Yamaha Electone D'85

  • Ersteller jerry.ufer
  • Erstellt am
Auch @Simon98 hat doch eine HX-3-Orgel mit "normalen" Tasten, wenn ich mich recht erinnere, und kommt ganz hervorragend damit zurecht.
Vielleicht kann Simon ja noch ein paar Tips zum günstigen Orgel-Einstieg geben - der ist ein toller Musiker und hat (schon aufgrund seines jungen Alters) bestimmt auch nicht mit Geld um sich schmeißen können. Er hat bewiesen: man kann auch aus sicher nicht 100% idealen Bedingunen was machen - Hut ab! :hat:

Erstmal: danke Dir! :)

Ich habe allerdings doch eine HX3-Orgel mit Fatar-Waterfall-Manualen. Dennoch habe ich mit den Tastaturen von Hammond, wie z.B. in T200, B3000 oder X5 verbaut, welche eben keine Waterfall-, sondern "normale" Synthtastaturen sind, sehr gute Erfahrungen gemacht. Denn letztere sind von hervorragender Qualität - Ausnahme ist die XB-Serie (außer der XB3, die hat Waterfall). Diese Tastaturen sind wirklich sehr angenehm, spielen sich fantastisch (ich würde sie manchmal fast der Fatar Waterfall vorziehen), haben aber kein vergleichbares Spielgefühl mit einer originalen Tonewheel-Konsole (B3, A100, C3, B2, C2.... etc etc). Dennoch super - einfach nur anders.

Ich habe schon ganze Auftritte und Studiosessions mit Orgeln mit den genannten Tastaturen bestritten und war wunschlos glücklich. Und besonders bei den Tastaturen bin ich sehr wählerisch... :)

Vermutlich hattest Du noch die ge-HXte B3000 im Kopf, welche ich auf manchen YouTube-Videos spiele - das war allerdings nicht meine. :) Wie gesagt, meine ist eine Sonderanfertigung mit Fatar-waterfalltastaturen.

Übers Finanzielle kann ich aufgrund eines Endorsement nicht wirklich objektiv beurteilen, wie viel die Orgel so gekostet hätte. Aber eine B3000 inkl. HX3, Bank, Pedal und Leslie HL722 (wenn man den HX3 selber einbauen kann oder jemanden im Freundeskreis hat, der das kann), sollte für 2500 oder weniger zu realisieren sein. Ab und zu ist eine auf Ebay zu schießen, teils für unter 1000 Euro mit Leslie - da fehlt dann nur noch der HX3.
 
Hi und vielen Dank für die Antwort!
Ich hab noch nie eine Waterfall ausprobiert, aber die Divingboardkeys mag ich eigentlich...hab auch ein Video mit einer T200 gesehen, in dem Handrücken-Glissandi gespielt werden...

Mal was anderes: Es gibt auf ebay im Moment eine hammond Gt7 (Transistor?) , wohl so ne Art Combo- Orgel, mit Pedal...Für 58€! Lohnt es sich, da zuzuschlagen? Will ja nur erstmal das 2 Manual+ Bass Spiel mit Drawbars lernen und bin Finanziell relativ eingeschränkt. Also wenn das Teil ein bisschen was taugt...

Gruß

Jerry
 
Vermutlich hattest Du noch die ge-HXte B3000 im Kopf, welche ich auf manchen YouTube-Videos spiele
Ja, ich glaube, die hatte ich im Kopf... tauchte irgendwann im HX3-Zusammenhang auf.

Übers Finanzielle kann ich aufgrund eines Endorsement nicht wirklich objektiv beurteilen, wie viel die Orgel so gekostet hätte.
Ja, klar - ich dachte auch eher an die Zeit davor. Du hast ja auch mal klein angefangen und sicher nicht von Anfang an eine "große" Konsolenorgel gehabt.
Aufgrund Deines jungen Alters liegt Deine Anfangszeit sehr viel kürzer zurück als bei den meisten hier - meine Einstiegsinstrumente sind für die heutige Zeit beispielsweise völlig indiskutabel. :D

hammond Gt7 (Transistor?)
Die Ace Tone GT7 ist mit der Hammond X-5 verwandt, hat eine Transistor-Tonerzeugung und klingt sicher nicht nach dem, was Du erwartest.


