
wolbai
R.I.P.
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Einleitung
Bei dem folgenden Songbeitrag war ich mir nicht sicher, in welcher MB-Rubrik ich ihn eigentlich einstellen soll …
Wo veröffentlicht man im MB-Forum als Songwriter, Gitarrist, mäßiger Sänger und ein wenig Multi-Instrumentalist einen eigenen Popsong ein?
Auch wenn es bei diesem Song nicht um akrobatische Gitarrensoli geht (sondern musikalisch um vieles mehr), ist er nun doch wieder im Gitarren-Forum gelandet.
Einerseits aus alter Verbundenheit und weil mein Herzblut eben am Gitarre spielen hängt.
Andererseits aber auch, um die häufig wichtigere Rollen von Gitarren in (Pop-)Songs zu verdeutlichen:
Beim songdienlichen Gitarrenspielen geht es häufig um geschmackvolle Voicings von Akkorden, in der richtigen Lage gespielt, um passende Fill-Ins bzw. einfach auch um tragende Flächensounds.
Im folgenden Beitrag habe ich deshalb auch etwas mehr meine Art wie ich Songwriting betreibe und das Home Recording in den Vordergrund gestellt.
Und schließlich geht es auch um die überaus angenehme und gelungene Zusammenarbeit mit dem MB-User @drowo. Dazu später noch mehr ...
Insgesamt ist der Beitrag ziemlich umfangreich ausgefallen. Nicht alles wird für Alle interessant sein. Ich bitte dies vorab schon einmal zu entschuldigen.
Ein paar Infos zur Entstehung des Songs
Dieser, etwas aus der Zeit gefallene Popsong ist mir in 2019 zugeflogen. Mit Ausnahme der A-Pianospur und der BackVocals, hatte ich ursprünglich alle Spuren (Gesang, Instrumente) selbst eingespielt.
Meine Erststimmenaufnahme fand ich jedoch aus mehreren Gründen nie richtig überzeugend.
Das Songprojekt ist dann für mich zunächst einmal unbefriedigend zu Ende gegangen - wie das eben manchmal so der Fall ist, wenn man eigene Songs schreibt.
Da ich aber von der musikalischen Songqualität immer überzeugt war und sich bei mir nach einiger Zeit wieder genügend Lust für einen neuen Anlauf einstellte, hatte ich vor kurzem erstmalig im MB-Forum dafür eine(n) Sängerin/Sänger gesucht, die/der Spaß an einer kreativen Ausgestaltung meiner Gesangsmelodie hat …
… Und ich bin ziemlich happy, dass ich mit @drowo hierfür einen sehr passenden und musikalisch erfahrenen Sänger gewinnen konnte.
Seine kreative Bearbeitung meiner Melodievorlage (... and memories of you tear me down, down, down - einfach saustark
) hat diesem Popsong zu Glanz verholfen und die Textbotschaft ganz prima interpretiert.
Klasse gemacht Robert – Danke!
Danke auch an Andreas M., mit dem ich die A-Pianospur im damaligen Proberaum aufgenommen habe.
Die übrigen Instrumente und ein paar sparsam gesetzte Backvocals habe ich in der nun finalen Version selbst eingespielt.
Ein paar Infos zum Songarrangement
Der Song ist in der Tonart C-Dur und hat einen klassischen „Intro-Strophe-Prechorus-Chorus-Bridge-Outro“-Aufbau.
Da ich über das Gitarre spielen zum Songwriting gekommen bin, habe ich ihn auch primär auf diesem Instrument entwickelt. Bei der späteren Umsetzung der Keyboard-Spuren, hat dann natürlich auch noch das Einspielen über ein Midi-Keyboard das Songarrangement mit geprägt.
Ich bin bei Popsongs ein großer Fan von klaren Songstrukturen, bei denen die einzelnen Parts durch entsprechend differenzierte Instrumentierung für den Zuhörer deutlich unterscheidbar sind. Die damit einhergehende Abwechslung für das Ohr sorgt i.d.R. dann auch dafür, dass der Zuhörer auch möglichst lange aktiv zuhört.
