1. Gesangsstunde - Einschätzung

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NicMaybe
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Ich hatte gestern zum ersten Mal eine Probegesangsstunde und bin mir gerade etwas unsicher, wie ich den Unterricht bewerten soll. Es gibt ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind bzw. mit denen ich unzufrieden bin. Ich weiß aber nicht, ob ich vielleicht nicht zu viel erwarte. Daher würde ich mich über eine Einschätzung von denjenigen freuen, die sich mit dem Thema etwas besser auskennen als ich - sofern das als Außenstehender natürlich geht ;).

Folgendermaßen sah der Unterricht aus:
Ich habe am Anfang kurz erzählt, warum ich überhaupt Unterricht nehmen möchte. Ich schreibe eigene Songs und habe mich vor kurzem mit einem Gitarrisen zusammengetan, um ein Bandprojekt zu starten. Ich habe in den letzten Monaten sehr viel selbst ausprobiert und habe auch Fortschritte gemacht. Ich merke aber auch, dass mir gewisse Grundlagen fehlen und ich manchmal nicht gerade stimmschonend singe. Mein Ziel ist es, meine Stimme auszubauen, dass sie kräftiger klingt und nicht untergeht, wenn wir irgendwann mal in einer kompletten Bandbesetzung Musik machen. Ich habe der Lehrerin dann 2 meiner Songs vorgesungen, damit sie eine Vorstellung davon hat. Dann haben wir ein paar Übungen gemacht und zum Schluss zweimal einen Abba-Song gesungen. Bei den Übungen hat sie mich darauf hingewiesen, dass ich auf eine gerade Haltung achten soll und beim zweiten Songdurchlauf sollte ich versuchen, eine Geschichte zu erzählen. Das war's dann aber auch schon an Feedback, was ich spontan von ihr bekommen habe. Ich habe dann am Ende gefragt, ob es denn irgendetwas gibt, was ihr aufgefallen ist, was ich verbessern könnte oder woran ich arbeiten sollte. Da meinte sie nur, dass ich manchmal noch etwas grob mit meiner Stimme umgehe und mit mehr Luft singen sollte. Auch auf die Frage hin, ob es denn Übungen gibt, die ich regelmäßig zu Hause machen kann, meinte sie, dass das schwierig sei. Ich sollte halt einfach viel singen.

Was meint ihr denn, habe ich zu viel erwartet? Ich dachte eigentlich schon, dass ich zumindest etwas aus der Stunde für mich mitnehmen könnte - sei es Übungen oder Schwachstellen, auf die ich achten sollte. Oder ist das nach 1x 45 Minuten noch zu früh? Ich denke mir halt, wenn ich schon Geld für Unterricht ausgebe, möchte ich auch das Gefühl haben, dass es mir etwas bringt. Ich singe ja ohnehin schon fast täglich und ich weiß nicht, ob jede Woche 30 Minuten Übungen und ein paar Songs unter Anleitung zu trällern dann so einen Unterschied machen.
 
Eigenschaft
 
Du hast von deiner GL ungefähr dieselben Antworten bekommen, die du wahrscheinlich auch hier von den meisten von uns bekommen hättest. Die Antwort, du solltest einfach viel singen, hätte von mir sein können.

Viele Leute gehen zu einer Probestunde und erwarten nach paar Hörproben gleich einen ausgearbeiteten Zwei-Jahres-Lehrplan. Das ist ist nicht nur zuviel erwartet, sondern auch kontraproduktiv.

Wie hat sie denn deinen Gesang ansonsten eingestuft? Vielleicht singst du ja einfach bereits sehr gut, so dass es tatsächlich schwierig ist, jetzt schon Übungen vorzuschlagen. Vielleicht brauchst du eher einen Coach als Unterricht? Es gibt ja durchaus Menschen, die wollen unbedingt Unterricht - brauchen aber gar nicht so dringend welchen.