Bei einem Palm-Glissando (mit der Handfläche) solltest Du darauf achten, die Hand möglichst flach aufzusetzen - das verringert die Gefahr, an einer Tastenecke hängenzubleiben.
Ich habe das Gefühl, daß bei den Waterfall-Tasten neben der Form der Tastenfront auch die metallene Anschlagleiste vor den Tasten hilfreich ist. Aber: es geht auch ohne und wenn Du keine Waterfall-Tasten gewöhnt bis, wirst Du bestimmt nichts vermissen.

Viele Grüße
Torsten
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi, danke für die Antwort.
Zur AceTone: Den Klang finde ich nicht übel. Aber natürlich würde eine 'echte' Hammond eher in Frage kommen.;-)

Dann würde ich mich auch technisch in die Materie einarbeiten, für evntl. Reperaturen.

Und zum Einstieg mit Vorkenntnissen (bin übrigens auch erst Baujahr 2000) reicht mir ein Spinett völlig aus:)

Vielen Dank für die tollen Tipps!

Gruß

Jerry
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch eine Frage: Bei den Spinetten handelt es sich doch bei den Presets nur um Drawbar- Settings, oder? Ich blicke nicht ganz, wie das geht. Die Drawbars bewegen sich ja nicht! Oder verstehe ich da etwas falsch?

Gruß und eine gute Nacht;-)

Jerry
 
Bei den Spinetten handelt es sich doch bei den Presets nur um Drawbar- Settings, oder?

Hallo Jerry,

bei den Orgeln mit Tonewheel-Generator ist dieser Generator ja die einzige Tonquelle. Deshalb bestehen auch die Presets ausschließlich aus verschiedenen Drawbar-Settings.
Da die Drawbars im Grunde nur veränderliche Widerstände sind, ist es völlig egal, ob diese Widerstände per Drawbars variabel und frei einzustellen sind, oder per Preset eine festgelegte Kombination gewählt wird.

Durch die Einschränkungen des Generators (die Frequenzen können in verschiedenen Lautstärkeanteilen bei Tastendruck jeweils ein- oder ausgeschaltet werden - Hüllkurven mit Sustain u. ä. sind da nicht möglich (Ausnahme: die Percussion-Register). Deshalb wurden ja früher die Transistor-Orgeln wegen der viel größeren Möglichkeiten der Klangformung als überlegen angesehen.
Wenn da nur der Sound nicht wäre... ;)

Bei den großen Konsolenorgeln gibt es diese Presets ja auch, sie werden nur nicht über Tabs, sondern über die "reverse coloured keys" (die zusätzliche Oktave unterhalb der "Spieltasten" eingestellt.
Man kann sogar mit einem Schraubenzieher diese Presets abändern.

Viele Grüße
Torsten
 
Hi und danke für die Antwort!
Cool, wieder was gelernt;-)

Wow, ich bin jetzt schon ein riesiges Stück weiter als letzte Woche...:):):)

Gruß

Jerry
 
Ja, klar - ich dachte auch eher an die Zeit davor. Du hast ja auch mal klein angefangen und sicher nicht von Anfang an eine "große" Konsolenorgel gehabt.
Aufgrund Deines jungen Alters liegt Deine Anfangszeit sehr viel kürzer zurück als bei den meisten hier - meine Einstiegsinstrumente sind für die heutige Zeit beispielsweise völlig indiskutabel. :D

Das ist wahr. :)
Angefangen hat alles "damals" ( :D ) mit einem klitzekleinen Yamaha-Spielzeugkeyboard, dann später ein sehr altes PSR-73 (immerhin große Tasten), die nächsten Experimente folgten auf einem Roland GW-7 Arranger-Keyboard mit Plugiator-Expander. Das war für mich zu dem Zeitpunkt recht amtlich. Erste wirkliche Orgel war dann die Nord C2. Mittlerweile haben sich noch ein HX3, zwei echte Hammonds (A100 und E100, letztere übrigens auch mit den "normalen" Tasten) usw eingeschlichen... :) Das hat aber natürlich auch seine Zeit gebraucht, ist ja logisch.
 
Huhu,
Um dieses Thema mal wieder auszubuddeln:
Wie ist es mit der Hammond M3? Das beste Spinett? Hat ja sogar Waterfall... aber nur ein 12er Pedal. Macht das einen elementaren Unterschied?
Und was mir auch wichtig ist: Kann man die Orgel durch einen Lesliesim und wieder durch den internen Speaker jagen?
Gefallen tut sie mir ja... Hat ja Röhre, oder?