Bei der Instrumentierung geht es mir vor allem um gut aufeinander abgestimmte Lagen der einzelnen Instrumente, so dass diese sich im Gesamtmix ergänzen und ein breites Frequenzspektrum abdecken.
Wichtig ist für die Abwechslung meines Erachtens auch, dass man sich Steigerungen in der Instrumentierung überlegt. Das gilt insbesondere bei den Strophen. Auch wenn der Gesangstext und die Erststimme hierbei einiges an Variationen ermöglicht, habe ich es mir dennoch angewöhnt, die Instrumentierung nach Möglichkeit in jeder Strophe etwas zu variieren bzw. zu steigern.
Alleine denselben Strophen-Drumbeat mit einer etwas offeneren Hihat-Schaufel zu spielen, kann schon für Abwechslung bzw. Steigerung der Intensität in einer Folgestrophe sorgen.
Manchmal reicht es auch schon aus, wenn man eine Instrumentenspur nicht dauernd – weil sie ja so toll klingt! - durchlaufen lässt, sondern damit als Steigerung z.B. erst im Prechorus beginnt und am Ende des Chorus dann wieder ausblendet.
Früher habe ich da gerne alles „Pulver gleich zu Beginn verschossen“. Ich muss mich auch heute noch dazu zwingen, eine gute Instrumentenidee nicht gleich von Anfang an zu verwenden, sondern mit Abstufungen bzw. Ein-/Ausblendungen zu arbeiten.
Ich habe eine ganze Reihe an Gitarrenparts eingespielt, die songdienlich im Hintergrund plaziert sind. Lediglich im Outropart geht die Gitarre dann über vier Takte melodischer Fill-Ins zum Gesang, in einem dezent gehaltenen Solopart in den Lead.
Wenn mir beispielsweise eine gute Keyboardspur eingefallen ist und ich dazu auch einen Gitarrenpart sehe, dann mache ich mir erst einmal Gedanken über die Lage in der ich die Gitarre spiele.
Wenn es um Akkorde geht, dann spiele ich häufig nur Akkordteile (Triads, Powerchords, etc.) und überlasse den Rest anderen Instrumenten (Bass, Keys) oder lasse mir einen ergänzenden Zweiklangpart dazu einfallen.
Im Prechoruspart kann man eine solche Gitarrenmelodielinie, teilweise auch mit Zweiklängen, hören. Ich spiele sie bewusst aufsteigend, zu der absteigenden Bassnotenlinie der Akkordprogression. Das schafft Abwechslung für das Ohr.
In dem Song habe ich den Picking-Refrainpart mit mehreren Gitarrenspuren mit unterschiedlichen Gainstages und Pickups eingespielt.
Im Mixing werden diese weiter durch ein gutes Stereopanning und etwas EQ-Bearbeitung differenziert hörbar gemacht.
Zur weiteren Abwechslung bricht das Songarrangement an diversen Stellen aus den gängigen Stufenakkorden der zugrundliegenden Tonleiter aus:
- im Prechorus mit einer (teilweise) chromatisch absteigenden Basslinie in den Akkorden,
- im Endteil des Chorus mit einem F-Moll Akkord (es lockt das Drama und der Herzschmerz
) und
- durch die abweichende Bridge-Instrumentierung, -Rhythmik und -Akkordprogression.
Ein paar Infos zum Recording / Mixing / Mastering
Der Song ist dicht instrumentiert und hat damit, hinsichtlich einer differenzierten Wahrnehmbarkeit der einzelnen Gesangs- und Instrumentenspuren, seine entsprechenden Herausforderungen beim Mixing und Mastering.
Entsprechend viel Zeit habe ich für das Mixing/Mastering aufgewendet und auch einiges mit Laustärkenautomation einzelner Instrumentenparts gearbeitet, um markante Details hervorzuheben.
