Modeller und Profiler, braucht man Kenntnisse über Originale?

  • Ersteller frankpaush
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Meinst du ich hab die rote Karte verdient?
 
Ich denke, bekannte Modelle geben eine gewisse Richtung vor und helfen, sich in der Vielfalt orientieren zu können.
Aber ich bin mir sicher, dass 99% von uns allen hier den Unterschied nicht hören würden, wenn man die Amps nicht nebeneinander vergleichen kann.
Ob das nun genau so klingt wie z.B. ein Fender Deluxe Reverb? Mein Tonemaster ist ja auch ein Modeller, wenn auch ein one trick pony, das nur den Deluxe Reverb simulieren soll.
Das macht der ganz hervorragend. Sound toll, völlig unempfindlich, 11kg leicht und sieht aus wie the real thing. Das hat wirklich Vorteile.
Mir geht´s bei diesen Alleskönnern eher um Dinge wie Bedienbarkeit, Optik, Haptik - das mag ich bei denen alles nicht.
Ich mag den simplen Amp mit herkömmlicher Bedienung, wenige Pedale davor und aus.
Braucht man wirklich ein Ding, das alle Amps der Welt simulieren kann? Ich nicht!
 
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Genau so schauts aus
Aber ich bin mir sicher, dass 99% von uns allen hier den Unterschied nicht hören würden, wenn man die Amps nicht nebeneinander vergleichen kann.
... wenn dann der Sound noch über Mic abgenommen wird oder Aufnahmen gemacht werden ist so gut wie nicht mehr feststellbar, was für ein Amp da hinten dran steht.
 
Ich war bisher immer davon ausgegangen, dass man mit Modellern am sinnvollsten umgehen kann, wenn man Erfahrungen mit den Originalen und deren Eigenschaften und Verhalten hat.
Ich sehe da einen Generationen Sprung, und vor allem einen Paradigmenwechsel von Analog- zur Digitaltechnik.

Die Generation, die mit Digitaltechnik aufwächst, braucht keine Expertise in Analogtechnik um sich in der digitalen Welt zurecht zu finden, ist meine Wahrnehmung.
aber ist das wirklich so? Gibt es vielleicht einen völlig von den Vorbildern unabhängigen Zugang zu den Dingern?
Ja.

Ich habe keinen der Original-Amps (und auch Effekte), die lt. Modeling-Hersteller gemodelt werden, je selbst besessen. Ich kenne die Sounds im günstigsten Fall, weil ihn jemand im Proberaum hatte, zumeist aber nur, weil ich in den Credits der LP, der CD oder sonst wo gelesen habe, dass dieser Amp auf einer bestimmten Aufnahme zu hören sein soll.

Ich habe die Amps erst durchs Modeln kennen und bedienen gelernt. Und empfinde das als angenehmer und wesentlich billiger, als alle Originale zu kaufen. Es wäre mir auch zu umständlich, ständig meine Gitarren zwischen meinen favorisierten Amps umzustöpseln. Ob die Originalen Amps sich anders als die gemodelten verhalten tangiert mich nicht. Ich kauf sie sowieso nicht, muss sie also nicht bedienen.

Mir ist es dabei auch nicht wichtig, ob der gemodelte Amp identisch, sehr nah oder nur ähnlich wie der gemodelte klingt. Entscheidend ist für mich nur, und das hat @Mr.513 in Post #4 schon erwähnt, ob mir dieser Sound gefällt und mich inspiriert.

Dass nur ein Original wie ein Original klingt und reagiert ist für mich selbstverständlich. Und dass es Musiker gibt, denen analoge Schaltungen mit Röhren sympathischer sind, kann ich nachvollziehen. Es ist nur nicht meine Welt.
 
