Sibelius 6 - Enharmonische Verwechslung einer Trompetenstimme

[GeorgKoeln]

Hallo, liebe Forengemeinde,

ich habe hier folgendes Problem: Ich habe ein Stück in klingend E-Dur, welches u.a. eine Trompete in Bb enthält, welche dann natürlich mit 6 Kreuzen als Vorzeichen dargestellt wird. Nun bin ich allerdings der Meinung, dass es für Trompeter leichter ist, b-Vorzeichen zu lesen als Kreuze, besonders, wenn es viele werden (Scherzhaftes Zitat eines Musikerkollegen: "6 Kreuze ist doch Friedhof...").

Wie bekomme ich es sinnvoll hin, dass mir Sibelius 6 nur in der Trompetenstimme alles inklusive der Tonartvorzeichnung (!!!) nach notiert Ges-Dur umwandelt? (Die klingende Tonart bleibt ja E-Dur.)

Folgendes habe ich schon ausprobiert:

Enharmonische Verwechslung mittels Enter-Taste - funktioniert leider nur ohne die Tonartvorzeichnung.

Tonart nur für diese Notenzeile setzen: Wenn ich Ges-Dur eingebe, erscheinen 4 bs, also notiert As-Dur, nicht Ges-Dur. (Klar, ist ja auch ein Bb-Instrument.) Und um notiert Ges-Dur zu erreichen müsste es die Möglichkeit geben, als Tonart Fes-Dur auszuwählen. Gibt es aber bei Sibelius 6 nicht.

Diverse Transponierungen (z.B. kleine Terz rauf, übermäßige Sekunde wieder runter) - funktioniert ebenfalls nur ohne die Tonartvorzeichnung.

Dann habe ich im Handbuch nachgesehen und folgendes gefunden:

"Gelegentlich werden Partituren mit Kreuz- und B-Vorzeichnungen gleichzeitig geschrieben, um die Tonarten transponierender Instrumente zu vereinfachen. Beispielsweise bei einer Partitur in H-Dur (klingend, 5 Kreuze) werden Trompeten in B oft nicht in Cis-Dur (7 Kreuze), sondern in der enharmonischen Entsprechung Des-Dur, mit 5 Bs leichter zu lesen, geschrieben. Sibelius macht das automatisch, wenn die Option Entfernte Tonarten in transponierenden Partituren umdeuten auf der Seite Schlüssel und Tonart des Dialogfelds Stilvorlagen > Notensatzregeln eingeschaltet ist."

Habe ich natürlich sofort kontrolliert, aber die Option war bereits eingeschaltet, und Sibelius stellt die Bb-Stimme trotzdem in Fis- und nicht in Ges-Dur dar.

Hat irgendjemand von Euch noch einen Tipp für mich? Allmählich verzweifle ich an sowas...

Und auf Sibelius 7 bzw. 8 upzudaten, ist für mich keine Option. Ich habe die Demo von Sibelius 7 ausprobiert und sie nach ca. 2 Minuten entsetzt wieder vom Rechner gelöscht. (Augenkrebs...) Zudem weiß ich nicht, ob es damit überhaupt funktionieren würde.

Ich danke Euch im Voraus für eventuelle Tipps!

Liebe Grüße,

der Georg

 

[Be-3]

Hallo Georg,

eigentlich hast Du Dir die Antwort schon gegeben:

Gelegentlich werden Partituren mit Kreuz- und B-Vorzeichnungen gleichzeitig geschrieben, um die Tonarten transponierender Instrumente zu vereinfachen.

"Tonarten vereinfachen" bedeutet rein rechnerisch, gegebenefalls auf enharmonisch verwechselte Tonarten auszuweichen, die weniger Vorzeichen haben. Nun ist dummerweise Fis-Dur/Ges-Dur genau der Grenzfall mit jeweils gleich vielen Vorzeichen (6 Kreuze gegen 6 Bes), so daß ein Wechsel zu Ges-Dur keine Verbesserung brächte - deshalb beläßt Sibelius es bei Fis-Dur.