Durch die dichte Instrumentierung kommt es auch fast zwangsläufig zu EQ-Überlappungen (Masking) einzelner Instrumente. Das erste Mittel der Wahl ist da bei mir immer das subtraktive EQ-ing bzw. instrumentenspezifische Frequenzen noch stärker anzuheben. (Erst wenn gar nichts anderes zum Hervorheben einer Spur geht, dann pushe ich bestimmte Frequenzen bzw. hebe die Lautstärke der Spur etwas an).
Da habe ich insbesondere bei der Kickdrum, beim Bass und bei ein paar Gitarrenspuren einiges zu tun gehabt, um die einzelnen Instrumentenparts hörbar voneinander abzugrenzen bzw. so zu bearbeiten, dass sie im Mix wahrnehmbar durchkommen.
Die diversen Gitarrenspuren sind mit einem Röhrenamp, einem Leistungsreduzierer und einer Speaker-Emulation aufgenommen. Als E-Gitarren kamen eine Humbucker- und eine Stratlike-Gitarre zum Einsatz. Ich habe versucht, diese dezent und songdienlich, um die Melodielinie herum zu arrangieren.
Bei den Gitarrenspuren schneide ich bei der EQ-Bearbeitung alles unter 100 Hz (manchmal bis 250 Hz) ab. Diesen Frequenzbereich überlasse ich überwiegend dem Bass bzw. Bassdrum.
In den Strophen habe ich eine Akustikgitarre (links im Stereopanoram) und eine E-Gitarre (rechts im Stereopanorama und u.a. mit einem Rotary-Effekt) im Mix, die beide auf die gleiche Betonung einsetzen und über ähnliche Akkordvoicings verfügen. Zur hörbaren Differenzierung liegt die E-Gitarre im Hochmittenbereich. Bei der Akustikgitarre ist dieser Frequenzbereich entsprechend abgesenkt.
Lange und akrobatische Shredding-Soloparts passen - wie bereits erwähnt - für einen derartigen Popsong nicht. Der spielerisch gemäßigte Outro-Solopart geht dann eben auch „nur“ über 16 Takte, der ab dem 9. Takt bereits ausgeblendet wird. Skalenmäßig spiele ich da hinten raus überwiegend C-Dur Pentatonik, mit etwas C-Moll Pentatonik und C-Dur „garniert“.
Die Gesangs- und Akustikgitarrenspuren, wurden mit einem Rode NT1-A Großmembran-Mikrofon aufgenommen. Entscheidet selbst, ob das jetzt zu schrill in den Höhen bzw. zu sehr nach Einsteiger- Mikro klingt …
Und da wäre natürlich auch noch die Gesangsspur(en) … Da fließt ebenfalls einiges an Zeit und Detailarbeit beim Mixing rein. Hier geht es mitunter tatsächlich um Mixing-Bearbeitung Takt für Takt.
Ich arbeite dabei auch gerne mit mehreren hintereinander angeordneten Reverbs bzw. mit unterschiedlichen Reverb-Pegeln zwischen den einzelnen Songparts.
Die bereits erwähnte Lautstärkenautomatisation ist meines Erachtens nicht nur beim Gesang, für einen möglichst gleichbleibenden Lautstärkepegel, wichtig.
Bei jedem Instrument gibt es Parts, die sehr schön und für den Song wichtig sind, leider aber, aufgrund von temporären Frqeuenzüberlagerungen an einem bestimmten Punkt des Song nicht immer durchkommen. Da sollte man sich die Mühe machen und eben diesen Bereich (vielleicht auch nur einen halben Takt lang) entsprechend im Pegel kurz anzuheben.
Das Mixing und Mastering mache ich seit geraumer Zeit mit iZotope-Produkten, die ich sowohl für Einsteiger (mit seinen vielen guten Presets) als auch für Fortgeschrittene, einmal mehr, sehr empfehlen kann.
