Spielst Du eine C-Dur Tonleiter über einen Dm-Akkord, bewegst Du Dich automatisch in D-dorisch. Du hörst das D als erste Stufe und das C als Septime relativ zum Akkord.
Heißt im Klartext: Die Töne sind zwar die gleichen, bekommen aber eine völlig andere Bedeutung.
Die Modi zu lernen meint, daß man sich dieser Bedeutungen bewußt wird, also sich klar macht, welche Rolle sie in den jeweiligen Modi spielen.
Ich rate da, sich mal die Funktionstheorie anzuschauen. Hier wird relativ zum tonalen Zentrum "gehört". So erkennt man eine II. Stufe und weiß sofort, daß sie dorisch sein muß - da sollte ich besser sagen, daß man Dm als Akkord hört und gleich weiß, daß die Sexte dazu groß sein muß. Dabei orientiert man sich nicht nur am Akkordklang Dm, sondern gleichzeitig auch am tonalen Zentrum des (Teil)Stückes, der Tonika. So hat man alles was man braucht sofort bereit.
Da ist wieder die Frage: Gibt es überhaupt die "Modi"?
Ich behaupte NEIN.
Warum? Nun, nehmen wir doch wieder mal das schöne "dorisch" mit den für mich typischen Kadenzen:
Dm - G7 - Dm - G7 - Dm
Jetzt ist doch die Frage, was ist die eigentliche Tonart? Ist es tatsächlich Dm? Wenn man sich das genauer anschaut, stellt man fest:
Das Stück ist eigentlich in C-Dur. Nur wird dieses Zentrum nie erreicht, wer will denn behaupten, daß man immer das Zentrum bzw. die zentrale Tonika erreichen muß?
In Relation zu C-Dur kann man dann die Kadenz so sehen:
Sp - D - Sp - D - Sp - wobei hier Dm sicher das lokale Zentrum ist, aber immer noch Subdominantparallele.
In diatonischen Stufen: II - V - II - V - II
Wenn man das in Modi umschreibt, würde es so aussehen:
Tonika ist nun Dm
t - S - t - S - t, wobei t=dorisch ist, S die verdurte Subdominante
Stufen: Im - IV7 - Im - IV7 - Im - und da wird´s schon verdammt haarig...
Warum ist denn die Subdominante auf einmal in DUR - u n d mit kleiner Septime? Aua!
Vielleicht ist es gar eine IV mit h o c h a l t e r i e r t e r Sexte - hoho, jetzt kommt der Weihnachtsmann und bringt schöne Erweiterungserklärungen mit!
Was so gerne als "Charakter" eines Modus dargestellt wird, ist nichts anderes als eine VERSCHIEBUNG des tonalen Zentrums, in unserem Beispiel von Dm nach C-Dur:
Dm - Gm - A7 - Dm => äolisch, natürlich Moll mit dem üblichen Dominantseptakkord.
Dm - G7 - A7 - Dm => dorisch, weil das eigentliche Zentrum in C-Dur liegt und erst durch das A7 wieder zurückgerückt wird.
Wobei ich ganz vorsichtig mit dem Dom7 wäre... ich habe mich da etwas an MaBa´s Beispiel orientiert, aber eigentlich würde ich die Kadenz lieber so spielen:
Dm7 - G7 - Am7 - Dm7 => ganz ohne Dominantseptakkord, würde den "Charakter" besser herausstellen.
VirtualPancake, du hast völlig recht mit deinem letzen Satz! So sehe ich das auch.