Pedalpreamps plus Poweramp (spez. EL34 / 6L6 schaltbar) - Überlegungen, Tipps ?

...
Grundsätzlich frage ich mich natürlich, warum bisher niemand eine wirklich funktionierende Lösung anbieten kann. Denn wenn man mal von den wirklich harten scooped Sounds der Neuzeit-Heavy-Fraktion absieht, dann wollen wir doch eigentlich (fast) alle einen fenderartigen Cleantone und Marshall-Crunch- bzw. Lead-Tones, die uns als Basis unseres Gitarrenspiels dienen.

Das dann auch noch in einer Größe, die gut handhabbar ist...

Schreibst Du und dann aber auch das:

... ein Röhrenamp und für mich vom Spielgefühl her bisher unerreicht. Ich meine damit dieses Gefühl, wenn man die Saite anschlägt und dann diese „federnde“ und aufblühende Rückkopplung im Finger hat, die einen animiert den Ton mit Bendings, Stehenlassen, Stoppen etc. zu formen oder sich selbst einfach nur zuzuhören. Beispiel: Tweed 5E3 voll aufgerissen oder nahezu.. ....

Nämlich eine Ode auf einen Crunch/Zerr-Sound, der eben nicht Marshall ist, sonderm Tweed Deluxe.
Und so isses eben:
Einer will "Marshall" und meint 1974X, der nächste JTM oder Bluesbreaker, der nächste 1987, dann einer die moderneren JCM800, 900 oder DSL/TSL-Sounds.
Dasselbe bei Fender, und dann gibt's ja noch Vox, Hiwatt & Co
Heisst: es wollen eben nicht alle das Selbe, wenn es ins Detail geht.
Es gibt keine Maßanzüge von der Stange.

Eine funktionierende Lösung aus Standardprodukten würde m.E. bestehen aus:
+ Den klassischen Vorstufen (inkl. Boogie und anderem HiGain-Zeug, bei den Fender- Vox und einigen alten Marshall-Typen mit dem jeweils speizifischen Vibrato Effekt)
+ Mindestens zwei röhrengetriebene Halleinheiten (Fender und Vox)
+ Die klassischen Endstufen (3 x Fender (6X6-Tweed, 60er Deluxe Reverb (2 x 6V6) und 2 x 6L6 Blackface mit den stärkeren Trafos, die "laute Clean-Waffe"), 1 x Vox (AC 15/30), 3 x Marshall (1974X, JTM, 1987))

Alles als Standalone-Module, CE-zertifiziert, point-to-point (klangliche Authentizität, Robustheit und individelle Detail-Modifizierbarkeit(!, denn jede Variante kann man nicht standardmäßig anbieten)) in guter bis bester Komponenten-und Fertigungsqualität.
Untereinander frei kombinierbar (vielleicht noch einem eigenen Line- und Speaker-Level-Matrix-Switcher dazu).
Im 19-Zoll-Format, damit es roadtauglich ist.

Dann noch die klassischen Echt/Echt+Sperr/Sperr-Holzgehäuse mit den klassischen Speaker-Kombis.
Fender 1 x 12, 2 x 12, 2 x 10, Marshall/Vox 1 x 12, 2 x 12, Marshall 4 x 12.

Alles keine Geheimwissenschaft, technisch machbar.
Aber eben nur zu hohen Herstellungskosten, mit hinreichendem Startkapital und langem Atem.
Wir alle wissen, wie lange selbst sehr gute Produkte brauchen, bis sie sich am (erzkonservativen) Gitarristen-Markt halbwegs etabliert haben - allemal, wenn keiner der großen Namen draufsteht.


Wer sollte das also machen?
Die Großen bauen "Reissues" ihrer Klassiker, die manchmal an die Originale heranreichen, oft aber auch nur so aussehen, als ob. Das läuft, wozu sich also solch ein Projekt an die Backe heften?

