2) Dazu werden die Dreikänge Des-Dur und Es-Dur alternierend gespielt - sagen wir mal das Motiv ist:
a) Piccolo und zwei Flöten spielen die Stimmführung b5-#5, also die Noten Db-Eb-Db-Db-Eb etc.
b) Zwei Oboen und ein Englischhorn spielen die anderen Töne der zwei Dreiklänge, also nur F und Ab und G und Bb.
Die Instrumentierung hat meiner Meinung nach keinen Einfluß auf die Akkordbenennung. Welchen Unterschied soll es machen, ob der Akkord von einem Klavier oder einem Orchester gespielt wird?
3. Wenn nun gleichzeitig zu den Des-Dur und Es-Dur Dreikängen ein G+7 gesetzt ist, wäre das Polytonalität. Bitonalität wird definiert als Klangstruktur welche aus zwei Tonalitäten besteht, hier haben wir aber Akkorde aus drei Tonalitäten gleichzeitig, und das wird Polytonalität genannt.
Also ich sehe (und spiele) da zwei bitonale Akkorde:
Db/G7, dann Eb/G7. Wo ist da etwas polytonal?!? Für mich sind das z w e i bitonale Akkorde, die nacheinander gespielt werden. Wenn man beide Akkorde (Db/G7+Eb/G7) gleichzeitig spielt, dann hast du sicher recht. Doch in der Praxis kenne ich das kaum, das sind dann eher skalenorientierte Clustereffekte.
4. Wenn vom G+7 Akkord aber nur der Grundton gespielt wird, dann wäre das nahezu Bitonal; nur nahezu weil G in Db-Dur kein Stammton ist, ganz genau sind wir nur Polytonal wenn der Des-Dur Dreiklang klingt über G+7.
Nein. G7 m u s s gespielt werden, damit es bitonal ist, natürlich ohne 5, die man sowieso beim Dom7 weglassen kann. Wenn G nur den Grundton stellt, würde ich sicher keine zwei Akkorde hören, sondern nur einen erweiterten Akkord G7/x/y/z.
Als G+7 würde ich den Akkord sowieso nicht sehen. G+ macht ja schon Probleme über dem Db-Akkord...
So wird das zumindest in der Literatur gedeutet, Strawinski läßt grüßen...
5. Wenn kein Ton eines als G+7 empfundenen Akkord gespielt wird während ein Motiv mit alternierenden Db-Dur/Eb-Dur Dreiklängen statt findet, dann wäre das Bitonal.
Hä? Nö!!! Gerade umgekehrt: Der G7 muß das Fundament bilden. Dann entsteht der erste bitonale Akkord beim drübergelegten Db-Akkord, der zweite dann über dem Eb-Akkord.
Wie gesagt, G+ lehne ich ab, allein anhand meiner Spielpraxis, sorry. G+ ist kein G+, der +-Ton kommt aus der Eb-Akkord-Überlagerung, sobald ich den G-Akkord mit Db erweitere, fliegt der +-Ton raus. Sonst ist ja der ganze Effekt am Arsch...
Nun, selbst wenn der G-Akkord aus den Instrumentengruppen weggelassen wird, im Endeffekt wird der Grundton dann doch vom Bass gespielt, und der G7-Akkord dödelt dann der Tastenmensch doch rein, was ja auch Sinn macht.