Mein Ziel ist es vorallem zu Improvisieren und die meisten Sachen über lange Zeit gesehen selber zu machen.
Nur um Sachen nachzuspielen bräuchtest du die Theorie nicht zwangsläufig, aber fürs Improvisieren und um selber Sachen zu schreiben ist ein Grundwissen an Theorie schon sehr hilfreich. Eine Quelle in dem die Grundkenntnisse gut strukturiert vermittelt werden ist sicher eine gute Idee (ob es nun Buch, gut strukturierte Website/Youtube Channel, andere Musiker oder Lehrer sind). Zu dem Buchtitel von dir kann ich leider nichts sagen da ichs nicht besitze.
Manche haben ja Bedenken dass sie dann vielleicht zu verkopft ans Improvisieren oder Schreiben rangehen, ob das so ist oder nicht darüber lässt sich streiten. Es wird aber auf jeden Fall etwas unwahrscheinlicher wenn du die Theorie als Tipps und Hilfsmittel ansiehst, nicht als in Stein gemeißelte Gesetze. Alles kann, nichts muss, gut ist was gut klingt und um Sachen interessanter zu gestalten hilft es oft aus den Gesetzmäßigkeiten bewusst auszubrechen - was letztlich manchmal vielleicht sogar einfacher geht wenn du die Gesetzmäßigkeiten (sprich Theorie) kennst.
Ich finde sich die Grundlagen draufzuschaffen ist schon gut investierte Zeit.
Das muss ja nicht gleich alles auf einmal sein, geht auch gar nicht, aber sich Stück für Stück Sachen anzueignen und ins eigene Spiel zu integrieren ist ne gute Rangehensweise. Das was du selber überhaupt nicht benutzt wirst du wahrscheinlich irgendwann wieder vergessen wenn du es nicht auffrischst, also konzentrier dich vielleicht erstmal auf die Dinge die du auch halbwegs anwenden kannst. Natürlich ist es trotzdem nicht verkehrt ab und zu über den Tellerrand rauszukucken.
Ah und verwechsle Theorie nicht mit "Blattspiel". Für Gitarristen wirkt Spielen nach Standardnotation oft erstmal wie eine große Hürde, da es schon ne Weile dauert die Noten auf dem Griffbrett zu lernen, und viele Noten auch öfters genau in der gleichen Tonhöhe auf dem Griffbrett zu finden sind - ein Klavier ist einfach viel simpler aufgebaut was das angeht. Das heißt aber nicht dass das Spielen mit Standardnotation eine zwingende Voraussetzung wäre um sich mit Theorie an sich zu beschäftigen. Damit kann man sich durchaus auch gewinnbringend beschäftigen wenn man eher mit Tabulatur (am besten aber schon eine in der auch der Rhytmus mit drin steht) oder Gehör arbeitet. Trotzdem, auch falls man seine Sachen nicht in Standardnotation aufschreibt, sie zumindest lesen zu können ist auf jeden Fall nicht verkehrt und auch nicht so schwierig. Kennt man ja vielleicht noch aus der Schule oder lässt sich zur Not auch schnell per App lernen bzw. üben.
Wie wichtig/förderlich spielen nach Standardnotation an sich ist kann ich nicht genau beurteilen, gibt Genres für die man es eigentlich nie braucht, könnte aber sein dass man trotzdem recht viel dabei mitnimmt - da gehen die Meinungen und Erfahrungen wahrscheinlich auseinander.
Also ich würde dir raten mindestens mal draufzuschaffen wie man Dur und Molltonleitern selbst bildet, wie man das mithilfe vom Quintenzirkel schneller hinkriegt, was leitereigene Akkorde sind (Akkorde die eigentlich immer zu einer Tonart passen - ist also gut fürs Schreiben), wie das mit den Vorzeichen funktioniert, welche Intervalle es gibt (im Optimalfall auch wie sie klingen), wie Dur und Molldreiklänge aufgebaut sind und wo die Noten C, D, E, F, G, A, H auf dem Griffbrett bis zum 12. Bund zu finden sind - mindestens mal auf der E-Saite und der A-Saite. Und das ganze natürlich dann auch in der Praxis verwenden/üben, also z.Bsp. Tonleitern spielen (vielleicht erst über eine Oktave, dann über zwei, später evtl. auch über mehr). Und nicht vergessen sich auch mit Rhytmus zu beschäftigen und mit Metronom abwechselnd Ganze, Halbe, Viertel, Achtel, Triolen, Sechzehntel zu spielen (da gibts noch mehr).
In einer guten Harmonielehre wirst du weit mehr als nur diese Themen finden. Habe selber die von Frank Sikora, aber die ist nicht so einsteigerfreundlich und auch nicht speziell für Gitarristen.
Das mit dem "aus den Fingern kommen" ist so ne Sache, nach einer Weile hat man einfach ein Gehör dafür was in die Tonart passt und was nicht, und man hat es nach einer Weile schon auch in den Fingern welcher Ton auf dem Griffbrett in der Tonart ist. Das steckt dann im "Muskelgedächtnis" (also eigentlich natürlich schon unterbewusst im Gehirn oder Rückmark o.ä.). Letztendlich ist das erlernt würde ich behaupten, egal ob man das jetzt nur über die Praxis "passiv" beim Spielen durch viele Wiederholungen und Ausprobieren gelernt hat, oder ob man "aktiv" bewusst Tonleitern rauf und runter gespielt hat (also von der Theorie ausgegangen ist). Die Variante mit den Tonleitern ist aber vermutlich schneller, auch wenn man beides machen sollte. Irgendwann setzen die Finger quasi automatisch das um was man spielen will - sofern es vorher auf die eine oder andere Art geübt wurde.