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Ich habe keinen der Original-Amps (und auch Effekte), die lt. Modeling-Hersteller gemodelt werden, je selbst besessen.
...
Ich habe die Amps erst durchs Modeln kennen und bedienen gelernt. Und empfinde das als angenehmer und wesentlich billiger, als alle Originale zu kaufen.
ich will noch nicht mal behaupten, das ich sie bedienen kann.
aber ich kann mich drüber freuen, wenn ich von einem Klassiker zum anderen hin- und herschalte und überlege, ob ich einen Unterschied höre bzw. was mir besser gefällt.
und bei dem, was mir gefällt, bleibe ich hängen.

Meinst du ich hab die rote Karte verdient?
jederzeit
 
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Braucht man wirklich ein Ding, das alle Amps der Welt simulieren kann? Ich nicht!
Gerade bei Dir wirkt dieses Argument für mich nicht sonderlich überzeugend. Braucht man wirklich so viele Gitarren, wie Du hast? :D
 
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Gerade bei Dir wirkt dieses Argument für mich nicht sonderlich überzeugend. Braucht man wirklich so viele Gitarren, wie Du hast? :D

Nein, braucht man nicht! Aber im Unterschied zu einem eher unattraktiven Modeller ist das wie eine Kunstsammlung an der Wand und das macht mir Freude.
Ich mag generell diese eierlegenden Wollmilchsäue nicht so gern.
Wenn ich Lust auf Strat habe, nehme ich eine Strat und nicht eine Humbucker Gitarre mit Coil Split.
Bei Amps komme ich mit bescheidenen 5 Stück aus.
 
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So gehe ich nicht an meinen HELIX heran, ihn als Wollmichsau zu betrachten.
Grob nutze ich fast nur drei selbst erstellte Presets: eines mit Octaver, um mit meinen E-Gitarren einen Bass zu simulieren, dann ein Highgain Preset und ein cleanes, was mittels TS Simulation noch ein bissel Zerre erfahren kann.
Das Einfärben eigener Klang-Vorstellungen läuft bequem durch das Nutzen des Modelers als Enzyklopädie.
 
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Ich mag generell diese eierlegenden Wollmilchsäue nicht so gern.
Wenn ich Lust auf Strat habe, nehme ich eine Strat und nicht eine Humbucker Gitarre mit Coil Split.

Dafür hast du aber auch Gitarren mit 3 Humbuckern oder zwei Hälsen. :D

;)
 
Ich bin nicht ganz sicher was mit "Kenntnisse über Originale" so wirklich gemeint ist?

Bei mir ist es so, dass ich natürlich einige teure Sahneschnittchen (Amps) auch nur von Aufnahmen kennen.
Manchmal möchte ich halt einen ähnlichen Sound hinfummeln ohne das mir deswegen diese Amps kaufen könnte oder wollte. Das gelingt (unter Anderem) mit dem Kemper gut. Sogar in x Varianten pro Amp. Das ist praktisch.

Einen Plexi ähnlichen Sound könnte ich wohl von einem Two-Rock Classic unterscheiden ohne die Originale je selbst gespielt haben zu müssen. Bei ähnlich klingenden Amps in einem Kemper könnte ich das wohl nicht mehr ganz so sicher zuordnen und sagen "Hha...der ist doch der Amp xy". Einige meiner selbst erzeugten oder angepassten Lieblingsprofiles höre ich aber in der Regel raus. Wohl aber auch nur deshalb, weil ich sie oft benutze und den Klang halt im Ohr habe.

Für mich sind die Dinger Hilfsmittel oder Werkzeuge um einen bestimmten Sound zu realisieren. Die Vorlage liefern in der Regel eher irgendwelche Aufnahmen als Amps die ich vielleicht irgendwo mal "live" höre. In sofern ist das eh´ alles fragwürdig was ich da so tue. ;-) Was der Geier was die in der jweiligen Produktion so alles angestellt haben.

Tendenziell gibt es aber schon so einige Amps, deren Klang ich mag und die ich auch "in echt" kenne und an denen ich mich orientiere .
In sofern gilt bei mir irgendwo schon auch: ....klingt wie ein "xy" Amp.

