Überschätzen Musiker den Wert ihres Hobbys? Hobbymusiker wollen Geld.

  • Ersteller Zeugschläger
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Das ist jetzt aber ein ganz anderes Thema
Das finde ich gar nicht. Bezahlung kann Wertschätzung ausdrücken. Die gewünschte und die erhaltene Wertschätzung können sich deutlich unterscheiden, was sich dann auch auf das Thema Bezahlung auswirkt.
Ich sehe es als eine bedauernswerte Entwicklung, dass es immer weniger Möglichkeiten für Bands gibt, irgendwo zu fairen Konditionen aufzutreten.
Ist das so? Es gibt Veranstaltungsräume in praktisch allen Größen zu mieten, auch kommunale. Während der Mietdauer kann die Band so viel spielen und, im Rahmen der Größe des Veranstaltungsorts, so viele Zuschauer zu ihren Konditionen einladen, wie sie möchte.
Was ist daran unfair?
Scheinbar unfair wird es nur dann, wenn erwartet wird, dass die anderen sich um alles unangenehme (Veranstaltungsort, Bewirtung, Kartenverkauf, Sicherheit, Bedienung...) kümmern und die Band sich nur ins 'gemachte Nest' setzen muss.

Das ist jetzt etwas rhetorisch überspitzt gesagt, aber ist es wirklich unfair?
Erwartet der Wirt etwa von studentischem Servicepersonal ehrenamtlichen Einsatz, weil niemand Berufskellner ist und man sich schließlich über Livemusik mit Festivalatmosphäre freuen könne?
Wie ich schon ein paar Seiten vorher geschrieben habe, hinkt dieser Vergleich massiv.
Musikmachen ist erstmal ein Hobby. Der Anteil derer, die mit Musikmachen keine nennenswerten Einnahmen erzielen, dürfte die, die damit Einnahmen erzielen, bei Weitem übersteigen.
Beim Kellnern ist das nicht so.
Ich kenne zumindest viele (mich eingeschlossen), die im Musikmachen nie auf ein auftrittstaugliches Niveau gekommen sind, also Musik als Hobby machen. Dagegen kenne ich wirklich niemanden, der als Hobby kellnert.
Andersrum: Während Musiker, die auftreten wollen, Schlange stehen, werden Kellner (dringend) gesucht.

Oder hat jemand andere Informationen?
Eine Bezahlung unterhalb des Mindestlohns oder gar PaytoPlay sollte niemand akzeptieren müssen.
Muss ja niemand. Ein 'Nein' genügt.
Die funktionieren eben erst wenn es die Aktiven, musiker oder Schauspieler, auf der einen Seite und die Konsumierenden auf der anderen Seite gibt. Und so darf man es wohl durchaus als zulässig betrachten, wenn die Aktiven einen, vielleicht auch nur kleinen, Obulus verlangen. Finde ich zumindest.
Die Logik verstehe ich nicht. Weil sie jemand anderen brauchen, haben sie (mehr) Anrecht auf Bezahlung? Also 'darf' ein Instrumentalist weniger bekommen als ein Dirigent, weil der Dirigent zum Dirigieren ein Orchester braucht?

Ich versuchte da einen für mich gravierenden strukturellen Unterschied zwischen Musik und anderen Hobbys (wie eben Sport) herauszuarbeiten. Das scheint mir, zumindest bei dir, definitiv nicht wirklich gelungen zu sein. :weep:
Ehrlich gesagt, (wen überrascht es), bei mir auch nicht.:(
Advocatus Diaboli: Eine Band erzeugt nur, oft in schlechterer Qualität, das, was hunderte Stunden am Tag im Radio läuft und was im Internet in Massen fast kostenlos verfügbar ist. Der lokale Fußballverein bringt die Dorfgemeinschaft zusammen, erzeugt ein Zusammengehörigkeitsgefühl, betreibt stellvertretend den urmenschlichen/urmännlichen Wunsch nach Kräftemessen und Vergleichen.

Ansonsten kann man noch jahrelang drüber diskutieren
Richtig. Deshalb versuche ich jetzt wieder mich zurückzuhalten. (Außer um etwas auf eine Reaktion auf meine Beiträge zu schreiben.)

