MB besucht die Cymbal-Schmieden in Istanbul

  • Ersteller Johannes Hofmann
  • Erstellt am
...da ich keine Lust habe, hier diese Diskussion weiter zu führen, in der ich dann negativ bewertet werden, weil es der Regierung nicht ins Konzept passt, werde ich hierzu - und auch zu allem anderen - in Zukunft schweigen.

Woot? :confused: Es wurde doch niemand zum kollektiven Wegsehen animiert. Deine Punkte wurden zur Kenntnis genommen, durchdiskutiert und lt. Martin sogar beim Hersteller angesprochen. Dennoch hab bitte Verständnis dafür, wenn sich dadurch niemand die Reise oder die Becken vermiesen lässt.

Eine Frage: schaust Du überall so genau hin und wenn ja, was darf man denn dann heute noch guten Gewissens kaufen?

Peace!

Sven
 
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Bitte gebt mir noch ein wenig, der nächste Bericht ist zu 75% fertig, aber ich kann immer nur in kleinen Schritten arbeiten, da ich zu nächster Woche 3 Abgaben habe.

Aber es gibt wieder tolle Fotos zu sehen, sicherlich für einige hier noch ein Mal eine Offenbarung. Ich gebe hier nur die Statusupdates, damit kein falscher Eindruck aufkommt. Ich bin dran! :)
 
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Nachdem ihr nun alle wisst, wie es mit den Rohlingen aussieht und wie diese erstellt werden, soll natürlich auch klar werden, wie aus solch "dreckigen Metalltellern" brilliante Instrumente werden.

Von
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Zu
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Wir haben nun also einen Rohling mit Kuppe und Loch, grob auf die Endgröße des gewünschten Beckens reduziert.

Es geht direkt damit los, das Becken zu hämmern. Hämmern verdichtet das Material und gibt dem Becken Kraft. Je mehr Hämmerschläge, desto steifer wird das Becken, wurde uns erzählt. W
Aber worauf kommt es nun wirklich an? Hier ein paar interessante Fakten:

  • Jeder der Mitarbeiter weiß von Anfang an, welcher Rohling welches Becken wird. Geholfen wird sich mit Listen über die Produktion und Aufträge und mit Kreidemarkierungen auf den Rohlingen. Hierbei spielt es natürlich eine Rolle, wie schwer der Rohling ist und welchen Durchmesser er hat.
  • Das für mich aller erstaunlichste hieran ist, dass jeder Mitarbeiter weiß, in welcher Art und Weise er die Becken hämmern muss, damit später dann diese und jene Charakteristik im Klang zu finden ist und das Becken zu dem wird, was es ein mal sein soll.
  • Ein Becken von 16-20 Zoll bekommt zwischen 4000 und 5000 Hämmerschlägen und wird zwischen 45 und 60 Minuten von einem Mitarbeiter bearbeitet.
  • Durch das Hämmern geht ein Becken niemals kaputt.
  • Man soll niemals auf die gleiche Stelle schlagen. Die Kunst besteht darin, in der Zeit, in welcher der Hammer sich vom Becken wegbewegt das Becken mit der anderen Hand immer ein Stück weiter zu drehen. Hierbei wird im Endeffekt mit dem Hammer immer auf die gleiche Stelle des "Amboss" gehauen, nur das Becken dreht/verschiebt sich.
  • Ob man richtig trifft, merkt man am "Rebound" des Hammers. Trifft man die richtige Stelle, kommt der Hammer automatisch sehr sprunghaft zurück. Demnach ist das Pattern wie folgt: mit KRAFT hämmern, locker lassen, KRAFT, locker, usw...
  • Die Becken werden zunächst links gedreht und gehämmert. Das muss man sich vorstellen wie bei einem T-Shirt. Die normale Form eines Beckens ist ja, dass der Bogen weiter von der Kuppe abfällt, allerdings wird hier anders herum gehämmert. Die Kuppe wird quasi in das Becken hineingedrückt und erst gegen Ende, wenn der Großteil der Hämmerung fertig ist umgekrempelt/umgestülpt (sicherlich noch auf kommenden Videos zu sehen).

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Martin und ich durften auch mal. ;)
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Nun haben wir also ein fertig gehämmertes Becken. Aber was fehlt noch?
Wir haben also eine Kuppe, ein Loch, grob entgratet und gehämmert. Aber woher kommen denn eigentlich immer diese "Streifen" auf einem Becken, wie man sie oft sieht und kennt?

Das ganze kommt vom Finish. Natürlich ist über den Klang des fertigen Beckens entscheidend, wie und wie viel es gehämmert wurde, welches Muster gehämmert wurde, und so weiter. Aber ebenfalls wichtig ist, wie das Finish des Beckens wird. Das Finish könnte man als "Feinschliff" bezeichnen. Es bestimmt natürlich wesentlich über das Aussehen des Endprodukts, aber selbstverständlich auch über den Klangcharakter.