Gelegentlich übertreibe ich es mit dem Höhenanteil im Gesamtmix, so ab 6 KHz aufwärts bzw. es fehlt an ausreichend Lowendanteilen.
Das iZotope-Tool „Tonal Balance Control“ (ist seit Neuestem auch separat zu kaufen) mit seinen tonalen, genrespezifischen Referenzbändern (bzw. mit Hilfe selbst definierter Referenzsongs) hat mir dabei geholfen, einen, aus meiner Sicht, stimmigen und ausgewogenen Gesamtmix zu erzeugen.
Die diversen Vintage-Plugins (ich habe das Vintage Tape-Plugin beim Mastering verwendet) sind ebenfalls sehr klasse Masteringtools und können helfen, der digitalen Klangcharakteristik heutiger „In-The-Box Home-Recordings“ etwas an Wärme der alten, analogen Recordingtechnik beizumischen bzw. deren tendenzielle Sterilität zu entschärfen.
Man muss sich dafür aber für die diversen Plugins auch entsprechend Zeit nehmen bzw. eine längere Lernkurve zugestehen.
Beim Mastering habe ich den Song auf Integrated -14 LUFS (Loudness Unit Full Scale) gepegelt. (Das entspricht dem aktuellen Loudnesspegel des Zielmediums YouTube, der bis Ende 2019 noch -13 LUFS lag). Die Songdynamik ist mit einem PLR-Wert (Peak-Loudness-Ratio) von 11 LU denke ich ganz gut.
Die Gesamtlautstärke im Stereooutkanal variiere ich bei eigenen Songs immer ganz gerne ein wenig; gerade so viel, dass es z.B. dem Refrain, durch eine Lautstärkenanhebung um ca. 1 - 1,5 dB, einen zusätzlichen Schub verleiht. Die Kunst ist dabei, die Anhebungen und Absenkungen nur so stark vorzunehmen, so dass sie nicht als Lautstärkenänderungen wahrgenommen werden.
Ein paar Infos zur Videoerstellung
Da es nicht bei allen beteiligten Musikern möglich war, eine Videoaufnahme zu machen, habe ich ein Video erstellt, welches sich hauptsächlich am Textablauf orientiert und hoffentlich ein wenig 70s-Feeling transportiert …
… denn genau auf diese Zeit nimmt der Songtext mit:
„ … When I look in your eyes, it takes me back to the time, when we were wild and free. When I hear your song, it reminds me of home, where it all began. Where a flame burns on. For you …”
auch Bezug.
Es ist gut zu wissen, dass man auch (oder gerade) in diesen Zeiten klasse Musiker finden kann, die Spaß an und Zeit für virtuelle Songprojekte haben.
Und manchmal gibt es offensichtlich auch einen zweiten Anlauf für eigene Songs, die dann doch noch „die Kurve kriegen“. Das ist eine neue Erfahrung für mich. Alles braucht wohl am Ende auch seine Zeit…
Off-Topic ON:
Für zukünftige Songprojekte (ob eigene und Cover) suche ich daher gerne weitere Musiker über das MB-Forum (insbesondere Sänger/in, Keyboarder/in und Bläser/in), die über eine entsprechende Recording-Umgebung verfügen. Auch gegenüber Songprojekten anderer MB-User bin ich aufgeschlossen, wenn diese noch musikalische Unterstützung brauchen, bei dem ich einen Beitrag zu leisten vermag. Bei Interesse, bitte einfach mal eine PN an mich schreiben...
Off-Topic OFF:
Was ist Eure Meinung zum Song insgesamt, dem Songarrangement und dem Mixing / Mastering?
Habe nun fertig mit BlaBlaBa
Aber vielleicht beinhaltet es ja für manchen auch interessante Anregungen fürs eigene Songwriting…
Hier nun der Link zur Audioaufnahme: https://www.soundclick.com/music/songInfo.cfm?songID=14052079
… und der Link zur Videoaufnahme:
Ich freue mich über Eure Rückmeldungen.
