Neue Lage erschließen

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Cörnel
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Guten Abend,
hier mal eine Frage ohne Fachbegriffe, ganz praktisch:

Ich wurde bisher immer als Bariton trainiert, die Höhe wurde nie richtig erschlossen. Im Januar hat es auf einem Workshop aber Klick gemacht bei einem Stück und die Höhe war da - natürlich nicht so, als würde ich seit 10 Jahren so singen, aber ja, eindeutig, ich bin Tenor.

Der Dozent dort empfahl mir nun ein höheres Stück, dieses macht mir aber Probleme. Ich habe den Eindruck, dass das Stück vom Workshop ging, weil es nur kürzere "Ausflüge" in die höhere Lage waren, die Passagen in der höheren Lage beim neuen Stück sind nun aber länger. Kann es sein, dass die Muskulatur da momentan noch ein wenig verwirrt ist, die Spannungen nicht halten kann?

Wie soll ich vorgehen? Ich habe heute das Stück gesungen, weggelegt, eine Stunde später noch mal gesungen.

Irgendwelche Tipps? :confused:



Grüße
Cörnel
 
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Ich denk schon, dass Du das erst "trainieren" musst. Ich fühle mich in der Höhe anders als in der Tiefe, ich meine auch anders zu stützen. Abgesehen davon darf ich "die Pobacken schon kräftig zammzwicken", wenn ich in eine gewissen Höhe komme. Ich tu mich zwar leichter als in meiner vielgeliebten Mitte, nicht auf den Kehlkopf zu drücken, aber im Bauchbereich ist es satte Arbeit.
Als Tip hab ich eigentlich nur, hab Geduld mit Dir und Deiner Stimme. Unsere Sopräne hören sich bei neuen, noch höheren Höhen auch erstmal ned so pralle an, das muss einfach geübt werden.
 
Hallo Cörnel,
ich würde nicht gleich Literatur in der neuen Lage singen, sondern die Höhe zunächst einmal gesondert üben. Und zwar erstmal unbedingt piano, viel auf "u" und offenem "o", und je besser das klappt, würde ich mich dann an Literatur heranwagen. Für Deine Stimme ist das ja noch eine recht ungewohnte Lage.

@moniaqua: Du hast das schon einmal irgendwo erwähnt, das mit den "Pobacken kräftig zusammenzwicken". Sagt das Dein GL tatsächlich ? Ich frage nur so interessehalber, denn es widerspricht allem, was ich bisher gelernt habe und selber lehre...
 
@moniaqua: Du hast das schon einmal irgendwo erwähnt, das mit den "Pobacken kräftig zusammenzwicken". Sagt das Dein GL tatsächlich ? Ich frage nur so interessehalber, denn es widerspricht allem, was ich bisher gelernt habe und selber lehre...

Mein GL sagt das so nicht. Ein anderer GL hat es mal gesagt; ich verstehe es aber im übertragenen Sinn (und denke, er hat es auch im übertragenen Sinn gemeint), also ned (für nicht-Bayern: ned=nicht!) tatsächlich körperlich so ausführen. Der Ausdruck ist in Bayern eigentlich geläufig für "sich für etwas besonders anstrengen müssen". Das muß nicht unbedingt mit dem genannten Körperteil zusamenhängen ;) Sorry, wenn das zu Verwirrung geführt hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Herzlichen Glückwunsch ;)
Zu dem Thema kann ich doch glatt was aus eigener Erfahrung beitragen.
Bei meinem Umstieg von Mezzo auf Sopran haben wir die Höhe tatsächlich erst mal nur über Übungen geholt, bis die neuen Kräfteverhältnisse von Stütze und Kehlkopf eintrainiert sind und haben erst dann Sopran-Stücke ausgepackt. Wir haben fast ein halbes Jahr nur an Übungen gearbeitet und das Repertoire sozusagen von Stück zu Stück ein bißchen höher genommen.
Ich bin mir nicht sicher in wie weit sich das auf Dich übertragen lässt, aber für mich war auch sehr wichtig, die tiefe Brustlage so lange ruhen zu lassen, bis sich die hohe Kopfstimme gut gefestigt hatte. Da hatte ich zwischendrin (für fast ein Jahr!) mal einen Verlust von fast einer halben Oktave, aber seit sich alles wieder eingespielt hat komme ich wieder so tief wie früher in den Keller und schöner, lauter und brillanter in die Höhe als nie zuvor.
 
Das ich das Pobackenzusammenkneifen mal gar nicht unterstütze könnt ihr, denke ich, aus meinen anderen Posts gut entnehmen. Nur Mr. Methan macht damit Töne. :D:rolleyes:
Aber wie gesagt: Wer damit gute Erfahrungen hat und über 40 Jahre so singen kann, für den ist das natürlich absolut in Ordnung.
 
also ned tatsächlich körperlich so ausführen. Der Ausdruck ist in Bayern eigentlich geläufig für "sich für etwas besonders anstrengen müssen". Das muß nicht unbedingt mit dem genannten Körperteil zusamenhängen ;) Sorry, wenn das zu Verwirrung geführt hat.

Ich habe es mal so gelesen, dass man es "in den Flanken spüren sollte" .... also keine direkte Muskelanspannung in dem Sinne, sondern eine fühlbare gesamtkörperliche Partizipierung.
 
Ist Off-Topic, aber fiel mir gerade dazu ein: ist das Zwerchfell eigentlich ein eigener Muskel oder "lediglich" an verschiedenen muskulären Gruppen aufgehängt? Meine jetzige Gesangslehrerin sagt das eine, meine frühere das andere.
 
