Auf der Bühne finde ich die Tonart nicht mehr!

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Da ist mir neulich etwas sehr unangenehmes passiert. Der Effekt ist mir zwar schon öfter aufgefallen, aber nicht in diesem Maße.

Ich nehme seit Ende Mai Gesangsunterricht, habe aber noch nie wirklich auf einer Bühne gesungen und daher noch nicht die Erfahrung beim Live-Gesang.

Sowohl im Unterricht als auch wenn ich zuhause für mich zu einem Playback singe, finde ich die Töne sehr leicht. Ich kann gut einschätzen, welcher Song in meiner Lage ist und welcher nicht. Neulich hatte ich dann die Möglichkeit, leider ohne Vorbereitung und allem, einen Song im Karaoke-Stil auf einer Bühne zu performen. Also habe ich einen Song ausgewählt, den ich gut kenne und auch oft für mich allein und sogar einmal bei einer Karaokeparty gesungen habe und der natürlich meine Tonlage trifft. Ich hatte ein Mikrofon und habe mich und das Playback über einen Monitor-Wedge gehört. Doch irgendwie habe ich kaum richtige Töne getroffen. Beim Singen für mich war es nie ein Problem, sogar den Anfangston zu finden, aber bei dieser Performance musste ich viel "suchen" während des Gesangs, irgendwie klang keine Tonart richtig. Ich hatte auch das Gefühl, dass das Playback tiefer klang als sonst und ich somit tiefer singen muss als ich es sonst bei dem Lied getan habe.

Kann jemand diesen Effekt erklären und evtl sogar Tipps dagegen geben? Ich werde, wenn es wieder soweit ist, auch mal meine Gesangslehrerin dazu befragen. Ich kann mir nur erklären, dass es irgendwie mit der Schallausbreitung zusammenhängt, da ich ja sowohl den Monitorsound als auch indirekt den PA-Sound höre. Es ist wie gesagt nie ein Problem, wenn ich ohne Mikro singe, mich also nicht selbst höre. Aber auch bei der Karaokeparty (die Sänger standen mit im Publikum, d.h. man hat den Schall nur von einer Schallquelle gehört) ist mir der Effekt nur leicht bis gar nicht aufgefallen.
 
Eigenschaft
 
Ich hatte auch das Gefühl, dass das Playback tiefer klang als sonst und ich somit tiefer singen muss als ich es sonst bei dem Lied getan habe.
Das ist im Prinzip denkbar und ich kenne eine Sängerin, die oft merkt, wenn man ein Lied in einer anderen Tonart spielt als sie es gewohnt ist. Das ist zwar kein absolutes Gehör, aber ein ausgeprägter Levitin-Effekt. Wenn das Playback tiefer war als das Original, könnte dich das also aus dem Konzept gebracht haben.

Ich denke, dass es vielleicht eine Reihe von Faktoren waren. Warst du aufgeregt? Falls du wenig Bühnenerfahrung (zumindest als Sängerin) hast, wäre das ja verständlich. :) Jetzt, wo du seit einiger Zeit Gesangsunterricht nimmst, das Ganze also "ernster" angehst, hattest du vielleicht auch nochmal höhere Erwartungen an deine eigene Leistung. Verbundem mit schlechtem Sound kann das die Sache schwerer machen. Ich weiß natürlich nicht, ob ich mit den Vermutungen richtig liege, und eine richtige Lösung ist das auch nicht. Ich würde sagen, Erfahrung ist der Schlüssel, um solche Fehler auszumerzen. Aber ich kann verstehen, wenn du nicht die gleiche Situation nochmal haben willst...
 
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Hallo Natha,

es ist zum einen schon so, dass man sich von der "Einstellung" des Körpers bestimmte Tonarten merkt, wenn man sie schon öfter gesungen hat. Vor zwei Jahren hatte ich mal einen Workshop bei einem Gospeltrainer, der nannte das "Body Memory". Das funktioniert also parallel zur Hörkontrolle. Und genau diese Hörkontrolle, die bei dir sonst gut zu funktionieren scheint, kann natürlich auch irritiert sein, wenn du dich selbst einerseits über Monitor hörst (anders als sonst über die Knochenleitung von innen) und andererseits ein Playback, das tiefer ist als die für dich gewohnte Tonart. Da kamen also wahrscheinlich verschiedene Sachen zusammen - mal abgesehen davon, dass in einer Live-Situation vor anderen Leuten auch noch mal die Aufregung dazukommt.
 