Gruß

Jerry
 
Achtung: auch Transistororgeln sind vollpolyphon!
Sie haben zwar keine Tonräder, aber einen transistorisierten Generator, der meist die 12 Töne der obersten Oktave erzeugt (genannt TOS: "Top Octave Synthesizer") und durch Frequenzteilung die tieferen Frequenzen erzeugt werden.
Da gibt es auch keine Beschränkung der Polyphonie.
Das komm nur bei "neueren" Geräten, angefangen bei den auf FM-Synthese basierenden digitalen Orgeln von Yamaha, die durch ihre begrenzte Anzahl von Operatoren eine beschränkte Polyphonie haben.
Einspruch an dieser Stelle. Nicht alle Transistororgeln sind vollpolyphon, denn nicht alle Transistororgeln arbeiten mit Frequenzteilern für jede Oktave und jede Taste.

Ich kann aus Erfahrung sprechen durch drei Orgeln, die ich mein eigen nenne:
  • Technics SX-G5, Japan, Einführungsjahr 1985, Heimorgel (Spinett), 49-49-13, Drums und Solo Synthesizer Presets samplebasiert, Percussive Presets von Taiyo Europe 1986 umgerüstet von analog-subtraktiv auf die samplebasierten Sounds der SX-G7, ansonsten vollanalog, vollcomputerisiert
  • Technics SX-C700, Japan, Einführungsjahr 1985, transportable Orgel baugleich SX-G7 (Spinett, Einführungsjahr 1984), 49-49-13, Drums, Percussive Presets und Solo Synthesizer Presets samplebasiert, ansonsten vollanalog, vollcomputerisiert
  • Elka X 19 T, Italien, frühe 80er, transportable Orgel baugleich E 19 (Spinett), 44-44-13, vollanalog, Rhythmusgerät und Presets computerisiert
Alle drei Orgeln haben gemeinsam, daß alles, was nicht mit "Solo" oder "Mono" beschriftet ist, maximal achtstimmig ist.

Dazu muß ich allerdings auch sagen: Keine dieser Orgeln ist ein Clonewheel oder will ein Clonewheel sein (auch wenn die beiden Japanerinnen virtuelle "Digital Drawbars" haben). Die wurden gebaut, als Vintage noch nicht erfunden und – im Falle der Technicsen – der Yamaha DX7 der Inbegriff des E-Pianos war. Sie sind eher das, was heute die Entertainer-Keyboards sind. Die C700 war nicht die HX3 ihrer Zeit (die HX3 war außerdem damals eine Yamaha-Orgel mit FM-Klangerzeugung) oder die Nord C2 ihrer Zeit, sondern das Tyros ihrer Zeit. Mit "Presets" meine ich auch keine Sinusregister-Zugriegel-Voreinstellungen (obwohl die Technicsen auch die haben), sondern Fertigsounds, wie man sie bei einigen Analogsynthesizern (da allerdings überschreibbar) und den ersten Arranger-Keyboards vorfand, also im Prinzip Einstellungen für polyphone Oszillator-Filter-Verstärker-Stränge.

Die D-85 schlägt genau in dieselbe Bresche. Auch sie ist mehr Synthesizer als Clonewheel – in ihr arbeitet stellenweise fast die gleiche Technik wie im legendären Vangelis-Synthesizer Yamaha CS80. Prominentester D-85-User ist Mambo Kurt, und der versucht nicht, so zu klingen wie Jimmy Smith oder Jon Lord, sondern der persifliert die typischen Spät-70er-Anfang-80er-Orgelentertainer, die Möchtegern-Franz-Lamberts, die Stadtfeste und Landgasthöfe (oder im Falle der vielen Amateure das eigene traute Heim) beschallt haben, indem sie Gassenhauer und aktuelle Charts auf ihren Orgeln spielten – na ja, zu spielen versuchten. Keine Frage, die D-85 ist für sich geil, aber als B3+122-Ersatz taugt sie nicht.

Auch die Hammond Aurora ist eine typische Heimorgel ihrer Zeit, auch wenn Hammond draufsteht. Tonewheels waren schlicht und ergreifend veraltet, kein Alleinunterhalter und kein Hausmusiker wollte sich eine schwere, wartungsintensive, teure Tonradorgel mehr hinstellen, wenn Transistororgeln mehr konnten und/oder billiger waren, auf jeden Fall allerdings wartungsärmer und meist leichter. (Und wenn sie nicht leichter waren, dann sprechen wir von der funktionsüberbordenden Oberklasse der Heimorgeln deutlich jenseits der 10.000 Mark, die weniger von Hammond-Tonewheel-Orgeln inspiriert war als von den Heimorgel-Schlachtschiffen aus dem Hause Lowrey oder gar den riesigen amerikanischen Theaterorgeln.)