PS: Noch eine nachträgliche Ergänzung. Ich will niemandem die Musik kaputtreden. Auch wenn mir das Musikmachen nicht mehr so viel Spaß macht, gönne ich es jedem, und ich höre sehr gerne bewusst Musik.
 
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Advocatus Diaboli: Eine Band erzeugt nur, oft in schlechterer Qualität, das, was hunderte Stunden am Tag im Radio läuft und was im Internet in Massen fast kostenlos verfügbar ist. Der lokale Fußballverein bringt die Dorfgemeinschaft zusammen, erzeugt ein Zusammengehörigkeitsgefühl, betreibt stellvertretend den urmenschlichen/urmännlichen Wunsch nach Kräftemessen und Vergleichen.
Witzig, kann man aber auch genau andersrum sehen. Der Fußballverein bietet nur in schlechter Qualität, was man in Bundesliga usw viel attraktiver sehen kann, das geht sogar in Public Viewing.
Ein Konzert der Dorfband oder der Blasmusikkapelle kann dagegen ein tolles Fest sein :) mit Tanz und allem Drumherum.
 
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Eine erste Einschätzung ob man seinen Wert überschätzt wäre, sich die ehrliche Frage zu stellen, ob man selbst zu einem Konzert der eigenen Band gehen würde und wieviel man bereit wäre dafür zu zahlen.
 
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Ich kenne zumindest viele (mich eingeschlossen), die im Musikmachen nie auf ein auftrittstaugliches Niveau gekommen sind, also Musik als Hobby machen.
Dagegen ist nichts einzuwenden, ich finde es allerdings etwas vermessen, aus dieser Perspektive dann denen reinreden zu wollen, die dies sehr wohl geschafft haben. Die sich häufig vor allem dadurch von Profis unterscheiden, dass sie nicht von der Musik leben MÜSSEN.

Die, um zumindest für mich zu sprechen, primär dafür auftreten, daß Menschen gut unterhalten werden. Und wenn Publikum und Wirt einen Mehrwert von meinen Aktivitäten haben, warum nicht auch ich? Nach mehreren hundert Konzerten brauche ich denke ich nicht froh sein, für Ruhm und Ehre irgendwo spielen zu dürfen. Ich biete eine Dienstleistung an, nur hab ich daneben noch nen Haupterwerb. It can be that easy 😉
 
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um zumindest für mich zu sprechen, primär dafür auftreten, daß Menschen gut unterhalten werden. Und wenn Publikum und Wirt einen Mehrwert von meinen Aktivitäten haben, warum nicht auch ich? Nach mehreren hundert Konzerten brauche ich denke ich nicht froh sein, für Ruhm und Ehre irgendwo spielen zu dürfen. Ich biete eine Dienstleistung an, ...
Sehe ich auch so, aber es ging ja auch nicht um Dich im speziellen und um eine ganz andere Fragestellung ...

Das hier aus der Ausgangsfrage ...

Nicht nur in dem verlinkten Thema gibt es immer wieder Beschwerden, dass die Gage zu gering ist, dass kaum die Fahrtkosten reinkommen, dass Musik kaum geschätzt wird und so weiter.
trifft ja dann auf Dich nicht zu.

Du argumentierst ja andersrum, ob nebenberufliche Musiker Geld verlangen dürfen. Das ist ne andere Frage. (die ich für mich mit ja beantworte ;) )
 
Du argumentierst ja andersrum, ob nebenberufliche Musiker Geld verlangen dürfen
Nein, ich argumentiere, dass es im Grunde eine Selbstverständlichkeit sein muss, dass Musiker, die öffentlich auftreten, dafür entlohnt werden. 😉

Denn wenn sich immer wer findet, der aus reiner Nächstenliebe gratis gute Musik darbietet, wird mit der Zeit auch denen die Lebensgrundlage entzogen, die semiprofessionell oder professionell musizieren.

Ergänzung: Wer völlig altruistisch Hobbymusikern eine Plattform bieten will, auf der sie unentgeltlich ihrem Freizeivergnügen fröhnen dürfen, bräuchte sich nicht vorab per Bewerbungsverfahren zu informieren. Schließlich wäre, der Argumentation des TO folgend, die gebotene Qualität ja nachrangig. Dass jede mir bekannte Location oder Festival eine Bewerbung erfordert, zeigt mir deutlich, dass es nahezu immer relevant ist, ein möglichst gutes Lineup zu bieten. Also geht es wohl doch um wirtschaftliche Interessen der Veranstalter?!

