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Proberaumkomplex betreiben

  • Ersteller ZakkSatriani
  • Erstellt am
Ich hatte so eine Idee vor 10 Jahren auch mal verfolgt. 50 Seiten Businessplan geschrieben, inkl. Kalkulation.

Bei mir war's andersrum, ich hatte das Angebot, eine private Musikschule zu übernehmen...da haben wir uns als Entwicklungsperspektive auch eine alte Industriehalle angesehen, die man zum Unterrichts-/Konzertsaal-/Probenraumkomplex hätte umbauen können. Probenraumvermietung war also Teil des geplanten Projekts. Den Businessplan hat mir eine Wirtschaftsberatung geschrieben, was nicht ganz billig war...trotzdem ist nichts draus geworden. Das wirtschaftliche Risiko bei sowas ist in der Tat enorm.

Harald
 
Da geht alles. Von ... bis ... ist die Frage.
Du kannst in einem alten Industriegebiet eine passende Räumlichkeit suchen, Schalldicht machen und Stromversorgung gewährleisten.
Das ganze noch gut darstellen und von der Kommune oder diversen Instrumentenherstellern sponsern lassen und ein paar Jugendliche
spielen lassen.

Du kannst auch ein Grundstück kaufen, ein Gebäude bauen, jeder Proberaum 30m^2 groß und perfekt Schallisoliert.
Unten ein paar Getränkeautomaten vielleicht eine Bar, oben andere Freizeiträume.
Mitgliedschaft rabattiert die Proberaummiete und die Getränkepreise.
Gewerbe anmelden, Steuern zahlen, Businessplan erstellen, Steuern zahlen, Werbung schalten, Steuern zahlen, und so weiter.

Du kannst es auch erweitern und ein paar Aufnahmeräume integrieren die du Tageweise an Bands vermietest die aufnehmen wollen.
Je nach technischer Aktualität findest du möglicherweise auch gute Zahler, und kannst mit deren Namen werben um noch mehr Kunden zu gewinnen.
Am Ende machst du in allen Großstädten Filialen von Proberäumen und Aufnahmeräumen auf, die Kneipe im Keller expandiert und wird zur Kette,
du stellst Instrumente her, wirst Produzent, gründest deinen Verlag und spielst ganz oben mit.
Freunde wie Angus Jung und Mick Jagger kommen Sonntags auf Kaffee und Kuchen angeflogen, und du wirst zum Botschafter Deutschland gewählt.
Am Ende bist du Bundespräsident und kriegst nach deiner Amtszeit 200.000€ pro Jahr, die du spendest, weil du schon Millardär bist.

Ne echt, ist machbar, aber selbstständigkeit bedeutet, dass du den ganzen Tag arbeitest, und das was du wolltest, nämlich Hobby und Beruf vermischen,
verdirbt dir nur das Hobby...
 
lol, zum Beitrag von Philip Grey fällt mir unweigerlich die "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral" von Böll ein. Ist schon was dran, wenn auch OT.

Bei mir war's andersrum, ich hatte das Angebot, eine private Musikschule zu übernehmen...da haben wir uns als Entwicklungsperspektive auch eine alte Industriehalle angesehen, die man zum Unterrichts-/Konzertsaal-/Probenraumkomplex hätte umbauen können. Probenraumvermietung war also Teil des geplanten Projekts. Den Businessplan hat mir eine Wirtschaftsberatung geschrieben, was nicht ganz billig war...trotzdem ist nichts draus geworden. Das wirtschaftliche Risiko bei sowas ist in der Tat enorm.

Harald

Ja, ich kann mich auch noch erinnern, egal wie man es drehte und wendete, um erhebliche Mittel aus irgendeinem Subventionstopf und/oder Sponsoren aus der Privatwirtschaft wäre man nicht drum herum gekommen.

Ich glaube, das wird bei ähnlichen Projekten immer so sein, es sei denn natürlich jemand hat entsprechend Eigenkapital und ist bereit das Risiko auf sich zu nehmen.

Heute würde ich natürlich einiges anders machen, es gibt ja neue Möglichkeiten bzw. erleichtert das Netz Einiges (Crowdfunding, etc.).

Es kann schon funktionieren, ist aber halt eine richtige Existenzgründung, das geht mal nicht eben so nebenher. Vor einem kann ich nur warnen: Das Ganze ohne sehr gründliche Planung anzugehen. Da kenne ich auch einen konkreten Fall. Dem Betroffenen hatte ich den Businessplan geschrieben, den er aber nur verwendet hat, um Fremdkapital zu bekommen. Das hat er - leider muss man heute sagen - auch geschafft. Dann hat er "mal gemacht, wie er meint". Und sich finanziell komplett ruiniert...
 
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Finde das Thema interessant. Weiß zufällig einer, wie dies die ganzen Musik/Kulturbunker machen, welche von Vereinen betrieben werden? Theoretisch hat man ja schonmal rechtlich eine ganz andere Ausgangssituation, wenn man seinen Vereinsmitgliedern einen Raum zur Verfügung stellt, als wenn man ihn vermietet, oder?
 
