Wie stimmt ihr euer (Streich-)Instrumente? Wie viel Hz?

  • Ersteller murmichel
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Ist die Anspielbarkeit bzw. Klang bei E-Geigen vom gleichen Modell ebenfalls so verschieden, wie bei einer Holzgeige?

Sind die Klassik-Geiger strenger als die "Pop-Geiger"

Bis auf ein paar Exoten (sbip, Aquila) sind auch E-Geigen aus Holz. Die eigentliche Frage kann sicherlich @fiddle beantworten. Ich vermute, die Streuung ist vorhanden, aber geringer. Unbenommen bleibt, dass der Klang einer Geige (egal ob A- oder E-Geige) neben dem Bogen vor allem vom Spieler geprägt wird. Und bei der E-Geige ist die Signalaufbereitung (Equalizer, Effekte, Amp, Lautsprecher) noch prägender als das Instrument.

"Klassiker" spielen technisch meistens auf einem deutlich höheren Level, können fließend vom Blatt spielen, beherrschen es dabei auch den Dirigenten im Auge zu halten, kämpfen um Nuancen im Ausdruck und haben grundsätzlich ein extremes Pensum an Übungsstunden hinter sich. Studierter Musiker im klassischen Genre kann man nur werden, wenn man mit sich sehr "streng" umgeht.

Bei den "Pop-Geigern" sind Fähigkeiten gefragt, die bei den Klassikern keine große Rolle spielen: Improvisation, Entwickeln eigener Stimmen im Bandkontext, Bühnenpräsenz, Spielen nach Gehör, dieses auch im musikalischen Dialog - und das alles mit vergleichsweise einfacher Spieltechnik :)

Dann gibt es auch noch die "Jazz-Geiger", die sind oft technisch auf hohem Niveau, und bringen die Fähigkeiten von Klassik und Pop recht nah zusammen.

Jedes der Genres benötigt unterschiedliche Fähigkeiten, es gibt zwar auf allen Seiten ein paar Leute, die (warum auch immer) auf die Anderen herabschauen, aber letztlich sind wir alle irgendwie Musiker, jeder macht es mit Herz und so gut er kann.




Anmerkung: Geigenspieler, du feuerst hier eine Frage nach der anderen ab. Ist ja fein, wenn diese Ecke vom Forum auflebt, aber du kannst hier auch viele Stunden in alten Diskussionen stöbern, da findest du nicht nur Antworten auf deine Fragen, sondern auch ganz viele Antworten auf Fragen, die dir sicherlich bald in den Sinn kommen werden.
 
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Ja, eine klare Antwort gibt es natürlich nicht. Spielst Du mit Klavier, meistens 442 Hz, im Orchester 443 (oder sogar höher, gefällt manchen Leuten, da "brillianter", da kommt dann immer meine Bratschenseele zum Vorschein ;) ) Und dann Orgeln.. 440 Hz zu bekommen ist schon Glückssache, genauso ofter kann dich aber eine Barockstimmung treffen oder sogar weniger.
Da wir in der Regel ja mit einer Stimmung unterwegs sind, klingt das Instrument häufig in der anderen Stimmung nicht mehr so gut. Und ja, Bläser sind inflexibel, da kann ich mich schon an viele "Kämpfe" erinnern. Einmal konnte die Bläsergruppe nicht so tief wie das Klavier und wir Streicher waren irgendwo dazwischen... gruselig.
 
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Ganz pragmatisch: Zum Üben alleine gehe ich oft her und stimmte nach dem, was die E-Saite gerade anbietet. Diese ist aus Stahl und hält die Stimmung am stabilsten. Solange kein anderes Instrument mitspielt und der der Spieler nicht absolut hört, geht es nur darum, dass die Quinten rein sind. Diese Vorgehensweise setzt allerdings voraus, dass du ohne Stimmgerät nach offenen Quinten stimmen kannst.

Kommt ein anderes Instrument dazu, muss man sich einigen. Im Trio mit meinem Kind und meiner Schwester haben wir schon - auch pragmatisch - nach dem a' des Cellokindes gestimmt, einfach weil wir Erwachsenen schneller und routinierter im Umstimmen sind. Wenn ein Klavier dazukommt, ist auch klar, nach wem gestimmt wird - Klavierstimmer sind selten zur Hand;)

Bei einer Playback CD ist es - zumindest im Klassikbereich - üblich, dass vorher ein Stimmton angespielt wird.
 
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Da bin ich anderer Meinung, denn das Gehör gewöhnt sich an eine Stimmung. Ein sehr tiefes a über einen längeren zeitraum, und die 440 Hz klingen komisch...

Wobei in deinem Fall das "Schülerinstrument" sicherlich (fast) wöchentlich auf 440 oder so gestimmt wird...
 
