Wie nennt man diese Art des Strummings? (Beantwortet = Flatpicking)

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ich hab mich in den letzten Monaten viel mit Liedern von "Mandolin Orange" beschäftigt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Dame des Duos, Emily Frantz, in manchen Videos eine bestimmte Schlagtechnik verwendet, die ich aus welchem Grund auch immer nicht nur anhand der Videos selber hinbekomme. Man sieht sie z.B. hier:




Es sieht so aus, als würde sie ziemlich schnell mit dem Pick eine Saite anschlagen (ich nehme man an den jeweiligen Grundton des Akkords) und dann den vollen Akkord per Abschlag spielen. Ob dann aber für den Übergang zum nächsten Akkord vielleicht noch dazwischen was dazukommt, kann ich leider nicht sagen.

Gibt es für diese Art des Strummings einen bestimmten Namen? Mit einem solchen würde ich mich mal auf die Suche begeben, um mir die Technik selber beibringen zu können...
 
Eigenschaft
 
Das nennt sich nicht mehr Strumming - was die Dame da macht, ist Flat Picking - mit wechselnden Voicings. Im Country-Bereich wird das sehr oft praktiziert.
 
Ah, da kann ich ja dem ersten Anschein nach gleich mal eintauchen in die Materie, so viel wie man dazu auf Anhieb findet :) Besten Dank dir! Hatte zwar von Flatpicking schon gehört, hab es aber hiermit gar nicht in Verbindung gebracht:eek:
 
Ist das nicht auch irgendwie verwandt mit dem Chicken picking oder wie heißt das?
 
Beim Flatpicking schlägt man die Saiten nur mit dem Pick an, beim Chicken- oder Hybridpicking hält man das Plek mit Daumen und Zeigefinger, die restlichen Finger zupfen aber die (anderen) Saiten auf "normale" Weise.
 
Beim chick'n pick'n wird mit Plektrum und 2/3 Fingern gearbeitet.

Ich sehe gearde: @peter55 war schneller.

Vielleicht noch ein paar Stichworte zum Googeln:

Diese Stylistik kommt ursprünglich vom "Travis-Picking" (-> Mearle Travis)
Weiter mit "Carter Picking" (-> Carter Family - ja die Familie von June Carter Cash)
dann zum Hybrid Picking (-> Mark Knopfler ist da ein ganz großer)
und als Krönung Chicken-Picking, hierbei auch sehr wichtig das sofortige muten der gezupfen Saite, um den "picking" (poppenden) Sound zu erzeugen. In moderner Coutry Musik und Bluegrass sehr verbreitet. Hier lohnt es sich Brad Paisley, Danny Gatton, Albert Lee, Brent Mason,..... mal anzuhören.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also doch irgendwie verwandt.
 
Also doch irgendwie verwandt.
Verwandt sicher - aber eine ganz andere Technik - das muten der Saiten ist (wenn man damit anfängt) sehr gewöhnungsbedürftig. Es dauert relativ lang, sich daran zu gewöhnen und gezielt im Bandkontext einzusetzen.
 
@mjchael sollte deine Frage beantwortet. Er hat zu diversen Anschlagsarten schon einiges im Forum geschrieben. :)

(ich nehme man an den jeweiligen Grundton des Akkords) und dann den vollen Akkord per Abschlag spielen.
Vom Prinzip her hast du recht. Man stellt sich die anzuschlagenden Saiten in zwei Bereiche geteilt vor, Bass und Diskant. Es gibt unterschiedliche Techniken, man kann entweder gezielt den Grundton spielen und danach vor allem die 3 Melodiesaiten, oder man schlägt die Basssaiten an, ohne genau darauf zu achten, dass man tatsächlich nur den Grundton erwischt. Ob man danach nur die "restlichen" Saiten spielt oder ein paar mehr, obliegt dem persönlichen Geschmack. Damit darf auch ruhig experimentiert und improvisiert werden.

Ob dann aber für den Übergang zum nächsten Akkord vielleicht noch dazwischen was dazukommt, kann ich leider nicht sagen.
Im Grunde nicht. Man kann halt unterschiedliche Rhythmen verwenden, bespielsweise Viertel auf den ersten 3 Zählzeiten und 2 Achtel auf der letzten. (Alle anderen Varianten gehen aber auch.)
 
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Ich glaube, ein gutes Video für das Verständnis derv Entwicklung vom Carter Style hin zum Flatpicking ist z.B. dieses:

 
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dann zum Hybrid Picking (-> Mark Knopfler ist da ein ganz großer)
Mark Knopfler spielt (wenn ich mich da nicht sehr irre) ganz ohne Plektrum, das wäre dann "ganz normales" Fingerpicking.
Ist es übrigens auch noch, wenn man sich einen Daumenpick überstreift. Erst wenn man den Zeigefinger an den Daumen anlegt (so wie man ein Plektrum hält!), wird es zum Hybrid Picking.

Flatpicking ist für mich, wenn man auf der Westerngitarre die Anschläge aussschliesslich mit dem Plektrum (Flat Pick!) erledigt. Was man da für welche Saiten in welcher Reihenfolge anspielt (zB. eine Basssaite abwechselnd mit den Diskantsaiten, auch lautmalerisch Boom Chuck genannt ;)), ist dann nochmal eine andere Frage. Wesentlich ist nur noch, dass man nicht nur strummt, sondern auch (häufig) Einzelsaiten anschlägt.
Das Boom Chuck könnte man zB. auch mit Daumen und Zeigefinger erledigen, wären dieselben Noten mit einem leicht anderen Klang. Aber das wäre KEIN Flatpicking, und auch kein reines Fingerpicking. Weil man mit dem Zeigefinger "strummt" (was im Video oben als Carter Scratch bezeichnet wird).