So lange es rein um Spaß an der Freude geht, darf jeder mitmachen, der möchte, das wäre zumindest meine Auffassung. Sobald Auswahlverfahren ins Spiel kommen, deutet das eindeutig darauf hin, dass irgendjemand das Verteilen materieller Unterstützung von gewissen Eignungskriterien abhängig macht, was berechtigt und sinnvoll ist. Nur darf dann diese nicht, wie häufig bei Musikern, vorenthalten werden.
 
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Das Problem ist ja vielschichtig:
  • Wie "gut" und "professionell" ist die Band eigentlich. Ein Schülerband freut sich, wenn sie überhaupt ein Publikum findet, dass wohlwollend sich das mal anhört. Die Top-40 Band mit Licht und PA-Anlage, die jeden Publikumswunsch von den Augen abliest, liefert da eine andere Dienstleistung.
  • "Geld" ist heute ein Problem. Es wird gespart an allen Ecken und Kanten... machnmal aber auch nur, um sich selbst zu bereichern...
  • Angebot und Nachfrage: Ja Bands wollen gerne spielen und man muss sie in der Regel nicht mit Geld dazu "zwingen". Die Auftrittsmöglichkeiten (Nachfrage) ist gleichzeitig eher gering... ja, scheiß Markwirtschaft...

Ich hatte es ja schon vorher geschrieben. Dieses Spannungsfeld kann man nicht wegdiskutieren aber man kann sich da auch ernsthaft so einsortieren, dass es insgesamt fair bleibt.
Es ist dem Kneipenwirt nicht zuzumuten, dass er die lokale Musikszene nur sponsort, das aber nicht durch den Umsatz refinanziert wird.
Genauso ist pay2gig oder "die Gnade" auftreten zu dürfen, IMO unfair, wenn der Veranstalter dadurch alleine verdient und das sollte man als Band (und Publikum) nicht unterstützen.
 
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- Selbstorganisierter Gig in einem Vereinslokal. 2,5 Stunden gespielt. Ca. 100 zahlende Gäste, Ticket 10 €. Nach Zahlung von Tonmann, Fotograf und von der Band verzehrten Getränken (!) blieben 150 € pro Kopf übrig.
Die Realität für viele Hobbybands, zumindest die mit eigenem Material, ist übrigens eben jene.

Da buchen einen die Veranstalter (welcher Art auch immer) normalerweise nicht von sich aus, sondern man muss Klinken putzen ohne Ende oder aber: man wird selbst zum Veranstalter, sucht sich einen Wirt, der einem (am besten umsonst) seine Location bereitstellt, und kümmert sich um den Rest: Technik, Promotion, Eintritt, etc...

Je nachdem, was man an zusätzlichen Ausgaben (Tonmensch/PA-Miete, Fotograf, Flyer drucken, solche Geschichten) erst mal hat, kann da auch ganz schnell ein Minusgeschäft draus werden, wenn dann weniger Publikum als erhofft auftaucht. Daher kann ich auch jeden Kneipenbesitzer ein Stück weit nachvollziehen, wenn der dann lieber eine bekannte Coverband bucht, als eine "dahergelaufene" lokale Metalband, die vielleicht 20-30 Leute aus dem Freundeskreis mitbringen und die ansonsten kein Schwein kennt.
 
dass es im Grunde eine Selbstverständlichkeit sein muss, dass Musiker, die öffentlich auftreten, dafür entlohnt werden.
Das ist als moralisches Argument natürlich OK, aber wer zahlt konkret und wieviel?
Wenn jemand eine Band "bestellt", ist es Verhandlungssache. Aber sonst ...

Es gibt da so viele Aspekte, die es mir schwer machen, das pauschal zu beantworten.
Was ist zB., wenn mir als Zuhörer die Musik in Art oder Qualität nicht gefällt? Spielt die Band das, was ich will, oder will sie ihre eigenen Songs promoten?
Bei Straßenmusik zahlen wirklich nur die Leute, die es gut finden, und bestimmen den Betrag selbst. In manchen Jazzclubs gibt es keinen Eintritt und der Hut geht rum. Das ist auch schön, aber davon leben kann glaube ich keiner.

