Wie übt man richtig?

  • Ersteller Gast290349
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Man kann hier ja schnell mal ein Lehrbuch der Musik-Didaktik zusammen pinnen, aber selbst das wird nur begrenzt hilfreich sein, denn es gibt eben nicht den richtig Weg zu lernen/üben.
Es gibt halt auch sehr unterschiedliche Lerntypen (übers Ohr, übers Auge, haptisch; deduktive, experimentelle Typen,...)

Ich weiß allenfalls einigermaßen, was sich bei mir persönlich beim Erlernen von Stücken bewährt hat:
Eine (gute) Audio Vorlage besorgen und eine App, die Songs und Songteile in Schleife und in unterschiedlichem Tempo abspielen kann (...eine Pitchkorrektur ist auch Gold wert, wenn die Musiker Kollegen sich mal wieder ihren ganz eigenen Kammerton definiert haben ober man z.B. keine Lust hat nach Eb umzustimmen...). Dazu gute/fehlerfreie(!) Tabs besorgen! Als Vorbereitung/begleitend sind (gute) Tutorials für mich sehr oft erhellend. Nichtsdestotrotz ist es für mich dann am effizientesten, mir ein Stück Takt für Takt oder Riff für Riff zu erarbeiten und dann immer wieder als kleines Teilstück hinzunehmen, das dann zu üben, bis es verstanden und abgespeichert ist.
Bei anspruchsvolleren Instrumental Soli ist meist dann irgendwann nicht mehr sinnvoll, immer wieder alles von Anfang an durchzuspielen. Dann arbeite ich ab einer schon bekannten Stelle im Song weiter und wiederhole das lediglich ab und zu zusammen mit dem zuvor Erlernte, damit ich das auch nicht wieder verlerne. Ist dann alles so weit im klein Hirn, versuche ich ein Backing Track ohne Gitarren Spur zu finden und das Stück dazu (also ohne "Vorlage") zu üben bzw. auch meine eigene Interpretation zu formen.

Manchmal fehlt mir für bestimmte Parts noch die Koordinationsfähigkeit, um das sauber in der notwendigen Geschwindigkeit zu spielen. Auch da lohnt es sich IMO den entsprechenden Part isoliert zu üben, aber immer in der Geschwindigkeit, wo es noch sauber funktioniert. Wird es "sloppy", wenn ich die Geschwindigkeit erhöhe, sollte ich so nicht weiterüben, um das doch noch "irgendwie" hinzubekommen, sondern wieder zurück in den "Wohlfühlbereich" zurückzukehren. (Bei ganz schwierigen Passagen nutze ich manchmal die "Trainer-Funktion" von Anytune, wo man nach einer bestimmten Zahl von Loops, die Geschwindigkeit automatisch anheben lassen kann, aber das verkürzt die notwendige Zeit, um Geschwindigkeit aufzubauen, auch nicht wesentlich...)

Für mich ist es oft gar nicht so einfach, so systematisch und "langsam" vorzugehen! Oft möchte ich dann das alles einfach schon komplett spielen (können), was aber idR. nichts bringt und nur zusätzliche Zeit kostet.
 
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Mal aus meiner Sicht vier Grundsätze betreffend des Uebens, die ich mir im Laufe der Jahre erarbeitet habe und auf welchen mein Unterricht aufgebaut war.
  • Know your Weakness. Wenn du weisst, wo deine Schwächen liegen, kannst du viel effizienter daran feilen.
  • You're always too fast - du übst immer zu schnell. Achte auf das Tempo. Du sollst dich wohlfühlen beim Ueben. Das Ausloten der Grenzen ist nämlich eine separate Uebung.
  • Timing on Top - lieber zur richtigen Zeit die falsche Note, als zur falschen Zeit die richtige Note. Bau von Anfang an den Rhythmus mit ein, das Metronom unterstützt das anfängliche 'mitzählen' der Notenwerte.
  • Simplify and extract - Lass dich nicht von grossen Hürden stoppen. Unterteile einen schwierigen Ablauf und lass bei einem komplexen Gitarrensolo fürs Erste die eine oder andere Note weg. Bau dir erst das Fundament, bevor du weitere Legosteine hinzufügst.
 