Martman
 
Hi Martman,

Danke für die Antwort!
Bin gerade wieder über die D85 am schwärmen gewesen;-)
Klar, kein Ersatz für eine Hammond, aber ich finde dass der Sound dem nicht- übesteuerten Sound einer Hammond ziemlich nah kommt... Halt ziemlich 'jazzy', genau das wonach ich suche.Und bis ich eine B3 zusammen habe, reicht es;-)
Hab auch überlegt, ob mir zum reinen orgeln nicht eine D65 reicht...
8 Stimmen pro Manual reichen doch bei einer Orgel, solange ich mich nicht auf die Tasten setze.
Und kann sich so eine D85/D65 verstimmen?

Viele Grüße

Jerry
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
PS: Na gut, Mambo Kurt ist ja eigentlich cool, aber ich werde vermutlich nie die drum machine und die synth- sounds benutzen, weil ich eh nur Rock/Funk/Jazz/Blues spiele:)
 
Einspruch an dieser Stelle. Nicht alle Transistororgeln sind vollpolyphon, denn nicht alle Transistororgeln arbeiten mit Frequenzteilern für jede Oktave und jede Taste.

Hallo Martman,

danke für diese Präzisierung.
Wie Du schon schreibst (auch mit dem Tyros-Vergleich usw.), hat ein fließender Übergang von Orgel zu Keyboard stattgefunden und der Einsatz von moderner Transistor- und Digitaltechnik hat ja auch die klanglichen Möglichkeiten von Orgeln extrem erweitert.

Meiner Meinung nach ist allerdings eine typische Eigenschaft von "Orgel" die Tatsache, daß man verschiedene Register beliebig miteinander kombinieren kann. Das gilt für Pfeifen- ebenso wie für E-Orgel.
Die "Zwischenstufe" der Evolution, wo Instrumente im Orgel-Gehäuse eine Synthesizer- oder "Keyboard"-Tonerzeugung hatten, die aus diesem Grund dann auch eine beschränkte Polyphonie aufwiesen, würde ich eher als mehrmanualige Keyboards mit Pedal denn als Orgeln sehen.
War es nicht so (korrigiere mich bitte gegebenenfalls), daß man bei diesen Instrumenten keine Klangfarben (d. h. Register) kombinieren konnte?

Das ist ja heute ein Hauptproblem, wenn man ein Keyboard/einen Synthesizer als Pfeifenorgelersatz benutzen möchte: man kann nicht durch Registrierung seinen gewünschten Klang einstellen, sondern muß sich mit vorgefertigten Komplettsounds zufriedengeben.

Viele Grüße
Torsten
 
War es nicht so (korrigiere mich bitte gegebenenfalls), daß man bei diesen Instrumenten keine Klangfarben (d. h. Register) kombinieren konnte?
Doch, das können alle Orgeln, sonst wären es keine Orgeln. Alle haben sie unterschiedlich viele beliebig kombinierbare Sinus- und teilweise auch andere Register. Es müssen nicht immer die 9 Zugriegel pro Manual sein.

Die SX-C700 beispielsweise hat in den Tab Voices fürs obere Manual in dieser Reihenfolge:
  • 16' (Sinus, Digital Drawbar)
    8' (Sinus, Digital Drawbar)
    5⅓' (Sinus, Digital Drawbar)
    4' (Sinus, Digital Drawbar)
    2⅔' (Sinus, Digital Drawbar)
    2' (Sinus, Digital Drawbar)
    1⅓' (Sinus, Digital Drawbar)
    1' (Sinus, Digital Drawbar)
    Strings 8' (String-Register à la Surf-/Psychedelic-Orgel)
    Strings 4' (String-Register à la Surf-/Psychedelic-Orgel)
    Percussion 5⅓' (Sinus)
    Percussion 4' (Sinus)
    Percussion 2⅔' (Sinus)
    Percussion 2' (Sinus)
    Key Click
Das zweite und dritte Register sind bei japanischen Orgeln generell gegenüber Hammond vertauscht. Und 1⅗' haben exklusiv die Vollorgel SX-F3 und die daraus abgeleitete Konzertorgel SX-A1, die teuerste Technics aller Zeiten. Dafür hat man vier Register gleichzeitig perkussiv und nicht perkussiv statt wie bei der B-3 umschaltbar.