Aus Sicht der Band - um die ging es ja ursprünglich - hilft es doch nicht, sich darüber zu beschweren, dass zu wenig gezahlt wird. Wenn ich der Meinung bin, dass meine Darbietung mehr wert ist, dann muss ich mich besser verkaufen, andere Dinge mit anbieten (wie zB DJ nach der Band) usw.. Oder ich sitze im Probenraum und rede Woche für Woche darüber, wie schlecht die Welt ist. Aber normalerweise hilft es mehr, sich um das zu kümmern, was man selbst beeinflussen kann.
 
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Dagegen ist nichts einzuwenden, ich finde es allerdings etwas vermessen, aus dieser Perspektive dann denen reinreden zu wollen, die dies sehr wohl geschafft haben. Die sich häufig vor allem dadurch von Profis unterscheiden, dass sie nicht von der Musik leben MÜSSEN.

Die, um zumindest für mich zu sprechen, primär dafür auftreten, daß Menschen gut unterhalten werden. Und wenn Publikum und Wirt einen Mehrwert von meinen Aktivitäten haben, warum nicht auch ich? Nach mehreren hundert Konzerten brauche ich denke ich nicht froh sein, für Ruhm und Ehre irgendwo spielen zu dürfen. Ich biete eine Dienstleistung an, nur hab ich daneben noch nen Haupterwerb. It can be that easy 😉
Wenn man das ganze als Dienstleistung versteht (und dagegen ist nichts zu sagen), dann ja.
Wenn man es als Spaß und sein Hobby ansieht, dann ist es schon etwas anderes, dabei bleibe ich.

Ja wenn es gut läuft hat der Veranstalter einen finanziellen Mehrwert, der sei ihm als Übernehmer des Risikos auch von Herzen gegönnt! Wie häufig dass "den großen Reibach" bedeutet wird glaube ich von vielen Musiker überschätzt.
Als Hobbymusiker ohne professionelle Ambitionen muss ich sagen, dass es mir persönlich ausschließlich um den Spaß an der Sache geht. Das Streben nach monetärem Einkommen war noch nie mein Ziel beim Musik machen. Die paar Auftritte, die wir mit den Bands hatten, bei denen ich gespielt habe, waren zwar immer ein besonderes Erlebnis. Aber mehr Spaß hat es mir eigentlich immer gemacht, im Probenraum neue Sachen auszuprobieren, mit einem Drummer und anderen Gitarristen und Bassisten zu jammen, verschiedene Sänger kennen zu lernen.

Ich finde nach wie vor, dass, selbst wenn sich eine unprofessionelle Hobbyband auf eine Bühne stellt, es auf jeden Fall Wertschätzung und Respekt verdient. Wenn es sich für den Vortragenden eher anfühlt, als sei er geduldet, statt willkommen (ja, solche Gigs hatte ich auch schon), dann sollte er lieber auf den Auftritt verzichten.

Wertschätzung muss sich nicht auf eine Gage beziehen. Eine helfende Hand beim Aufbau, eine gute Vorbereitung der Location, ein kühles Getränk und ein warmes Essen, wenn man eine längere Anreise hatte. Das sollte doch drin sein, finde ich. Wenn es einem Veranstalter nicht einmal gelingt, dass die Band sich wohl fühlt, liegt es sicher nicht an der Musik, wenn die Gäste ausbleiben.
DAS!

Wertschätzung ist eben nicht nur Geld. Wenn ein Wirt/Veranstalter sich gut um die Band kümmert, denen das Gefühl gibt willkommen zu sein, dann ist das mehr Wert als eine feste Gage und dafür ein schlechtes Gefühl.

Zu dem Thema "nicht unter Mindestlohn": dass die reine Spielzeit für die Gage unter "Kosten"Gesichtspunkten nicht die beste Kennziffer ist wurde ja schon hinreichend diskutiert.
Aber der Begriff im Zusammenhang mit Dienstleister reduziert es m.E. nach auf "REINE" Dienstleistung: wenn Musiker genauso als Dienstleister und zum wirtschaftlichen Gewinn Beitragende wie etwa die Kellner gesehen werden, dann dürfen sich die Musiker auch nicht beklagen wenn sie genauso behandelt werden. Jubel, Applaus, gute Stimmung - auf all das haben wir keinen "Anspruch" wenn wir uns da mit den anderen Dienstleistern gleichstellen.
Ich denke dass da viele von uns eben NICHT mitgehen und diese Dinge nicht missen wollen.....
 