Finde das Thema interessant. Weiß zufällig einer, wie dies die ganzen Musik/Kulturbunker machen, welche von Vereinen betrieben werden? Theoretisch hat man ja schonmal rechtlich eine ganz andere Ausgangssituation, wenn man seinen Vereinsmitgliedern einen Raum zur Verfügung stellt, als wenn man ihn vermietet, oder?

Hier auch mal ein Beispiel für einen Proberaumkomplex in dem wir proben. Sogar JULI haben hier geprobt:
http://www.kig-giessen.de/
Die Räume werden an einzelne Personen vergeben, aber meistens von mehreren Bands genutzt.
Das Ganze ist ein Verein, der auch davon lebt, dass einige Personen hier ehrenamtlich einen verdammt guten Job machen.

Da hast Du schon mal ein Beispiel.
Wie das "die ganzen Musik/Kulturbunker machen", kann sicher niemand sagen.
Richtig ist, dass ein Verein anders auftreten kann als ein Unternehmer - allerdings ist die Bandbreite sehr groß, da ein Verein beispielsweise auch einen gewerblichen Bereich (Cafe, Kneipe, Bühne, Proberäume, Studio ...) betreiben kann bzw. für die Mitglieder zu anderen Konditionen bereit stellen sowie sie auf dem freien Markt anbieten kann.
Der Kombinationsvielfalt sind da wenige Grenzen gesetzt - solange der Verein die im gewerblichen Bereich erwirtschafteten Mittel wieder den Vereinszwecken zur Verfügung stellt ...
 
(Achtung, reine Vermutungen und Hypothesen, müsste man viel mehr Zeit drauf verwenden und mal in einer vernünftigen Truppe diskutieren)

Ich als alter Stratege mal so - wer ist der Markt und wer ist die Zielgruppe?

Jede "richtige" Band, die ich kenne, hat auch einen festen Proberaum - meist allein, manchmal mit einer befreundeten Band geteilt - aber eben "was eigenes" und vor allen Dingen mit eigenem Equipment. Das wird dann auch gerne im Proberaum gelassen (Amps, Drumkit, Keys, PA, ...), weil man daheim ja sowieso noch Übrungsequipment hat. Dass man dafür eben auch die ganzen Tage mit zahlt, in denen man den Raum nicht nutzt, nimmt man in Kauf - ist dann eben ein (teures) Lager für Band-Equipment. Nun vermute ich aber, dass sich in dieser Gruppe die zahlungskräftigsten und -willigsten Leute tummeln...

Ich behaupte weiter, dass das Interesse an einem voll ausgestatteten stundenweise vermieteten Proberaum durchaus da wäre - aber vor allen Dingen bei jungen "aufstrebenden" Bands/Musikern ohne große Kohle (weil eben jung und noch nicht "angekommen"). PLUS eben dem Risiko für Beschädigungen am gestellten Equipment, das man abfedern muss. Es reicht ja nicht, eine Kaution zu verlangen - wenn die den Amp schrotten muss ja für die danach gebuchte Band wieder ein Ersatz da sein, sonst gibt's auch da wieder Ärger. Also nicht nur Equipment für jeden so ausgestatteten Raum, sondern sogar noch Ersatz-Equipment in der Hinterhand. Teuer! Rentiert sich eigentlich nur bei hohen Stundenpreisen (wo dann die Zielgruppe wieder rausfällt) und bei relativer Voll-Auslastung (auch wieder utopisch, gerade vormittags).

Entscheidend ist dann auch das Management des Ganzen - es muss jemand vor Ort sein und sich mehr oder weniger full-time um Dinge kümmern - und eben nicht nur nett ist, sondern auch die Business-Seite im Blick hat.

In der Location, in der meine Band probt, sieht das in etwa so aus (grob geschildert als illustratives Beispiel):
- Im Hintergrund ein "Chef", der mehrere Immobilienprojekte besitzt/pachtet und sich um deren Verwertung kümmert. Darunter z.B. auch Wohnheime plus jener besagter Proberaumkomplex. Über ihn laufen alle Verträge, Zahlungen etc., er managed wiederum die Verträge mit den Eigentümern usw usw.
- Vor Ort ein "Hausmeister", der auch persönlich früher als Drummer viel aktiv war, näher an den Musikern ist, sich um Räume und Probleme kümmert und eigentlich "immer" als Ansprechpartner verfügbar ist (wohnt direkt da).
- Im Komplex vor allen Dingen "klassisch" vermietete gute Proberäume ("leer", gut gedämmt) die zu recht saftigen Monatsmieten jeweils an Einzelpersonen (die dann jeweils für ihre Band haften usw) vermietet werden. Einige Bands (so auch wir) suchen sich dann noch einen Untermieter, was dem Veranstalter wiederum wurscht ist, weil er ja (1) sein Geld bekommt und (2) er EINEN klaren Vertragspartner hat.
- Es gibt aber auch ein paar mit rudimentärem Equipment (Gesangsanlage, Git/Bass-Amps, Drumkit) ausgestattete Räume (1-2 glaube ich), die stunden- und tagesweise vermietet werden. Genutzt werden die (nach Aussage des "Hausmeisters" von sich gerade formierenden Bands bevor man sich einen eigenen Raum sucht oder auch von Leuten, die ab und an mal richtig Krach machen wollen und das daheim nicht können/dürfen wegen Mietwohnung o.ä.). Wirklich rentieren tun sich die Dinger wohl "alleine" nicht, sind aber eben auch ein Stück Werbung für das Haus an sich.