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Es gibt halt auch sehr unterschiedliche Lerntypen
Das ist eher ein Gerücht. Lerntypen sind eher Vorlieben, die sich zufällig ausgeprägt haben. Wer tatsächlich effektiv lernt nutzt immer mehrere Strategien, Kanäle...

Wobei ich deinem Eingangssatz komplett zustimmen kann! :)

Die Leitsätze von @startom sind grandios!

Bei der Fragestellung hier geht es eher um motorische Vorgänge oder? Ansonsten könnte ich noch ein paar andere Fakten zusteuern...
 
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Nimm dir ein Gitarrenlehrer, der wird dir zum üben Aufgaben geben.

... das ist offenbar die Standardantwort auf so gut wie jede Frage zum Üben und Lernen.

Leider ist es ja nicht immer und nicht für jeden so einfach:

1. Einen Gitarrenlehrer, der diesen Namen auch verdient, muss man erst Mal finden.
Das ist insbesondere in der Provinz und auf dem Land gar nicht so einfach.

2. Einen Gitarrenlehrer muss man sich auch erst Mal leisten können.
Das ist inbesondere bei ganz jungen Menschen nicht immer gegeben.

3. Es gibt gerade unter den Gitarristen sehr viele Autodidakten.
Wenn so jemand Fragen zum Weiterkommen hat, hilft ihm oder ihr der stetige Hinweis auf einen Lehrer nicht wirklich weiter.
 
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Mal aus meiner Sicht vier Grundsätze betreffend des Uebens, die ich mir im Laufe der Jahre erarbeitet habe und auf welchen mein Unterricht aufgebaut war.
  • Know your Weakness. Wenn du weisst, wo deine Schwächen liegen, kannst du viel effizienter daran feilen.

Get to know your strengths. Wenn EvH an seinen Schwächen gearbeitet hätte, wäre er wahrscheinlich ein mittelguter Saxophonist oder Biolehrer geworden ;-)

Und um eine Aussage von Rhett Schull aufzugreifen: "Noodling is the act of playing guitar without making music." (so ungefähr).
Mach möglichst viel Musik und möglichst wenig Gedudel.
 
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1. Einen Gitarrenlehrer, der diesen Namen auch verdient, muss man erst Mal finden.

2. Einen Gitarrenlehrer muss man sich auch erst Mal leisten können.

Da muss ich dir allerdings Recht geben.

Da hatte ich auch meien Schwierigkeiten einen Lehrer zu finden.
 
3. Es gibt gerade unter den Gitarristen sehr viele Autodidakten.
Wenn so jemand Fragen zum Weiterkommen hat, hilft ihm oder ihr der stetige Hinweis auf einen Lehrer nicht wirklich weiter.

Das ist aber genau das, was mich auch ein bisschen ärgert. Solche angeblichen Autodidakten wollen einerseits kein Geld ausgegeben, erwarten aber andererseits, wenn sie dann alleine doch nicht weiterkommen, kostenlose Hilfestellung im Netz. Natürlich in mundgerechten, leicht verdaulichen Häppchen und sofort und auf der Stelle serviert.

Ich bewundere immer wieder die immer selben, sehr kompetenten und hilfsbereiten User hier, die sich immer wieder die Zeit nehmen, ausführlich auf die Fragen einzugehen, obwohl sie dafür dann oft noch angemacht werden, dass sei alles viel zu abgehoben... :great:

Ein Autodidakt ist m.M.n. jemand, der sich etwas ganz alleine aneignet...

Gruß,
glombi
 
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Ich bewundere immer wieder die immer selben, sehr kompetenten und hilfsbereiten User hier, die sich immer wieder die Zeit nehmen, ausführlich auf die Fragen einzugehen, obwohl sie dafür dann oft noch angemacht werden, dass sei alles viel zu abgehoben... :great:

Hat ja auch Vorteile, man festigt dadurch das eigene Wissen. :)

Andererseits ist es zunehmend normal, dass Leute nicht wissen, wie man google bemüht.
 