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[...] als Hobby, am Atari Programme zu schreiben. Einfach so für mich und ganz ohne Absicht, das zu vermarkten. Heute ist das meine Haupteinnahme Quelle [...]
Du lebst davon, Atari-Programme zu schreiben? Respekt! :ROFLMAO::p

Was bisher noch nicht erwähnt wurde ist, das Musik machen neben dem Kreativen auch ein Handwerk ist. Und wie in allem, wenn man 'sein Handwerk' besser vesteht als die meisten anderen, sind andere auch bereit für das 'Produkt' des Handwerks Geld zu bezahlen, da sie es selber nicht herstellen könnten. (Gleiches gilt natürlich auch für den Kreativen Teil, aber Handwerk finde ich als Beispiel greifbarer).

Oder anders gesagt: Vergesst doch mal das ganze Hick-Hack um Begrifflichkeiten. Es geht um können und darum ob andere bereit sind dieses Können zu bezahlen. Das es dabei unendliche viele gibt, die ihr Können zu hoch einschätzen liegt in der Natür der Sache. Und das manche Ihr Können auch kostenlos anbieten auch wenn sie Geld dafür verlangen könnten hat dann wohl eher ideelle Gründe. Andersherum ist es dann eher selbstüberschätzung. Hobby oder nicht ist dabei aber mM die falsche Frage (wie ja auch schon zuvor geäussert wurde).
 
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Ich glaube, dass hier massenweise Strohmann-Argumentationen unterwegs sind. Es gibt zweifellos einen Bereich in dem es völlig Ok ist nicht bezahlt zu werden und es ist bestimmt etwas komisch und weltfremd wenn einen Schülerband beim ersten Auftritt empört wäre weil sie nicht bezahlt werden soll.
Und es gibt einen Bereich in dem wirklich gute Hobby-Bands völlig zu Recht in den Semi-Professionellen Bereich kommen, einen deutlichen Mehrwert für den Veranstalter darstellen und dann von diesem Mehrwert gefälligst auch ein Stück abkriegen sollten.
Und einen Graubereich dazwischen. In diesen Graubereich kann vielleicht wegen der Umstände auch mal die normalerweise bezahlte semi-professionelle Band rutschen oder mit etwas Glück auch mal die Schülerband.

Hier im Thread wird jetzt jeweils je nach Absicht eine Band in den anderen Bereich verschoben und völlig zu Recht argumentiert, dass es den Bereich aber auch gibt. Ja, stimmt. Gibt es. Und den anderen Bereich auch.

In welchem Bereich sich die jeweilige Band bzw. der jeweilige Veranstalter dann gerade befinden funktioniert nur in der Betrachtung des Einzelfalls.
 
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Aber daraus lässt sich doch kein wie auch immer gearteter Anspruch für die breite Masse der Hobbyisten ableiten, auch wenn sie gut sind.
Für mich teilt sich die Frage in zwei ganz unterschiedliche Bereiche:
- Unterhaltung
- Kunst

Zum Bereich Unterhaltung gehört für mich die TOP 40/Cover Band, die es nicht mehr so oft gibt wie früher, die HochzeitssängerInnen und Bands, das Jazztrio, das mit Barmusik unterhält und ähnliche Konzepte, natürlich auch Party-DJs. Dazu gehören für mich auch die vielen Tribute-Bands, die sich auf Musik eines bestimmten Vorbilds spezialisiert haben. All diesen geht es darum, das Publikum zu unterhalten und gezielt dessen Erwartungen zu erfüllen. Aus meiner Sicht ist es irrelevant, ob die Protagonisten solcher Bands das beruflich machen, oder lediglich nebenbei am Wochenede, für solche Jobs erwarte ich eine Gage. Der Wirt gibt seine Getränke ja auch nicht zum Selbstkostenpreis ab, sondern will daran verdienen, dass er anderer Menschen Erwartungen erfüllt. Selbstverständliche gibt es Combos, die das auf höherem handwerklichen Niveau tun, als andere und ich denke, dies sollte sich in der Gage auch widerspiegeln. aber das ändert nicht am Grundsätzlichen.

