Ich finde dieses Angst Phänomen im Kontext zu Instrumenten immer spannend und man kann es bei allen Instrumenten identisch beobachten.
Hallo Christian,
in dem deinem Beitrag steckt viel Wahres, viel gute Beobachtungen, das Fazit stimmt - aber vielleicht nicht immer

Es kommt darauf - nämlich auf Spieler*in, das konkrete Instrument und die Situation.
Der achtsamer Umgang mit Instrumenten ist sinnvoll. Und die Physik hat zunächst wenig mit Angst zu tun. Wachs wird ab einer bestimmten Wärme weich, schmilzt dann und fleißt los. Das gilt für hochwertige Blockflöten und für die Stimmplattenbefestigung bei vielen Akkordeons (von anderen Instrumenten weiß ich es nicht). Diese Befestigung hat nicht nur mit Einsparungen zu tun. Sie hat sich bewährt und bietet, eine gute Wachsmischung vorausgesetzt, lange guten Halt - 35-50 Jahre, da geben eher die Ventile auf. Aufgenagelte oder aufgeschraubte Stimmplaten benötigen eine Dichtung aus Leder - das altert und kann ebenfalls reparaturbedürftig werden. Ob Leder oder Wachs entscheidet sich eher an der Art des Akkordeons. Die durchgehenden Stimmplatten (mit i.d.R. >8 Zungen/Platte) in den russischen Bayanen werden mit Nägeln befestigt und Leder abgedichtet.
Normale Situationen sind für das (gute) Wachs nicht bedenklich. Das Auto in der Sonne ist eine der wenigen Situationen, in denen es auch ohne übertriebene Bedenken gut ist, das im Blick zu haben.
Es gibt noch das Gegenteil, nämlich extreme Kälte. Da sind vor allem hochwertige Instrumente anfällig. Die Stimmzungen sind so genau an die Stimmplatten angepasst, dass sie so gerade eben durch den Spalt passen - was für eine gute Ansprache sorgt. Wenn es extrem kalt wird, schleifen die Platten im Spalt und "klirren", das ist aber m.W. reversibel.
(Jemand aus Russland erzählte mir mal: "Wir sind durch die Kälte gefahren und gelaufen, dann mussten wir schnell das Instrument auf Temperatur bringen, indem wir für ordentlich Luftausstausch im Balg gesorgt haben (Balg schnell auf und zu) und dann musste auch schon losgespielt werden").
Bei extremen Temperaturwechseln (von sehr kalt zu ordentlich warm) kann es dazu kommen, dass feuchte Luft im Instrument kondensiert.
Aber hier geht es so langsam in den Bereich über, der auch mit den persönlichen Bedenken und vor allem deren Ausprägung zu tun hat. Und das schreibe ich als jemand, der solche extrem pingeligen Phasen hat und darum weiß.
Als Jugendlicher war mir mein Instrument zwar wertvoll, aber ich bin damit sehr normal umgegangen. Mir Morino VS abends in die Nachbarstadt, dort Gottesdienst in einer kalten Kapelle, so dass wir teils Handschuhe anhatten und wieder im warmen Auto zurück. Im Studium vom Zimmer in den Übunsgraum udn nie groß auf Temperaturunterschiede geachtet. Sie hat das bestens mitgemacht. Nach 25 Jahren war der Punkt, wo die Stimmung nicht mehr erträglich war und ich sie habe Stimmen lassen (Wachs und Ventile noch okay). Schön unbeschwert also.
So langsam versuche ich, das jetzt auch wieder lockerer zu sehen. Es wird noch etwas dauern, bis das erreicht ist, aber ich bemühe mich: Vom Büro (ab Frühjahr ohne Heizung 22°) rüber in die Kirche (im Frühjahr 13-14° und relativ feucht, wenn es draußen wärmer wird). Wenn es die Zeit hergibt, wird der Balg auch ein paarmal kurz durchgepumt, wenn nicht, dann halt nicht. Und ich nehme in aller Regel mein Topinstrument, einfach weil ich die am liebsten Spiele und das beste Instrument dabei haben will - zumeist auch draußen (Wenn es nicht gerade sehr deutlich nach Regen aussieht, dann wird ein einfacheres mitgenommen)
Von daher stimme ich dir zu, dass es da auch ein (sehr bis zu) ängstliches Verhalten gibt. Und vielleicht gilt das, abgesehen von den o.g. extremen Umstände, für die meisten Situationen.
Gruß, Tobias
P.S. Im Auto mache ich gute Erfahrungen mit zwei beidseitig silberfarbenen (extrem dünnen) Isomatten oder Sonneschutzmatten, möglichst dich um den Koffer gepackt.
Auf der Musikmesse hatte ein italienischer Hersteller mal einen Rucksack dabei, der metallisch/silberfarben beschichtet war - soll innen nicht wärmer als 35° werden.