Wobei ich mich gelegentlich auch dabei beobachte wie ich oft versuche erstmal einen "ähnlichen" und ganz leicht crunchigen Grundsound einzustellen. Egal ob divided by 13, Two-Rock, ToneKing, alte Marshall-Rüben, etc..
Dann wird der oft nur mit verschiedenen Gain-Stufen vervielfältigt und/oder unterschiedlichen Effekten versehen. Oft auch mit meinen echten Lieblingspedalen kombiniert.

Insgesamt wäre meine Antwort auf die Frage aber eher: nein
Mann muss eher eine Vorstellung haben wie es klingen soll.

Aber eigentlich will ich Musik machen...



 
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Ich bin nicht ganz sicher was mit "Kenntnisse über Originale" so wirklich gemeint ist?
...wie immer bei einem diskussionsanregenden opener vermutlich immer ratsam, habe ich erst einmal auf eine zu enge Definition verzichtet :D

Was ich dabei etwa im Sinn hatte: ich kenne einige meiner Amps relativ gut, ich weiß, welche Frequenzen sie "vertragen", welche Regler welchen Effekt haben, wo sie beginnen zu matschen, wie ich an ihre Grenzpunkte im Zerrbereich mit welchen Tonabnehmern komme, welche Speaker sie mögen und wie sie mit denen zusammenarbeiten. Im Grunde wie bei einer Person, die ich gut kenne: kein Problem, sie ohne großes Nachdenken mit ein paar Worten zur Ruhe zu bringen oder auf die Palme, man kennt die Schalter und Konfliktthemen :D Nehme ich 4 unterschiedliche Konzepte, bspw. Marshall JMP, Vox AC3, Fender Twin und einen Mesa Boogie, werde ich schnell feststellen, dass die Regler trotz ähnlicher Beschriftung völlig andere Wirkungsprinzipien haben. Wie die Bedienungslogik eines Betriebssystems oder einer Software, die einen spezifischen workflow nahelegen (der zudem noch mehr oder auch weniger zu meinen "natürlichen" Gewohnheiten passen kann). Will ich bestimmte Zielvorstellungen realisieren, ist es durchaus hilfreich, die Funktionsweise der Interaktionsschnittstellen entweder intuitiv zu erfassen, oder zu kennen (was dann so aussähe, dass ich einen Sound höre und mir schon im Kopf klar ist, welchen Regler ich bedienen werde, um ihn in die gewünschte Richtung zu verändern). Mir ist etwa aufgefallen, dass das bei Line6-Produkten meiner Erfahrungswelt sehr gut entspricht, ich aber bei Axe FX völlig im Nebel stehe. Genauso, wie ich nach jahrelanger Marshall-Bedienung auf einem Twin oder Mesa mit meinen Kenntnissen erst einmal fast gar nichts anfangen kann, ganz zu schweigen von einem AC30 :D

Meine Vermutung: die Unterschiede im Bedienungskonzept erst einmal überhaupt wahrzunehmen, und in Folge für sich sinnvoll einsetzen zu können, ist mit manuell bedienbaren Elementen sinnlich erfahrbarer und einfacher. Die Prägung, die das im "Einstellverhalten" hinterlässt, ist einfacher nachvollziehbar und auch leichter übertrag- und modifizierbar, als bei modellierten Amps. Ich leite das ab von Erfahrungen mit anderen komplexen technischen Geräten, etwa Computern und deren Betriebssystemen, die ich noch bis ins funktionale Detail und mit vergleichsweise simplem Aufbau in ihrer Entstehungszeit kennenlernen konnte, was mir bis heute bei komplexeren Problemen die Analyse erleichtert ... trotzdem scheint es auf der Bedienerebene auch Effekt zu geben, der bestimmten Menschen einen schnellen Zugang zu Technologien verschafft, der eben gerade nicht auf irgendeinem angeeigneten Basiswissen fußt.