Die kleineren Boutique-Ampschmieden könnten das theoretisch am ehesten machen.
Sie haben das Wissen, das Personal, Werkstätten, Lagerhaltung, Handelsbeziehungen etc.
Aber die wollen vermutlich lieber ihre eigenen Soundideale verwirklichen. Ist ja auch nicht so rasend spannend, jährlich xxx "olle Kamellen" zusammenzuklöppeln.
Randall wäre vom Geist her die eine Ausnahme.

Und dann ist die Frage, zu welchem Preisen sowas marktfähig wäre.
Wer kauft sowas?
Wie schriebst Du so schön:
... Nimmt man die Ansätze von Randall oder Egnater, dann ist das schon gut, aber bei den Preisen ist man da ganz schnell in der 5.000 Euro-Liga, nur für Amp und Box. ....

Was meinst Du denn, was sowas kosten "dürfte"?
Was wäre Dir denn die gewünschten "echten" Fender Clean und Marshall Crunch/Overdrive-Sounds bei flexiblem Handling, in praktikablen Lautstärken und mit guter Transportabilität wert?

So eine Lösung wäre das Optimum, solange dies nicht digital erreicht werden kann (was ich persönlich für eine Frage der Zeit halte).
Warum also sollte sie "billig" sein?


Das war's dann schon zum Thema Serien- und Standardprodukt.
Bleiben die 1-2-Mann-Amp-Docs, die wirklich maßschneidern können.
Und das sehe ich für Dich, wenn Du es wirklich ernst meinst, auch als den einzig gangbaren Weg.

Lass Dir zunächst Deine Endstufenmodule bauen, die jeweils genau das tun, was Du hören willst.
Dann krieg raus, ob und wenn, welche Box/welcher Speaker an beiden wie gewünscht funktioniert.
Wenn es keine schafft (meine Vermutung), nimm eben zwei.
Oder wenn die zwei an beide Endstufen-Modulen sehr unterschiedlich toll klingen, lass Dir einen Boxen-Switcher bauen (falls es sowas nicht schon gibt), mit dem Du während des Spielens von einer Box auf die andere schalten kannst.

Dann schau Dir Deine Vorstufen- und Effektsituation an - das halte ich für den unproblematischsten Teil, da es da unfassbar große Auswahl gibt..

So würde ich es machen, wenn ich das Geld für die Endstufen- und Hallmodule hätte.
Für mich läuft's also drauf hinaus, dass ich eben zwei bzw drei Amps benutze.
Und "meinen Fendersound" transportabler zu gestalten versuche.
Oder ich steige eben gänzlich auf Akustikgitarre um.
:)
 
Wie sieht es eigentlich mit dem Mesa Boogie Blue Angel aus - da scheint man doch die Endstufen-Röhren umschalten zu können?
Hast du den mal probiert (ich weiß, es ist ein kompletter Amp, keine Endstufe)?
 
So, Kollegen,

ich war gestern ausführlich im Proberaum testen.

Marshall TSL 601 Cleankanal in Richtung Fender-Clean „biegen“.

Die Kurzfassung ist, dass es nicht funktioniert!

Ich habe unterschiedliche EQs verwendet, sie vor dem Amp betrieben und auch mehrere gleichzeitig mit dem Helix davor geschaltet. Am Amp selbst habe ich die EQ-Sektion (Gain, T/M/B) auch noch hin und her gedreht. Es half alles nichts. Man kommt mMn der Sache nicht einmal nahe. Es fehlen letztendlich die bestimmenden Bassanteile und süßliche Höhen sind völlige Fehlanzeige. Grundsätzlich ist das TSL-Clean ja brauchbar, jedoch diese Sektion in Richtung Fender zu biegen funktioniert so nicht. Ich denke, dass im Amp, über die Vorstufen schon soviel Ton marshallisiert wird, dass es eben nicht klappen kann. Ich vermute eine andere Kompression als Hauptgrund. Es klingt am Ende nicht so samtig und differenziert, sondern immer etwas steif und unausgeglichen. Ein Kompressor war auch kontraproduktiv.