Beim Singen für mich war es nie ein Problem, sogar den Anfangston zu finden, aber bei dieser Performance musste ich viel "suchen" während des Gesangs, irgendwie klang keine Tonart richtig. Ich hatte auch das Gefühl, dass das Playback tiefer klang als sonst und ich somit tiefer singen muss als ich es sonst bei dem Lied getan habe.
<kristallkugel> Ich würd mal sagen, das Karaoke war tiefer als Du es gewohnt warst, weil der Song relativ hoch ist und die meisten Karaokesänger mit der Höhe ein Problem haben dürften.</kristallkugel>

Nun ernsthaft - ich halte es für möglich, dass der Song wirklich tiefer war. In diesem Fall wäre es kein Wunder. Wenn einem meiner Chorleiter einfällt, ein Lied ohne Vorwarnung zu transponieren, denke ich mir auch erst einmal, ich sei der letzte Depp, weil mein gespeichertes Körpergefühl der Noten nicht mit dem zusammengeht was ich höre und und das nicht mit dem, was auf dem Notenblatt steht. Der Rest vom Chor schwächelt dann auch. Mit Ansage ist es wieder kein Problem, dann kann man sich drauf einstellen.

Dazu bei Dir dann noch die Aufregung, die ungewohnte Situation auf der Bühne, fehlende Routine et voilà, das Desaster nimmt seinen Lauf.

Dagegen hilft, den Song ruhig auch mal ein paar Tönchen tiefer und höher üben, so es der Stimmumfang hergibt, Sachen in unterschiedlichen Tonarten hören, viel, viel Intervallübungen in unterschiedlichen Tonarten singen. Intervallübungen sind überhaupt sehr nützlich.

Und natürlich die Chancen nutzen, in "ungefährlicher Situation" auf Bühnen zu stehen, wo es sich ergibt.

Was für ein Song war es denn eigentlich?
 
War es denn genau das Playback, mit dem du auch sonst gesungen hast oder ein anderes?
Bei Aufregung kann vieles auf einmal anders sein...
 
Nun ernsthaft - ich halte es für möglich, dass der Song wirklich tiefer war. In diesem Fall wäre es kein Wunder
War es denn genau das Playback, mit dem du auch sonst gesungen hast oder ein anderes?
Ja, es handelte sich um die Karaoke-Version von Snow (RHCP). Ich habe mir das Video, das ich genutzt habe, kurz vor der Performance nochmal angeschaut und kurz geübt, auch da hat es geklappt. Von daher ausgeschlossen, dass es objektiv tiefer war.
Klar ist RHCP nicht einfach...aber ich habe Snow eben schon einmal beim Karaoke in der Bar gesungen und da hat es geklappt (naja - ich habe es aber nicht alleine gesungen. vielleicht fehlte mir eine gesangliche Stütze). Aber auch zuhause mit Playback übern PC ging es gut.

Wie mir gerade einfällt, könnte auch der Hall, der ja immer auf die Vocals gelegt wird, seinen Einfluss daran haben,
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, es handelte sich um die Karaoke-Version von Snow (RHCP). Ich habe mir das Video, das ich genutzt habe, kurz vor der Performance nochmal angeschaut und kurz geübt, auch da hat es geklappt. Von daher ausgeschlossen, dass es objektiv tiefer war.
wenn es Dich tröstet: Auch Anthony ist nicht bei jedem Live-Autritt im richtigen Ton ...

Es gibt ja viele weitere Einflussfaktoren, wie:
  • Tagesform(en)
  • Band-Tuning
  • Song-Bearbeitung
  • Monitore geben Frequenzen häufig tiefer wieder
  • Monitor - zu - Monitor Schwankungen
  • EQ (Frequenzgänge) vom Mischpult her
  • usw. usw.
Was sagt denn Dein Gesangslehrer (w/m) dazu?
 
Ich nehme seit Ende Mai Gesangsunterricht, habe aber noch nie wirklich auf einer Bühne gesungen und daher noch nicht die Erfahrung beim Live-Gesang.

Sowohl im Unterricht als auch wenn ich zuhause für mich zu einem Playback singe, finde ich die Töne sehr leicht.