Typische Sakralregister wie Diapason oder Tibia gibt's überhaupt nicht – wie auch, die Orgel kommt aus einem buddhistischen Land.

Das untere Manual ist etwas reduziert:
  • 8' (Sinus, Digital Drawbar)
    4' (Sinus, Digital Drawbar)
    2' (Sinus, Digital Drawbar)
    1' (Sinus, Digital Drawbar)
    Strings 8' (String-Register à la Surf-/Psychedelic-Orgel)
    Strings 4' (String-Register à la Surf-/Psychedelic-Orgel)
SX-F3 und SX-A1 haben zusätzlich 5⅓' und 2⅔', die übrigen Sinuschöre sowie Percussion und Key Click gibt es in keinem Modell.

Die Digital Drawbars gehen nur per Programmierung, es gibt also keine tatsächlichen Zugriegel, sondern die Taster sind als Wippen ausgeführt, mit denen in den Organ Presets (4 fürs obere Manual, 1 fürs untere; entsprechen ungefähr den Reverse-Tasten der B-3) oder in den Tab Voices direkt in Stufen von 0 bis 7 die Lautstärke geregelt werden kann. Aber Zugriegelreißen in voller Fahrt à la Gregg Rolie oder Jon Lord geht nicht.

Für jedes Manual separat gibt es zusätzlich noch den String-Ensemble-Bereich. Das heißt, bei den halbdigitalen Technics-Orgeln gibt es separate Registerbereiche für 60er-Jahre-Surf-/Psychedelic-Strings à la Farfisa/Vox (in einem Bereich mit den Sinusregistern) und 70er-Jahre-Ensemble-Strings à la Eminent/Solina mit jeweils eigenen Generatoren. Das obere Manual hat 16' Cello und 8' Violin, das untere hat 8' Cello und 4' Violin, jeweils einzeln oder auch beide zusammen einsatzbar.

Dann gibt es noch vier Klanggruppen, die jeweils entweder dem oberen oder dem unteren Manual zugeordnet werden können:
  • Vocal Ensemble (chorartiger Sound, analog, Ensemble)
  • Percussive Presets (Piano, Gitarre, Harpsichord etc., Multisamples, eigenes in drei Stufen regelbares Tiefpaßfilter)
  • Poly Presets (hauptsächlich Bläser, nichtperkussiv, analog-subtraktiv, eigenes in drei Stufen regelbares Tiefpaßfilter mit per Preset festgelegter AD-Filterhüllkurve)
  • Solo Synthesizer Presets (monophon, nichtperkussiv, Multisamples, eigenes in drei Stufen regelbares Tiefpaßfilter, Portamento zuschaltbar)
Das Vocal Ensemble hat nur einen Sound, die anderen Gruppen sind typische Presetgruppen im Stil der zweiten Hälfte der 70er, wo man jeweils nur eins wählen kann, ähnlich wie bei Multikeyboards oder einigen der ersten japanischen Synthesizer.

Über alles regiert der Orchestral Conductor, den Technics erfunden hat für die vorhergehende Orgelgeneration (SX-Uxy, bis auf die Drums der SX-U90 vollanalog), den sie bis zum Schluß sogar in Arrangern hatten, und den diverse andere Hersteller abkupferten. Der ist sozusagen eine zentrale Instanz, die Manualkoppeln und Löschregister einerseits vereint und andererseits durch etwas Effizienteres ersetzt. Da kann man nämlich jedem Manual jeweils die Klanggruppen zuweisen. Tonradorgeln haben nichts Vergleichbares.

Unterm Strich könnte ich am oberen Manual, wenn ich wollte, 21 Register gleichzeitig ziehen: 8 Sinuschöre, 2 60er-Jahre-Strings, 4× Percussion, Key Click, 2 Ensemble-Strings, Chor, 1 Percussive Preset, 1 Poly Preset, 1 Solo Synthesizer Preset. Dann bleiben mir unten noch 4 Sinuschöre, 2 60er-Jahre-Strings und 2 Ensemble-Strings.

