Du solltest dich wirklich mal mit der Technik und der Physik von Mikrofonen auseinander setzen bevor du solche Dinge von dir gibst.
Der Nahbesprechungseffekt setzt bei irgendeiner Frequenz ein und nimmt irgendein Ausmaß an, das vom Lippenabstand abhängt.
Der Nahbesprechungseffekt ist Teil des Mikrofons und seiner Richtcharakteristik. Nieren, und auch Supernieren, förmige Richtcharakteristik verwendet man vor allem im Live Umfeld schon alleine deswegen, weil sie nach hinten, dem Mund abgewandten Seite, weniger einfangen als von vorne, wo der Mund sein soll. Das hat viel damit zu tun, dass man Rückkopplungen vermeidet. Und mit dieser Richtcharakteristik hat man einen Nahbesprechungseffekt quasi mit gekauft. Und weil, ebenfalls wegen Rückkopplungsvermeidung, die Gesangstalente tunlichst das Mikro nah an den Mund positionieren, was ja auch hilfreich ist, dass das Mikro hauptsächlich den Gesang und nicht den Umgebungslärm einfängt, sind diese Mikros so gebaut, dass der Nahbesprechungseffekt dann doch etwas kompensiert wird. Wenn man aber das Mikro weiter weg hält, dann verschwindet der Nahbesprechnungseffekt, weil, wie der Name es schon erahnen lässt, der nur bei naher Besprechung des Mikros auftritt, und das Mikro wird vom Klang her dünner.
Das ist dann schon recht weit entfernt von einem Gesamtsystem mit garantiert schnurgeradem Frequenzgang, also müsste man ein Mikro ohne Nahbesprechungseffekt und ohne Klangkosmetik an einen HiFi-Verstärker und diesen an erstklassige HiFi-Boxen anschließen, um exakt dasselbe Ergebnis zu bekommen.
Wer will schon immer einen schnurgeraden Frequenzgang, außer bei akustischen Messungen und was hat ein Hifi Verstärker damit zu tun, die ja auch alle färben, und Hifiboxen sowieso, die sollen schön klingen, von Messtechnisch richtig sind die meisten meilenweit entfernt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es super klingt, wenn ich etwa 6 cm Lippenabstand einhalte und den unteren Teil des Korbs (zwischen Verstärkungsring und Schaft) mit Daumen und Zeigefinger bedecke.
Und so machst du dein Mikro, das an sich über eine Nierencharakteristik verfügt (was auch einen Nahbesprechungseffekt nach siech zieht) zu einem Mikro mit Kugel Charakteristik (kein Nahbesprechungseffekt). Do etwas nennt sich übrigens auch "Cuppen". Alles was bei Mikros, wie deines eines ist, den Korb mehr oder weniger abdeckt verändert das Verhalten des Mikros grundlegend, und das nicht besseren, was das Gesamtergebnis betrifft. Da wirst du irgendwann viel Freude bei den Tontechnikern dieser Welt erzeugen, wenn die wegen deiner "Mikrofontechnik" deine Stimme nicht mehr über die (Rock-)Band bringen. Da lernst du dir gerade komplett eine falsche Technik an. Aber soll es so sein, du wirst dann schon sehen wie es wird, wenn es mal so richtig zur Sache geht.
Mit orthodox gehaltenem Mikrofon klinge ich unnatürlicher, blecherner und auch ein bisschen maskuliner.
Probier es einfach mal mit 1-2 cm Abstand und ohne den Korb auch nur ansatzweise zu verdecken. Dann wird die Stimme kräftiger, auch untenrum und durchsetzungsfähiger.
...kann ich dann noch 2,5 dB Bassanhebung gebrauchen.
Ich habe noch nie Bassanhebungen gebraucht.
so sah letzte Woche der EQ auf meinem Pult bei einer Soulsängerin (SM58) aus:
Lowcut bei ca 100 Hz, etwas raus bei ca 190 Hz und der Rest praktisch linear.
Ähnlich am Tag zuvor bei einer Folk/Jazz Sängerin bei deutlich leiserer Band und mit einem Sennheiser e935.
Am letzten Tag war Salsa angesagt und der EQ der Sängerin (wieder SM58) sah dann so aus:
Also in den Tiefmitten etwas mehr raus, einfach weil da bei den 9 Leuten und Sals schon recht viel Information zur gleichen Zeit daherkommt und ich dann schaue, dass der Gesamtsound etwas aufgeräumter und klarer wird.
Aber das habe ich erst jetzt gesehen, da ich ja auf die Anzeige so beim Erstellen des Mixes nicht wirklich achte und mich lieber auf die Ohren verlasse.
Ich muss gestehen, da war kein Gatt Mikro und kein Ibanez Akustik Amp mit dabei
Das ist natürlich der feuchte Traum jedes Tontechnikers, drei Gitarren- und Bass-Fullstacks und vier Gesangsmonitore abmiken.
Ich kann da nur für mich sprechen, aber das ist weit weg von einem Traum, wenn dann eher ein Albtraum. Fullstacks machen imho erst bei Publikum jenseits der 5-10 Tausend Leute wirklich Sinn, und wenn die Amps in die Gesangsmikros rein fönen, dann wird auch der Gesang beim Mix kein Zuckerschlecken.