Wenn du ansonsten einen guten Eindruck von ihr hattest, würde ich noch ein paar Chancen geben.
 
Na, was das viel singen betrifft, mache ich ja dann schon mal was richtig ;).

Also einen 2-Jahres-Plan erwarte ich bestimmt nicht. Aber vielleicht mal ein Vergleichsbeispiel: Ich nehme auch Gitarrenunterricht und da bekomme ich von meinem Lehrer immer Hinweise, wie ich etwas anders bzw. besser machen kann. Da habe ich dann direkt etwas, woran ich zu Hause weiterarbeiten bzw. was ich "mitnehmen" kann. So ähnlich hatte ich mir das beim GU auch vorgestellt. Nur nach dieser 1. Stunde würde ich jetzt erst mal nichts anders machen als vorher. Aber vielleicht ist das wirklich auch zu viel verlangt bzw. bin ich schon wieder zu ungeduldig. Geduld ist echt nicht meine Stärke :D.

Ich werde mir auf jeden Fall noch einen anderen GL zum Vergleich anschauen. Vielleicht hilft das ja bei der Entscheidungsfindung.
 
Instrumentalunterricht und Gesangunterricht ist auch nicht vergleichbar, da dein wichtiger Teil des Instrumentes nicht sicht- oder berührbar ist.
 
Ja, das habe ich mir schon gedacht. Ich wollte nur deutlich machen, woher meine Erwartungshaltung kommt.
 
Ich habe dann am Ende gefragt, ob es denn irgendetwas gibt, was ihr aufgefallen ist, was ich verbessern könnte oder woran ich arbeiten sollte. Da meinte sie nur, dass ich manchmal noch etwas grob mit meiner Stimme umgehe und mit mehr Luft singen sollte. Auch auf die Frage hin, ob es denn Übungen gibt, die ich regelmäßig zu Hause machen kann, meinte sie, dass das schwierig sei. Ich sollte halt einfach viel singen.

Also ehrlich gesagt käme mir das auch ein wenig oberflächlich vor. Gerade, wenn du evtl schon fortgeschritten bist. In einem solchen Fall bitte ich die Schülerin erst einmal etwas zu singe, was sie meint schon ganz gut zu können. Bevor ich irgendeinen Einfluss auf sie genommen habe, damit ich sehe un d höre was sie macht und schon kann. Danach sage ich, was mein Eindruck war. Dann würde ich die Atemtechnik theoretisch abklären und ihr falls sie das noch nicht kann die verschiedenen Übungen für ein Atemtraining zeigen. Danach mach ich eine "Stimmanalyse" am Klavier, also ein paar Übungen in denen ich sehe, wie der Simmumfang ist und wie die Schülerin mit den Registern umgeht. Und dann sage ich meistens schon, was ich mir vorstelle, also welchen Weg wir im Unterricht zunächst einschlagen würden.
 
Hallo NicMaybe

da ich aus der klassischen Ecke komme, weiss ich aus eigener Erfahrung nur, wie da ein guter Unterricht in etwa aussehen sollte. Versuch aber trotzdem mal eine Antwort.

Ich habe am Anfang kurz erzählt, warum ich überhaupt Unterricht nehmen möchte.

Ein wichtiger Punkt für den GL, damit er in etwa den "Fahrplan" festlegen kann. Ein GL der nicht danach fragt, wäre mir schon mal etwas suspekt.

Ich habe der Lehrerin dann 2 meiner Songs vorgesungen, damit sie eine Vorstellung davon hat. Dann haben wir ein paar Übungen gemacht und zum Schluss zweimal einen Abba-Song gesungen. Bei den Übungen hat sie mich darauf hingewiesen, dass ich auf eine gerade Haltung achten soll und beim zweiten Songdurchlauf sollte ich versuchen, eine Geschichte zu erzählen.