(so, mein frühsonntägliches brainstorming, ich hoffe, damit kann überhaupt irgendwer etwas anfangen? :D wenn nicht: auch nicht schlimm, hab' ich's für mich mal kurz beleuchtet ...)
 
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könnte sein, du hattest einen falschen für dich :D oder du hattest ihn zu kurz? Und Brian ist nicht das Maß aller Vöxe, würde ich sagen ... ;) (der überfährt die DInger ja auch noch heftig, das muss nicht immer sein)
Das kann sogar gut sein, das es zu kurz war. Hatte damals u.a. mit Orange, Sound City usw experimentiert. Marshall hatte gewonnen. Der war für meine Jobs einfach am besten (in meinen Ohren). Es war ein gewisser Rory Gallagher, der mich dann zweifeln ließ. Der Rest ist wohl auch eine Frage der Kombi mit Gitarre und dem restlichen Equipment als auch des persönlichen Hörgeschmacks.
 
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Mann muss eher eine Vorstellung haben wie es klingen soll.
... wie gewinnt man die nach deiner Ansicht? Und wie lernst du, sie technisch umzusetzen? Ich frage für einen Anfänger :D
Ich sehe eigentlich überall gerade Gitarristen, die ganze YT-Videos in unendlicher Fülle produzieren, bei denen dieser Prozess für mein Gefühl entweder komplett gescheitert ist, oder die Vorstellungen haben, die sich in meine Welt so überhaupt nicht einfügen mögen ... ;) Da frage ich mich dann: hören die das selbst so anders, oder überhaupt nicht? Oder leiden sie in Wirklichkeit still an den Mängeln?

Ich mag generell diese eierlegenden Wollmilchsäue nicht so gern.
..ich nenne das immer das Unix-Prinzip, hast du ein Problem, schreibe ein Programm, hast du ein anderes Problem, schreibe ein anderes Programm, sorge dafür, dass sich die Programme austauschen können, so in der Art.
(etwas schöner formuliert das McIlroy: https://de.wikipedia.org/wiki/Unix-Philosophie)
 
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Es wird eine Generation von Gitarristen geben, die die Originale, die in Modellern oder Profilern nachgebildet werden sollen, überhaupt nicht mehr kennt ... und folglich weder Vergleichsmöglichkeiten in Bezug auf deren Abbildungsqualitäten hat, noch die jemals braucht.
Ist das nicht für jede neue Musikergeneration erst einmal so, dass sie die Originale bei „Zitaten“ nicht mehr kennt?
Ich nehme mich davon jedenfalls nicht aus.
Ich glaube aber, dass doch weiterhin einige Musiker beim „Zitate“-Konsum Lust oder Neugierde auf das Original bekommen.
So erging es mir nach der Anschaffung von Kemper und Axe. :rock:

Ich war bisher immer davon ausgegangen, dass man mit Modellern am sinnvollsten umgehen kann, wenn man Erfahrungen mit den Originalen und deren Eigenschaften und Verhalten hat. aber ist das wirklich so? Gibt es vielleicht einen völlig von den Vorbildern unabhängigen Zugang zu den Dingern?
Umgekehrt geschieht die Annäherung vielleicht häufiger: Modeller und Profiler bieten „alles“ in einer preiswerten, transportablen Kiste. Wer sich dann intensiver mit den Dingern beschäftigt, beginnt sich vielleicht dann auch für deren Vorbilder im Original zu interessieren.
Zumindest meine Erfahrung. Mit der Zeit entwickeln sich mit dieser Wahlfreiheit für jede Schaffenssituation gewisse Nutzungspräferenzen. Ist letztendlich immer ein Ergebnis eines kreativen Prozesses.
 