Zum Bereich Kunst gehört für mich alles, was mit eigener Musik unterwegs ist, ob mit Komposition oder Improvisation. Kunst ist viel schwieriger zu monetarisieren als Unterhaltung, weil die Menschen nicht so genau wissen, was sie erwartet und ob es irgendwie mit ihren Bedürfnissen zur Deckung zu bringen ist. Sich auf unbekannte KünstlerInnen einzulassen und ggf. dafür etwas zu zahlen, stellt eine wesentlich höhere Hürde dar, als beispielsweise zu einer AC/DC Tribute Show zu gehen, wo der Spaßfaktor dann tatsächlich im Wesentlichen von der handwerklichen Qualität und den Showqualitäten abhängt. Als Künstler freue ich mich über Anerkennung, auch und gerade in finanzieller Hinsicht, aber ich erwarte sie nicht zwingend. Schließlich ist mein Produkt keine so klare Angelegenheit, wie Unterhaltung gegen Geld.

Nun bin ich als Trommler ja tatsächlich ein Hobbymusiker, auch wenn ich gelegentlich mit den Profis Gigs und Touren spielen durfte und darf. Daraus schließe ich, dass mein spielerisches Niveau immerhin ganz solide sein muss. Der OP schrieb, dass ja, dass für ihn aus der Qualität kein Anspruch erwächst. Ich mache aber tatsächlich Beides, mal Unterhaltung und mal eigene Musik.
Die Frage, ab wann ich eine Gage erwarte, hängt für mich auch am zeitlichen und sonstigen Aufwand, den ich bringen muss, um meine Kunst zu präsentieren. Spätestens, wenn es so viel wird, dass ich meinen normalen Job reduzieren oder aufgeben muss, bin ich zwingend darauf angewiesen, dass ich angemessen bezahlt werde. Im Graubereich kann ich sicherlich auch mal einen Gig hinnehmen, der mich mehr kostet, als ich einnehme, aber ich finde ehrlich gesagt, dass der Vergleich mit dem Hobbyfußballer leicht hinkt, da meine Übungszeit über viele Jahre, die Übungsraummiete, die Bandproben, das Material usw. sich ganz anders aufaddieren, als die Mitgliedschaft in einem Fussballverein. Wenn ich versuche, mit meiner Musik aus dem Hobbybereich herauszukommen, um irgendwann davon zu leben, eskalieren zunächst mal die Kosten. Eine Tour so zu gestalten, dass man am Ende nicht draufzahlt, oder eine Musikproduktion im heuten Umfeld so zu meonatarisieren, dass etwas übrig bleibt, ist schwierig. Viele Bands an dieser und um diese Schwelle herum geben irgendwann auf, weil sie den Durchbruch nicht schaffen und in der Bilanz zu viel Lebenszeit und Geld in ihrem immer-noch-Hobby versenkt haben. Die handwerkliche Qualität, die ich bieten kann, ist sicherlich auch relevant für meine finanziellen Erwartungen.
 
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Für mich teilt sich die Frage in zwei ganz unterschiedliche Bereiche:
- Unterhaltung
- Kunst
...
Als Künstler freue ich mich über Anerkennung, auch und gerade in finanzieller Hinsicht, aber ich erwarte sie nicht zwingend.
Sheldon Cooper würde sagen: "Ich akzeptiere die Prämisse, die Folgerung lehne ich ab."
Interessante Unterscheidung zwischen Kunst und Unterhaltung, aber warum das eine was kosten darf, das andere nicht unbendingt muss, erschliesst sich daraus nicht.
 
"Ich akzeptiere die Prämisse, die Folgerung lehne ich ab."
Geht mir auch so. Auch ein Künstler muss Geld für seine Kunst kriegen, wenn das seine einzige Einkommensquelle ist.

Wenn ich meine Brötchen woanders verdiene ist es völlig wuppe, ob ich für Kunst oder Musik was kriege. Da geht es dann um Angebot und Nachfrage und moralische Erwägungen. Und natürlich ist es auch für Anderswoverdiener nett, ein bisschen mehr Geld zu haben.
Deswegen kriegen in der Regel Hobby-Coverbands eine Gage und Hobby-Bananenandiewandkleber nichts.
 
