscheißer

Alsooo, erstens sind das keine Exponenten sondern Indizes. Und zweitens wird da nichts erhöht, da treffen die deutsche und englische Notation aufeinander. Und ausnahmsweise sind die Bezeichnungen des angelsächsischen Kulturraums stringenter als die kontinentaleuropäischen. Wo hier das "Schloss-C" als c' geschrieben wird, zählt man für die englische Bezeichnung einfach die vollständigen Oktaven einer Klaviatur von unten und landet am Schloss beim C4. Die englischen Bezeichnungen haben sich im Contemporary durchgesetzt.

Klugscheißer off

:D
 
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("Du bist kein Klugscheißer - Du weißt es wirklich besser." ;) )
 
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da treffen die deutsche und englische Notation aufeinander.

Enter the Klugscheißer

Das habe ich hier auch so aufgeschnappt und nicht weiter infrage gestellt, aber stimmt das wirklich? Bei Wiki wird die von dir als englische Schreibweise benannte als "EDV-gerechte Schreibweise" bezeichnet, die sich zwar an der "wissenschaftlichen" (und außerdem US-amerikanischen) Schreibweise orientiert, allerdings ohne die Ziffer tief zu stellen.


Die tatsächlich englische Schreibweise unterscheidet sich von der deutschen nur im Bass. Das mit den Strichen oder hochgestellten Zifferrn gibt es hüben wie drüben.


Mit deutsch/englisch hat das wohl nichts zu tun.

Klugscheißer off

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... und welcher ist´s dann beim Bösendorfer 290 Imperial? Ein Cminus1? :evil:
Wenn ich das Foto richtig deute geht es bis zum C0 runter.
Das habe ich hier auch so aufgeschnappt und nicht weiter infrage gestellt, aber stimmt das eigentlich? Bei Wiki wird die vermeintlich englische Schreibweise C1, C2, C3 usw als "EDV-gerechte Schreibweise" bezeichnet.
Ich denke auch dass diese pragmatische Schreibweise ursprünglich aus dem MIDI Protokoll stammt.
 
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Anscheinend nicht ganz… :rofl:

Ich glaube, Sengpiel war schuld. Dessen völlig veraltete Website wurde hier früher sehr gern verlinkt, wenn es um solche Fragen ging. Und dort wird auch nur zwischen angeblich englisch (C1, C2 usw) und deutsch (c''') unterschieden. Ich hatte das auch so hingenommen, da Sengpiel ja nicht irgendwer war.
 
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Naja, aus dem Jenseits wartet sich so eine Website nun mal unheimlich schlecht...
 
Naja, aus dem Jenseits wartet sich so eine Website nun mal unheimlich schlecht...


"Diese Webseite wird treuhänderisch verwaltet von Alexander Sengpiel, Sohn von Eberhard Sengpiel.
Sie ist eine abgeschlossene Einheit. Inhalte werden daher ganz bewusst nicht weiter entwickelt.
Die Seite wird von mir professionell bewahrt und langfristig online bleiben."


Auch, wenn Junior die Inhalte verständlicherweise nicht weiter entwickeln mag oder kann, könnte er zumindest im Zuge der "professionellen Bewahrung" dafür sorgen, dass der Rahmen den jeweils aktuellen Anforderungen und der Rechtslage entspricht.

Sengpiels Lebenswerk und Know-How als Tonmeister will damit natürlich nicht infrage stellen..

...
 
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Nagut, ok, das ist ein Argument :)

Wobei man schon viel Zeit in so 'ne Website stecken kann...
 
Wobei man schon viel Zeit in so 'ne Website stecken kann...

Sie ist ja eine durchaus respektable – vielleicht sogar einzigartige – Ansammlung von Know How. Auf recording.de gibt es User, die drucken sich das alles aus. Aus Angst, die Seite könnte irgendwann doch abgestellt werden. Daher ist es bedauernswert, dass sie aus heutiger Sicht solch einen "verkommenen" Eindruck hinterlässt, statt sie für mehr Nutzer zugänglicher zu machen.

