gegen das Instrument spielen geht sowas? was ist sinnvoll?

Meine unbeantwortete Nebenfrage war auch, welche Beziehung Musiker anderer Instrumente zu ihren Instrumenten haben. Werkzeuge, Partner, Teil von ihnen selbst?

Doch, bei Cellisten gibt es das auch, der unten zitierte musste es nach 57 Jahren verkaufen:
"Obwohl Batta im hohen Alter zurückgezogen lebte und nur wenig spiellte, war ihm der Gedanke, sich von seinem Schatz zu trennen, schrecklich. Der einzige Grund, der ihn schliesslich veranlasste, dieses Opfer zu bringen, war sein Wunsch, für seine alte, treue Haushälterin zu sorgen. Nachdem das Geschäft abgeschlossen war, sah er sein geliebtes Cello zum letztenmal, als man es in eine Kutsche legte, um es wegzuführen. Er beugte sich vor, Tränen rannen ihm übers Gesicht, und er küsste den Cellokasten".

Gruss
chnöpfleri
 
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Dudelsack zum Beispiel.

bei einer Basstuba habe ich den Eindruck allerdings auch...

Doch, bei Cellisten gibt es das auch, d


Ok - also komme ich nicht umhin, festzustellen, dass es auch bei etlichen anderen Instrumenten eine innige Verbundenheit zwischen Spieler und Instrument gibt - nicht nur beim Akkordeon (was ja hier das Ausgangsinstrument des Themas war)

-> Wirkt sich das auf das Spielverhalten aus?

... Bzw. führt das eher dazu, dass man mit dem Instrument oder auch gegen das Instrument spielt? Oder schließt sich letzteres aufgrund der innigen Verbundenheit zum Instrument per se aus?
 
Bzw. führt das eher dazu, dass man mit dem Instrument oder auch gegen das Instrument spielt? Oder schließt sich letzteres aufgrund der innigen Verbundenheit zum Instrument per se aus?
Ein Kerninstrument im Blues ist ja die kleine diatonische Mundharmonika, die im 19. Jahrhundert so entworfen wurde, dass man damit deutsche Volksliedmelodien trällern kann. Im Blues haben die Spieler sicherlich ein "inniges" Verhältnis zum Instrument; sie spielen die Mundharmonika aber eigentlich gegen das Instrument, denn eine Mundi in C wird in der Regel "falsch", nämlich in G gespielt, und Töne, die das Instrument eigentlich nicht hat, müssen dann durch allerlei Zungen- und Kehlverrenkungen doch irgendwie herbeigetrickst werden. Aber gerade dadurch, dass sie eigentlich gegen das Instrument, gegen die ursprüngliche Intention der Instrumentendesigner, spielen, holen sie einen viel "intimeren" Klang aus dem Instrument heraus.

(Weia, klingt auch schon fast esoterisch abgehoben, was ich schreibe. :weird:)
 
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Ist es nicht eher so, dass beides in Einklang gebracht werden muss? ... Ein Annäherungsprozess, eine Kompromissfindung?

Hallo Klangbutter,

Ja, das stimmt so. Alle drei Aussagen sind gleichzeitig gültig...

Als 17-Jährige Junge habe ich erstmals BWV565 gespielt. Natürlich nicht original, sondern eine vereinfachte Version für MII-Akkordeon von Stanisław Galas. Ich hatte ein wunderbares Akkordeon zur Verfügung gehabt – HW Cantus V de Luxe (41/V/13-120/V/5, cassotto). Ich spielte die Toccata von ganzem Herzen, gemäß meinen besten Fähigkeiten und Fertigkeiten. Aber war es Original? Nein, keiner J. S .Bach mehr, das war eher „polnische Bach-Variation“ gespielt mit meinem „jungen slowakischen Temperament“ gegen ein recht gutes deutsches Instrument. Mein mehr als 25- Jahre altes VHS Videoband zeigt eher eine „Zirkusnummer“. Mein Gott! Barock mit Musette!!! Und die Balgtechnik – wie „Wrestling mit Alligator“…

Heute – kein Problem, ich habe volle Orgelversion und MIII Akkordeon. Aber auch heute muss ich sehr, SEHR vorsichtig betrachten, welche meine Musik „in Ordnung“ ist“, welche „ein bisschen überschreitet die Grenze“ und welche ist nicht mehr „Akkordeon-Musik“, sonder schon ein „Akkordeon-Extremismus“. Ich habe z.B. gefunden, dass auch alte Barock Orgelmusik viel besser klingt nur mit 8´ im Diskant und auch im MIII (und nicht mit 16´+4´ im Diskant und 8´+4´ im Bass) – z.B. BuxWV 174….

Warum sind eine richtige Wahl der Musik und „Spielen mit Akkordeon“ so wichtig? Die Vergänglichkeit des Klanges ist der Grund. Skulpturen und Gemälde werden jahrhundertelang dauern. Erklingende Musik ist nicht mehr reparierbar und nicht im Raum, sondern in der Zeit dauert vorübergehend.

