
wolbai
R.I.P.
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Offen gestanden kannte ich den Song „I’ll Be Around“ der US-amerikanischen Vocalband „The Spinners“, aus dem Jahre 1972, gar nicht. Die Idee für eine Coverversion kam vielmehr von meinem Musikerfreund Christian @ChrisSchfr , der in diesem Songprojekt die Vocals und Teile der Videoproduktion übernommen hat. Und für weitere gesangliche Unterstützung sorgte in den Chorus-Passagen die englische Sängerin Rachelle Amanda. Das Songarrangement, das Einspielen der Instrumente, das Mixing/Mastering und die finale Videoproduktion stammen von mir.
Bei der Recherche zur Entstehungsgeschichte des Originals bin ich auf ein paar - wie ich finde - bemerkenswerte Hintergrundinformationen gestoßen, die ich im Folgenden gerne mit Euch teilen möchte.
Die Originalaufnahme erfolgte in den legendären Sigma Sound Studios in Philadelphia. Der damalige Produzent Thom Bell wählte sie aus einer Reihe von Aufnahmen für eine Singleauskoppelung aus. Der Song avancierte zum ersten Nummer-eins-Hit der Band in den US R&B-Charts und weitere sollten folgen. Mit Beginn der 70er Jahre gelang es dem Eigentümer der Studios, Joe Tarsia und seiner Hausband MFSB, den in den 70er Jahren populären Philadelphia Sound, mit seinen wuchtigen Streicher- und Bläserarrangements, in der Musikbranche zu etablieren. So wurden in diesen ehrenwerten Hallen von Soul/R&B-Größen wie Wilson Pickett, The Three Degrees, Barry White, The Spinners, etc. eine stattliche Anzahl an Millionenhits im typischen Phillysound aufgenommen und damit ein Stück weit US-amerikanische Musikgeschichte geschrieben.
Aus der besagten Session-Musikerband möchte ich zwei Musiker, aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung und Verdienste, besonders hervorheben. Das ist zum einen der Gitarrist Norman Harris (R.I.P.) und zum anderen der Drummer Earl Young. Beide haben sich mit unzähligen Aufnahmen in dieser Zeit ihr musikalisches Denkmal gesetzt.
Im Originalsong findet sich, gleich zu Beginn ein in Oktaven gespieltes Gitarren-Riff von Norman Harris, welches in späteren Coverversionen dann auch noch variiert wurde. Und mit genau diesem, an und für sich einfachen Signature-Riff hat mich das Original gleich zu Beginn in seinen Bann gezogen. Und mein musikalischer Respekt für Gitarristen, die in der Lage sind, derartig songprägende Riffs zu kreieren, ist entsprechend groß.
Der Schlagzeuger Earl Young entwickelte in R&B-Songs zu Beginn der 70er Jahre eine ausgefeilte Spielweise der Hihat-Akzentuierung. Darüber hinaus gilt er auch als Erfinder der Discospielweise von „Four-On-The-Floor“- Bass Drum Beats. Dieses noch lebende Urgestein der Phillysound/Disco-Ära, ist auf unzähligen Aufnahmen in Millionenauflagen zu hören. Seinen kommerziell größten Erfolg gelang ihm wohl mit dem Grammy Award für das Album des Jahres 1979 mit seiner Band „The Trammps“ für den Soundtrack von „Saturday Night Fever“ (Song „Disco-Inferno“: Burning, Burning, Burning - da brennt in der Tat die Luft).
„The Spinners“ sind auch heute noch aktiv. Sie touren überwiegend in den USA, u.a. in Casinos und bei entsprechenden Retro-Veranstaltungen. Mit dem altersbedingten Ausscheiden des nunmehr letzten Gründungsmitglieds Henry Fambrough (79) in 2023, wird die 1955 in Detroit gegründete Band zukünftig auch weiterhin öffentliche Auftritte als Quartett bestreiten. Als kleiner Hobby-Mucker verneige ich mich mit großem Respekt vor derartigen Musikergrößen, die über eine so unglaublich lange Zeit musikalisch aktiv waren!
„I’ll be Around“ wurde mit den Jahren von einer Vielzahl namhafter Künstler gecovert. Unsere Version ist eine Interpretation geworden. Wer eine enge Orientierung am Original erwartet, wird enttäuscht sein. Wer hingegen Wert auf ein kurzweiliges Songarrangement und eine stimmige Variation, unter Beibehaltung der Kernelemente, legt, der könnte dem Cover etwas abgewinnen. Ergänzend zum Original, wurde unsere Umsetzung auch durch andere Coverversionen (u.a. von Hall & Oates) beeinflusst und um eigene, Soul/Funk-typische Elemente erweitert. Das Tempo der Aufnahme ist mit 115 bpm etwas schneller als das Original. Stilistisch und im Gesamteindruck ist das hier vorgestellte Cover moderner, mit einem durchaus eigenständigen Charakter und im Groove quirliger als das Original ausgefallen. Der eigenständige Charakter wird im Übrigen auch durch YouTube bestätigt: ich habe für den Upload keinen „Copyright Claim“ erhalten
Die Original-Akkordprogression ist relativ simpel und durchgehend gleich. Und es handelt sich dabei um einen der Songs, bei denen man kurioserweise vergeblich nach dem Grundakkord der zugrundeliegenden Tonart sucht. Die Akkordabfolge habe ich im Rahmen des Songarrangements jedoch etwas erweitert und auf die Stimmlage von Christian angepasst.
Im Songprojekt finden sich diverse Gitarrenspuren, die überwiegend selbst entwickelt sind. Rein klanglich bewegen sich diese in einem cleanen bis leicht crunchigen Territorium. Sie wurden mit meinem Marshall JVM410 (Clean Kanal, Green- und Red-Mode) aufgenommen. In der ersten Hälfte des 16-taktigen Gitarrensolos (in der Videoversion ab 2:36 Min.) habe ich mich, in punkto Spielweise und Sound, von dem Soul/R&B/Funk-Gitarristen Johnny Guitar Watson (R.I.P.) inspirieren lassen.
Abschließend nun noch die dazugehörige Audio- und Videoversion. Ich wünsche Euch viel Spaß dabei und freue mich auf etwaige Reaktionen zum Songprojekt!
Audio-Version:
View: https://soundcloud.com/wolbaimusiccollab/ill-be-around-the-spinners
Video-Version:
View: https://www.youtube.com/watch?v=y5BHaj5Hka8
Grüße aus Franken - wolbai