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Mit der Zeit entwickeln sich mit dieser Wahlfreiheit für jede Schaffenssituation gewisse Nutzungspräferenzen.
..ok, das ist zumindest eine interessante Idee und Wahrnehmung. Ich höre durchaus davon abweichend nicht selten, dass die Wahlfreiheit zu Orientierungslosigkeit führt, aber das könnte natürlich auch einfach ein Zwischenschritt sein, bestenfalls. (erinnert mich an rumänische Gäste nach der Wende, die das erste Mal in einem westlichen Supermarkt waren, komplett orientierungslos, hin und her geworfen zwischen Begeisterung und Verzweiflung .... und schließlich einfach das gekauft haben, was sie schon kannten: Alkohol :D )

Was dazu vielleicht passt: ich kenne ein ganze Reihe von technikaffinen Gitarristen, die sich euphorisch auf Kemper gestürzt haben, Profiles generiert haben bis zum Abwinken, schon anfingen, ihre Originale zu verscherbeln, ... und nach 2-3 Jahren wieder zu einem kleinen, funktionsbegrenzten Röhrenamps zurückgekehrt sind ...
 
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Ein Grund nicht Originalen nachzueifern beim Profilen und Modeln ist, dass man für sich sehr genau festlegen muss, von was man spricht. Wird nur das gesehen, was ein vermeintlicher Künstler auf der Bühne stehen hat oder was man im Interview las, hörte, sah? Rekursiert man auf eine Aufnahme? Wenn man es nicht pur unmittelbar mit seinem eigenen Gehörgang und den eigenen Augen wahrnahm, ist es eine Annahme. Denn live oder auf Aufnahme mag es ein Mix sein bestehend aus unterschiedlichen Mikrophonen/Mikrophonpositionen - und ist überhaupt alles Original im Setup? Und das ist bei einem Profil von Kemper auch schon genug mit Potenzial für Unterschiede trotz gleicher Verstärkerwahl.
 
Um konkret die Eingangsfrage zu beantworten, ob man für Modeller und Profile Kenntnisse über die Originale braucht?

Nein, braucht man nicht zwingend. Es wächst eine ganze Generation von Gitarristen heran, die teilweise nicht mal mehr einen Röhrenamp spielt.

Die böse, böse Frage, ob man Unterschiede wahrnimmt:

Meine Meinung:
Ja! Ganz klar nimmt man Unterschiede zwischen einem Röhrenamp und einem Modeller und Profilern wahr.
Aber es ist eine Frage, auf welcher Ebene:
  • Vergleicht man Aufnahmen mit Aufnahmen, wird es je nach Qualität und Aufnahmeparameter vielerorts schwer für das menschliche Ohr, die Unterschiede wahrzunehmen.
  • als passiver Zuhörer im Raum wird es schon leichter, spätestens dann, wenn man nicht einen sägenden Rectifier mit seinem Modeller-Pendant vergleicht, sondern vielleicht einen angezerrten Fender Blackface
  • als aktiver Spieler mit der Gitarre am Amp trennt sich meiner Meinung nach noch immer die Spreu vom Weizen. Besonders dann, wenn es um dynamisch reagierende Amps geht. Und vor allem: umso mehr und umso länger man dann das Vorbild kennt, desto weniger überzeugen einem die Modeller. Meinen mit NOS Mustards bestückten JTM-45 habe ich jetzt 12 Jahre lang und meine, jede Nuance zu kennen. Der Amp verhält sich z.B. auch etwas anders, wenn er mal ein bißchen aufgeheizt ist.
Aber genau da sehe ich den Punkt:
die Modeller und Profiler sind gar nicht dafür gebaut worden, Leute zu bedienen, die jedes Detail eines Amps bis ins Kleinste simuliert haben wollen.

Sie sind dafür da, jemanden den 90%- Ampsound zu ermöglichen und das von mehreren Dutzend Amps. Weil -wie oben unter Punkt 1 angesprochen- auf der Aufnahme hört man die restlichen 10% Details sowieso nicht mehr.
 