Dann habe ich, weil ich den Helix schon am Start hatte, mal verschiedene Preampsimulationen von Fenderamps direkt in den Return des Marschalls gefahren. Auch das klang mit der EL 34-Endstufe auch nicht wirklich nach Fender, hatte eine gewisse „Härte“ und Bedecktheit. Ich habe auch noch eine andere Box mit EV 85 Watt eines Kollegen probiert. Das paßt auch nicht wirklich.

Dann habe ich mir meinen Wampler Plexi Drive Deluxe geschnappt, den ich sonst für den TSL nutze, um ihn in diese Richtung zu pushen. Am Mesa Boogie Lonestar Classic, im Cleankanal bekommt man damit schon sehr gute „Plexisounds“ hin. Mit einem Catalinbread Fomula 55, einem Velvet Fuzz und einem Mad Professor Twimble habe ich auch noch am Boogie herum experimentiert. Der Plexidrive mit dem Mad Professor-Boost klingt recht amtlich.

Für mich steht damit fest, dass ich, trotz des Gewichtes, jetzt wieder den Mesa Boogie an den Start bringe. Er ist für mich der beste Kompromiss ohne noch einmal viel Geld für eine vermeintliche amtliche Lösung ausgeben zu müssen.

Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch!

Ray
 
Verständnisfragen:
1. Hast Du denn mal die Speaker des Lonestar an den TSL gehängt?
(Ich vermute mittlerweile, die Speaker sind bei Dir die Hauptfaktoren. MEIN tipp: die Lonestar-Speaker am TSL bringen Dich richtig weiter.)

2. Fährst Du den TSL ->endstufenseitig<- für Deinen Leadsound ins Clipping?
Dann wäre es ja logisch, dass es bei leidlich äquivalenten Lautstärken von Clean- und Leadkanal nicht mehr gelingt, den TSL wieder fender-like "brilliant und samtbassig" zu kriegen.

Anyway, dass es mit Pedalen eher gelingt, einem Fenderlike-Amps gute bis sehr gute Marshall-like Sounds zu entlocken als umgekehrt, ist wohl common sense.
 
Ich habe beide Varianten versucht, Endstufe auf 8 und dann den Preamp wie ich möchte. Danach Preamp hochgefahren und Endstufe runter. Brachte für mich nichts, jedenfalls für dieses Vorhaben.

Mit den C90 wird es vielleicht etwas besser, sind auch 2x12“. Wobei ich das mit dem common sense so nicht wußte. Danke dafür! Habe es ja jetzt selbst erfahren und bin vom Klang her sehr zufrieden für das was ich so spiele. „The Wind Cries Mary“ klingt mit meiner Strat sehr, sehr gut und bröckelt auch mit den schönen Höhen.

Wichtig ist, dass ich dabei gelernt habe und der Lonesar Classic wieder in die Proberäume gerollt wird. Er ist zwar wirklich schwer, aber zur Zeit das was ich wirklich will.

Danke an alle Mitstreiter, die mir soviel Ideen und Informationen zuteil werden ließen!

Viele Grüße, Ray
 
... Mit den C90 wird es vielleicht etwas besser, sind auch 2x12“. ...

Ja, aber auch zwei Celestions. Ich kenne weder den C90 (Lonestar) noch den Wolverine (TSL), dachte aber, die Lone-Star-12er gingen vielleicht noch mehr in die Fender-Ecke.
Also TSL-Amp + Lone Star-Speaker = mehr fenderiger Sound

Aber wenn es so jetzt für Dich funktioniert, ab dafür.

Transportgewicht am Lonestar kannste jetzt noch etwas zu reduzieren versuchen, in dem Du einen der 12 ausbaust und die Öffnung mit einer Holzplatte verschliesst.
Dann runterschalten auf 50 Watt (evtl. 2 dann unbenutzte Endstufenröhren ziehen) und go for it, wenn's für Deine Band genug Druck bietet.
Oder eben Amp in ein eigenes Gehäuse setzen.

... Wobei ich das mit dem common sense so nicht wußte. Danke dafür! ...

