Habe die gleichen Erfahrungen gemacht. Gerade auf Rock(-Cover)-konzerten habe ich oft den Eindruck, dass das man schon am Sandort der Zuhörer deren Intention erkennen kann.
Von der Bühne aus gesehen stehen....
a) ....ganz hinten die desinteressierten, moshpitscheuen (Begleit-)Personen
b)....vorne mittig die Leute die Bock haben sich richtig zur Musik gehen zu lassen
c)....vorne seitlich bzw zwischen a) und b) die Leute, die selbst Musiker sind und mit verschränkten Armen kritisch prüfend die Interpreten beäugen.
Günter Detzer schrieb:
Kenn ich. Auch ich bin ein C-Typ, nicht nur, aber besonders, wenn eine Band mindestens einen Keyboarder hat.
Bin mal an einer Bühne vorbeigekommen, wo gerade Soundcheck war. Kurz auf die Mikros geguckt, in die PA gehorcht... "Hach, was klingen die SM58 wieder gruselig heute..."
Ich bin auch gern dabei, wenn eine Band aufbaut. Besonders wenn die Keyboardcases auf die Bühne gebracht werden. Das ist dann immer wie Ü-Eier oder Weihnachten, nur daß man nicht selbst auspacken muß. "Was da wohl drin ist...?"
Natürlich hab ich generell immer einen Blick auf die Tastenleute. Mich interessiert, was die auffahren und damit anstellen. Wenn zum Beispiel jemand im 21. Jahrhundert in einer Amateur- oder Semiprofiband ein echtes Rhodes mit auf die Bühne bringt (ist mir schon untergekommen), hat er meinen Respekt, denn er ist entweder ein Genie oder ein total Wahnsinniger oder beides.
Die drei Dinge, auf die ich am ehesten achte, sind:
- Was für Equipment wird aufgefahren? Tischhupe, Vintage-Gear, Synthesizerburg oder doch wieder die fast unvermeidliche Triton? Schere, Tisch oder Säule? Direkt in die Stagebox, DI oder Submixer, und wenn ja, wie groß und ausgefuchst?
- Wie fit ist der Tastenmensch an den Tasten? Klaviervirtuose, Synthiwizard, Jon-Lord-Nacheiferer oder wie?
- Wie reizt er die Maschinerie aus? Presets oder Selbstgebasteltes? Vielleicht gar eigene Samples?
Das letzte Mal, wo ich bei einer ABBA-Tributeband war (ja, ihr lacht), hab ich mich trotz beständiger Ablenkung durch "Agnetha" und "Frida" weitgehend auf "Benny" konzentriert (die sahen wirklich so aus...), der in Ermangelung einer GX-1 oder zumindest eines CS80 eine Workstation und ein Stagepiano spielte. Ich kannte die Werkssounds der beiden Geräte nicht und hab mich ständig gefragt, ob er, der er zweifelsohne Klavier spielen konnte, modifizierte oder komplett selbstgebaute Sounds verwendete oder doch nur Werkspresets. Klar, mit Romplern ist der Klang der GX-1 kaum zu emulieren, auch wenn einer der beiden Röhren eingebaut hatte, aber nur Presets zu verwenden in so einem Einsatz, das ist es meines Erachtens nicht.
Der absolute Höhepunkt dahingehend war wohl dieses Jahr die Jarre-Tour. GEARPORN vom Allerfeinsten... Da hab ich mir dann den Spaß gemacht, möglichst viele Geräte auf der Bühne zu identifizieren, und zwar schon ohne den Spiegel.
Ansonsten achte ich bei Nicht-Tribute-Coverbands aufs Repertoire, weil fast jede Band sich irgendwann aus diesem berühmten Fundus von ca. ein bis zwei Dutzend Songs bedient.
Und dann wird natürlich versucht, was für die eigene Band abzukup- äh als Anregung mitzunehmen. Besonders Veranstalteradressen.
Martman