Normalisierung vs. Ausssteuerung

Reflex
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Hallo,

ich hätte folgende (sicherlich etwas naive) Frage:

mit der Funktion "Normalisieren" kann man ja den Pegel eines z.B. zu schwach aufgenommenen Signals anheben.
Wozu soll man dann bei der Aufnahme überhaupt noch auf eine möglichst hohe Aussteuerung achten?

Oder, anders gefragt: gibt es Unterschiede zwischen einem "normalisierten" Signal und einem, das durch korrekte Aussteuerung einen hohen Pegel hat, und wenn ja, worin bestehen diese?

LG
 
Eigenschaft
 
ganz einfach: Rauschabstand und Auflösung. Je besser der Dynamikumfang des Wandlers schon bei der Aufnahme ausgenutzt wird, desto feiner und sauberer ist das Ergebnis. Bei guten Wandlern und nur wenigen Spuren mag es noch nicht auffallen, aber bei durchschnittlichen Wandlern und vielen Spuren bekommt man später im Mix definitiv die Quittung. Es gibt allerdings auch viel Musik bei der derartiger Pfusch niemandem auffällt - sei es wegen der Musik selbst, oder wegen der dazugehörigen Zielgruppe... ;)
 
alles klar, danke! sowas ähnliches hatte ich mir schon gedacht.

also sollte man diese funktion sozusagen nur für den notfall gebrauchen, wenn man eine spur mit zu niedrigem pegel hat, und dabei nicht die möglichkeit hat, erneut aufzunehmen?
 
Konkret "normalisieren" ist eh nicht so gebräuchlich. Weil in einem Mix braucht man ja nicht unbedingt die Maximale Lautstärke auf einer Spur. Ich hab am Anfang eher immer festgestellt, dass ich eigentlich unnötig hoch ausgesteuert habe. Denn man bildet ja die Mischpultsumme, die Signale werden ja addiert. Wenn ich also ein Projekt mit vielen Spuren habe, muss ich im Endeffekt einzelne Spuren eher leiser machen.

Reden wir also allgmein von "Lautstärkepegel nach der Aufnahme erhöhen". Wenn das keine Nachteile hätte, bräuchte man ja z.B. keine Mikrofonvorverstärker. Man muss das noch nicht mal unbedingt auf abstrakt mit Wandler auflösung erklären (auch wenn das natürlich richtig ist), denn man hat das Problem ja auch bei einer analogen Aufnahme. Und kann sich das ganz einfach vorstellen: Bei einer Aufnahme hat man immer etwas rauschen. Wenn ich das Signal nun nachträglich lauter mache, dann mache ich das Rauschen ja mit lauter.
 
Wobei sich der Rauschabstand durch das Normalisieren nicht verändert. Wenn ich nun ein Signal, dass auf max. -6db aufgenommen auf 0db normalisiert wurde nehme und am Softwarefader wieder auf -6db runterziehe, bleibt das Signal das Gleiche. Oder hab ich grad nen Denkdreher drinnen? (is ja Wochenende... :) ) Dass das Beispiel natürlich praktisch wenig Sinn macht is klar und ein gut ausgesteuertes braucht in der Regel keine Normalisierung. :)
Aber Rauschabstand bleibt doch Rauschabstand, den würde ich zum Beispiel durch eine Kompression verändern. (in dem Fall zum negativen)
 
Durch's Normalisieren verändert sich der Rauschabstand in der Tat nicht, aber eine schlecht ausgesteuerte Aufnahme hat von vorneherein einen schlechten Rauschabstand, der dann durch das Normalisieren auch nimmer besser wird.

Dsehalb ist die Idee, schlecht auszusteuern und dann in Software zu verstärken bzw. zu normalisieren, nicht so dolle.

Banjo
 
Nein, das ist natürlich richtig. Der Rauschabstand verändert sich nicht durch normalisieren, das hat aber auch niemand gesagt. Es geht doch um den Unterschied zum gut ausgesteuerten Signal.

ars, wieso findest du es abstrakt, wenn ich meine Antwort im Schwerpunkt auf Wandler beziehe? Zum einen arbeiten wirklich nur noch extrem wenige Leute mit analogen Aufnahmen, zum anderen ist "normalisieren" ein Vorgang, der erst durch digitale Bearbeitung zu einer einfachen Funktion wurde. Mit analogen Mitteln zu normalisieren ist sehr aufwendig und auch unüblich.

edit PS: Normalisieren ist generell unüblich bei Recording und Mischung, allerdings eine nahezu unverzichtbare Hilfe beim Erstellen von selbstaufgenommenen Samplesets. Wer also viel mit samplebasierter Arbeitsweise geprägt wurde, z.B. die typischen Hiphop Beatbastler, DnB, Industrial und Technoleute, denen kann man es kaum verdenken, dass diese liebgewonnene Funktion auch bei den ersten "richtigen Recordingversuchen" schnell herangezogen wird. Aber es ist eben doch eine andere Baustelle mit eigenen Regeln...
 
Es gibt Situationen, in denen normalisiere ich ganz gerne, zum Beispiel bei Stereoaufnahme wenn ich nicht weiß, ob der Preamp für beide Kanäle gleich gepegelt wurde. (wenn ich selber gemacht hab weiß ich es natürlich) Natürlich höre ich danach genau auf die Stereobalance, aber ich habe da für mein Teil einfach erstmal eine feinere Kontrolle drüber.

Aber ansonsten stimmt es natürlich so, normalisieren ist ein Reperatur Notfall Mittel und bei einem korrekt ausgesteuerten Signal in der Regel nicht notwendig.
 
ars, wieso findest du es abstrakt, wenn ich meine Antwort im Schwerpunkt auf Wandler beziehe? Zum einen arbeiten wirklich nur noch extrem wenige Leute mit analogen Aufnahmen, zum anderen ist "normalisieren" ein Vorgang, der erst durch digitale Bearbeitung zu einer einfachen Funktion wurde. Mit analogen Mitteln zu normalisieren ist sehr aufwendig und auch unüblich.
Ich wollte eigentlich nur deutlich machen, dass die Fragestellung zunächst mal mit Digitalen Aufnahmen und der Funktion "Normalisieren" wenig zu tun hat. Und das es doch eigentlich ziemlich logisch ist, dass man beim nachträglichen lauter machen das rauschen mit anhebt. Das müsste doch jeder mal irgendwie gehört oder selbst erfahren haben, auch bevor er sich mit "Recording" beschäftigt hat. Ich habe z.B. letztens noch "The Sixth Sense" gesehen. Da hört sich Burce Willis Tonaufnahmen seiner Psychotherapie-Sitzung an (natürlich analog), hört im Hintergund leise die Geisterstimmen, dreht immer weiter auf um diese lauter zu hören - aber natürlich wird das Rauschen auch immer lauter. :)
 

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