War ein bisschen flappsig formuliert, eigentlich meint es:
Clean eingestellte Amps sind per Pedal verzerrbar und klanglich beeinflussbar, und die meisten Gitarristen, die so arbeiten, benutzen dafür eben Amps, die auf sehr gute Cleanspounds getrimmt sind (= Fender-like Amps).
Also sind auch die meisten Pedale/Preamps darauf zugeschnitten.

Denn was machen Verzerrer oder Verzerr-Preamps?
Sie füttern einen mehr oder minder clean eingestellten Amp mit einem "frequenzkorrigierten" Eingangssignal, das zusätzlich im Pedal/Preamp (vor-)verzerrt wird.

So kann man die Frequenzcharakteristik des cleanen Originalsounds erheblich beeinflussen.
Frequenzen betonen oder absenken bis ausfiltern + Gesamtsignal verzerren kann Full-bodied Fender wahlweise verbiegen zu
näselnd-singend-Boogie
oder Higain-Metalkelle mit strammem Bass
oder Kratze-bratz-Marshall.

Zumindestens bis zu einem gewissen Grad.

Ist der "pure Ampsound" aber bereits wirklich verzerrt (Endstufe clippt und Speaker ächzen, das, was eigentlich Marshall-Domäne ist), wie sollte ein Pedal ihn dann ->bei gleicher Lautstärke<- wieder clean kriegen?
Geht nicht.

Man kann dann maximal die Zerrcharakteristik im Sinne des Frequenzspektrums verändern. Auch schön, aber cleaner wird's nicht.

Anyway, guten Rutsch ins neue Jahr.
 
Ich bin noch einmal tief ins Internetz gestiegen und habe die Eierlegendewollmilchsau entdeckt. Ein gewisser Herr RIVERA, nicht ganz unbekannt, hat schon vor langer Zeit mal eine Rackeinheit gebaut, die er TBR genannt hat. Darin ist alles verbaut, was man sich zur Klangformung eines Amps auch nur vorstellen kann. Realisiert hat er das 30 kg schwere Gerät letztendlich mit 2x 60 Watt Endstufen auf Basis von EL 34 Röhren. Der alte Zauberer hat also schon vor etwa 30 Jahren alles so hinbekommen und wir diskutieren und versuchen es heute noch. Soweit ich Paul Rivera verstanden habe, kann der TBR kein High-Gain im heutigen Sinne, hat dafür aber noch ein paar Extras, wie einen Pre-Preamp zur Anpassung des Gitarrensignals vor der Vorstufe. Nun ja, man lernt nie aus...
Aber die 30 Kilo ohne Box sind auch eine Ansage, wahrscheinlich in den Zeiten der alten Rack-Kühlschränke Peanuts...

Horido und guten Rutsch!
 
Da es dir bei den Klangidealen viel um Endstufensättigung verschiedener Grundausrichtungen geht, frage ich mich gerade, ob man nicht genau das mit einem Kemper profilen könnte. Also nur die Endstufen plus zwangsläufig Box und Mikrofon, während man davor entsprechende Preamps oder Pedale zum Einsatz bringt.

Der Gedanke ist ein bisschen dekadent und zugleich Perlen vor die Säue, darüber hinaus birgt er einige Ungewissheiten und wahrscheinlich müssten die Profiles auch noch selbst produziert werden. Die Idee wäre, die Endstufen mit einem möglichst linearen, nicht färbenden Booster/Preamp anzusteuern und in die Sättigung zu fahren.

Der Gedanke war jetzt einfach mal so ins Blaue gesponnen - vielleicht bringt er ja was. Guten Rutsch!
 
Ich bin noch einmal tief ins Internetz gestiegen und habe die Eierlegendewollmilchsau entdeckt. Ein gewisser Herr RIVERA, nicht ganz unbekannt, hat schon vor langer Zeit mal eine Rackeinheit gebaut, die er TBR genannt hat. Darin ist alles verbaut, was man sich zur Klangformung eines Amps auch nur vorstellen kann. ...

Bei allem Respekt für Paul Rivera:
Nein.
Das Gerat kann sicherlich 'ne ganze Menge, aber nicht das, was ich oben umriss und was erforderlich wäre, um wirklich das zu leisten, was mir (und vermutlich Dir) vorschwebt.