Ach ja, das Baßpedal (13-Tasten-Stummelpedal, aber die Begleitautomatik dieser Orgelgeneration spielt jeden Hand-und-Fuß-Orgler an die Wand). Da sind immerhin noch die beiden nicht als Digital Drawbars ausgeführten Sinusregister mischbar (tatsächlich hat man da immer 16', wenn man eins wählt; 8' kommt dazu, wenn man beide wählt), mehr würde zu Mulm führen. Zusätzlich gibt es vier perkussive Register (Samples AFAIK) und vier nichtperkussive Register (analog), von denen eins ein Stringensemble ist; die übrigen acht gehen jeweils nur alleine.

Mal so am Rande: "Multi-Tremolo". Ein Rotary-Effekt, der näher an einem 122 oder 147 ist als alles, was Lear Siegler je an echten Rotaries in Farfisa-Heimorgeln geschmissen hat. Das "Multi" besagt nämlich, daß die Hörner separat emuliert werden und für Hörner und Trommel die Geschwindigkeiten (slow, fast) individuell einstellbar sind. Der Effekt ist auf OM und UM separat schaltbar und im Ganzen umschaltbar auf (Scanner-)Vibrato. Das einzige, was das Ding nicht kann, ist bremsen und Röhrenemulation.


Wie gesagt, damals war die Einstellung zur Orgel eine ganz andere. Entsprechend waren auch die Orgeln anders. Spätestens in den 80ern war Jazz an der Orgel nicht mehr Jimmy Smith auf der B-3 nebst Leslie 122 (außer man ist mit Klaus Wunderlich groß geworden, und selbst dann nicht immer), sondern Glenn Miller oder Benny Goodman nebst Big Band. Da kamen aus der Orgel dann die Drums, der Upright-Baß und Hörner, jede Menge Hörner, die sich auch tunlichst wie Hörner anzuhören hatten und nicht wie 9 Zugriegel und Tonräder. Das war auch die Zeit, wo James Last, Max Greger, Hugo Strasser & Consorten mit ihren Orchestern sehr groß waren und die großen Orgelentertainer wie Franz Lambert schon lange nicht mehr nur die Sinusregister spielten, sondern aus den zumeist deutschen Luxusorgeln (Wersi, Dr. Böhm) rausholten, was drinsteckte.

Auch der Hobbyist spielte damals nicht auf einer Clonewheelorgel Musik von Deep Purple oder Pink Floyd, sondern auf einer zumeist in Castelfidardo zusammengezimmerten Heimorgel die Musik aus der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck und/oder Disco mit Ilja Richter und natürlich die Orgelarrangement-Klassiker von Wunderlich (Tico Tico!) bis Lambert, so weit das mit der 4000-Mark-Fiatorgel eben ging. (Orgeln waren teuer. Unter 2000 Märker blieb einem kaum was anderes als Bontempi oder billige Versandhausorgeln, die größte Farfisa kostete in den frühen 80ern DM 12.000, und Japaner waren noch teurer – die SX-C700 kostete damals neu 20 Riesen, für das Geld bekam man auch einen Opel Rekord Caravan, wo das Ding reingepaßt hat. Von den Preislisten von Wersi oder Böhm will ich mal lieber nicht reden, und dann mußte man die Dinger auch noch selber zusammenbauen. Dafür konnte man sie häppchenweise kaufen. Fertige Wersis oder Böhms hatten nur die, die damit Geld verdienten oder gar einen Endorsementvertrag hatten.)

Es gab ja damals auch so Notenhefte wie "pop e-orgel", die sich auch schon nicht mehr die Mühe machten, Begleitung auszunotieren, weil einerseits eh jede Orgel der späten 70er und der 80er einen Begleitautomaten hatte, andererseits die ersten Arrangerkeyboards noch so mickrig waren, daß viele trotz der horrenden Preise und Ausmaße des Instruments weiterhin zur Orgel griffen. Machte ja auch was her im Wohnzimmer, das Trumm in italienischem Walnußfurnier neben der Schrankwand in deutscher Eiche rustikal massiv. Daß eine Orgel intensiv genutzt wurde, erkannte man am obligatorischen irgendwo drapierten Kopfhörer zum Üben und den Noten auf dem immer aufgestellten Notenständer. Und wenn zu Familienfeiern bzw. Weihnachten das Ding in Betrieb genommen wurde und Papa (oder besser noch der Nachwuchs) damit auch umgehen konnte, war das immer ein großes Hallo in der Family, zumal Schwesterchens Blötflocke gegen die 2×40 Watt unterm Spieltisch nicht anstinken konnte (ich glaube nicht, daß je irgendjemand in einem Privathaushalt eine Heimorgel voll durchgetreten hat). Hausmusik 2.0 – einer für alles.