@cello und bass
Unter 440 Hz geht es hier nicht, eher etwas drüber. Das Kinderinstrument wird wöchentlich auf ~ 442 Hz gestimmt.
 
Der Obertonbereich sind alle kleineren, schnelleren und damit höheren zusätzlichen Schwingungen eines Tones jenseits seiner Grundfrequenz (Sinuskurve).
 
Obertöne nimmt man am besten beim Stimmen wahr: 2 Saiten gleichzeitig streichen, dabei entsteht im Raum eine Welle, die wird weiter oder enger, je nachdem, wie weit man von der Quinte weg ist. Wenn diese Welle steht, ist alles gut.
Der verlinkte Artikel ist interessant, aber ich Zweifel, ob der wirklich Gültigkeit besitzt...
 
Nach meinem Verständnis sind Obertöne nicht die Schwingungen die du meinst, sondern der zusätzliche Schwingungsanteil eines Tones der eine höhere Grundfrequenz hat.
Wenn eine Saite genau in der Mitte angerissen/gestrichen wird, klingt sie dumpfer, da sie vorallem mit ihrer Grundfrequenz schwingt.
Je weiter am Rand das Anreißen/Streichen passiert, umso mehr Schwingungen mit zusätzlich möglicher Aufteilung also doppelte, dreifache, vierfache Frequenz usw. kommt dazu.
Im Prinzip das, was auch bei einem Flageolettton passiert. ->klick
Im oben verlinkten Artikel steht: "Bei jedem natürlichen Ton wird neben dem Grundton, der die Tonhöhe bestimmt, eine Vielzahl höherer Töne erzeugt. Diese Obertöne ergänzen das Frequenzspektrum eines Tons und geben ihm seine individuelle Klangfarbe."

Die Schwingungen die beim Stimmen zweier Saiten hörbar sind, sind ja zwei Saiten (mit jeweils eigenen Obertönen) die im Schwingungsverhältnis 2:3 (also einer Quinte) gestimmt werden.
Je exakter dieses Verhältnis passt, desto langsamer wird die von dir beschriebene Schwebungswelle bis sie bei exaktem Verhältnis letztlich "stehen bleibt". Diese Schwebungswelle ist aber kein Oberton, sondern die Ungenauigkeit und damit Verschiebung der beiden Schwingungen. Sie kommt bei den Obertönen eines einzelnen Tones nicht vor, da die Saite nur dazu angeregt wird in zusätzlichen Schwingungen mit exaktem Schwingungsverhältnis zu schwingen.
 
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Sie kommt bei den Obertönen eines einzelnen Tones nicht vor, da die Saite nur dazu angeregt wird in zusätzlichen Schwingungen mit exaktem Schwingungsverhältnis zu schwingen.
Eigentlich schon, denn bei rein gestimmten Saiten in Quinten decken sich dann die Obertöne, deshalb bleibt die Schwebungs-Welle "stehen".
z.b. bei D und A, Verhältnis 2:3, kommt bei 3xFrequenz von D die gleiche Frequenz raus, wie bei 2xFrequenz von A.
 
Dann hast du mich falsch verstanden:
Diese "wabernde Schwingung" gibt es nur dann wenn zwei Saiten einen Ton erzeugen.
Wenn nur eine Saite aktiv ist gibt es diese Schwingung nicht.
Das sich die Obertöne einzelner Saiten ergänzen und teilweise gleich sind steht außer Frage und ist definitiv so, da hast du recht.
 
ihr Instrument würde sich auf bestimmte Frequenzen einschwingen.
Doch, das meine ich bestätigen zu können.
Aber: was nützt das? Wenn man mit Orgel oder Klavier zusammenspielen möchte, wird man sich als Geiger anpassen müssen.
 
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SubbrSchwob
  • Gelöscht von cello und bass
  • Grund: ot - hab den Fehler wetiergeleitet
Stollenfiddler
  • Gelöscht von cello und bass
  • Grund: ot - hab den Fehler wetiergeleitet
Ich stimme meine E-Geige tatsächlich mit einem Polytune Cliptuner in der Probe und vor Auftritten. Den setze ich direkt vor den Steg. Funktioniert prima! Bei Proben und Auftritten mit der richtigen Geige lasse ich mir von der Gitarre ein A geben und stimme den Rest klassisch. Alles auf 440 Hz, weil die anderen Mitspieler das genauso machen.
 
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4€ Clip vom T.
 
Wie sind die Streicher in den Libraries gestimmt, wo nichts angegeben ist?

Im Miroslav Philharmonik und auch in der NI Session Strings wird nichts bezüglich Grundstimmung 440 oder 442 Hz erwähnt. Was ist da genutzt worden? Kann ich das irgendwie rausfinden? Im Manual steht nichts...