Das ist doch schon einiges für die erste Stunde! Und dass sie dich noch nicht gross korrigiert hat, kann verschiedene Gründe haben:

Sie wollte mal deine momentane Stimme beim freien Singen kennenlernen ohne dich mit vielen Korrekturvorschlägen zu verunsichern und aus dem Konzept zu werfen.
In einer ersten Stunde wird selten intensiv gearbeitet, sie dient v.a. dazu, herauszufinden ob man sich sympathisch ist und ob sich jeder grundsätzlich vorstellen könnte, mit der anderen Person in Zukunft zu arbeiten.

Und dass sie dir nach der ersten Stunde nicht gleich eine Liste mit Übungen mitgegeben hat, finde ich nicht nur normal, sondern auch seriös. Um dir die passenden "Hausaufgaben" aufgeben zu können, müsst ihr doch zuerst mal anfangen richtig zu arbeiten.

Auch auf die Frage hin, ob es denn Übungen gibt, die ich regelmäßig zu Hause machen kann, meinte sie, dass das schwierig sei. Ich sollte halt einfach viel singen.

Das hingegen finde ich etwas seltsam. Normal fände ich, sie würde was in der Art sagen, du müssest etwas Geduld haben, das mit den Übungen etc. komme schon noch. Und dass sie sagt, einfach viel singen, ist ja vermutlich ein guter Tipp, aber dafür brauchst du eigentlich keinen weiteren GU. ;)

Ich würde auf jeden Fall nochmals hingehen und sie dann aber konkret darauf ansprechen, wie sie sich in Zukunft den Unterricht mit dir vorstellt.
 
Vielen Dank für eure Antworten!

Ja, ich glaube, "oberflächlich" trifft mein Gefühl nach dem GU ziemlich genau. Was mich am meisten irritiert hat, war einfach, dass ich wohl überhaupt kein Feedback bekommen hätte, wenn ich nicht am Ende danach gefragt hätte. Irgendwie muss man dem Schüler doch das Gefühl geben, dass er zumindest ein bisschen was gelernt hat, damit er auch einen Anreiz hat, wiederzukommen und weiterzumachen. Und damit meine ich jetzt nicht, irgendwelche Lobeshymnen oder eine riesige Analyse. Ein "bleib dran" oder "weiter so" oder irgendsowas hätte mir da schon gereicht. Wisst ihr was ich meine? Oder wenn sie mir gesagt hätte, dass sie jetzt erst mal noch nicht so viel dazu sagt, weil sie mich und meine Stimme erst mal beobachten muss und dass das später noch kommt. Weil so wie es jetzt war, denke ich halt, dass es immer so weiter gehen wird.

Aber vielleicht bin ich auch einfach ein anderer Lerntyp und die GL und ich passen da einfach nicht zusammen. Vielleicht sehe ich ja auch klarer, wenn ich noch einen Vergleich dazu habe.
 
Also ich kann ja mal erzählen, wie die erste Stunde so läuft, wenn ich einen neuen Schüler bekomme.

Grunsätzlich nehme ich mir zusätzlich zur regulären Unterrichtszeit nochmal 15 Minuten für ein kurzes Kennenlerngespräch wo ich Ambitionen und Vorkenntnisse meines Schülers erfrage.
In der Stunde selbst versuche ich dann einen konkreten Aspekt des Gesangs meines Schülers zu verbessern. Wie soll der Schüler wissen ob er bei mir was lernen kann, wenn er in der Probestunde nix lernt?

So wie du es beschrieben hast, war es wohl ne schwache Vorstellung deiner GL.
 
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In der Stunde selbst versuche ich dann einen konkreten Aspekt des Gesangs meines Schülers zu verbessern. Wie soll der Schüler wissen ob er bei mir was lernen kann, wenn er in der Probestunde nix lernt?

Ja, genau das meine ich! Naja, neuer GL, neues Glück.:D
 
Also ich kann ja mal erzählen, wie die erste Stunde so läuft, wenn ich einen neuen Schüler bekomme.