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da ist Rising Force eine andere Nummer, obwohl es noch eins der leichteren von Yngwie zu sein scheint :). Kann aber auch täuschen.

Da täuschst Du dich in der Tat ;)

Selbst Yngwie bekommt das live nicht richtig hin da viel zu schnell ........ vor allem die Oktave Slides ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der TE hat das gar nicht gefragt. Es liegt auch in der Natur eines Forums (zumal Einsteiger), dass Leute Dinge fragen, die man evtl. auch googeln oder durch einen Fachmann lösen lassen könnte.

Vielleicht ist der eine oder andere mit seinen kleinlichen Schmarotzer-Erziehungsfantasien hier einfach in den falschen thread abgebogen.
 
Na wenn man nur noch Google nutzen würde gäbe es ja keine Foren mehr ;)

Und wenn 90% der Antworten wären: Schau doch bei google, naja, das wollen wir doch nicht oder ,)
 
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Foren sind aufjedenfall gut wenn Google nichts befriedigendes hat oder gewisses Vorwissen für eine adäquate Suche fehlt - eine interaktive Diskussion schafft viele verschiedene Perspektiven und oft wissen die Leute selbst nicht wie was ist, weil sie es selbst nie hinterfragt haben.

Sowas leistet Google nicht. Wenn man aber die Symptome von Vitaminmangel wissen will ist google sehr nice
 
Ich hatte mit meinen Hinweis auf LMGT eher auf die allgemeine Google Schwäche vieler Mitbürger abgezielt.
Ansonsten gehen mir erzieherische Maßnahmen eher auf den ...
Ich kenne tatsächlich Menschen, die mit dem Smartphone anrufen und Fragen stellen, die Google mühelos beantworten kann.

Das ist in diesem Fall natürlich nicht so. Einfach mal die Frage "Wie übt man richtig Gitarre?" in Google iengeben.
Man bekommt schon gute Treffer, aber wie soll man die als Anfänger bewerten und einsortieren?
Das ist genauso hilfreiche wie der Hinweis von alten Forenhasen (nicht unbedingt hier): "Das haben wir doch alles schon vor 5 Jahren durchgekaut, nimm doch die Suchfunktion"

Ein Forum bedeutet doch auch soziale Interaktion, es ist keine Suchmaschine und kein Lexikon.
Deshalb werde Diskussionen ja auch oft weitergeführt wenn die Frage schon längst beantwortet ist, oder der Fragesteller nicht mehr auftaucht, einfach weil es Spaß macht andere Meinungen zu lesen.
 
Ich finde, das ist nicht nur ein Anfängerthema.
Für Gitarre kann ich nicht sprechen aber für Klavier und da verändert sich ab einem gewissen Schwierigkeitsgrad auch das Üben.

Und ich finde es einfach sehr interessant wie andere User ihr Zeug managen.
 
Habe mir mal diese Woche seit langer Zeit wieder notiert was ich eigentlich so alles übe und was meine Gitarrenschüler so unterschiedlich treiben.

Ein ganz wichtiger Punkt:
Jeder hat eine BEGRENZTE Zeit und die Pflicht sollte sein:

EINE EIGENE SETLIST

- Wer 5-10 Songs komplett kann, hat ein deutlich höheres Selbstvertrauen in sein Gitarrenspiel (kann ich durch die Bank bei den Gitarrenschülern feststellen)
- Wenn man sich über Hobbys unterhält, kommt oft die Frage: Welche Lieder spielst Du denn, und da sollte man als Musiker / Gitarrist oder wie auch immer, eine Setlist parat haben

Mein Warm Up ist aus meiner Setlist ca. 5 Songs
- Diese nach Schwierigkeitsgrad bzw. Fingerakrobatik ;)

Heute Zum Beispiel:

1. Simple Man / Lynyrd Skynyrd
2. Van Halen / Panama
3. Slayer / Season in the Abbys
4. Ozzy Osbourne / Perry Mason
5. Jeff Loomis, keith Merrow - Jam Up Bro 2.0

Das war die 30 Minuten Pflichtlektüre

Was mir auch bei vielen Gitarrenschülern aufgefallen ist:
Sie lernen Lieder, immer wieder neue, spielen aber die zuvor gelernten nicht mehr, das ist schade, denn so limitieren sie ihre eigene Setlist.