Rivera ist eben auch vor den wirklich distinkten Endstufen und Boxen/Speaker-Switching zurückgeschreckt. Modular aufgebat ist der Brocken auch nicht.

Und definitiv sind über 30 kg Gewicht allein für diesen Amp (ohne Rack, ohne zusätzliche Effekte ohne irgendeine Box) nicht dass, was ich eine Verbesserung der Transportabilität nenne würde.

Nebenbei zudem unangenehm, dass Rivera behauptet, er hätte da einzigartige Features erfunden, die es so nie an einem Amp gegeben hätte, was schlicht nicht stimmt.
Das TBR war allenfalls der erste Preamp, der "alles" serienmäßig an Bord hatte. Da ist Rivera dann eben doch "natural US-american", und das Video zudem fast reine Imagekampagne.

Aber all das ist ja sowieso egal, denn Du bist ja nun zufrieden mit Deinem Sound und ich weiss, dass kein TBR das (können) kann, was mir im Optimum vorschwebt.
:)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Da es dir bei den Klangidealen viel um Endstufensättigung verschiedener Grundausrichtungen geht, frage ich mich gerade, ob man nicht genau das mit einem Kemper profilen könnte. ...

Klar könnte man das, mittel- bis langfristig sehe ich die digitale Technik in dem Bereich (Emulation/Simulation von Endstufen-clipping, Speaker) sowieso als klar gesetzt.
Mindestens im Massenmarkt und im "80% sind gut genug"-Live-Segment.

Aber wenn ich Ray richtig verstanden habe, will er keinen Kemper.

Dekadent finde ich das auch nicht- auf jedem Fall nicht dekadenter oder mehr "Perlen vor die Säue", als vor einem edlen alten Röhrenamp irgendwelche Pedal- oder Rackeffekte bzw. Preamps zu benutzen.
Ein Kemper ist ja nur ein hochspezialisierter Computer, entsprechend teuer (m.M.n. noch zu teuer), aber sonst nichts besonderes.

Es geht doch nur darum, dass jemand genau so klingen kann, wie er/sie klinge möchte. Whatever works is fine.

Guten Rutsch allerseits.
 
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Aber wenn ich Ray richtig verstanden habe, will er keinen Kemper.
Ich auch, aber ich dachte mir, zum ausschließlichen Abbilden von Endstufen sähe das vielleicht ganz eventuell anders aus und wäre eine neue Überlegung wert.;)
 
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Die Grundidee mit dem Kemper finde ich garnicht so uninteressant. Man muß dabei jedoch bedenken, dass man damit nur ein Abbild der gerade vorhandenen Einstellungen matched und eine Röhrenendstufe „lebt“.

Und, ich glaube auch, dass das Modelling und die Kemper-Sound-Catching-Variante in den kommenden Jahren noch einiges hervorbringen werden, was uns heute noch unmöglich erscheint. Bedenkt man die Entwicklungen der Vergangenheit im Analogbereich ist man mit FET auch den Röhren recht nahe gekommen, wenn diese hochwertig hergestellt worden sind und in den Pedalen, die wir vor den Amps nutzen, werkeln meistens Transistoren, die ihren Job auch sehr gut machen.

H&K, Roland und andere Amphersteller versuchen gerade wieder mit Pseudo-Röhren-Voodoo kleine, leichte und gut klingende Verstärker an den Mann zu bringen. Oder Yamaha/Line6 baut ein aktives Cab mit IRs, um uns das „Amp in the room“-Gefühl zurückzugeben, wenn man einen Modeller nutzt. Der Mooer Preamp Live ist auch interessant, um Preamps mittels Capturing nachzubilden.

Im Preamp-Bereich kann das mMn annehmbar funktionieren. Bei den Endstufen und deren Einfluß ist man wohl noch nicht soweit. Aktuell will man das Sagging, also die Endstufensättigung, in Transistoramps hinbekommen haben. Vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung...

Fragen über Fragen...