Gute Idee, Kenshi. Sollten vielleicht alle machen, die unterrichten, dann hätten künftige Gesangsschüler mehr Anhaltspunkte ?

Bei mir läuft mit einem neuen Schüler so: zunächst frage ich kurz, warum er/sie da ist, was er/sie genau lernen bzw. erreichen möchte (Chor? Band? Oder nur für sich selbst singen lernen?) Wenn er/sie nicht zu schüchtern oder aufgeregt ist (das gibt´s), dann bitte ich sie zunächst, mir einen Song vorzusingen, damit ich mir eine Art "Landkarte" der Stimme machen kann (Klang, Beschaffenheit, Baustellen....). Das kann auch zweimal hintereinander erfolgen. Den Song begleite ich entweder an der Gitarre oder ich lege ein playback ein, je nachdem. Danach gebe ich ein feedback zum Song.
Dann zeige ich erste Atemübungen, erkläre, warum ich die wichtig finde, gefolgt von Resonanzübungen, um die Körperwahrnehmung zu trainieren (ich sage dann immer: dein Körper ist dein Instrument, du mußt darauf achten, wie sich das Singen anfühlt). Wir testen den Stimmumfang nach oben und unten aus, ich checke, ob und wo Brüche sind.... danach geht es meistens schon an die Vokale bzw. Vokalausgleichsübungen. Vielleicht noch ein paar Pop-Skalen, natürlich mit Anleitung, wie man z.B. hohe Töne nimmt.... und dann wird der Song vom Anfang der Stunde noch einmal gesungen; meistens klingt er schon besser, weil die Leute nicht mehr so nervös sind....und schon ist die erste Stunde rum.
Da meine Schüler fast alle ihre Stunden aufnehmen (ich weise schon vorher auf die Möglichkeit hin und lege es ihnen ans Herz, eine SD-Karte mitzubringen), wissen sie, was sie zu Hause üben könnten. Ab der nächsten Stunde gebe ich ihnen meistens auch schon konkrete Übungen mit.
 
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Ich würde mal etwas abwarten. Mach der GL deutlich, was du gerne hättest-und wenn sie nach der 3.Stunde nicht drauf eingeht, sprich sie drauf an. Beidseitige klare Kommunikation ist der einzig sinnvolle Weg.

Harald
 
Finde es noch erstaunlich wieviel ihr teilweise schon in die erste Stunde packt.

Obwohl gewisse Äusserungen der GL von NicMaybe mich schon auch etwas misstrauisch machen würden und nicht unbedingt auf zukünftigen hochqualifizierten Unterricht schliessen lassen, würde ich, nach nur einer Lektion, dem/der GL schon noch etwas mehr Zeit geben, um zu beweisen dass er/sie was kann.

Aber vllt ist da ein Unterschied zwischen Pop/Rock- GU und klassischem. Nachdem was ich hier jeweils so lese, habe ich das Gefühl, dass es bei euch nicht selten Schüler gibt, die nur mal ca. 1 Jahr oder so Unterricht nehmen wollen oder es sogar nur auf ein paar einzelne Stunden beschränken möchten(?) So gesehen ist verständlich, dass bereits in der ersten Stunde so einiges an Technikvermittlung passieren sollte.

In der Klassik hingegen weiss jeder Schüler, dass, wenns denn passt zwischen GL und ihm, es auf eine jahrelange intensive Zusammenarbeit hinauslaufen wird. In der ersten Lektion geht es deshalb nach meinen Erfahrungen für den GL mehr darum, Stimme und Person kennen zu lernen, langfristige Ziele festzumachen, und für Schüler und Lehrer: einen ersten Eindruck zu bekommen, ob man sich eine gegenseitige Zusammenarbeit vorstellen könnte. Was nicht heisst, dass die erste Stunde ein reiner Kaffeeplausch ist ;). Gesungen wird auf jeden Fall, Übungen und/oder Literatur. Aber eben auch mehr für die Bestandesaufnahme und nicht mit dem Ziel, gleich was umzukrempeln. Aber keine Angst, die pickelharte Arbeit folgt garantiert :) (dh. sofern der GL was taugt).
 