Nach der Pflicht folgt die Kür:
Zwischen 30 Minuten bis 2 Stunden je nachdem wie der Kopf funktioniert und die Müdigkeit ab Abend zuschlägt ;)

Je nach aktuellen Unterlagen und Stimmung, lasse ich mich da vom Gefühl leiten:
- Neue Songs
- Neue Übungen aus Guitar / Gitarre und Bass
- Eigene Songs
- Harmonielehre
- Neue Übungen aus Fachliteratur
- neue Arpeggions
- neue Chords
- Shredding
- Horizonterweiterung mit Rhythmus oder Soloi aus verschiedenen Bereichen (Rock, Metal, Americana, Rockabilly, Blues, Funk, Country, Jazz, Pop, usw.)
- Rhythmik

Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen beim strukturieren seiner Gitarrenzeit ;)

Grüße und einen schönen Sontag
Oliver

Und You Tube ist dann in dem Fall meine Band ;) (Auszug Setlist)
Screen Youtube Setlist.JPG
 
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Diese Threads ums was Spielen oder Üben sind irgendwie phänomenal.
Gestartet hier vom Einsteiger im Einsteigerbereich, landet man bereits auf Seite 1 problemlos bei Ingwie Malmsteen...:coffee:
 
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Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen beim strukturieren seiner Gitarrenzeit ;)

Wenn ich so ein Plan , von einem Lehrer z.B., vorgelegt bekommen hätte, hätte das meine Motivation aufs Musik machen eher gegen Null gehen lassen.
Das heißt nicht das der Plan schlecht ist, aber verschiedene Menschen brauchen eben eine zu ihnen passende, sie motivierende Lernstruktur.

Womit ich dir voll Recht gebe ist das Songs erlernen, und auch eine gewisse Anzahl auswendig zu können, durchaus das Selbsbewusstsein stärken.
Ich hab die ersten 5-6 Jahre auf der Akustik nix anderes gemacht als Songs und die dazu notwendigen Techniken (Fingerpicking, Strumming) zu erlernen.
E Gitarre und der ganz Kram mit Solieren, Improvisieren kam erst danach.
 
Gestartet hier vom Einsteiger im Einsteigerbereich, landet man bereits auf Seite 1
Tja, immer schwierig, eine exakte Abgrenzung bzgl. "Einstieg" zu setzen :redface:. Aber ja, manchmal muss auch ich mit der Stirn runzeln und überlegen, ob ein Verschieben nicht die bessere Alternative ist........bevor der "wirkliche Anfänger" beim Lesen nicht an seinem bisher Erreichten verzweifelt ;).

LG Lenny
 
E Gitarre und der ganz Kram mit Solieren, Improvisieren kam erst danach.

Bei mir ist es genau umgedreht! Um Songs zu lernen, lerne ich nicht das Instrument.

@OliverT

Geiler Beitrag, dem ich durchaus was abgewinnen kann - solche Listen führen nur Suchties! :D:D

@C_Lenny

Ich glaube, es wird immer Leute geben, die aufgeben wollen, wenn sie sich überfordert und deswegen demotiviert fühlen.
Wenns danach ginge, dürfte man aber kein Youtube mehr anmachen, denn da sorgen bereits Teens dafür, dass großkarätige Shredder dagegen wie fahle Blutwurst aussehen.

Meinetwegen kann man den Thread auch verschieben und ich denke auch, dass das Thema abgelöst von Einsteiger/Profi betrachtet werden kann.
Eigentlich wollte ich es auch so zur Diskussion stellen.
 

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