Als vintage noch nicht vintage war ...

  • Ersteller Wüstenpinguin
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Tja, alte Gitarren und alte Amps haben sich im Laufe der Jahre als Geldanlage etabliert.
 
Kleinanzeigen, in denen Dinge für Spottpreise verkauft werden, da sie damals eben noch nicht als vintage galten und dieser vintage-Wahn allgemein noch nicht umging.
Es gab mal Zeiten, da wollten die meisten Gitarristen lieber was Neues als die "alten Krücken".

Alte Gitarren hatten große Serienstreuung, klangen oft auch dumpf, muffig, hatten Dead Spots wenig Sustain, einen katastrophalen Saitenabstand und waren auch dementsprechend schwer zu spielen.

Diese mauen Gitarren blieben im Schrank, gute wurden gespielt. Maue Gitarren landeten irgendwann im Sperrmüll oder in der Nostalgie-Vitrine, gute wurden gepflegt, gepimpt, gespielt und an andere Musiker weitergegeben oder verkauft.

Was aus dieser Zeit erhalten ist, sind nicht die vielen Krücken.

Jahrzehnte später werden dann Ursache und Wirkung verwechselt. Nicht das Gute hat überlebt weil das Maue aussortiert wurde, sondern alles war gut. Nostalgisch verklärt waren die guten, alten Zeiten besser, das lässt sich problemlos aufs Equipment übertragen.

Vor einigen Jahrzehnten, als noch genügend maue Gitarren aus den 50ern und 60ern im Umlauf waren, wäre niemand auf die Idee gekommen, diese Krücken zu heroisieren oder dafür horrende Summen auszugeben.
 
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Ich frage mich wo die ganzen Leute eigentlich sind, die heroisieren und horrende Summen ausgeben
 
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Ja! Und kaufen Fender und Gibson. Und sonst?
 
So etwa 1980 - 81 hat mir jemand, also ein anderer recht junger Mann, in einem Proberaum seinen Vox AC 30 angeboten im Tausch gegen einen Kasten Veltins. Ich kann mich nicht erinnern was die Kiste Bier damals gekostet hat, weiß aber dass ich dankend abgelehnt habe.

Ich spielte zu der Zeit einen Yamaha Transistorverstärker mit parametrischer Klangregelung den ich neu gekauft hatte, ebenso wie meine Ibanez AS 200.

Für diese beiden Teile werden heute auch schon Liebhaberpreise gezahlt. Ich hatte sie nicht lieb.

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Sehr ähnlich wie Bassturmator ging es mir, - auch Anfang der 80er Jahre - als mir ein befreundeter Musiker seinen Fender Deluxe Reverb anbot. Die waren damals "out" und man hatte sich an dem Sound abgehört. Er kostete zwar mehr als eine Kiste Bier, war aber trotzdem noch günstig (100 DM).
Damals hatte ich mich bereits zur akustischen Gitarre umorientiert, da ich mir als Student, der nur von BAföG und Jobs lebte, das Spielen in einer Band einfach nicht leisten konnte. Ich behielt den Amp, weil ich den Sound sehr mochte, auch wenn ich ihn sehr selten spielte. Er stand dann lange in meinem Jugendzimmer und als meine Eltern umzogen, wanderte er in den Keller, wo er einen längeren Dornröschenschlaf hielt (und leider auch anfing, ein wenig zu modern).
Um die Jahrtausendwende hatte ich dann wieder Bock auf E-Gitarre, kaufte mit eine Strat und brachte den Amp zum Techniker, der davon hellauf begeistert war, und ließ ihn komplett überholen.
Erst seitdem weiß ich, dass es ein begehrter Vintage-Amp ist und nachdem ich ihn hier im MB vorgestellt hatte und um eine Einschätzung bat, weiß ich auch, dass er mehr wert ist als 100 DM. :D

LG, Anderl

P.S. Hier ein Foto mit Link zur Wertschätzung des Amps im MB:

Deluxe Reverb 01.jpg
 
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Ein Träumchen!
 
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Früher/so Mitte der 80er habe ich mal Röhrenradios gesammelt, immer 20DM eingesteckt und geschaut wieviel Radios
es dafür gibt/ meistens 4 Stück/ da habe ich mir mal für die 20DM einen Klemt Echolette M40 gekauft den ich dann noch so
15 Jahre gespielt habe (mir wird schlecht wenn ich sehe wieviel die mittlerweile bei Ebay verlangen).
 