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Marshall hatte gewonnen.
.. das wird, vermute ich, wie bei mir, daran gelegen haben, dass die DInger mit sehr übersichtlichen Bemühungen zu brauchbaren Ergebnissen führen, oder? Zumindest bis JCM800 ... die Sägezahnviecher einiger späterer Modellvarianten haben sich dem immer verschlossen (ist zumindest meine Wahrnehmung)
auf der Aufnahme hört man die restlichen 10% Details sowieso nicht mehr.
.. das dürfte sich je nach Genre schon unterschiedlich verhalten. Meine persönlichen Kemper gegen mein Original-Vergleiche scheiterten etwa im "dreckigen" Bereich schmerzlich, also in Gebieten, die nicht so sehr eine saubere Verarbeitung des Signals darstellen, sondern komplexere Rückmeldungen und ein gewisses Maß an spezifischer Fehlerbehaftung einschlossen (etwa: wie verhält sich der Amp im sweet spot Bereich bei der Abbildung von leichten Interferenzen ... eindeutig nichts, was ich jeden Tag brauche, was aber die charakterlichen Merkmale des Amps und das "Zuhausegefühl" schon ausmachen kann ...) Interessant in dem Zusammenhang auch für mich: das Profilen von Fuzz und Distortionpedalen war ein kompletter Reinfall, da ging wirklich nichts, was auch nur annähernd das Verhalten der (größtenteils sehr kranken ) Pedale *) wiedergab. Ich weiß, dafür sind die Dinger ja nicht gemacht, es zeigt aber, was sie alles noch nicht können, und wie leicht sie durch 20 schlichteste Bauteile aus der Kurve zu werfen sind :D

*) wir haben es versucht mit : Ibanez Standard Fuzz, JEN Harmon Booster, Solasound Tone Bender Fuzz, das wäre ja schon super gewesen, die als Profiling zu konservieren, schon deshalb, weil man dann den Kaufpreis des Kemper gleich wieder raus gehabt hätte :) ... aber Pustekuchen.
 
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Ich weiss jetzt garnicht, um nochmal auf die initiale Frage des Threads zurück zu kommen, ob ein Modeling Amp einen zum Synthesizer vergleichbaren Init Sound hat, den man "from Scratch" aus programmieren kann. Ich hatte im Laufe meines Gitarristenlebens auch die Bohne und den V-Amp ausprobiert. Ich habe nix dagegen "modern" zu sein, bin es aber offensichtlich nicht......

Mir hat bei den Modelern immer der "Headroom" außenrum gefehlt. Das kann auch ein imaginärer sein, ich bin affin für Optik und Atmosphäre. Mir reicht ein echter Amp wie z.B. der schon zitierte Deluxe Reverb aus um Alles in mir anzutriggern was dann in weiterer Folge inspiriertes Spiel zur Folge hat. Von mir aus ist der ein One Trick Pony, wenn ich zwei Pedale dazunehme und meine technischen Skills draufaddiere reicht es für mehrere Leben. Mich bringen zehn weitere Ampsounds nicht weiter, für mich ist es hilfreicher mich auf mein eines Modell einzuschiessen. Manchmal ist es gar das Limit, das mich inspiriert mich anders zu positionieren, oder anders ausgedrückt versuche ich lieber mehr aus mir rauszuholen als dies über ein Mehr Technologie zu erreichen.

Ein wenig korrespondiert dies auch mit Multi FX Geräten wie sie in den 8T's in waren. Ich wollte immer unbedingt ein Yamaha SPX 90. Als ich es besaß fand ich es eine Weile interessant und auch faszinierend was sich alles einstellen liess, wirklich funktioniert hat es für mich nicht, bin heute wieder bei Pedalen. Vorzugsweise Analog und LoFi.