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Alsooo, erstens sind das keine Exponenten sondern Indizes.
Klasse, wieder was gelernt! :great: Leider ging mein Musiklehrer nicht so in die Tiefe wie meine Mathe- und Chemielehrer. In der Mathematik wären das Exponenten und in der Chemie Ladungszahlen. Tiefgestellt, aber nach wie vor rechts vom Buchstaben, wären es in der Mathematik Indizes und in der Chemie Stückzahlen.

Der tiefste Ton am Klavier ist ein A0.
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jap

... und welcher ist´s dann beim Bösendorfer 290 Imperial? Ein Cminus1? :evil:
Nein, natürlich ein C0, weil die Oktave zwischen H und C umspringt. Das A0 oder ²A heißt auch Subkontra-A, und das nächsttiefere C entsprechend C0 oder ²C oder Subkontra-C. Noch einen Halbton tiefer wäre dann B-1 oder ³H oder Subsubkontra-H.
 
Die werden ja auch *eigentlich* tiefgestellt. Ich kan A₄ tippen (A, Compose, Unterstrich, 4), Du vermutlich nicht ☻ Alle anderen schreiben A4, die sonst direktere Alternativschreibweise A[4] wird nicht verwendet.

Als jemand, der die Helmholtz-Notation nie gelernt hat (Blockflöte war damals ohne daß wir über Oktavangaben gesprochen hatten, die über „hohes“ und „tiefes“ C hinaushingen), sondern von der GW-BASIC-„PLAY“-MML-Oktave direkt zur SPN übergegangen ist, muß ich auch immer nachgucken, wenn ihr mit euren Gestrichenen kommt.

Aber da habe ich mir eine tolle Übersicht zu gemacht! Sogar mit MIDI-Notennummern (mit der Standardzuordnung A₄=69). Ich hoffe, die rendert hier richtig (Edit: ja, tut es):

Code:
# MML SPN Hlm. MIDI C♯  D   D♯  E   F   F♯  G   G♯  A   B♭  H   Hlm.-Oktavname
#  -  C₋₁ ,,,C   0   1   2   3   4   5   6   7   8   9  10  11  Subsubkonta-Okt.
#  -   C₀ ,,C   12  13  14  15  16  17  18  19  20  21  22  23  Subkontra-Oktave
#  -   C₁ ,C    24  25  26  27  28  29  30  31  32  33  34  35  Kontra-Oktave
# O0c  C₂ C     36  37  38  39  40  41  42  43  44  45  46  47  große Oktave
# O1c  C₃ c     48  49  50  51  52  53  54  55  56  57  58  59  kleine  " "
# O2c  C₄ c′    60  61  62  63  64  65  66  67  68  69  70  71  eingestrichene
# O3c  C₅ c″    72  73  74  75  76  77  78  79  80  81  82  83  zweigestrichene
# O4c  C₆ c‴    84  85  86  87  88  89  90  91  92  93  94  95  dreigestrichene
# O5c  C₇ c⁗    96  97  98  99 100 101 102 103 104 105 106 107  viergestrichene
# O6c  C₈ c‴″  108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119  fünfgestrichene
#  -   C₉ c‴‴  120 121 122 123 124 125 126 127                  sechsgestrichene

Dürft ihr gern unter Ⓕ MirBSD oder CC0 weiterverwenden, sollte ich da irgendwelche Rechte dran haben. HTH & HAND!
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Nein, natürlich ein C0, weil die Oktave zwischen H und C umspringt

Aber Achtung, ein H𝄪₃ (enharmonisch ein C♯₄) ist höher als ein C₄!
 
Die werden ja auch *eigentlich* tiefgestellt. Ich kan A₄ tippen (A, Compose, Unterstrich, 4), Du vermutlich nicht ☻
Ja, in der Regel schreibt man die Zahl unten rechts hin, manche machen es aber auch oben links oder unten links. Nur oben rechts ist schon für die Töne oberhalb der kleinen Oktave vergeben.

Aber Achtung, ein H𝄪₃ (enharmonisch ein C♯₄) ist höher als ein C₄!
Klar, wenn man mit Doppelkreuzen jongliert, kann man es sehr kompliziert machen. Das war hier aber nicht das Thema.
 

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