(mir wird schlecht wenn ich sehe wieviel die mittlerweile bei Ebay verlangen).
..aber dir wird vermutlich wieder wohler, wenn du siehst, wieviel Arbeit die brauchen, um in Funktion zu bleiben ...;)
 
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Meiner hat keine Arbeit gebraucht und die bei Ebay sind meist restaurationsbedürftig.
Gut ich habe meinen später schaltungsmäßig etwas modifiziert aber das war ja nicht die Frage.
 
... na, die arbeiten hart als Zahnärzte oder Anwälte und haben keine Zeit für Forengeschwätz, wissen wir doch alle :D

Ich bin (zufällig) Anwalt, bzw. so zufällig ist das nicht. Ich habe es ja gewollt. Wie das dann nunmal so ist, kenne ich berufsbedingt auch einen Haufen Anwälte, Steuerberater und zu meinen Mandanten zählt auch eine größere Kohorte Ärzte. Viele davon sind nebenbei fähige Musiker.

Ich kenne reichlich Leute, die es nicht groß merken würden, für eine 70er Les Paul Deluxe 7.000 Euro zu zahlen, 1.200 für einen TS von damals oder 5.000 für einen alten Deluxe Reverb. Das macht aber keiner, den ich kenne. Ich auch nicht. Erst Recht nicht für Exoten ausserhalb der Big Three Fender, Marshall, Gibson. Tatsächlich sehe ich immer nur, dass sowas reichlich angeboten wird, aber all die "Wertanlagen" von PRS, Tokai, Vox, Maxon undundund gehen doch in Wahrheit gar nicht weg bzw. nur zu ganz bodenständigen Preisen als Gebrauchsinstrumente (was sie dann auch wert sind, aber das ist ein anderes Thema).

Etwas wohlhabendere Leute sind selten deswegen wohlhabend, weil sie komplette Deppen sind und Irrsinnspreise zahlen, nur weil etwas abgeschrammelt und von 1975 ist. Sicher gibt es einen sehr engen Kanon von Klassikern, die sich auch für richtig viel Geld flüssig verkaufen. Und "rare" heißt meist nur, das wollte damals schon kaum einer kaufen.

Selten hin, Vintage her, kein Mensch mit Geld ist so blöd, sich sowas hier

https://reverb.com/item/10471265-or...ul-standard-rosewood-top-one-of-a-kind-unique
https://reverb.com/item/47091838-selmer-combo-all-purpose-30-vintage-used-cod-124

zu kaufen und das dann auch noch für eine Wertanlage zu halten. Und das gilt auch für klimperbunte Ibanez von 1985 und Vöxe, die seit 1974 auf dem letzten Loch pfeifen.

Zumal "Wertanlage"? Für einen Steuerberater, der 240.000 Euro netto im Jahr verdient ...was soll der mit einer Gitarre, die sagenhafte 100% Wertzuwachs in 5 Jahren hat und dann 8.000 Euro bringt? Da lacht der drüber. Wenn, kauft er eine 58er Les Paul. Das dann schon. Das soll vorkommen. Aber doch nicht der ganze Beifang. Das ist Legende und soll nur "den kleinen Mann" dazu bringen, mitmachen zu wollen und unsinnige 800 Euro für ein altes Speakerchassis zu verballern, das seit Jahrzehnten in einem schimmligen Proberaum herumlag. Nein, das kauft Euch 2025 kein depperter Zahnarzt für 3.000 ab, Leute.

Sorry, das soll jetzt nicht irgendwie großkotzig klingen, ich fand es nur Zeit, dass diesem (imo) Unfug mal sehr klar entgegen getreten wird.
 
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Das sehe ich auch so. Wenn es überhaupt einen Kreis von Blauäugigen gibt, ist der sehr klein
 
Das klang ja bei Dir schon an, ich habe nur etwas weiter ausgeholt ;-)

Btw. mache ich seit 40 Jahren Musik und kenne nun wirklich reichlich Leute, real und virtuell, aber wieder keinen, der mal eben 4.000 Euro raushaut, weil er dringend seine Sammlung von Burns-Gitarren ausbauen muss. Ich kenne überhaupt keinen, der Burns sammelt, oder Selmer oder Park oder Real McCoy oder Framus, Hohner, Kramer um nahezu jeden Preis. Alles Unfug.
 