Songwriter-Grüße aus Franken – wolbai
Bei dem folgenden Songbeitrag war ich mir nicht sicher, in welcher MB-Rubrik ich ihn eigentlich einstellen soll …
Wo veröffentlicht man im MB-Forum als Songwriter, Gitarrist, mäßiger Sänger und ein wenig Multi-Instrumentalist einen eigenen Popsong ein?
Auch wenn es bei diesem Song nicht um akrobatische Gitarrensoli geht (sondern musikalisch um vieles mehr), ist er nun doch wieder im Gitarren-Forum gelandet.
Einerseits aus alter Verbundenheit und weil mein Herzblut eben am Gitarre spielen hängt.
Andererseits aber auch, um die häufig wichtigere Rollen von Gitarren in (Pop-)Songs zu verdeutlichen:
Beim songdienlichen Gitarrenspielen geht es häufig um geschmackvolle Voicings von Akkorden, in der richtigen Lage gespielt, um passende Fill-Ins bzw. einfach auch um tragende Flächensounds.
Im folgenden Beitrag habe ich deshalb auch etwas mehr meine Art wie ich Songwriting betreibe und das Home Recording in den Vordergrund gestellt.
Und schließlich geht es auch um die überaus angenehme und gelungene Zusammenarbeit mit dem MB-User @drowo. Dazu später noch mehr ...
Insgesamt ist der Beitrag ziemlich umfangreich ausgefallen. Nicht alles wird für Alle interessant sein. Ich bitte dies vorab schon einmal zu entschuldigen.
Ein paar Infos zur Entstehung des Songs
Dieser, etwas aus der Zeit gefallene Popsong ist mir in 2019 zugeflogen. Mit Ausnahme der A-Pianospur und der BackVocals, hatte ich ursprünglich alle Spuren (Gesang, Instrumente) selbst eingespielt.
Meine Erststimmenaufnahme fand ich jedoch aus mehreren Gründen nie richtig überzeugend.
Das Songprojekt ist dann für mich zunächst einmal unbefriedigend zu Ende gegangen - wie das eben manchmal so der Fall ist, wenn man eigene Songs schreibt.
Da ich aber von der musikalischen Songqualität immer überzeugt war und sich bei mir nach einiger Zeit wieder genügend Lust für einen neuen Anlauf einstellte, hatte ich vor kurzem erstmalig im MB-Forum dafür eine(n) Sängerin/Sänger gesucht, die/der Spaß an einer kreativen Ausgestaltung meiner Gesangsmelodie hat …
… Und ich bin ziemlich happy, dass ich mit @drowo hierfür einen sehr passenden und musikalisch erfahrenen Sänger gewinnen konnte.
Seine kreative Bearbeitung meiner Melodievorlage (... and memories of you tear me down, down, down - einfach saustark

Klasse gemacht Robert – Danke!
Danke auch an Andreas M., mit dem ich die A-Pianospur im damaligen Proberaum aufgenommen habe.
Die übrigen Instrumente und ein paar sparsam gesetzte Backvocals habe ich in der nun finalen Version selbst eingespielt.
Ein paar Infos zum Songarrangement
Der Song ist in der Tonart C-Dur und hat einen klassischen „Intro-Strophe-Prechorus-Chorus-Bridge-Outro“-Aufbau.
Da ich über das Gitarre spielen zum Songwriting gekommen bin, habe ich ihn auch primär auf diesem Instrument entwickelt. Bei der späteren Umsetzung der Keyboard-Spuren, hat dann natürlich auch noch das Einspielen über ein Midi-Keyboard das Songarrangement mit geprägt.
Ich bin bei Popsongs ein großer Fan von klaren Songstrukturen, bei denen die einzelnen Parts durch entsprechend differenzierte Instrumentierung für den Zuhörer deutlich unterscheidbar sind. Die damit einhergehende Abwechslung für das Ohr sorgt i.d.R. dann auch dafür, dass der Zuhörer auch möglichst lange aktiv zuhört.