Es gibt verschiedene Arten von Finishes:
Traditional -> abgedreht, aber danach unbehandelt
Brilliant -> abgedreht, danach hochglanzpoliert
Mischung aus Traditional und Brilliant
Raw -> sehr wenig nachbehandelt
Spezielle andere Finishes (chemisch/mechanisch behandelt)

Zunächst wird noch ein mal fein entgratet, damit der Rand des Beckens einwandfrei und ohne Verletzungsgefahr wird. Dann geht es ans Abdrehen.
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Beim Abdrehen wird noch ein mal ein wesentlicher Teil des Materials abgetragen - oder auch nicht. Demnach bestimmt das Abdrehen auch noch die endgültige Dicke und das Gewicht des Beckens. Nach welchen wirklichen Kriterien (außer natürlich dem gewünschen Endprodukt) abgedreht wird, wurde uns gar nicht so sehr erklärt. Im Endeffekt ist es auch selbsterklärend, da das Finish schon feststeht und das Becken "nur" auf das richtige Gewicht gebracht werden muss. Dazu wird zwischendurch auch immer wieder nachgewogen, um zu wissen, wann man fertig ist.

Ist das Becken fertig abgedreht, kann es noch poliert werden. Manche Becken sind zwar schon fertig, aber solche wie unsere geliebten Zultan Rockbeats müssen noch hochglanzpoliert werden. Dazu werden sie ebenfalls per Hand an einer Politurmaschine geführt. Der Polierer hat eine Art Politurstein, den er immer mal wieder an die Maschine hält, um neuen Hochglanz zu erzeugen.

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Hier noch zwei spezielle Finishes:

Zultan Effekt Splash
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Und hier das Finish, in dem etwa unsere neue Zultan Serie erstrahlen wird (nicht genau das, aber so ähnlich). Hier gemacht bei Amedia.
Dazu wird (und ich zitiere Johannes Vermutung) "Eisen-3-Chlorid" (?) mit heißem Wasser vermischt und das Becken darin "eingelegt". Dabei läuft das Becken bläulich-schwarz an. Es wird poliert und erhält ein effektvolles Finish, bei dem die Farbe in den Hammerspuren hängen bleibt.
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Nun sind unsere Becken fertig und müssen noch gestempelt, katalogisiert und verschickt bzw. gelagert werden.
Dazu geht es ins Lager. Hier sind alle möglichen Stempel und Motive für die verschiedenen Beckenserien vorhanden. Bei Turkish Cymbals passiert das noch per Hand. Istanbul Agop helfen sich zum Teil mit per Hand geführten Maschinen.
Bevor die Becken wirklich abgesegnet werden, werden sie natürlich auch noch ein mal gewogen, um das endgültige Gewicht zu bestimmen und zu gucken, ob sie auch genau das sind, was sie sein sollen. Als wir bei Turkish ankamen, war direkt eine Ladung Zultans zum Verschicken bereit und lag dort im Lager. Ein wunderschöner Anblick und natürlich das Paradies für jeden Drummer, der Wert auf gute Becken legt.

Hier ein paar Bilder des Lagers von Istanbul Agop und Turkish Cymbals:
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Soweit zu den fertigen Becken.

Ich werde wohl noch einen weiteren Bericht mit eher musik-neutralen Reiseendrücken (Lifestyle, etc.) verfassen und eventuell ein Online-Album mit allen Bilder für sehr interessierte.

Danke für's Lesen und wie immer gilt: bei Fragen, fragt bitte! :)

Liebe Grüße,
Bacchus
 
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Sehr schön, ich bekomme direkt Lust auch mal nach Istanbul zu fahren.
Ich hab in letzter Zeit auch einige Crashbecken probiert, aber bisher gefallen mir die Rockbeats immernoch am besten. HiHat und Ride mussten aber inzwischen für andere Fabrikate weichen.
Guten Becken sind die Zultans aber trotzdem.
 
Achtung, Achtung! Bald gibt's hier auch bewegte Bilder zu sehen ... kann nicht mehr lange dauern ... bleibt dran ... :)
 
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Keine Sorge.
Der Thread ist abonniert. :)
Also alles mit der Ruhe.

Vielen Dank für Eure Berichtsarbeit und die Zeit, die Ihr dafür investiert. :great:

Gruß
Lisa
 
Sooooo, meine lieben MB-User .... Meine 7 Filmchen sind jetzt fertig und heute ans Musiker-Board verschickt worden, so dass sie von dort aus direkt hochgeladen werden können. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis ihr die bewegten Bilder von Istanbul, den Beckenschmieden und UNS begutachten könnt. Also: bleibt dran und schaut in den nächsten Tagen mal wieder öfters hier rein - es lohnt sich!
:D:cool::p
 
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Bleiben Sie dran ... nur 1 Spot!