Die Generation "pop e-orgel" war auch die erste, die sich von Sinusregistern ab- und den anderen Registern verschärft zuwandte. Die waren nicht groß geworden mit Orgeln, die viele Sinuschöre und sonst nichts hatten; die Orgeln ihrer Zeit hatten entweder nur wenige andere Register, dafür aber auch nur 3 oder 4 Chöre am oberen Manual, oder sie hatten entsprechend mehr Register, daß niemand mehr die Sinuschöre wirklich brauchte, sofern es nicht wie Orgel klingen sollte. Letzteres war bis einschließlich obere Mittelklasse sowieso relativ sinnfrei; kein Hammondorgler hat je 80 8808 000 gezogen. Gängige Bauanleitungen für Streicher oder Bläser mit 9 Zugriegeln fielen auf keinen fruchtbaren Boden, wenn die Orgel nur 4 oder 6 Fußlagen hatte, dafür aber dedizierte "Strings"- oder "Brass"-Register. Als in den 80ern Samples sich mehr und mehr durchsetzten und einige Orgeln gar neben den gewohnten Sinusregistern Samples anderer Orgeln enthielten, waren es endgültig nur noch Altorgler, die die klassischen Sinuschöre benutzten.

Zwischen den Profis, bekannt aus Funk und Fernsehen, und dem Heimorgler stand damals der Alleinunterhalter. Mambo Kurt macht das, was er macht, weder grundlos, noch hat er es erfunden. Der Alleinunterhalter kam nicht von der Tonradorgel über die Comboorgel. Wenn, dann kam er vom Klavier oder Akkordeon plus Rhythmusgerät (man machte ja Tanzmusik); noch eher kam er aus dem Nichts. Weil er mit dem Tastensarg Geld machte, hatte er ein besseres Budget als Papa zu Hause und konnte sich zum einen bessere Orgeln und zum anderen öfters mal 'ne neue leisten als Papa zu Hause.

In der ersten Hälfte der 70er zog man noch mit Heimorgeln los, weil die Combos nichts konnten. Was Choppen war, wußte damals kaum einer, außerdem hatte man an einer ungechoppten Orgel die Lautsprecher gleich mit dran. Man saß zwar mit dem Rücken zum Publikum, aber das tat auch der Pianist, und so konnten die Leute einem zumindest beim Spielen zugucken. Die Hersteller dachten zumindest für den Heim- und Mobilentertainer so weit, daß sie den meisten Orgeln inzwischen Rhythmusgeräte einbauten, die berüchtigten vollanalogen Klopfgeister, die qualitativ nicht selten noch unter analogen Standalone-Rhythmusmaschinen standen.

Mitte der 70er wurden dann die ersten Heimorgeln mobil. Gerade aus Deutschland (Wersi) und Italien (Elka, in geringerem Umfang Farfisa) kamen damals Instrumente, die man nicht mehr wirklich als Comboorgeln bezeichnen konnte, weil der ungeschrumpfte Spieltisch einer Heimorgel der gehobenen Mittel- oder Oberklasse in Tolex gewickelt und auf Chrombeine gestellt wurde. Das war auch die Zeit, wo die italienischen Orgelbauer sich stilistisch von deutschen oder niederländischen Orgeln mit leichtem Sakraleinschlag ab- und amerikanischen Orgeln zuwandten. Aber nicht alten Hammonds, sondern aktuellen Lowreys mit Unmengen an bunten, marmorierten Schalterkappen, goldener Beschriftung und beleuchtetem Spieltisch oder gar amerikanischen Theaterorgeln mit um den Orgler herum gebogenem Bedienpaneel. In den frühen 80ern verließ man den Ami-Kitsch mehr und mehr und orientierte sich Richtung Japan oder versuchte in Farfisas Fall was ganz Eigenes.

Jedenfalls, mit den "transportablen Orgeln" ging einiges mehr. Schwer waren sie immer noch, teuer auch, aber man mußte nicht mehr alles auf einmal tragen und konnte Boxen und etwaige Verstärker separat aus dem Kombi holen, in dem sich der ganze Krams dann auch noch kleiner machte. Und man konnte die Orgel mit der Rückseite (die jetzt nicht mehr einfach eine dünne Faserplatte war) zum Publikum drehen, den Leuten beim Tanzen zugucken und allen zeigen, von welcher Marke die Orgel war.