Bei der Instrumentierung geht es mir vor allem um gut aufeinander abgestimmte Lagen der einzelnen Instrumente, so dass diese sich im Gesamtmix ergänzen und ein breites Frequenzspektrum abdecken.
Wichtig ist für die Abwechslung meines Erachtens auch, dass man sich Steigerungen in der Instrumentierung überlegt. Das gilt insbesondere bei den Strophen. Auch wenn der Gesangstext und die Erststimme hierbei einiges an Variationen ermöglicht, habe ich es mir dennoch angewöhnt, die Instrumentierung nach Möglichkeit in jeder Strophe etwas zu variieren bzw. zu steigern.
Alleine denselben Strophen-Drumbeat mit einer etwas offeneren Hihat-Schaufel zu spielen, kann schon für Abwechslung bzw. Steigerung der Intensität in einer Folgestrophe sorgen.
Manchmal reicht es auch schon aus, wenn man eine Instrumentenspur nicht dauernd – weil sie ja so toll klingt! - durchlaufen lässt, sondern damit als Steigerung z.B. erst im Prechorus beginnt und am Ende des Chorus dann wieder ausblendet.
Früher habe ich da gerne alles „Pulver gleich zu Beginn verschossen“. Ich muss mich auch heute noch dazu zwingen, eine gute Instrumentenidee nicht gleich von Anfang an zu verwenden, sondern mit Abstufungen bzw. Ein-/Ausblendungen zu arbeiten.
Ich habe eine ganze Reihe an Gitarrenparts eingespielt, die songdienlich im Hintergrund plaziert sind. Lediglich im Outropart geht die Gitarre dann über vier Takte melodischer Fill-Ins zum Gesang, in einem dezent gehaltenen Solopart in den Lead.
Wenn mir beispielsweise eine gute Keyboardspur eingefallen ist und ich dazu auch einen Gitarrenpart sehe, dann mache ich mir erst einmal Gedanken über die Lage in der ich die Gitarre spiele.
Wenn es um Akkorde geht, dann spiele ich häufig nur Akkordteile (Triads, Powerchords, etc.) und überlasse den Rest anderen Instrumenten (Bass, Keys) oder lasse mir einen ergänzenden Zweiklangpart dazu einfallen.
Im Prechoruspart kann man eine solche Gitarrenmelodielinie, teilweise auch mit Zweiklängen, hören. Ich spiele sie bewusst aufsteigend, zu der absteigenden Bassnotenlinie der Akkordprogression. Das schafft Abwechslung für das Ohr.
In dem Song habe ich den Picking-Refrainpart mit mehreren Gitarrenspuren mit unterschiedlichen Gainstages und Pickups eingespielt.
Im Mixing werden diese weiter durch ein gutes Stereopanning und etwas EQ-Bearbeitung differenziert hörbar gemacht.
Zur weiteren Abwechslung bricht das Songarrangement an diversen Stellen aus den gängigen Stufenakkorden der zugrundliegenden Tonleiter aus:
- im Prechorus mit einer (teilweise) chromatisch absteigenden Basslinie in den Akkorden,
- im Endteil des Chorus mit einem F-Moll Akkord (es lockt das Drama und der Herzschmerz

- durch die abweichende Bridge-Instrumentierung, -Rhythmik und -Akkordprogression.
Ein paar Infos zum Recording / Mixing / Mastering
Der Song ist dicht instrumentiert und hat damit, hinsichtlich einer differenzierten Wahrnehmbarkeit der einzelnen Gesangs- und Instrumentenspuren, seine entsprechenden Herausforderungen beim Mixing und Mastering.
Entsprechend viel Zeit habe ich für das Mixing/Mastering aufgewendet und auch einiges mit Laustärkenautomation einzelner Instrumentenparts gearbeitet, um markante Details hervorzuheben.