Wenn ich die A3 anspiele, das Ergebnis durch einen Tuner jage, müsste bei 440 Hz A+0Cents und bei 442Hz A+0.5Cents rauskommen, korrekt?

Verstehe ich das richtig?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wusste gar nicht, dass Bläser nicht ihr Instrument stimmen können ;)
Auch in Orchestern gibt es Klavier/Orgel/Bengalische Wurfzitter. Da muss man sich dann anpassen.
Bei Blockflöten ist es z. B. so, dass die meisten Flöten heute standardmäßig auf 442 Hz gestimmt sind. Die Stimmung variiert aber auch, je nach Außentemperatur. Man kann eine Blockflöte durch Herausziehen nur bis zu 3 Hz. tiefer stimmen, ohne dass sie sich in sich verstimmt. Im Winter finde ich 440 Hz. nicht so problematisch, aber im Sommer kommt ein Teil in meiner Flöten locker auf 445 Hz. Da muss ich manche Flöten schon für 442 oder 443 Hz. rausziehen.
 
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...und wahrscheinlich ändern sie dann trotzdem noch ihre Tonhöhe wenn sie eine Weile gespielt wurden und warm (und feuchter) geworden sind?
Wahrscheinlich werden sie durch die Ausdehnung dann tiefer, oder?
 
Wahrscheinlich werden sie durch die Ausdehnung dann tiefer, oder?
Die Materialausdehnung von Blasinstrumenten ist derart gering (sicher nur im Bereich von einigen 100-tel Millimetern), dass sie praktisch keinen Einfluss auf die Stimmung hat.

Tatsächlich verhält es sich so:
Schallgeschwindigkeit, Wellenlänge und Frequenz stehen in einem festen Verhältnis zueinander, die Formel lautet Frequenz = Schallgeschwindigkeit / Wellenlänge (und alle entsprechenden Umstellungen dieser Formel).
In warmer Luft ist die Schallgeschwindigkeit höher als in kalter Luft. Die Luftfeuchtigkeit spielt auch eine, wenn auch geringe Rolle. Bei höherer Luftfeuchtigkeit steigt die Schallgeschwindigkeit ebenfalls ein wenig, und die Luftfeuchtigkeit dürfte innerhalb des Schallrohres der Blasinstrumente bei 100% liegen.

Wenn die Schallgeschwindigkeit ansteigt, vergrößert sich die Wellenlänge einer gegebenen Frequenz. Hier ist eine Rechentabelle dazu, wobei man allerdings nur die Frequenz und die Temperatur eingeben kann: http://www.sengpielaudio.com/Rechner-wellen.htm

Nun ist es bei Blasinstrumenten (und Orgelpfeifen) aber so, dass die Wellenlänge durch die Länge des Blasrohrs (der Orgelpfeife) fest vorgegeben wird (bei Instrumenten mit Klappen die Länge durch die zum jeweiligen Ton gehörenden geschlossenen Klappen) - die Ausdehnung spielt ja wie erwähnt keine Rolle.
Deshalb muss durch die Abhängigkeiten der oben angegeben Formel die Frequenz ansteigen, wenn das Instrument wärmer wird und umgekehrt.

Bei Streichinstrumenten (und Klavieren) spielt die geringe Ausdehnung der Saiten wohl eine Rolle, zumal die Saiten unter einer mehr oder weniger großen Spannung stehen. Bei Wärme werden sie tiefer, bei Kälte höher. Allerdings kann man die Streichinstrumente einfach umstimmen und anpassen.

Bei Blasinstrumenten mit Klappen ist das Umstimmen bzw. die Anpassung nicht so flexibel möglich. Man zieht das Kopfstück (Kopfstück bei den Flöten / Birne mit Mundstück bei der Klarinette / S-Bogen beim Fagott / Röhrchen bei der Oboe/ Mundstück beim Saxophon) mehr oder weniger raus (Verkürzen = höher stimmen / Verlängern = tiefer stimmen). Aber erstens sind beiden Richtungen konstruktionsbedingt Grenzen gesetzt, und zweitens müsste man um weiter sauber zu intonieren eigentlich die Abstände aller Tonlöcher zueinander entsprechend anpassen, was natürlich absolut unmöglich ist.
So hat das Verschieben des Kopfstückes etc. proportional mehr Auswirkungen auf die Töne am oberen Ende des Instruments (sog. "kurze Töne") als auf die am unteren Ende ("lange Töne"). Das Instrument verstimmt sich also irgendwann immer mehr in sich und sauberes Spielen wird immer schwieriger.

Kirchenorgeln sind im Sommer höher als im Winter, das kann durchaus schon mal einen Viertelton und sogar mehr ausmachen. Aber immerhin bleiben die Orgeln in sich sauber (von den Zungenpfeifen-Registern die sich relativ schnell verstimmen können mal abgesehen).
 
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