Was Emily Frantz macht, ist für mich im wesentlichen die harmonische und rhythmische Begleitung der Melodie. Rhythmisch anspruchsvolles Strumming (nur über einen (mehr oder weniger kontrolliert?) ausgewählten Bereich der Saiten) mit dem gelegentlichen Anschlagen einer einzelnen Basssaite. Wahrscheinlich ist diese Art der Begleitung eher "gefühlt" als bewusst ausgearbeitet, was ein exaktes Nachspiel schwierig machen dürfte.
 
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Vielleicht hilft dieses Video ja noch weiter: The Greatest Bluegrass Flatpickers (Part 1 of 5)

 
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Tut er. Also spielen ganz ohne Plektrum.
 
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Siegfried Schwaab nennt den Anschlag schlicht Strumming-Patter oder Brushing-Patter (weiß gerade nicht, welcher Begriff zu welchem Autor gehört, meinen aber beide das gleiche).
Der lässt sich sowohl mit Plecktrum als auch nur mit Fingern und mit Sicherheit auch mit Hybrid-Picknick (Mischung aus beidem) ausführen.

Es ist (soweit ich es bis jetzt gehört habe) nichts besonderes dabei.
* Bass betohnen
* Wechselbass
* Mini-Basslauf

Weiter denkbar wäre noch der
* Walking-Bass

Alles noch "einfache" Schlagmuster-Techniken.

Wenn man aus dem Bass eine regelrechte Melodie macht, geht es langsam in die Richtung Cater-Picking - wie @netstalker es richtig bemerkte.

Die Cater-Familie spielte die Melodie aber auf allen Saiten, nicht nur im Bass, und fügte dazwischen Brushing-Strokes ein.

Miles Travis verfeinerte diese Technik mit Fingerpicking (und Hybrid-Picking). Er war bestimmt nicht der einzige, aber der bekannteste, weshalb man es bald Trevis-Picking nannte.

Ich spiele zumeist Melodie-Picking. (Folk- bzw. Trevis-Picking mit integrierter Melodie ohne Brushing-Strokes aber mit Hammer On und Pull Off und Slide)


Dann gibt es noch die Kombination zwischen Fingerpicking und Brushing-Pattern und integrierter Melodie. Lateinamerikanische Rhythmen bzw. Techniken wurden einfach mit in das Melodie-Picking integriert. (Vor allem Bossa Nova). Ab hier vermischen sich die Stile immer mehr, so dass man alles als Fingerstyle bezeichnet. Es gibt auch keine so strenge Trennung ob die ganz ohne Plectrum oder mit Hybrid-Picking gespielt wird.

Eine eigene Stilrichtungen ist noch die Clawhammer-Technik. Besonders für Leute geeignet, denen es beruflich bedingt an der Beweglichkeit der Schlaghand fehlt. (So eine der bekanntesten Herleitungen) Die melodischen Elemente werden in die stark ausgeführten Abschläge nebst Daumenanschlag integriert, jedoch ohne Zupfen, weil das die Arbeiterhände (man denke an Eisenbahnbau) nicht hinbekommen hätten. Das Banjo und Bluegras beeinflusste die Technik.



Die übrigen Techniken wurden von den Vorrednern schon gut beschrieben. Zudem muss man bei allen Begriffen mit heftigen Überschneidungen rechnen. Ich selbst kann auch nicht alle oder habe bei einigen nur eine Handvoll Stücke parat.

Die Videos oben sind alle einfacher gestrickt. Also simple Brushing-Pattern.
 
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Ja, ist doch echt erstaunlich, was man mit Daumen und Finger, mit oder ohne Aufgestecktes oder Gehaltenes, alles so hinbekommt und was das dann für einen eigentümlichen Sound und Klang bewirkt. Bei allen diesen Techniken bitte nicht vergessen: die Gitarre ist kein spezifisch amerikanisches, sondern ein europäisches Instrument. Und wenn es um Fingertechnik geht, dann kann nicht nicht umhin, auf die Techniken der Flamenco-Gitarristen zu verweisen.
 
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die Gitarre ist kein spezifisch amerikanisches, sondern ein europäisches Instrument.
Dem kann ich nur zustimmen. Der amerikanische Boden begünstigte nur die Fussion internationaler Stile.
 
Gute Beschreibungen, und bis jetzt hab ich mirs verkniffen (bis auf ein nicht gegebenes like).
Aber irgendwann muss es doch raus:
Nö, so heisst die Familie leider nicht:

Hier kann man die unter anderem die Gitarrenspielkunst von Mutter Maybelle Carter bewundern, und einen jungen Johnny Cash (der war mit Tochter June verheiratet)

Es gibt Fission, das bedeutet grob Spaltung oder Teilung.
Oder Fusion, das bedeutet Vereinigung. Und das ist wohl gemeint.

Ich weiss, als Meckerer hat man meistens die A....karte, und man sollte niemanden diskriminieren ... ich hoffe aber dies wird so wenig unfreundlich aufgefasst wie es gemeint ist.
 
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Hier kann man die unter anderem die Gitarrenspielkunst von Mutter Maybelle Carter bewundern, und einen jungen Johnny Cash (der war mit Tochter June verheiratet)
Was ich bei den alten Aufnahmen immer wieder spannend finde: Wie häufig offenbar doch f-Hole-Archtops zum Einsatz kamen.
 
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