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Abgesehen davon verkaufe ich tasächlich eine abgeranzte 75er Les Paul. wie konntest du das wissen? Bist du ein Kenner? Anyway, ein Kenner wird diese Gitarre kaufen. Nicht als Wertanlage, sondern weil sie fantastisch gut ist. Glaubt es oder nicht!
 
Ich kenne das Klischee von Ärzten und Rechtsanwälten bislang eigentlich nur aus der Grand Guitars. Ob es wirklich um diese Berufsgruppen ging oder die Neiddebatte einfach ein „Gesicht“ brauchte erschliesst sich mir bis heute nicht wirklich. Ich kenne keinen einzigen Arzt (von den Ärzten abgesehen) oder Rechtsanwalt, der sich teures Gear kauft. Ich glaube ich muss doch mal das Tone Nirvana, Münchens erste Adresse für Vintage Instrumente besuchen, die Kunden in ein Gespräch verwickeln um rauszubekommen wie sie ihr Geld verdienen.

Übrigens war Vintage schon Vintage als es gemäß Thread noch nicht Vintage war :). Als ich Anfang der Achtziger bei Amptown in HH eine 62 Strat in Sunburst in einer Glasvitrine für 20000 DM sah wusste ich sofort, dass ich ein wirklich armer Schlucker war. Für uns Jungs war schon eine stinknormale Strat für ein Zehntel des Preises unerschwinglich.

Nur wenige Jahre später zogen auch die Preise für die Siebziger Modelle mit Dreipunktbefestigung am Hals an. Vorher wollte die kein Schwein spielen, ich auch nicht.
 
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Ich kenne keinen einzigen Arzt (...) oder Rechtsanwalt, der sich teures Gear kauft.

Ich kenne diesbezüglich drei Mediziner und zwei Juristen... Aber sei jedem alles gegönnt, leben und leben lassen, und jeder so, wie er mag / kann. :D

Nachtrag:

Nur einer von denen ist ein brauchbarer Musiker - Der Rest will halt was Schönes haben.
Aber auch das ist doch okay, dafür arbeiten sie ja.
 
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ich fand es nur Zeit, dass diesem (imo) Unfug mal sehr klar entgegen getreten wird.
... dir ist vielleicht nicht klar, dass du damit eigentlich nur deinen Mangel am Humor unter Beweis gestellt hast. Das passiert schon mal, wenn man sich auf eine ironische Bemerkung auf Basis einer doch eigentlich unmissverständlichen Persiflage rechtfertigend und getroffen einlässt ... : D
 
Ich hab Deine Ironie schon erkannt, das ändert ja aber nichts daran, dass das imo eine unsinnige Legende ist - ob Du die persönlich verbreitest oder nicht, war mir in dem Moment drittrangig. Und dann ist das mit Scherzen im Netz so eine Sache. Weniger begnadete Humoristen lesen das dann und glauben es.
 
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Ich kenne keinen einzigen Arzt (von den Ärzten abgesehen) oder Rechtsanwalt, der sich teures Gear kauft.
ich schon. Wirklich teures (5-6stellig). Der kennt sich aber durchaus seit 30 Jahren mit der Materie aus. Es lässt sich eben auch immer nur begrenzt entscheiden, inwieweit die eigene Wahrnehmung repräsentative Anteile hat. (und, wie wir inzwischen vermutlich alle wissen, selbst Statistiken helfen uns da nur soweit weiter, wie die, die sie erstellen lassen und veröffentlichen, es wollen :D )

Weniger begnadete Humoristen lesen das dann und glauben es.
.. und das schadet dann genau wem?? Wenn wir keine Klischees mehr im Spaß verwenden dürfen, geht ein ganz erheblicher Teil der Grundlagen für Humor überhaupt verloren. Es hat noch nie Scherze gegeben, die alle mögen, oder verstehen. Es gibt doch für so ziemlich jede Berufsgruppe dumme Sprüche, und genau die, die sich davon entstellend getroffen fühlen, trifft es im Grunde zurecht. Es kamen jedenfalls bei dieser dummen Bemerkung, auf eine ja ebenso pauschal und sinnfrei angelegte Frage, keine Anwälte und Ärzte zu Schaden, behaupte ich mal, bis mir jemand eine treffliche andere Diagnose stellt oder mir das Gegenteil beweist :D
 
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