Ich würde wetten, wenn Du die B-Trompete durch z. B. ein Es-Altsaxophon ersetzt, würde diese Option das sich normalerweise ergebende Cis-Dur (mit 7 Kreuzen) zu Des-Dur (mit "nur" 5 Bes) vereinfachen.

Sibelius berücksichtigt nicht die sprichwörtliche Blechbläser-Abneigung gegen Kreuztonarten, sondern betrachtet nur ganz nüchtern die reine Anzahl der benötigten Vorzeichen.

Abhilfe wird es wohl geben (durch manuellen Eingriff, notfalls die Trompeten-Stimme in klingend Fes-Dur notieren, dann sollte sie transponierend bei Ges-Dur landen).
Ausprobieren kann ich es leider nicht, denn ich habe zur Zeit kein Sibelius installiert.

Viele Grüße
Torsten

 

[GeorgKoeln]

Abhilfe wird es wohl geben (durch manuellen Eingriff, notfalls die Trompeten-Stimme in klingend Fes-Dur notieren, dann sollte sie transponierend bei Ges-Dur landen).

Hallo Torsten,

tja, genau das mit Fes-Dur funktioniert leider nicht bei Sibelius 6, wie ich oben bereits schrub. Die Vorzeichen gehen bis maximal Ces-Dur mit 7 bs oder Cis-Dur mit 7 Kreuzen, 8 Vorzeichen sind nicht vorgesehen.

Ich habe es aber mittlerweile über einen anderen Umweg gelöst bekommen, den ich hier nun für diejenigen, die mit dem selben Problem kämpfen, beschreiben möchte.

Ich habe einfach über das Menü "Instrumente bearbeiten" ein neues Instrument erstellt, basierend auf einer Trompete in Bb, nur dass ich im Feld "Transposition" eben kein Bb, sondern ein Ais eingegeben habe. Schwupps, war alles, wie ich es gerne hätte.

Trotzdem Danke für deine Mühe!

Liebe Grüße,

der Georg

 

[Claus]

Gibt es unter den Optionen und Bearbeitungsmenüs von Sibelius 6 denn keine Funktionen zum Einsatz der Vorzeichen-Regeln? So etwas kenne ich aus Finale.

Vor so einer Bearbeitung würde ich die betroffene Stimme vorher aus der Partitur lösen/exportieren/Stimmauszug erstellen und als einzelne Datei unter anderen Namen abspeichern.
Auch scheinbar banale Operationen können in der Partitur aufgrund der Verzahnung sonstwas anrichten, man weiß ja nicht was sich die Programmierer gedacht haben.
Danach bietet das Transponieren der Stimme eine sichere Methode für andere Vorzeichen.

Aus meiner Hobbytrompetersicht mal ganz praktisch gesehen:
Sechs Vorzeichen liegen für die meisten Amateure auf der dunklen Seite des Mondes. Noch mehr als die witzig umschriebene Kreuz-Phobie kenne ich aber Blechbläser, bei denen mehr als 3 Vorzeichen ziemliche Unsicherheit auslösen.
Die Lösung sehe ich so: da es sich vermutlich um tonale Musik handelt, muss man als Musiker halt eine Übungsstunde in die ungewohnte Tonart investieren und die Tonleiterstufen sowie Stufenakkorde üben, dann klappt es auch mit so einer Stimme.
Oder die ungewöhnliche Stimme eben schön langsam lesen und dann stumm fingern lernen und erst dann auf dem Instrument üben.
Hoffentlich sind keine besonderen rhythmischen Anforderungen dabei, dafür wäre ansonsten noch etwas Extraaufwand nötig. Man sollte dann zunächst allein die rhythmische Notation abschnittweise kennenlernen, indem man sie auf einem Ton bzw. Silbe sprechen oder klatschen lernt.

Gruß Claus