So,…

…jede Minute im Leben, die der Akkordeon-Musik gewidmet ist, ist gut investierte Minute! :)

Gruß,

Vladimir
 
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Wunderschönes Stück! Das habe ich in meiner frühen Jugend einen halben Sommer lang auf einer pneumatischen Orgel in einem kleinen barocken Dorfkirchlein am Bodensee geübt: Das war auch Spielen gegen das Instrument – mit jeweils einer gefühlten Sekunde Verzögerung, bis der Ton kam. :D
 
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Das war auch Spielen gegen das Instrument

Ich weiß, wovon Du sprichst…
Naja, lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach…
…und für Stylus Phantasticus gilt auch-
-lieber das MIII-Fliegchen zu Hause als der dreimanualiger pneumatischer Dinosaurus in der Kirche.:D

Gruß,

Vladimir
 
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Mein mehr als 25- Jahre altes VHS Videoband zeigt eher eine „Zirkusnummer“. Mein Gott! Barock mit Musette!!! Und die Balgtechnik – wie „Wrestling mit Alligator“…

... aber damals war dein Empfinden dafür mit Sicherheit eher 'königlich'. :)

Das zeigt, dass sich der Musiker mit seiner Musik weiterentwickelt. Ich habe auch Stücke, die ich seit vielen Jahren spiele, die sich in der Zeit auch weiterentwickelt haben.

Ich denke aber, dass sowohl damals als auch heute, dein Spiel MIT dem Instrument war. Nur hat sich deine Ansicht zu der Interpretation verändert.

- - -

ein ganz inniges Verhältnis sehe ich bei der MUHA. Wir haben hier in unserem Kreis eine MUHA-Spielerin, die mal geäußert hat, dass sie durch die Muha ATMET. Wenn das keine innige wenn nicht sogar intime Verbindung zum Instrument bedeutet. Das klangliche Erlebnis bei ihr ist umwerfend.
Das Benden gehört da absolut dazu. Die Muha liefert gerade mal sterile Töne und der Spieler intoniert und formt diese und flößt ihnen Leben ein.

Wofür das Teil ursprünglich mal gemacht wurde ist an der Stelle völlig nebensächlich. Entscheidend ist, was der Musiker daraus macht.
Beim Akkordeon wurde der StradellaBass auch nicht dazu gemacht, dass man aus ihm mal JazzAkkorde hervorzaubert.
 
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der Musiker mit seiner Musik weiterentwickelt.

Hallo Morigol,
Tolle Erklärung! Heute habe ich darüber gedacht… Danke!

Beim Akkordeon wurde der StradellaBass auch nicht dazu gemacht, dass man aus ihm mal JazzAkkorde hervorzaubert.

Was betrifft das Jazz und Akkordeon, schon ein paar Monate versuche ich eine richtige Form für "Sleep Away" von Bob Acri. Scheinbar einfache Sache, bin ich aber noch nicht zufrieden. Das Stück hat noch immer keine innere zarte Seele, egal ob ich Akkorde mit MIII oder MII+MIII-kombiniert spiele. (Diskant natürlich 8´,eventuell auch 16´+8´). Aber ich gebe nicht auf…

Gruß, Vladimir
 
Diese Frage hat mich echt ins Grübeln gebracht. Spiele ich mit dem Instrument oder dagegen? Nach vielem Nachdenken kam ich zu dem Ergebnis, dass mit dem Instrument spielen besser ist. Mit ein bisschen Glück kommt dabei so ein richtiges Flow-Gefühl auf.
Aber: ich bin Anfänger. Daher darf ich mich von genau diesem Gefühl noch nicht davontragen lassen. Sonst schleifen sich Unsauberkeiten und Ungenauigkeiten ein, die später wieder so unendlich schwer wegzubekommen sind. Also heißt es mit dem Instrument spielen, aber dabei sehr achtsam und bewusst zu sein.
 
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meine bescheidene Erfahrung
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möglichst bescheiden instrumentieren und ja nicht "drönig" werden
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leise und sparsam bleiben,
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dann kommt man in diesen scwingenden Flow
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Mit ein bisschen Glück kommt dabei so ein richtiges Flow-Gefühl auf.
Aber: ich bin Anfänger. Daher darf ich mich von genau diesem Gefühl noch nicht davontragen lassen. Sonst schleifen sich Unsauberkeiten und Ungenauigkeiten ein, die später wieder so unendlich schwer wegzubekommen sind.

Ok. Und wann glaubst Du, wäre der Zeitpunkt dafür gekommen?