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Ich wäre auch vorsichtig mit Vorverurteilungen.

Wir kennen nur eine einseitige und recht kurze - also subjektive - Zusammenfassung der Situation. Wir wissen weder, wie genau NicMaybe auf sie zugegangen ist, noch wie er singt, noch was wirklich gesagt wurde. Auch die Tagesform oder die Uhrzeit können die Kommunikation beeinflusst haben.

Ich war zB damals, als ich mal Unterricht hatte, nach meinem 8-Std.-Arbeitstag immer der letzte Schüler meiner GL. Da war bei uns beiden nicht mehr viel an Konzentration rauszuholen.
 
Aber vllt ist da ein Unterschied zwischen Pop/Rock- GU und klassischem. Nachdem was ich hier jeweils so lese, habe ich das Gefühl, dass es bei euch nicht selten Schüler gibt, die nur mal ca. 1 Jahr oder so Unterricht nehmen wollen oder es sogar nur auf ein paar einzelne Stunden beschränken möchten(?) So gesehen ist verständlich, dass bereits in der ersten Stunde so einiges an Technikvermittlung passieren sollte.

Ja, das ist in der Tat häufig. Ich habe viele Leute, die nicht einmal ein Jahr nehmen. Oder die nur alle 2 bis 3 Wochen kommen. Oder die von vornherein sagen, sie wollen nur ein paar Stunden haben. Habe ich früher auch nicht anders gemacht.
Bis vor kurzem hatte ich einen (guten) Rocksänger im Unterricht, der Probleme mit hohen Tönen hatte. Dem mußte ich wirklich nur ein paar technische Tricks und Kniffe zeigen, dann konnte er die hohen Töne viel besser nehmen und - das wars, mehr hätte ich ihm nicht beibringen können. Weil er einfach schon ein guter Bandsänger mit schöner Stimme ist und wir das konkrete Problem beheben konnten.
Er hat mir noch eine E-mail geschrieben, daß ich ihm sehr weitergeholfen hätte und daß er hin und wieder eine Coaching-Stunde bei mir nehmen wird.
Das ist wirklich nichts Ungewöhnliches bei uns Contis :)
 
Es gibt aber auch hier Leute, die über Jahre bleiben. Ich hatte eine Schülerin, die war ca 13, als ich sie kennenlernte und 20 als sie zum letzten Mal bei mir war und da ist sie nicht die Einzige. Manche kommen auch nur für ein paar Stunden oder wenige Monate. Das gibt es alles. Genau wie es die verschiedensten Gründe gibt mit Gesangsunterricht zu beginnen. Da ist alles dabei zwischen "Ich will mir mal was Gutes tun" und "Ich will Profi werden".
 
