Sammelthread Kirchenorgel

andi85
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Liebe Forumsgemeinde,
da ab und zu Anregungen kamen, doch für Kirchenorganisten eine Austauschplattform einzurichten, haben wir uns entschlossen, dies mit einem Sammelthread zu tun.
Hier ist also der Platz für Unterhaltungen, Erfahrungsaustausch und alles Andere zum Thema Kirchenorgel.
Frohes Diskutieren
wünscht
Andreas
 
Eigenschaft
 
Na, dann eröffne ich mal.

Hatte die Ehre auf einer Seifert-Orgel Unterricht in frühen Jahren zu haben. Nachdem ich mit der elektronischen Orgel abgeschlossen habe... ;-)

Wirklich ein wunderbares Instrument, daß vor allem durch die mechanische Kopplung der Manuale für mich eine Bereicherung in der Spieltechnik war. Wer kann sollte sich mal die Orgel der Päpstlichen Marienbasilika in Kevelaer am Niederrhein anschauen. Ein grandioses Instrument.
 
Ja prima, endlich gibt es einen Sammelthread zur Pfeifenorgel, bedankt!

Das Instrument ist mMn an Klangvielfalt und spieltechnischen Möglichkeiten kaum zu überbieten, nicht umsonst gibt es Mozarts Ausspruch von der "Königin der Instrumente".

Es ist ja längst auch nicht mehr so, dass die Orgel ausschließlich in Diensten der Kirchenmusik steht, wie es früher mal der Fall war.
Schon in der Romantik wurde das Instrument von wichtigen Komponisten mit Kompositionen bedacht, die nicht der liturgischen Kirchenmusik zuzuordnen sind.
F. Mendelssohn-Bartholdy, M. Reger haben beispielsweise große Werke für die Orgel komponiert, die nicht in den Rahmen des gottesdienstlichen Orgelspiels passen.
Ebenso angelegt sind die großen Orgelwerke von Widor, Langlais oder Franck etc.
Neue Musik und experimentelle Werke von O. Messiaen, G. Ligeti oder M. Kagel sind für Pfeifenorgel komponiert.

Vor einigen Jahren hat die bekannte Jazzorganistin B. Dennerlein, deren Haupt-Instrument eine Hammond ist, auch Werke auf Pfeifenorgel eingespielt:

http://www.die-orgelseite.de/specials/jazzblues/jazzblues.htm

Und das gesamte Orgelwerk eines JSB z.B. hat doch die Musikgeschichte wesentlich beeinflusst.

In meinem Sommerurlaub im Juli hatte ich das Glück, eine Orgelbauwerkstatt im Allgäu besichtigen zu können und es war schon faszinierend zu sehen, wie ein solches Instrument (in diesem Fall eine 4-manualige Orgel mit 60 klingenden Registern) entsteht.

Ich hoffe, viele Organisten werden hier ihre Erfahrungen austauschen, Fragen diskutieren etc.

Soviel zunächst mal :).
 
Dann habe ich auch gleich mal eine Frage:

Wie gestaltet Ihr die Vorspiele zu Gemeindeliedern? Spielt Ihr das nach Noten oder improvisiert Ihr eigene, mehr oder weniger kurze Vorspiele, bevor die Gemeinde mit dem Singen des Liedes beginnt?
 
Na, das kann ich mir gut vorstellen, dass es Spaß macht, auf dieser Orgel zu spielen.
Du kannst ja quasi alle mögliche Orgelliteratur hier umsetzen, in der Tat ein schönes Instrument.
Ich bin mal sehr gespannt auf die noch im Bau befindliche Orgel (4-manualig mit 58 klingenden Registern) für die Marienkirche in Witten, die Ende des Jahres fertiggestellt sein soll. (Ich hatte in meinem ersten Post dazu geschrieben.)
Hier ist die Disposition:

http://www.schmid-orgelbau.de/index.shtml?orgel_witten
 
Na, das kann ich mir gut vorstellen, dass es Spaß macht, auf dieser Orgel zu spielen.
Du kannst ja quasi alle mögliche Orgelliteratur hier umsetzen, in der Tat ein schönes Instrument.
Ich bin mal sehr gespannt auf die noch im Bau befindliche Orgel (4-manualig mit 58 klingenden Registern) für die Marienkirche in Witten, die Ende des Jahres fertiggestellt sein soll. (Ich hatte in meinem ersten Post dazu geschrieben.)
Hier ist die Disposition:

http://www.schmid-orgelbau.de/index.shtml?orgel_witten

hallo
wird ne schöne orgel. auch der orgelbauer hat einen guten ruf.
hab früher (ende der 70iger) mal orgelbau gelernt grüße
manny
 
Orgelbauer war früher mal mein Traumberuf :).

Du übst den Beruf nicht mehr aus?