Der Wechsel zwischen bewusster Arbeit und unbewusstem Musik machen kann jeder Zeit stattfinden. Das ist keine Frage des Niveaus.
Man sollte auch Flow-Zustände trainieren.
Schön ist, wenn man willentlich hin und her schalten kann.
Du hast nur Angst davor, den schönen Flow zu unterbrechen. Mach einfach. Wenn er einmal kam, kommt er auch wieder. Und nutze unterschiedliche Tageszeiten.
:)
 
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möglichst bescheiden instrumentieren und ja nicht "drönig" werden
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leise und sparsam bleiben
mit "drönig" meinst Du "dröhnig", was ich "dröhnend" verstehe? Dann gebe ich Dir in dieser Hinsicht recht.
Aber immer nur bescheiden registrieren und leise und sparsam spielen? Das mag für Dein(e) Instrument(e) zutreffen. Aber es gibt viele Instrumente, die verlangen nach einer höheren Lautstärke, um ihre Stärken ausspielen zu können (was nicht heißt, dass sie dann anfangen zu "dröhnen"). Die zu einer ständig leisen Spielweise zu zwingen, hieße gegen dieses Instrument zu spielen! Das heißt nicht, dass mit diesen Instrumenten immer nur laut gespielt werden kann, aber die Durchschnittslautstärke darf durchaus höher sein als bei solchen Instrumenten, die eher die leisen Töne lieben (und ich rede nur von Akkordeons).
Und da Du oder auch ich das Instrument von @Schtine01 nicht kennen, ist dieser Hinweis möglicherweise kontraproduktiv.
 
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"Flow" ist mir ein neuer Begriff. Ist er beim Spielen das "Sich-Tragenlassen" von der Melodie oder der Musik ohne besonderes Augenmerk auf die Perfektion der Ausübung zu legen? So wie man beim Tanzen, wenn man's denn einmal. wie gut auch immer, gelernt hat, sich von der Musik mitreissen lässt, egal wie stümperhaft, reduziert oder brillant man dann die Schrittfolgen durchführt?

Ich selbst bin immer zu ehrgeizig, etwas perfekt spielen zu können, und verkrampfe mich oft dabei. Zu einer meiner letzten Unterrichtsstunden kam ich nach einer durchfeierten Nacht ziemlich lethargisch an. Die vorzubereitenden Stücke spielte ich fast wie in Trance und korrekt, weil mir die Noten total egal waren, ich aber den Melodien in meinem vernebelten Hirn folgte (Flow?).

Der Witzbold von Lehrer empfahl mir darauf, doch immer einen "drauf zu machen", bevor ich wieder zum Unterricht käme. :D

Nachtrag, schlauer geworden durch WIKI: Flow (englisch „Fließen, Rinnen, Strömen“) bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit („Absorption“), die wie von selbst vor sich geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist wie beim Skifahren: mit der richtigen Technik flowt es besser. Als Anfänger kümmere ich mich erst mal um meine Technik. Werde dann besser, entdecke den ersten Anflug von Flow-Gefühl. Finde das gut, übe weiter und stelle fest, dass auch der Flow Zustand damit noch steigern lässt. Kann ich es richtig gut, kann ich richtig loslassen weil ich weiß, sollte etwas Unerwartetes kommen, hilft mir meine Technik, es auszubügeln.
Jetzt frage ich mich gerade, ob das nicht doch heißt, gegen das Instrument zu arbeiten. Meine Ski lasse ich ja auch nicht machen, was sie wollen sondern ich bleibe der Boss und bestimme, was sie tun.

Gefühl hat für mich nix mit der Lautstärke zu tun. Nur weil es leise ist, ist es nicht gleich gefühlig und weil es laut ist, heißt es nicht, dass kein Gefühl dabei ist. Außerdem könnte ich es meinen Instrumenten (und Nachbarn) nicht antun, immer nur zu flüstern.
 
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Beim Skifahren kommst Du in den Flow, wenn du die Ski nicht um die Ecke zwingen musst, sondern sie tun, was du willst ohne dass du dich anstrengen musst (was nicht heißt, dass du nicht hinterher doch atemlos oder müde bist, denn körperlich musstest du durchaus auch etwas tun). Ich finde den Vergleich zum Skifahren toll, denn meiner Meinung nach ist es beim Musik machen wirklich ähnlich: die Finger auf den Tasten und Knöpfen wie die Ski an den Füßen tun, was du willst, ohne dass du an Technik denken musst.
 
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ich bin auch Flow-Fan - kann man auch als Groove oder swingen bezeichnen !
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im Alpenländischen der Schlanz
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Das Gegenteil (überwiegende Mehrheit) davon ist - wie man sagt - "zickig"
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welches Diejenigen selbst nicht wahrnehmen
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Ganz grosse Erleuchtung für mich - mein Sony-Aufnahme-Gerät
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Mein Sohn meinte gleich: "Gell - interessant, wen man sich selbst hört & sieht" - ja, in der Tat - sehr..................
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Rofl :rofl:

wOlln wir oben eine Abstimmung machen?

Ja - Flow fetzt total

Nein - Ich bin kein Fan vom Floh
 
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... und dann spielen alle miteinander den Floh-Walzer :D
 
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Es ist wie beim Skifahren: mit der richtigen Technik flowt es besser.

Als leidenschaftlicher Skifahrer komme ich nicht daran vorbei, mit diesem Link zu zeigen, wie das Akkordeon im Schnee flowt.

Flowing greetings

morino47
 
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