Viele Grüße, Ray
 
Hier stellt sich die Frage, ob es einen Röhren-Poweramp gibt, der zwei so unterschiedliche Endstufen beinhaltet und dabei auch noch flexibel umschaltbar ist. Was so ein Teil wiegt, will ich garnicht wissen, wenn man noch an die Trafos/Ausgangsübetrager usw. denkt.

Doch, gibt es, ist aber weder billig noch leicht: den Mesa Boogie Road King II. In dieser Version wurde der Cleansound an den des Lone Star angeglichen - trifft sich doch schon mal gut, oder? Auch ein Tweed- und Brit-Sound sind vorhanden, und das ganze kombiniert mit der automatischen Umschaltung der Endstufe zwischen 6L6 und EL34.

Die günstige Lösung mit einem Axe FX oder Kemper war Dir offensichtlich schon mal nicht gut genug. Ich denke, das Pedalpreamps mit der Vorstufe des RK II qualitativ erst recht nicht mithalten können. Näher wirst Du an Deine Marshall/Lone Star/Tweed-Vorstellung in einem Amp wohl kaum kommen.

Weil Du das Randall-System angesprochen hast: Das Synergy-System ist schon nochmal was anderes. Nicht ganz unwichtig ist die Umschaltung der Eingangsstufe, die nicht mehr wie beim RM4 durchgehend gleich ist, sondern passend zur Vorstufe angepasst wird. Auch die Preamp-Module selbst sind ein ganzes Stück besser als bei Randall. Und der Sag-Regler bildet dieses schöne Nachfedern der Endstufe nach, das man sonst nur sehr laut bekommt. Muss man gehört und gespielt haben, mich als überzeugten Rack-User hats voll gepackt. Mein absoluter GAS-Traum...

Gruß, bagotrix
 
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Hallo @bargotrix,

den Roadking hatte ich auch schon mal im Auge, aber in der Version waren noch zwei 6L6-Paare verbaut worden. Also Danke für den Hinweis!
Wobei, das wurde vorher schon mal erwähnt, man auch mit diesen Röhren Marshall-artigen Sounds nahekommen kann, eher als mit EL34, wie das Rivera gemacht hat. Die Synergy-Geschichten gefallen mir auch ganz gut.

Ich habe auch mal versucht mir einen Röhren-Preamp bauen zu lassen, der die Mesa Boogie Lonestar-Vorstufe und die eines JCM 800 beinhalten sollte, aber da hatte ich den falschen Mann, zwar ein genialer Amptechniker, aber leider unzuverlässig. Den wollte ich dann mit einer Doppel-Endstufe aus 2x6L6 und 2xEL34 betreiben. Die Endstufe sollte dann variabel zu schalten sein oder klassisch gepaart laufen, als Rackeinschub...

Mal sehen, die Reise geht sicherlich weiter, aber aktuell reaktiviere ich meinen Mesa Boogie und sehe mal weiter, was demnächst so auf dem Markt so auftaucht. Ich bin ja auch ein großer Fan von 100 Watt Amps für wirklich stabile Cleansounds. Das ist für mich das ganz große Kino.

So, aber jetzt ist erst einmal Spielzeit an der Axt! Das kommt bei allen Gedanken an die Technik sonst zu kurz.

Viele Grüße, Ray
 
Ich habe auch mal versucht mir einen Röhren-Preamp bauen zu lassen, der die Mesa Boogie Lonestar-Vorstufe und die eines JCM 800 beinhalten sollte, aber da hatte ich den falschen Mann, zwar ein genialer Amptechniker, aber leider unzuverlässig. Den wollte ich dann mit einer Doppel-Endstufe aus 2x6L6 und 2xEL34 betreiben. Die Endstufe sollte dann variabel zu schalten sein oder klassisch gepaart laufen, als Rackeinschub...
Warum verfolgst du den Gedanken nicht weiter, bzw. greifst die Idee wieder auf. Wäre doch genau das was du dir vorstellst oder?
Nur halt bei einem anderen Amptechniker...gibt evtl. sogar hier im MB welche oder zumindest jemand der dir einen guten Tech ampfehlen kann.
 