Geht mir auch so. Auch ein Künstler muss Geld für seine Kunst kriegen, wenn das seine einzige Einkommensquelle ist.
Ja, schon - das wird aber nur dann funktionieren, wenn jemand bereit ist, für diese Kunst zu bezahlen. Und das geht nur, wenn es dem Zahlenden irgendetwas gibt. Das kann der Genuss von Kunst sein, aber meiner Erfahrung ist ein Unterhaltungsaspekt immer dabei. Und das ist z.B. bei Komponisten durchaus auch oft im Produkt, also dem Kunstwerk angelegt.

Für mich teilt sich die Frage in zwei ganz unterschiedliche Bereiche:
- Unterhaltung
- Kunst

Für mich kann ich das so nicht akzeptieren. Nils, wenn du das für dich so gefunden hast, will ich dir das nicht absprechen, du bist sicher in Situationen unterwegs, wo man das so sehen kann. Ich war lange Zeit Musiker in kommerziellen Musicals (Starlight, Wicked, Schöne und das Biest...), habe Salonmusik gespielt (Entertainment-Musik der Ära 1880-1950 wie z.B. Tango/Wiener Walzer/Filmschlager), in traditionellen Jazzbands, habe als Pianist Kabarett-Chansonabende begleitet, Dinnershows, Vernissagen etc. - alles auf der Gratwanderung zwischen Kunst und Unterhaltung. Gestern abend noch eine Big-Band geleitet, am Wochenende begleite ich ein Chorkonzert als Pianist. Es war immer beides, und das war und ist gut so.

Die Gefahr bei einer starken Trennung der Bereiche ist: wer rein unterhaltend spielt (z.B. durch strenges Covern von Originalen), ist durch eine Aufnahme ersetzbar und wird deswegen nicht mehr gebucht. Wer ausschließlich seine eigene Kunst präsentiert und Unterhaltungsaspekte ausschließt oder ignoriert, wird kein Publikum finden und wird deswegen nicht gebucht. Es gibt also viele Gründe, warum man erfolglos sein kann. Dagegen wird man Erfolg nur haben, wenn man beide Pole sinnvoll verbindet. Und das passiert doch bei fast jeder Livemusik.

Und ich bin absolut dafür, dass dann auch Hobbymusiker Geld dafür bekommen, wenn sie Unterhaltung und Kunst gut verbinden. Wenn die richtige Band am richtigen Ort spielt, wird niemand was dagegen haben, dass die Band dann auch Geld bekommt.
 
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Auch ein Künstler muss Geld für seine Kunst kriegen, wenn das seine einzige Einkommensquelle ist.
Wo steht denn, dass er das muss?
Das wäre sicher für viele angehende Künstler interessant 🙂
 
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Hundert vergleichbare Bands in Stadt und Umland, die auftreten wollen, ohne besondere Merkmale (wie besonderes musikalisches Können, Bekanntheit, Publikumsmagnet). Dagegen zehn Kneipen, die Auftrittsmöglichkeiten anbieten.
Nun, wenn ich eine Kneipe, einen Club oder anderweitige Lokalität betreibe, mit dem ich mein Geld verdiene, indem Gäste kommen, sich unterhalten lassen möchten und mir dafür Umsatz bescheren, muss ich schon etwas liefern, womit die Leute entsprechend unterhalten werden. Da werde ich kaum irgendwelche Acts spielen lassen, wo ich nicht sicher bin, dass mir die Gäste nicht weglaufen oder womöglich fern bleiben. Das eine oder andere Mal würden das die Gäste vielleicht verzeihen, aber wenn ich das nur machen würde, bleiben die Gäste irgendwann weg.
Das meiste hat @Disgracer schon sehr gut beschrieben:
[Eine] Band wird von jemandem engagiert um eine Dienstleistung zu vollbringen. Hier herrscht kein Gegeneinander, sondern ein Beschäftigungsverhältnis, wo der Auftraggeber eben auch z.B. Ansprüche an Umfang und die Qualität der Leistung stellen kann.