Der Kemper hat tatsächlich Eigenschaften, die ich interressant finde weil man seine Settings in viele Richtungen fortführen kann. Ich nehme dem ab, dass seine fiktiven Simulationen im Rahmen seiner Möglichkeiten real abbilden kann. Da ich meine Sounds aber schon habe, inkl. der geeigneten Konfiguration und gewünschten Speaker bleibe ich dabei. Wie bereits in einem anderen Thread erwähnt wohnen einem Röhrenamp klangliche Schwankungen und Unschärfen inne, die sich mit IC's zwar nachbilden lassen, für mich klingt an der Stelle aber immer etwas Statisches an. Kann man im Kontext vernachlässigen, in der direkten Interaktion ist es für mich so wichtig wie die Dynamik meiner Hasenkisten.

Ob es so sozialisiert ist kann ich nicht sagen, ich arbeite heute mit dem Computer, nicht mehr mit dem Rechenschieber, eine grundsätzliche Absage an den technischen Fortschritt kann es nicht sein.

Es scheint, um einmal mehr auf die initiale Frage zurück zu kommen, als ob die digitale Ampgeneration nicht komplett losgelöst von der Vergangenheit aufgestellt ist. Ob dies nun Marketing ist, um z.B. die ältere Generation an Gitarristen abzuholen oder ob subtil auf alte Plattenaufnahmen referenziert werden soll erschliesst sich mir nicht. Dass es ein Gernerationen-Phänomen ist eher. Die haben aber die Eigenschaft sich in Schweinezyklen zu organisiseren. Heute wird mit 18 geheiratet, die nächste Generation wird wieder wilder, Zeitgeistphänomene :)
 
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... wie gewinnt man die nach deiner Ansicht? Und wie lernst du, sie technisch umzusetzen?...
Na ja, ich habe doch Ohren? ;-)

Und eigentlich sehe ich auch in der Einstellung meiner virtuellen Amps keinen großen Unterschied zu meinem realen Amp. "Ok, mein echter Amp" hat natürlich deutlich weinige Knöpfe, aber sonst? Natürlich sollte man grundsätzlich wissen was man da tut und wie da die Zusammenhänge sind. Egal ob virtuell oder bei realen Amps.

Machen wir nicht bei unseren Röhrenamps und den z.T. riesigen Stressbrettern davor etwas ähnliches? Da wurden und werden ja mitunter auch die wildesten Experimente gemacht um irgendwelche anderen Amp-Sounds, oder ganz individuelle Klangvorstellungen, mit einem einzigen Amp abzubilden?

Ich will da aber auch gar nicht so "verkopft" sein.
Gefällt mir, oder gefällt mir nicht. ;-)

Auch wenn wir uns jetzt von der ursprünglichen Frage etwas wegbewegen.
Mein Kemper mit dem Kemper Kone fühlt sich für mich schon sehr "normal" im Sinne eines Röhrenamps an.

Warum ich überhaupt (auch) einen Kemper habe?
(Wobei das auch genau so gut ein anders digitales Spielzeig sein könnte)
- ganz unterschiedliche Sounds (Amps), unglaubliche Vielfalt
- alles auf Knopfdruck speicherbar und wieder abrufbar/reproduzierbar
- unterschiedliche Presets für unterschiedliche Gitarren, bzw. "Instrumente".
- klein, leicht, gut zu transportieren
- natürlich prima für Aufnahmen
- so ziemlich alles an Bord was man braucht oder ggf. mal brauchen könnte.
- auch praktisch mit meinen akustischen Geraffel und der Lapsteel

Warum ich trotzdem noch einen Röhrenamp habe?
Ich glaube das ist eher so ein allgemeines Misstrauen gegenüber allen Geräten die ein Betriebssystem haben. ;-)

Und ich stehe auf diese Technik. Einfach so.
Allein dieses "Click", wenn ich den Amp einschalte....
Man muss ja vielleicht auch nicht immer alles mit dem Kopf erklären. ;-)
 
Grund: Vollzitat reduziert
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