Vielleicht kannst Du mal schreiben, welche Voraussetzungen man sinnvollerweise mitbringen muss, um eine solche Ausbildung zu machen.
 
ich konnte nicht mal orgel spielen. du brauchst ein gutes gehör zum stimmen und handwerkliches geschick. das is alles. es ist im prinzip 80% schreinerarbeit.
das herstellen der pfeiffen aus zinn/blei - legierung ist ein ziemlicher knochenjob. ich weiß nicht wie es heute ist aber früher mußten wir aus riesigen platten von hand die pfeiffen in form bringen und löten, stimmen, polieren usw. man arbeitet auch viel mit leder z.b. blasebalken usw und alles andere sind holzarbeiten. es wird viel mit kiefer, fichte, eiche und buche gearbeitet.
es gibt nur eine berufsschule hier in deutschland und die ist in ludwigsburg bei stuttgart. ist auch eine schule für holzblasinstrumentenbauer.
ich bin nur zu dieser lehre gekommen weil ich keine ausbildung zum technischer zeichner (damals noch ohne pc :) ) bekommen habe und da in der zeit mein vater eine neue kirchenorgel in münchen bekam hatte ich zu der firma kontakt aufgenommen und auch gleich eine lehrstelle bekommen. mir war aber von vorneherein schon immer klar das ich in diesem beruf nach der lehre als geselle nicht lange arbeiten werde. es war alles sehr interessant und hab auch die prüfung gut bestanden aber es war einfach nicht das was ich mir vorgestellt hab. arbeite seit ca 30 jahren als bildtechniker in der filmbranche. naja so is es halt mal im leben :))
vg
 
Wahrlich ein interessantes Werk. Würde ich zu gerne auch mal spielen.
 
interessant war damals die akustische berechnung der orgel zur kirche oder auch die luftmengenzufuhr für die pfeiffen. aber diese themen wurden in der lehre leider nur angekratzt. das lief alles über den meistertisch.
die orgel wurde in der werkstatt schritt - und blockweise erstellt und gleich wieder transportgerecht zerlegt . wir hatten nie die ganze orgel in der werkstatt aufgebaut gehabt. die einzelnen "module" mußten also tausendprozentig zusammenpassen. das ganze fertige werk hatten wir erst nach der montage in der kirche vor augen gehabt.
je nach größe der orgel hatten wir (15 mann etwa) ein jahr für die fertigstellung gebraucht.
gruß
manny
 
die domorgel in passau ist natürlich das instrument schlechthin
so viel ich noch von der ausbildung weiß hat sie über 17000 pfeifen davon die längste 11 meter, 500 kilo schwer und etwa 250 register.

dpassaudom.jpg
 
Es ist schon toll, ganze Orgeln gegeneinander auszuspielen. ;)

Noch toller wäre es, auf diesen Orgeln mal spielen zu dürfen ;).

Aber die allergrößten Orgeln stehen natürlich wieder mal - wie könnte es anders sein - in den USA.

Vergesst nicht die kleinen, aber feinen Orgeln, wie z.B. eine der ältesten spielbaren Nordeuropas, die in Ostfriesland steht. Die Bezahlung soll angeblich von den Bauern aus dem kleinen Dorf mit den drei besten Kühen erfolgt sein :D:
Ich hatte das Glück, hier schon mal spielen zu können.

http://de.wikipedia.org/wiki/Orgel_der_Rysumer_Kirche

Interessant ist es übrigens, wenn man in der Nähe wohnt oder hier (Nordsee) mal Urlaub macht, die Krummhörn mit dem Fahrrad zu durchqueren und sich die alten Orgeln dieser Region mal anzuschauen oder eventuell sogar zu spielen. Es gibt dazu geführte Rundreisen, aber auch privat kann man durchaus Glück haben, wenn beispielsweise gerade der Küster gut aufgelegt ist und man höflich fragt, ob man denn mal antesten dürfe.
 
So prickelnd, wie man oft denkt, ist das gar nicht. Der Hauptspieltisch steht in der Lorenzkirche akustisch derart ungünstig, daß die Orgeln recht leise klingen. Ich hoffe mal, daß ich irgendwann noch an den Spieltisch der Hauptorgel komme. Da dürfte diese dann doch viel lauter klingen. ;)

Eine andere sehr schöne Orgel ist die neue in Vierzehnheiligen. Für die Kirche ist die Orgel zu groß dimensioniert, weshalb man da sehr viel Auswahl hat und bei vollem Werke sich auch etwas tut...

Da ich nächsten Sonntag von Göttingen nach Bamberg heimfahre... gibt es irgendwelche Orgeln auf dem Weg (A7), die ich mir unbedingt antun sollte?
 