Zweite strategische Frage ist dann - was will der Betreiber damit erreichen?
Das Spektrum von "Verein" (=letztlich doch irgendwie gemeinnützig und nicht auf Bereicherung einzelner Personen ausgelegt) über "Hobby/Zubrot" (kommt ein bisserl was rum, aber eigentlich lohnt es sich kaum) bis hin zu "Richtige Firma" ist ja - wie angesprochen - gewaltig. Im oben geschilderten Beispiel geht es ganz klar um die Kohle, das Ding muss sich rentieren oder wird abgestoßen/geschlossen/etc. Funktioniert aber seit Jahren sehr gut.

Ich komme aber da raus, wo viele vor mir hier im Thread schon gelandet sind: All diese Themen gehören vernünftig aufgeschrieben, aussortiert, bewertet, diskutiert - wenn's überhaupt funktionieren soll, sollte man schon so eine Art "Business Case" (und der beginnt eben ganz oben bei Zielen etc.) erstellen. Und sich eine Truppe suchen (allein geht's kaum), mit der man an dieser Idee feilt und sie umsetzt. Ich bin da der Meinung: wenn's eine gewisse Größe haben soll und funktionieren soll (und das geht bei mir so ab 5+ Räumen los), muss man wirklich vernünftig planen und überlegen und rechnen. ODER so gut intuitiv alles richtig machen, dass man trotzdem reich wird (gibt's ja immer wieder, sind aber wenige)...
 
Hey, da sind ja noch ne Menge Posts dazu gekommen. Cool!

Nach allem, was ich hier gelesen habe, sind die meisten der Meinung, dass die Sache sehr gut vorbereitet und geplant sein müsste und ein großes finanzielles Risiko bestehen würde. Rein theoretisch :) Trotzdem gibt es solche Angebote, die auch funktionieren.

Ich bleibe an dem Thema dran, falls ich was essentiell Neues hätte, werde ich es hier posten.

Gruß
ZakkSatriani
 
Ein gemeinnütiger Verein mit hauptamtlichen Mitarbeitern wär evtl. auch denkbar
 
Hallo,

die meisten Aspekte wurden schon genannt. Sowas wie ein Businessplan ist selbstverständlich, ob Verein oder nicht. Der Plan dürfte für so ein Projekt aber nicht all zu schwer werden (glaube ich), denn viele Eckdaten sind einigermaßen gut bestimmbar.

Ich glaube es ist machbar, es macht Musiker flexibel und unabhängig. Dagegen spricht hauptsächlich, dass man erst die Räume herrichten muss; viel Arbeit und Material. Außerdem, dass die Umsatzchancen nach oben hin gedeckelt sind - also mehr als Vollauslastung kann man m. d. Räumen allein eben nicht einnehmen. Wäre vll. interssant, wenn sich damit ne Kneipe oder nen Club verbinden lässt. Kosten lassen sich minimieren, wenn du dich rund um die Uhr selber an den Counter stellen kannst (willst du das?) und wenn du kompetent bist deinen Kram ggf. zu reparieren.

Ich übe seit 3 Jahren in so einem Komplex und poste nur desh. auch noch folgende Beobachtungen:

- Die Lage entscheidet. Der Komplex muss da hin wo sich die Leute rumtreiben.
Da wo ich hingehe ist es oft nicht voll, weil die Szenelage sich in der Stadt verlagert hat.
- An WEs und in den Ferien ist es recht leer.
- Öffnungszeiten lohnen sich nicht über den ganzen Tag (Nachm. - Nacht)
- Die Räume werden (nur) vereinzelt von Musiklehrern angemietet; es proben auch gute Bands dort, trotz fremden Equipment.
- Equipment muss nicht spitze sein, am besten durchmischt - viel Durchschnittskram gibt´s billig bei ebay (Transen-Amp <100€).
Gutes Material wird schnell abgerockt - also würde ich für Spitzenmaterial nur punkuell investieren.
- Einkalkulieren, dass die Heizkosten in muffigen Gewerberäumen hoch sein können und dass auch Verbrauchsmaterial
(z.B. Crashbecken) in´s Geld gehen.

So denn . . .
 
Ich hole den Thread einfach mal wieder hoch.

2012 war mein Post eher noch aus Interesse. Ein Jahr später stopelterte ich dann zufällig über DEN Bunker und jetzt?

Der Bunker ist da, der Verein gegründet, die Bands für die Räume sind auch vorhanden. Gemeinsam baut man einen Luftschutzbunker um.
Gleichzeitig läuft ein riesiges Paket an Öffentlichkeitsarbeit. Zig Termine bei der Verwaltung wegen Genehmigungen. Gutachten für Larm/Brandschutz etc.

Und einen riesigen Haufen an Kosten...
 

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