Durch die dichte Instrumentierung kommt es auch fast zwangsläufig zu EQ-Überlappungen (Masking) einzelner Instrumente. Das erste Mittel der Wahl ist da bei mir immer das subtraktive EQ-ing bzw. instrumentenspezifische Frequenzen noch stärker anzuheben. (Erst wenn gar nichts anderes zum Hervorheben einer Spur geht, dann pushe ich bestimmte Frequenzen bzw. hebe die Lautstärke der Spur etwas an).
Da habe ich insbesondere bei der Kickdrum, beim Bass und bei ein paar Gitarrenspuren einiges zu tun gehabt, um die einzelnen Instrumentenparts hörbar voneinander abzugrenzen bzw. so zu bearbeiten, dass sie im Mix wahrnehmbar durchkommen.
Die diversen Gitarrenspuren sind mit einem Röhrenamp, einem Leistungsreduzierer und einer Speaker-Emulation aufgenommen. Als E-Gitarren kamen eine Humbucker- und eine Stratlike-Gitarre zum Einsatz. Ich habe versucht, diese dezent und songdienlich, um die Melodielinie herum zu arrangieren.
Bei den Gitarrenspuren schneide ich bei der EQ-Bearbeitung alles unter 100 Hz (manchmal bis 250 Hz) ab. Diesen Frequenzbereich überlasse ich überwiegend dem Bass bzw. Bassdrum.
In den Strophen habe ich eine Akustikgitarre (links im Stereopanoram) und eine E-Gitarre (rechts im Stereopanorama und u.a. mit einem Rotary-Effekt) im Mix, die beide auf die gleiche Betonung einsetzen und über ähnliche Akkordvoicings verfügen. Zur hörbaren Differenzierung liegt die E-Gitarre im Hochmittenbereich. Bei der Akustikgitarre ist dieser Frequenzbereich entsprechend abgesenkt.
Lange und akrobatische Shredding-Soloparts passen - wie bereits erwähnt - für einen derartigen Popsong nicht. Der spielerisch gemäßigte Outro-Solopart geht dann eben auch „nur“ über 16 Takte, der ab dem 9. Takt bereits ausgeblendet wird. Skalenmäßig spiele ich da hinten raus überwiegend C-Dur Pentatonik, mit etwas C-Moll Pentatonik und C-Dur „garniert“.
Die Gesangs- und Akustikgitarrenspuren, wurden mit einem Rode NT1-A Großmembran-Mikrofon aufgenommen. Entscheidet selbst, ob das jetzt zu schrill in den Höhen bzw. zu sehr nach Einsteiger- Mikro klingt …
Und da wäre natürlich auch noch die Gesangsspur(en) … Da fließt ebenfalls einiges an Zeit und Detailarbeit beim Mixing rein. Hier geht es mitunter tatsächlich um Mixing-Bearbeitung Takt für Takt.
Ich arbeite dabei auch gerne mit mehreren hintereinander angeordneten Reverbs bzw. mit unterschiedlichen Reverb-Pegeln zwischen den einzelnen Songparts.
Die bereits erwähnte Lautstärkenautomatisation ist meines Erachtens nicht nur beim Gesang, für einen möglichst gleichbleibenden Lautstärkepegel, wichtig.
Bei jedem Instrument gibt es Parts, die sehr schön und für den Song wichtig sind, leider aber, aufgrund von temporären Frqeuenzüberlagerungen an einem bestimmten Punkt des Song nicht immer durchkommen. Da sollte man sich die Mühe machen und eben diesen Bereich (vielleicht auch nur einen halben Takt lang) entsprechend im Pegel kurz anzuheben.
Das Mixing und Mastering mache ich seit geraumer Zeit mit iZotope-Produkten, die ich sowohl für Einsteiger (mit seinen vielen guten Presets) als auch für Fortgeschrittene, einmal mehr, sehr empfehlen kann.
