Ich besaß einige Jahre eine Japan-Kelly, die Mitte der 90er immerhin 2.500,- DM gekostet hat, das USA-Modell lag damals bei 3.300,- DM. Entsprechend attestierte die "Gitarre & Bass" der Gitarre in einem Testbericht auch keine sichtbaren Unterschiede zum US-Modell, abgesehen vom geschraubten Hals (der wohl für ein etwas knackigeres Attack sorgte).
Anders als die heutigen günstigen Fernost-Versionen hatte meine Kelly ebenfalls Sharkfins UND Griffbrett-Binding, USA-Pickups und Floyd Rose. Die Gitarre war für meinen Geschmack makellos verarbeitet, der Jackson-typische Hals ließ sich natürlich bestens bespielen. Die aktuellen "Billig"-Kellys haben mit dem US-Modell und den alten Japan-Jacksons jedenfalls nix zu tun, die sind in jeder Beziehung einfacher gehalten.
Die aktuelle US-KE-2 kenne ich nur vom Sehen & Anfassen der weißen Kelly, die seit 4 oder 5 Jahren im Music Store in Köln hängt und trotzdem immer teurer wird...
Diese Preispolitik spricht schon für sich deswegen bin ich mal gespannt, ob sich noch ein KE-2-User hier im Forum findet ;-)
Das ist ganz sicher ein geiles Instrument, die Preisdifferenz von 700-800 EUR zu einer konzeptionell ähnlichen ESP sehe ich eher kritisch... Wenngleich ich eine Jackson auch hundertmal cooler finde als eine ESP, die im Metal-Sektor ja mittlerweile fast jeder spielt.
Bevor ich persönlich so viel Geld für eine Standard-Seriengitarre ausgebe, würde ich die Kohle allerdings zu einem (der vielen guten deutschen) Gitarrenbauer tragen und mir meine "Traum-Kelly" bauen lassen. Da bekomme ich noch bessere Qualität und zahle keinen Namen mit. Wenn Du Dich jedoch in die Kelly (und den Namen Jackson...) verliebt hast, was ich absolut verstehen kann, dann relativiert sich der hohe Preis natürlich. Das Bauchgefühl ist beim Musizieren schließlich am wichtigsten, oder?
Ob die Verarbeitungsqualität seit Fender-Übernahme gelitten hat? Davon habe ich nichts gehört. Tatsächlich waren Charvel/Jackson-Gitarren in den 80ern Firmen wie Fender und Gibson haushoch überlegen. Ich denke, heute ist der Unterschied einfach geringer, ohne dass die Jacksons schlechter geworden wären. Es ist heute ja noch mehr Konkurrenzdruck da.
Für DEN Preis würde ich sowieso stark voraussetzen, dass da alles passt. Aber davon kannst Du Dich ja leicht überzeugen, wenn Du Dir mal eine aus der Nähe anschaust! ich finde die Dinger schon ziemlich sexy, insbesondere den Hals mit den Sharkfins und Griffbretteinfassung und die (für meinen Geschmack unschlagbare) Kopfplattenform. Gerade am Halsbinding kann man schon sehen, dass das top verarbeitet ist.
Die Kelly hat aber auch ein paar Eigenheiten, die Du sicher auf dem Schirm hast:
Ich habe meine damals bspw. verkauft, weil mich durch das Floyd Rose der Aufwand beim Saitenwechsel nervte (ich habe jahrelang gehofft, dass Jackson mal eine hochwertige Kelly OHNE Trem oder wenigstens wieder mit Kahler rausbringt, vergebens...). Vor allem aber war mir der Wechsel zwischen meiner geliebten Gibson Explorer und der Kelly zu extrem. Man muss bei der Kelly wissen, dass sie optisch zwar einer Explorer ähnelt, sich Dank langer Mensur, dramatisch anderer Halsmaße, flachem Halswinkel und Floyd Rose logischerweise Komplett anders spielt als das Vorbild. Ist also vom Charakter her die typische Jackson Power-Strat mit anderem Korpus-Shaping.