Ah, das muß die Orgel mit der Flûte traversière aus dem CP-70/80-Thread sein! :great:

Vergesst nicht die kleinen, aber feinen Orgeln, wie z.B. eine der ältesten spielbaren Nordeuropas, die in Ostfriesland steht.
[...]
Interessant ist es übrigens, wenn man in der Nähe wohnt oder hier (Nordsee) mal Urlaub macht, die Krummhörn mit dem Fahrrad zu durchqueren und sich die alten Orgeln dieser Region mal anzuschauen oder eventuell sogar zu spielen. Es gibt dazu geführte Rundreisen, aber auch privat kann man durchaus Glück haben, wenn beispielsweise gerade der Küster gut aufgelegt ist und man höflich fragt, ob man denn mal antesten dürfe.

Danke, Effjott, daß Du der allgemeinen Tendenz zur Gigantomanie etwas entgegenwirkst ;)
Ich habe mich gerade vor einer Woche zufällig mit einem Kollegen darüber unterhalten, welch bemerkenswert hörens- und sehenswerte Örgelchen es in vielen winzigen ostfriesischen Dörfern gibt.

Und um gleich bei den Kleinodien zu bleiben: in der Kapelle des Schwetzinger Schlosses seht übrigens die einzige fast vollständig erhaltene badische Orgel. Sie wurde 1806 von dem Heidelberger Orgelbauer Andreas Ubhauser geschaffen.
Ein Manual mit Cembalo-Mensur, barocke Disposition mit zehn Registern (von denen eines Traversflöte heißt, was wieder eine gewisse Verbindung zu Ippensteins Göttinger Orgel schafft; zumindest hätte ich daher wissen müssen, daß eine Traversflöte kein Hochdruckregister ist :redface:))

61_bild.jpg.178330.jpg


Der angehängte Bildausschnitt entstammt einem lokalen Pressebericht. Aus Sicherheitsgründen habe ich die abgebildeten Personen unkenntlich gemacht. :)

Zwei weitere Ubhauser-Orgeln gibt es noch in Wiesloch und Wiesenbach, diese sind aber leider durch spätere Erweiterungen und "Verbesserungen" bei weitem nicht mehr im Originalzustand.

Viele Grüße
Torsten
 

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Nicht ganz, Thorsten. Die Traversflöte 8 in der Michaelsorgel hört sich für mich nicht nach einem überblasenden Register an. Die Flute octaviante 4 kommt da schon eher in Frage. Die Traversflöte 4 der Pauluskirche ist aber eindeutig eine überblasende Flöte. Kommenden Sonntag werde ich sie bei meinem Abschied ausgiebig nutzen.

Zu interessanten Kleinorgeln:

In meiner Heimatgemeinde Trosdorf (Oberfranken) steht eine Bittner-Orgel von 1864, fast vollständig original erhalten. Nur das Tretgebläse wurde durch ein Maschinengebläse ausgetauscht und ein Pfeifenstock mußte erneuert werden. Die Disposition ist für die Zeit völlig untypisch, eher sehr modern:
Hohlflöte 8, Gedeckt 8, Prinzipal 4, Flöte 4, Octave 2, Mixtur 2 fach 1 1/2, Subbaß 16.


Als alter Romantiker habe ich nun den Organisten der St. Blasius-Stadtpfarrkirche von Fulda angeschrieben. Mal schauen, was sich da ergiebt.

Mein Traum wäre, auch mal die Walcker Orgel der Votivkirche in Wien zu spielen. Und warum eigentlich nicht? Bin ja auch schon an vielen großen und kleinen Orgeln gesessen ;)
 
Dann hoffen wir mal, dass Dein Traum von der Walcker-Orgel noch Wirklichkeit wird. ;)

Ein Kleinod bezüglich des Orgelbaus hat unser kleines Städtchen auch zu bieten.
Eine kleine einmanualige Orgel aus dem Jahre 1699 ziert die ev. reformierte Kirche.

Sie wurde damals vom holländischen Königshaus der Oranier gestiftet und für 250 Reichsthaler dem Orgelbauer Hinrich Klausing aus Herford in Auftrag gegeben.
Deswegen findet man oben in der Mitte des Prospekts das mit Krone, Löwe und Einhorn verzierte Wappen der Oranier. Als Inschrift trägt es den Spruch des englischen Hosenbandordens „Honni soit qui mal y pense“ (Ein Schuft, wer Arges dabei denkt) und den Wahlspruch der Oranier: „Je maintiendray“ (Ich werde bleiben).

Über die Jahrhunderte hinweg immer wieder restauriert und gewartet durch die Orgelbaufirma Ahrend/Brunzema aus Leer ist sie heute das Schmuckstück dieser ansonsten schlichten Kirche, wie bei den Reformierten üblich.

Die Disposition:

Praestant 8’
Gedackt 8’
Oktave 4’
Superoktave 2’
Gemshorn 2’
Sesquialtera 2f.
Mixtur 3f.
Trompete 8’

Der Klang ist wunderbar und manchmal denke ich, die Orgel atmet.
Hier der Prospekt:

orgel2.jpg
 
Mir fällt auf, daß die beiden von Euch genannten Kleinorgeln gar keinen Subbaß besitzen. Hat diese Orgel ein angehängtes Pedal?
 

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