;) :D
 
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Komme gerade aus dem Urlaub - hat sich ja einiges getan hier!

Bewegte Bilder würden mich auch interessieren...:D
 
Bewegte Bilder würden mich auch interessieren...:D
Die Videos sind fertig geschnitten und recht umfangreich. Wir komprimieren sie gerade und laden sie dann hoch.

Sobald sie hochgeladen sind, werden wir sie hier einbinden :)
 
Scheint 'ne Dauerwerbesendung zu sein. :D

Freue mich schon auf die Videos und danke auch nochmal an Bacchus für die Fortsetzung des Berichts.
 
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Freue mich schon auf die Videos

Ich nicht. Was ich da wieder an Zeit versenken werde, um die alle anzuschauen :( :D

...wenn man bedenkt dass hinter jeder Sekunde Video eine Bearbeitungszeit (Equipment haben und pflegen, Orga, mehrere Aufnahmen, Einzelteile zusammen"komponieren" und schneiden, rendern,...) steckt, die um Faktoren größer ist: Eine um so beachtlichere Leistung von MoltenCrown, dass er das SO schnell hinbekommen hat. Hut ab!!
 
Ja und ich denke, die Videos werden auch definitiv halten, was sie versprechen. :)

Freue mich auch schon, hatte ja schon das Vergnügen viel davon zu sehen. :p
 
Hallo!

Ja, es nimmt schon einige Zeit in Anspruch. ;) Vielen Dank für euer Verständnis!

Zur Erklärung: ich habe ja, soweit es ging, chronologisch die Sachen gefilmt. Manches ging aber so nicht - also zuhause am PC das Ganze chronologisch anordnen. Stimmt der Ton bei den Übergängen nicht, muss dran geschnitten werden, damit keine Tonrülpser entstehen.

Dann immer wieder die Frage: welche von den 5 gedrehten Sequenzen erklärt die Geschichte besser? Reicht eine? Wie oft soll der unbedarfte Zuschauer die Aktion sehen, damit er sie versteht - und bevor er sich langweilt! Welche Szenen sind unnötig und tragen nichts zur Sache bei? Welche Überraschungsmomente kann ich noch liefern? Wann ist eine mündliche Erklärung für den Zuschauer notwendig, wann ein Untertitel.

Dann müssen ja noch Vor- und Abspann produziert werden, am besten individuell für jeden Einzelnen Film. Dafür benutzt man ein externes Programm.

Letztendlich haben wir ein "Gesamtkunstwerk", welches 5 verschiedene Themen beinhaltet, aber momentan zusammenhängend auf der Festplatte liegt. Also: auseinanderschneiden und kürzen! Es soll ja schliesslich jedes einzelne Thema möglichst kurz und informativ (sprich: um die 10 Minuten!) auf YT zu sehen sein. Dann haben wir zuerst 5, danach halt 7 Filme. Macht nix!

Und natürlich in hoher Auflösung ... man will ja auch deutlich sehen, was die da so getrieben haben in Istanbul.

Das nimmt schon einige Zeit in Anspruch ...

Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass ich auch noch in einem Vollzeitjob berufstätig bin, einen pubertierenden Sohn und eine quengelnde Ehefrau habe - Spässle gemacht, aber ihr wisst, wie ich es meine. :D

Die Filme haben eine hohe Auflösung und sind recht gross, so zwischen 700 MB und 1000 MB - das dauert dann natürlich auch, bis das hochgeladen ist. Und die Fa. miCOM und das Musiker-Board können diese notwendigen Kapazitäten auch nicht jeden Tag in Hülle und Fülle bereitstellen ...

Das so einige der Gründe, warum ihr so lange warten müsst. SORRY!:weep:
 
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Video ist ein "Fass" ohne Boden ... gepaart mit dem doch deutlich langsameren DSL Upload wird das - selbst wenn es fertig ist - schon zum Geduldsspiel ...

Bei der Menge an erstellten Content dieses Jahr (NAMM, Messe FRA, Framus, PRS .. ) war meistens die Anpassung der Soundspur die "Fitzelarbeit" ... Und bei dem Interview mit Gerd vor der NAMM habe ich mir zusätzlich "Selbst ins Knie geschossen" :bang: ... "Über kreuz" aufgenommen und die Tonspur am "falschen" Blickwinkel hängen - Schraub, bastel, fummel ... :eek: ...

Von daher ist hier jedem mein Respekt sicher, der für uns ein Video eines Boardevents erstellt ..

Gruß
Martin
 
Fabian ist immer noch am komprimieren und Uploaden...
 
Ich könnte die Dinger selber nochmal in ein kleineres Format aus den Timelines exportieren - dann sind die Qualitätsunterschiede nicht so krass.
 

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