@Rookie77
Ich glaube, wir reden da gerade ein bisschen aneinander vorbei bzw. du missverstehst mich. Vielleicht habe ich es in meinen Ausführungen auch nicht anschaulich genug beschrieben.
Ich beziehe mich in meiner Aussage ausschließlich auf den von dir explizit genannten Song "Stranded". Ich habe mir das offizielle Video angesehen (keine Live-Version; ist aber in dem Fall auch unerheblich, weil das Beispiel so schön eindeutig ist, dass es dafür keine Bilder braucht) und möchte nochmals entschieden widersprechen.
Nicht um dich zu ärgern (liegt mir fern, insofern nimm das jetzt bitte nicht persönlich), sondern um das für andere an der Thematik interessierte Mitleser (und natürlich ebenso für dich) klarzustellen. Möglicherweise kommt da auch das Erklärbär-Gen aus meiner Zeit beim deutschen DigiTech-Vertrieb durch (ja, damals gab es das WH-5 und das Ricochet noch nicht, aber ich musste seinerzeit zwangsweise einer Menge von Leuten bis zum gefühlten Erbrechen Details zum WH-4 erklären und das wirkt wohl irgendwie nach, obwohl es jetzt schon echt lange her ist).
Also:
Selbstverständlich tritt der Herr Duplantier auf sein Whammy und bewegt dabei das Pedal, anders funktioniert es ja auch nicht.
Um den bei "Stranded" hörbaren Effekt zu erzeugen, würde man beim klassischen Pedal-Whammy (egal ob WH-1 / 4 / 5 oder DT) das 2 Oct up Preset wählen und dann das Pedal bei aktiviertem Gerät an den entsprechenden Stellen im Song jeweils relativ schnell bis zum Endanschlag durchdrücken, dann dort für den kurzzeitig octavierten Part halten und danach ebenso relativ schnell wieder in die Ausgangsposition zurückbewegen. Der Pitchshift um 2 Octaven nach oben und wieder zurück findet dabei durch die Pedalbedienung nicht abrupt sondern jeweils stufenlos statt, allerdings in diesem Songbeispiel an jeder Stelle mit stets identischer Geschwindigkeit.
Und genau dieses Regelverhalten lässt sich auch ganz easy-peasy 1:1 mit dem Ricochet umsetzen, wenn man es im Momentary-Modus betreibt. Der einzige Unterschied ist hier, dass man statt eines Pedals eben einen Taster betätigt, der beim Drücken den stufenlosen Pitchshift um 2 Octaven (oder jedes andere wählbare Intervall) nach oben elektronisch gesteuert mit ebenso stufenlos voreinstellbarer Geschwindigkeit auslöst. Selbes Spiel, wenn man den Taster dann wieder loslässt; der erzielte Effekt ist dabei mit dem vom WH-5 durch Bewegen des Pedals erzeugten Klangeindruck identisch. Die Geschwindigkeit zum Erreichen des Zielintervalls beim Drücken bzw. für die Rückkehr zur Originalstimmung beim Loslassen des Tasters sind wie in meinem ersten Beitrag bereits erwähnt jeweils getrennt voneinander beliebig einstellbar. Man kann also beispielsweise ganz schnell nach oben shiften und bei Deaktivierung langsamer wieder nach unten oder umgekehrt oder wie man es sonst gern hätte. Der Einstellbereich rangiert von quasi Instantaktivierung (also so wie bei einem Pitchshifter ohne Expression, Stimmung wechselt sofort auf das Zielintervall) bis hin zu riiiiichtig laaaaangsam (mehrere Sekunden). Und das eben mit exakt reproduzierbarer Gleichmäßigkeit, was für die Verwendung in rhythmischen Parts durchaus ein Vorteil gegenüber der mechanischen Betätigung per Pedal sein kann.
Um nun den Bogen zu deiner ursprünglichen Aussage zu schlagen:
Solange man keine völlig seekranken Parts spielen möchte (im Sinne von wildem Herumeiern mit dem Pedal bei ständig wechselnder, unregelmäßiger Geschwindigkeit) oder nicht unbedingt die Möglichkeit benötigt, das Pedal irgendwo mitten im Regelweg zwischen Originalstimmung und Zielintervall stehen zu lassen, dann eignet sich das klassische Pedal-Whammy für eine Verwendung wie im genannten Beispielsong "Stranded" ganz leidenschaftslos und objektiv betrachtet kein bisschen besser, als es das Ricochet tut. Letzterem fehlen natürlich die Modulationseffekte (Shallow + Deep) und bis auf Oct+Direct auch die Harmony-Presets sowie der Dive-Bomb Modus - wenn man diese Modi aus anderen Gründen haben möchte, dann muss man halt zum WH-5 greifen.
Dafür lassen sich beim Ricochet im Gegenzug durch den Momentary-Mode Effekte umsetzen, die man mit der Pedalversion nicht in dieser Gleichmäßigkeit zuverlässig reproduziert bekommt und für Boards mit begrenztem Freiraum punktet das kleine Gerät gegenüber dem mehr als dreimal so viel Platz benötigendem großen Bruder auch nochmal ordentlich. Ich habe mal ein Foto zum Direktvergleich geschossen; der Größenunterschied ist schon beträchtlich:
Abschließend kann man sagen: beide Geräte bieten Möglichkeiten, die man beim jeweils anderen nicht hat. (Der geneigte Whammy-Aficionado wird sich deshalb früher oder später vielleicht ohnehin beide anschaffen...

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