Doch, gibt es, ist aber weder billig noch leicht: den Mesa Boogie Road King II. In dieser Version wurde der Cleansound an den des Lone Star angeglichen - trifft sich doch schon mal gut, oder? Auch ein Tweed- und Brit-Sound sind vorhanden, und das ganze kombiniert mit der automatischen Umschaltung der Endstufe zwischen 6L6 und EL34. ...

Wow!
Der Road King II Version 2(!) scheint mir von allen diskutierten Standardprodukten allerdings am nächsten am Gewünschten zu sein.
Ich habe mir mal das Manual (ein phantastisches solches, by the way) angesehen.

+ Pro Vorstufe frei anwählbares Endstufen-Setting (2 x 6L6 oder 4 x 6L6 oder 2 x EL34 oder 2x6L6+2xEL34 oder 4x6L6+2xEL34)
+ pro Kanal wählbare Röhren- oder Diodengleichtrichtung, allerdings abhängig von den verwendeten Röhrensätzen.
+ Pro Vorstufe anwählbarer Speaker-Output - man kann also festlegen, dass der Fendersound durch Speaker A (z.B. 1-2x Weber 12F150H oder Jensen P12N, offene Box) gejagt wird, der Marshallsound jedoch durch Speaker (z.B. 1, 2 oder 4 x "Dreck-Celestions" in geschlossenener Box).
+ Spongy-Switch zur generellen Senkung der Betriebsspannung (früher einsetzendere Zerre Richtung Brown Sound)

Wenn die Vorstufen klanglich das bringen, was sie versprechen, wovon ich bei MESA Boogie mal stark ausgehe, dürfte das Paket sehr gut klingen.

Da bleibt als "Falsches oder Fehlendes" nur zu monieren:
1. "Nur" ein OT für alle Soundwelten
2. Röhren-Dioden-Gleichrichtung nicht absolut frei wählbar
3. Spongy-Switch nur insgesamt für den ganze Amp schaltbar
4. "Nur" eine PI-Röhre für alle Soundwelten (fragt sich, wie beschaltet)
Nur eine PI-Röhre für bei Sondwelten (fragt sich, wie beschaltet)

Und dann noch:
5. Modular aufgebaut ist das Ganze nicht.
6. Racktaulich ist der RK II auch nicht.


44,45 kg für den Combo wäre mir viel zu heftig.
25,85 kg für so ein Topteil (plus Box(en) nach Wahl) finde ich vertretbar, je ein Fender- und Marshall-Top wiegen zusammen dasselbe oder mehr.
Preis knapp EUR 4.000,00 für's Top - kein Schnäppchen, aber angemessen, würde ich sagen.
In den USA ist der RK II neu wesentlich billiger als in D, da könnte sich also ein Eigenimport lohnen.

Der Amp ist jedoch offenbar "discontinued", man müsste jetzt zuschlagen oder versuchen, gebraucht zu kaufen.

Aber wirklich Respekt für und Kompliment an MESA Boogie.
Und danke an Dich Bagotrix, für den Hinweis.

Cheers,

Nick
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
...
So, aber jetzt ist erst einmal Spielzeit an der Axt! Das kommt bei allen Gedanken an die Technik sonst zu kurz.
...

Sehr löblich.
Aber wenn denn, würde ich den Road King II (Version 2(!)) defintiiv mal genauer und intensiver antesten.
Vorher Manual lesen hilft, sonst verläuft man sich MESA-typisch vor lauter Optionen.

Cheers!
 
Hi,

etwas günstiger gehts aber natürlich auch: Mit dem Lone Star hast Du ja schon einen Wunschsound. Wenn Du Dir dazu eine SYN-1 gönnst, hättest Du mit dem 800-Modul die Möglichkeit, per Fußschalter zwischen der Lonestar-Vorstufe und der JCM 800 zu wechseln, letztere sogar in zwei umschaltbaren Gain/Master-Einstellungen. Der Marshall-Sound ist wirklich sehr gut getroffen, und ich fand, dass er auch über die hauseigene 6L6-Endstufe sehr authentisch rüberkam. Vielleicht eine Spur eleganter und mit noch etwas weiterem Gainbereich, aber mMn durchaus innerhalb der Variationsbreite echter Marshalls. Das Friedman Dirty Shirley-Modul ist eigentlich auch "very british", ebenso wie BE und HBE, die aber einiges mehr an Gain bringen.