Es ist also letztlich eine Frage des Verhältnisses zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Die Gage muss auch nicht immer Geld sein, sondern kann auch immateriell sein, aber sobald da ein Dienstleistungsverhältnis entsteht, wo gegenseitig Ansprüche gestellt werden, sollte eben auch irgendeine Form von Lohn dabei rumkommen.
Ich spiele in verschiedenen Bands. Wenn bei uns jemand anfragt, ob wir bei ihm spielen, dann ist es selbstverständlich, dass wir dafür eine Gegenleistung erwarten, und das war auch noch nie ein Problem. Und manchmal - wenn wir darauf Bock haben - lassen wir uns auch mal auf Hut-Jobs ein, i.d.R. dann, wenn wir hoffen, darüber auch lukrative Anfragen zu bekommen.
Morgen spiele ich mit dem Akustik-Duo wieder in einer Kneipe, wo der Wirt jeden Dienstag Livemusik anbietet. Er zahlt keine Gage, weil der Laden nicht all zu groß ist, und ihm daher auch das Risiko zu groß ist, draufzuzahlen, und außerdem würden ihn sonst die GEMA Gebühren den Rest geben. Der Hut geht rum, er sichert aber eine gewisse Mindestgage zu, und Essen und Getränke für die Musiker sind selbstverständlich frei. Hier spielen wir gerne, weil es nett ist.

Wir haben einen Verein, der hauptsächlich junge Bands fördert, und einmal im Monat ist Open Stage, wo 3-4 Bands auftreten. Hier geht es darum, Bands die Möglichkeit zu geben, vor Publikum aufzutreten, zum einen, um vielleicht überhaupt mal Live-Erfahrung zu sammeln, zu schauen, wie man mit seiner Musik beim Publikum ankommt, oder auch nur, weil man sich neu formiert hat, oder ein neues Programm testen möchte. Es steht ne Top-Anlage dort, viel coole Lichteffekte, und das ganze wird live gestreamt, bzw. kann man hinterher einen Videomitschnitt bekommen. Es gibt keine Gage, Gäste zahlen keinen Eintritt, es geht auch kein Hut rum, die Bands werden lediglich mit Getränken versorgt, eine Backline ist vorhanden und natürlich werden sie technisch betreut. Die Getränke sind günstig, weil wir als Verein eh keine Gewinnabsicht haben und auch nicht erzielen dürfen, daher ist es immer gut besucht.

Kennst du Schrebergärten? Die werden ge-/vermietet. Leute bezahlen Geld, um da das Hobby Gärtnern ausleben zu können.
Nun, zum einen ist das ein Rückzugsort für sie, viele haben z.B. überhaupt keinen Garten bei sich zu Hause, sie pflanzen möglicherweise auch etwas an, das sie hinterher verweten, also reiner Eigennutz.

Und dann die Sportler - die sind in meinen Augen eh ein bisschen verrückt, machen das - so wie ich das sehe - aber auch mehr oder weniger für sich selbst, weil sie sich fit halten wollen, weil sie Herausforderungen brauchen, oder den Kick besonders gut finden. Bei Mannschaftssport zählt vielleicht auch das soziale und die Gemeinschaft eine große Rolle. Ich kenne einige Verrückte - u.a. auch ein Arbeitskollege - die viel Geld lassen, um an Sportereignissen teil zu nehmen, Marathon, Triathlon, Iron Man usw. Da gibt's nie Geld
Vergleicht man mal Sport und Musik:
  • als Musiker zahle ich für einen Proberaum, der Sportler zahlt seinen Mitgliedsbeitrag im Verein
  • als Musiker gebe ich jede Menge Geld für Equipment aus, ein amboitionierter Sportler natürlich auch: gute Klamotten, teure Schuhe, Fahrrad, Helm, Handschuhe, Hockeyschläger oder andere Sportgeräte - ich glaube das nimmt sich oftmals nichts zu m Musiker
  • Kosten für Anfahrt haben auch beide, wobei, wenn es um Übernachtung geht, wird oder kann das das bei Musikern oftmals vertraglich geregelt sein, während man als Sportler seine Unterkunft meistens selber bezahlt
Ich will damit sagen, das beide laufende Kosten haben, ein Sportler allerdings höchstens als Spitzensportler was erwarten dürfte. Hier ist dann der Vorteil bei Musikern, dass man - je nach Art der Musik - auch im Amateur-Bereich bereits 'kostendeckend' arbeiten kann. Zumindest bei mir funktioniert das seit über 40 Jahren. Ich hab nch nie draufgelegt, eher so gar lange Zeit davon leben können, auch wenn ich das die letzten 25 Jahre hauptsächlich nur noch zum Spaß und zur Work-Life-Balance mache, und das wird auch so bleiben. Klinkenputzen, um irgendwo zu spielen, werde ich nicht machen, und pay-to-play kommt für mich schon mal gar nicht in Frage.
 
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