Gelegentlich übertreibe ich es mit dem Höhenanteil im Gesamtmix, so ab 6 KHz aufwärts bzw. es fehlt an ausreichend Lowendanteilen.
Das iZotope-Tool „Tonal Balance Control“ (ist seit Neuestem auch separat zu kaufen) mit seinen tonalen, genrespezifischen Referenzbändern (bzw. mit Hilfe selbst definierter Referenzsongs) hat mir dabei geholfen, einen, aus meiner Sicht, stimmigen und ausgewogenen Gesamtmix zu erzeugen.
Die diversen Vintage-Plugins (ich habe das Vintage Tape-Plugin beim Mastering verwendet) sind ebenfalls sehr klasse Masteringtools und können helfen, der digitalen Klangcharakteristik heutiger „In-The-Box Home-Recordings“ etwas an Wärme der alten, analogen Recordingtechnik beizumischen bzw. deren tendenzielle Sterilität zu entschärfen.
Man muss sich dafür aber für die diversen Plugins auch entsprechend Zeit nehmen bzw. eine längere Lernkurve zugestehen.
Beim Mastering habe ich den Song auf Integrated -14 LUFS (Loudness Unit Full Scale) gepegelt. (Das entspricht dem aktuellen Loudnesspegel des Zielmediums YouTube, der bis Ende 2019 noch -13 LUFS lag). Die Songdynamik ist mit einem PLR-Wert (Peak-Loudness-Ratio) von 11 LU denke ich ganz gut.
Die Gesamtlautstärke im Stereooutkanal variiere ich bei eigenen Songs immer ganz gerne ein wenig; gerade so viel, dass es z.B. dem Refrain, durch eine Lautstärkenanhebung um ca. 1 - 1,5 dB, einen zusätzlichen Schub verleiht. Die Kunst ist dabei, die Anhebungen und Absenkungen nur so stark vorzunehmen, so dass sie nicht als Lautstärkenänderungen wahrgenommen werden.
Ein paar Infos zur Videoerstellung
Da es nicht bei allen beteiligten Musikern möglich war, eine Videoaufnahme zu machen, habe ich ein Video erstellt, welches sich hauptsächlich am Textablauf orientiert und hoffentlich ein wenig 70s-Feeling transportiert …
… denn genau auf diese Zeit nimmt der Songtext mit:
„ … When I look in your eyes, it takes me back to the time, when we were wild and free. When I hear your song, it reminds me of home, where it all began. Where a flame burns on. For you …”
auch Bezug.
Es ist gut zu wissen, dass man auch (oder gerade) in diesen Zeiten klasse Musiker finden kann, die Spaß an und Zeit für virtuelle Songprojekte haben.
Und manchmal gibt es offensichtlich auch einen zweiten Anlauf für eigene Songs, die dann doch noch „die Kurve kriegen“. Das ist eine neue Erfahrung für mich. Alles braucht wohl am Ende auch seine Zeit…
Off-Topic ON:
Für zukünftige Songprojekte (ob eigene und Cover) suche ich daher gerne weitere Musiker über das MB-Forum (insbesondere Sänger/in, Keyboarder/in und Bläser/in), die über eine entsprechende Recording-Umgebung verfügen. Auch gegenüber Songprojekten anderer MB-User bin ich aufgeschlossen, wenn diese noch musikalische Unterstützung brauchen, bei dem ich einen Beitrag zu leisten vermag. Bei Interesse, bitte einfach mal eine PN an mich schreiben...
Off-Topic OFF:
Was ist Eure Meinung zum Song insgesamt, dem Songarrangement und dem Mixing / Mastering?
Habe nun fertig mit BlaBlaBa

Hier nun der Link zur Audioaufnahme: https://www.soundclick.com/music/songInfo.cfm?songID=14052079
… und der Link zur Videoaufnahme:
Ich freue mich über Eure Rückmeldungen.
Songwriter-Grüße aus Franken – wolbai

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