Gibt es eurerseits ähnliche Gedanken oder wie löst ihr das mit eurem ANALOG-EQUIPMENT?

Na ja, derzeit habe ich zwei Röhrenpreamps im System, nämlich den Groove Tubes Trio und den Rocktron / Egnater ie4-Preamp, beides betrieben über eine Peavey Classic 50/50-Endstufe mit El84-Bestückung. Der Trio hat einen tollen Cleansound, fetter als ein Fender, aber variabel und mit viel Headroom, einen Crunch-Kanal, der in weiten Teilen dem Preamp eines JCM 800 nachgebildet ist (und den ich mittels eines heftigen Bright Caps noch mehr in die Richtung gebracht habe) sowie einen singenden, mittigen Leadsound mit extremen Gain-Reserven. Dazu dann der ie4-Preamp mit einem ebenfalls tollen, etwas schlankeren Cleansound, den ich meist ganz leicht angezerrt enstelle, weil ich ja schon einen ganz cleanen habe. In Kanal zwei kommen dann die Mid Gain-Sounds, grob gesagt in Richtung Tweed bis JTM, in Kanal 3 ein Hot Rodded-Marshall-Sound in bester 80er-Tradition und das ganze dann nochmal etwas verzerrter im "Unleash The Beast"-Kanal (Nein, solche Namen ware damals noch keinem peinlich...). Gerade letzterer lässt sich mit dem EQ in weitem Rahmen variieren. Überhaupt haben alle Kanäle einen eigenen Presence-Regler, der viel zur Soundvielfalt beiträgt. Kanal 3 und 4 haben auch nochmal Bright Caps und ein zwei andere Werte im Tone Stack bekommen und haben schon einen deutlichen Marshall-Geschmack, aber eher von der Sorte, wie sie Amp-Tuner in den 80er/90er Jahren aus Marshalls rausgeholt haben. Müsste ich mich entscheiden, würde ich aus meinem derzeitigen Equipment wohl die ie4 wählen. Mit meinem Boss GT-Pro für die Effekte und der Peavey-Endstufe (die neben Presence auch Resonance-Regler besitzt) wäre das schon auf 6HE ein absolut flexibles System, bei dem alle Grundsounds von Fender bis Hot Rodded-Marshall analog und mit tollem Sound und vor allem Spielgefühl erzeugt werden. Allerdings würde ich auf den süchtig machenden Leadsound des Trio nur sehr ungern verzichten...

UNd trotzdem suche auch ich immer weiter - zur Zeit habe ich einen älteren Engl E520 (clean eher nix, aber Hair Metal Deluxe!!) und einen Anvil für noch härtere Sounds rumstehen, an dem ich aber noch ein bisschen was modden will. Der hat übrigens auch einen unglaublich schönen, brillanten und räumlichen Cleansound (den ich da nun wirklich nicht erwartet hatte), aber der Rest ist halt schon eher heftig abgestimmt, sehr "trocken" bei echt viel Gain. Ich hatte auch schon mal einen Brunetti Mille und einen Mille CR. Letzteren habe ich aufgrund eines dämlichen Anfalls von Ausdünneritits verkauft und suche seither wieder einen, denn der hatte auch einen sehr marshalligen Crunch und einen tollen Clean- bis angezerrten Kanal.

Und dann wäre da wie gesagt noch das Synergy-System... Neben den Marshall-Sounds fand ich dabei auch die Friedman-Module (die ja auch aus dieser Sound-Ecke kommen) und vor allem den Soldano extrem gut. Für Deine Wünsche ist das Synergy-System vielleicht der vielversprechendste analoge Ansatz überhaupt.

Gruß, bagotrix
 
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