Hi,
das finde ich alles gar nicht verwunderlich.
Bühnenerfahrung muss man einfach sammeln.
Das Singen (bzw. Musikmachen allgemein) zuhause oder im Unterricht hat einfach sehr sehr wenig bis gar nichts mit einer Auftrittssituation auf der Bühne zu tun.

Also nicht verzagen, einfach weitermachen :great:
 
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Ich denke auch, dass Aufregung eine Komponente war. Zuhause oder auch vor der Gesangslehrerin bzw. dem Gesangslehrer ist die Ausgangssituation eine ganz andere. Man ist viel entspannter und kann sich besser auf sich, seine Atmung etc. konzentrieren. Aber bei einem Auftritt strömen viele Einflüsse auf einen ein und das kann einen schon aus dem Konzept bringen. Ich nehme auch seit einer Weile Gesangsunterricht und merke selber, dass Lieder die im Unterricht gut klappen, wenn ich sie vor anderen singen möchte, auf einmal anders klingen.
 
Zuhause oder auch vor der Gesangslehrerin bzw. dem Gesangslehrer ist die Ausgangssituation eine ganz andere. Man ist viel entspannter

Ich persönlich bin vor Publikum deutlich entspannter als vor einem Lehrer oder zuhause, wo Nachbarn mithören. Weil ich mich dort eben nicht mehr konzentrieren darf, sondern abliefern muss. Aber da ist jeder Jeck anders.
 
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Verstehe ich nicht so ganz. Dann liefer vor dem Lehrer oder den Nachbarn doch auch "einfach nur ab".

Was ist denn der Kern dahinter? Daß es dir da nicht so wichtig ist und dir daher das Adrenalin fehlt oder weil du da anders klingen willst als und eher ausprobierend aus deiner Komfortzone gehst?
 
Verstehe ich nicht so ganz.

  • Ein Lehrer beurteilt eine Leistung, die Technik, die Atmung. Das Publikum eine Performance
  • Ein Lehrer zahlt keinen Eintritt, man bezahlt ihn für seine Analyse
  • Ich mache, was der Lehrer mir sagt, nicht das, was ich möchte. Übungen machen ist nicht singen.
  • Ein Lehrer reagiert nicht emotional, applaudiert nicht, jubelt nicht und fordert keine Zugabe. Es entsteht keine Interaktion
  • Und wie du ganz richtig sagst: es fehlt das Adrenalin
Performen auf der Bühne ist für mich eben nicht nur singen. Es ist der Drang, auf vielfältige Art zu überzeugen. Es herrscht eine eigene Dynamik, die man in einem Zimmer mit einem neutralen Beobachter, der einen beurteilt, nicht erreicht.

EDIT: Ach ja: Die Nachbarn. Kleine Anekdote. Ein paar Bekannte sind mal zufällig in die Nachbarwohnung eines lokal sehr beliebten Sängers gezogen und waren darüber zunächst freudig erregt. Die Freude hielt nicht lange, denn einem Sänger - sei er auch noch so gut - beim Üben zuzuhören, ist kein Hochgenuss.
 
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Du hast hier schon sehr gute Antworten bekommen. Vielleicht war das Playback wirklich tiefer als gewohnt, was bei Karaokeparties häufig der Fall ist, damit es leichter zu singen ist. Was der wahre Grund gewesen ist, werden wir wohl nicht rausfinden können. Am besten ist, du machst das regelmäßig und findest dich irgendwann rein!
Ich kann nur berichten, dass mir sowas einmal auf der Bühne passiert ist, dass ich einfach die Tonart nicht finden konnte und sich alles was ich gesungen habe schief angefühlt hat. Da lag es daran, dass das Monitoring sehr schlecht abgemischt war. Man hört etwas, auch die eigene Stimme, aber nicht so wirklich was genau. Den Bass habe ich kaum gehört, nur irgendein undefinierbares Gewaber. Musste dann sozusagen dann blind durchfliegen und es so singen, wie es sich im Körper richtig angefühlt hat. Von diesem Auftritt gibt es auch einen Mitschnitt. Interessanter Weise lag ich gar nicht so daneben. Hab aber hin und wieder etwas verunsichert geguckt. Seit ich aber meinen Monitormix selber einstellen kann (über InEar), hatte ich das Problem nie wieder.
Falls es bei dir daran lag, dass du nicht gut gehört hast, kannst du den Karaoke DJ ja drum bitten, entweder dich oder die Musik auf dem Wedge lauter bzw. leiser zu machen.
 
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