Die Bandbreite des Könnens bei den Entertainern war groß. Auf'm Dorf kam man schon mal mit Skills knapp oberhalb des orgelnden Familienvaters oder -opas, entfernt erkennbaren Wunderlich-Arrangements und ohne Gesang davon; machte ja nichts, wenn die Konkurrenz auch nicht besser war. Dann gab's aber auch die, die so ziemlich jede Gesellschaft zum Kochen brachten, eine breitere Musikpalette drauf hatten und aus den Orgeln einiges rauszuholen vermochten. Geld war damals so oder so damit zu machen, und wenn's gut lief, konnte Mitte der 80er auf Japaner upgegradet werden – Elka X605 wich Technics SX-C600, Elka X705 und Farfisa Professional 120 wichen Technics SX-C700, letztere ersetzte bei einigen Großen im Geschäft auch mal die riesige SX-U90 Professional. Mit besseren Sounds und besseren Rhythmen ging's in die nächste Saison.

Das heißt, Mitte der 80er kam ja der erste große Arranger für Entertainer – das Yamaha PS-6100, das das klappbare Paneel des Technics SX-KN7000 vorwegnahm und zusätzlich einen versenkbaren Notenständer hat. Wer das kaufte, hatte aber entweder vorher keine Orgel besessen oder "Rücken", denn vor Publikum machte der halbe Zentner Orgel mehr Eindruck als dieses dunkelgraue Brett auf X-Ständer. Gerade Yamaha verjüngte die Orgel damals radikal; zur 4OP-FM-Klangerzeugung kam bei den H-Modellen ein jugendzimmerkompatibles Gehäuse, das leicht in mehrere Teile zerlegbar war und nicht mehr die Anmutung des wuchtigen Musikmöbels hatte. Die Konzertorgel HX-1 (GX-1 meets Tarnkappenbomber und nimmt den FS1R vorweg) geriet gar so abgespacet, daß sie im Schwarzenegger-Streifen Running Man vorkommt; Sinusregister hat sie keine mehr, ist also eher ein zweimanualiger, zwei Zentner schwerer AWM/FM-Arranger, aber die Zielgruppe benutzte eh keine Sinusregister für die Popmusik, die sie nachspielte. Andere Hersteller hielten ihre Orgelgehäuse fortan zumindest dunkler oder gar schwarz und nicht mehr in Naturholzoptik.

Die 80er gehörten noch lange der Orgel, auch wenn in Einsteigerbereichen sich langsam Keyboards ausbreiteten. Technics brachte ja sogar noch die volldigitalen transportablen SX-C300 und SX-C800 (letztere mit einem Flugzeugcockpit von einem Spieltisch, der aber keine 30 Kilo mehr wiegt), zog in den späten 80ern aber im Profi-Arrangerbereich an Yamaha vorbei, und als das SX-KN800, eigentlich fast schon eine "Workstation mit Begleitautomatik", von den Möglichkeiten her auch Technics' transportable Orgeln überflügelte, gab's kaum mehr einen Grund, noch mit Orgeln loszuziehen, die SX-C800 sollte die letzte transportable Technics-Orgel bleiben, und der eigentliche Siegeszug des Arrangers ging los. Derweil griff Elka mit der Concept-Reihe und Yamaha-FM-Technik nach den Sternen, verhob sich aber und wurde von GEM geschluckt. Von da an konnten Orgeln allenfalls noch in Japan, Yamahas nie versiegender Propaganda sei Dank, Neueinsteiger gewinnen; anderswo wurden Orgeln fast nur noch von denen gekauft, die sie schon in den 70ern spielten, sonst würde Lowrey a) schon lange keine Orgeln mehr bauen und b) sie bestimmt nicht so stylen, wie sie es tun.

Die elektronische Orgel geriet derart schnell in Vergessenheit, daß Musikergenerationen nachwuchsen, die mit "Orgel" nur noch die Hammond B-3 assoziierten, weil die mit der Vintage-Retro-Welle der 90er wieder in Mode kam, zusammen mit dem Analogsynthesizer und dem Rhodes, das endlich den DX7 wieder verdrängte.


Martman
 
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