So weit ich weiß besteht das Zwerchfell aus quergestreifter und längsgestreifter Muskulatur, so dass es teils steuerbar, teils unwillkürlich funktioniert - was wiederum heißt, dass Atemübungen nix nützten wenn es unwillkürlich funktioniert.
 
Cörnel;4498109 schrieb:
So weit ich weiß besteht das Zwerchfell aus quergestreifter und längsgestreifter Muskulatur, so dass es teils steuerbar, teils unwillkürlich funktioniert - was wiederum heißt, dass Atemübungen nix nützten wenn es unwillkürlich funktioniert.

Atemübungen trainieren aber auch nicht ausschließlich das Zwerchfell ;-) Wenn überhaupt, dann geht es das Zwerchfell betreffend um die Einatmung, also das schnelle sängerische "Abspannen". Ausatemübungen trainieren die innere Zwischenrippenmuskulatur.

Shana
 
Cörnel;4497755 schrieb:
Das ich das Pobackenzusammenkneifen mal gar nicht unterstütze könnt ihr, denke ich, aus meinen anderen Posts gut entnehmen. Nur Mr. Methan macht damit Töne. :D:rolleyes:
Aber wie gesagt: Wer damit gute Erfahrungen hat und über 40 Jahre so singen kann, für den ist das natürlich absolut in Ordnung.

Es ist bei Dir angekommen, dass das nicht wörtlich zu nehmen ist?
 
Es ist bei Dir angekommen, dass das nicht wörtlich zu nehmen ist?
Ups... nein, das habe ich überlesen. Gibt ja genügend Gesangslehrer, die sowas propagieren, um z.B. "die Kraft vom Kehlkopf wegzunehmen" und sowas...
 
Auch von mir herzlichen Glückwunsch. Ich hatte ja ein ähnliches Erlebnis, kann das also mitunter nachvollziehen. Allerdings hatte ich durch fehlenden bzw. falschen Fokus meine Stimme sozusagen künstlich abgedunkelt. Jedenfalls hat es auch bei mir ein wenig gedauert und ich kann auch heute noch keine Stücke (auf für mich zufriedenstellende Weise) singen, die durchgehend um g' und höher sind - also nix mit meinem geliebten Hair Metal XD
Was solls, meine Stimme ist mir jedenfalls sympathisch und ich komme hoch genug. Geübt habe ich alles immer nur an und in Songs, aber ich bin ja auch Rocksänger und singe zugegebenermaßen nicht so viele anspruchsvolle Sachen :) Bei einigen Songs muss ich Passagen einige Zeit gesondert üben, denn das lange Halten einer hohen Note auf einem ungewohnten Laut habe ich ja nie geübt. Dafür isoliere ich die Zeilen und experimentiere damit herum, ändere Variablen etc.
Für mich ist es in der Höhe ab a' so ein Gefühl, als ob man einen Widerstand umgeht, vielleicht auch "Ballast abwirft". Zusammenzwicken brauch' ich da nix, nicht mal mental. Viel Spaß auf jeden Fall auf deiner "neuen Spielwiese" :)
 
Hey Buddy, schön zu hören, was du beschreibst, genau so ist es bei mir. Bei mir geht es konkret um c' bis g', was somit im Passagio drin und gerade raus ist. Es ist aber komisch: Einige Passagen kann ich gut singen, z.B. aus Wicked die Textpassage "Somehow I'm falling under your spell" oder aus Elisabeth "Ich seh' kein'n Ausweg mehr, Hof und Ehre (oder Ehe?) sind mir eine Qual, ich krank durch's leben her, und nun dieser elende Skandal. (OK - in entsprechenden Wörtern sind beides [a:] drin, die kann ich gut singen.)
Im Prinzip bin ich gerade ein Baby, das laufen lernt und sich dabei immer wieder stolpert und langlegt, um dann wieder aufzustehen. Ich glaube eine gute Methode, Millionen von Babys können sich nicht irren.

Ich wette in 3 Monaten nagel ich die "hohen" Töne fest. :) Und in 6 Monaten klingen sie anhörbar.
 
Ich finde es ziemlich cool, dass wir das Gleiche Erlebnis haben, obwohl wir aus so unterschiedlichen Richtungen kommen :)
Setz dich nicht zu sehr unter Druck, natürlich musst du dich daran gewöhnen! Das ist schon komisch, plötzlich einige Halbtöne mehr zu haben, die du im Grunde vorher noch nie gesungen hast. Üben am Maximum erfordert gründliches Aufwärmen und Geduld. Ich bin jedes Mal verblüfft, wie leicht mittlerweile ein a#' ist, das a' hat früher nur mit wahnsinnig viel Kraft (und auch dann nur wackelig) geklappt, mittlerweile geht sogar ein c'' (das allerdings nicht ganz so einfach ist :D).
 
So... das Baby hat laufen gelernt, läuft zwar noch tapsig, aber es läuft: Ich war dieses Wochenende auf einem Workshop, der Dozent, die Situation, der gute Pianist, alles trug dazu bei. Vor allem ist es bei mir eine psychologische Sache. Endgeil sage ich euch.
 
Glückwunsch! Gibt es eigentlich von dir irgendwo Gesangsproben zu hören? Oder magst du (diesbezüglich oder anderweitig) mal was einstellen? ich finde deine Beiträge immer sehr interessant, könnte sie aber besser einordnen wenn ich weiß wie du singst.
 
Ja, das kann ich gerne mal machen. Wie schon an anderer Stelle gesagt bin ich theoretisch noch besser bewandert als praktisch.
 
Das geht mir teilweise auch so - und ich hab nichtmal halb so viel theoretisches Wissen wie du. :D
 

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