Es geht hier um eine erste Probestunde, man sollte also evtl. nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen. Zunächst einmal einer meiner Lieblingssätze: Nix ist so kompliziert wie die Wahrnehmung. Wer weiß, ob es tatsächlich so war, wie NicMaybe es beschreibt. Er geht zu einer ersten Unterrichtsstunde, weiß nicht, was ihn erwartet, ist evtl. nervös, macht sich gewisse Vorstellungen und dann weicht die GL von dieser Erwartungshaltung ab, sagt nicht das was man vermutet, und während man noch versucht, sein Gegenüber irgendwie einzuschätzen, ist die Stunde schon vorbei. Auf dem Heimweg vergleicht man nochmal das eben Passierte mit der Erwartungshaltung, die man sich tagelang zurechtgebastelt hat und - oh Wunder, man ist enttäuscht. Das muß nicht so passieren, ist aber sehr häufig der Fall.
Die erste Stunde ist zum Beschnuppern da, da passiert noch nicht allzu viel. Ich nehme mir meist sogar mehrere Stunden Zeit, um den Schüler richtig einschätzen zu können. Vom organisatorischen Kram abgesehen, lasse ich in der ersten Stunde 1-2 Songs singen und gebe dann einen Tipp. Fertig. Meistens ist das: Worte besser ausformen bzw. Mund weiter aufmachen. Einfach nur, um halt mal ein Leckerli hinzuwerfen :D Dann merkt der Schüler schonmal direkt einen Fortschritt, ist motiviert und hat etwas woran er üben kann. Sicher keine große Perle der Weisheit, aber es zeigt 1. daß der Gesang des Schülers verbesserbar ist, 2. daß Fortschritte nicht mühsam und langwierig sein müssen (die kommen dann später...) und 3. daß ich weiß was ich tue - Klappern gehört zum Handwerk. Man will ja schließlich, daß der Schüler wiederkommt (naja, bei einem Teil zumindest...).
Große Erklärungen oder Lehrpläne etc. gibt's da noch nicht. Bißchen reden, bißchen zuhören und das Leckerli wäre eine kurze Zusammenfassung meiner Probestunden. An's Eingemachte geht's erst später. Die ersten paar Stunden lasse ich einfach verschiedene Sachen singen (die ich aussuche), um die Stimme rundherum auszuloten, und gebe ein paar kleinere Tipps, die sich schnell und leicht umsetzen lassen. Danach geht's erst wirklich los mit richtigen Übungen, Songs des Schülers, Erklärungen usw.

Das ist der normale Ablauf. Hin und wieder kommt ein Schüler, der meint, schon alles zu können oder einer, der schon alle GL durchhat und die sind ja alle schlecht. Dann muß ich von meiner Arbeitsweise abweichen und erstmal klarmachen, daß der Schüler nix kann und ein elender Wurm ist. Danach: siehe oben :rofl: Ob das empfehlenswert ist, weiß ich nicht - aber da ich solche Schüler eh nicht haben will, bin ich da ziemlich schmerzfrei :gutenmorgen:
 
Schöne Diskussion hier :D.

Die erste Stunde ist zum Beschnuppern da, da passiert noch nicht allzu viel. Ich nehme mir meist sogar mehrere Stunden Zeit, um den Schüler richtig einschätzen zu können. Vom organisatorischen Kram abgesehen, lasse ich in der ersten Stunde 1-2 Songs singen und gebe dann einen Tipp. Fertig. Meistens ist das: Worte besser ausformen bzw. Mund weiter aufmachen. Einfach nur, um halt mal ein Leckerli hinzuwerfen :D Dann merkt der Schüler schonmal direkt einen Fortschritt, ist motiviert und hat etwas woran er üben kann. Sicher keine große Perle der Weisheit, aber es zeigt 1. daß der Gesang des Schülers verbesserbar ist, 2. daß Fortschritte nicht mühsam und langwierig sein müssen (die kommen dann später...) und 3. daß ich weiß was ich tue - Klappern gehört zum Handwerk. Man will ja schließlich, daß der Schüler wiederkommt (naja, bei einem Teil zumindest...).

Klar ist meine Schilderung von der Probestunde subjektiv. Aber darum geht es ja auch, oder nicht? ICH muss ja als Schüler das Gefühl haben, dass es mir (zumindest ein ganz, ganz kleines bisschen) was gebracht hat und dass ich motiviert bin mit dieser GL weiterzumachen. Und das Gefühl hatte und habe ich eben nicht. Ich habe eher das Gefühl, ich bin genauso schlau wie vorher. Kann natürlich sein, dass das alles noch kommt und vielleicht stecke ich da auch zu sehr in meiner berufsbedingten PR- und Marketingdenke fest. Aber im Prinzip bin ich ja ein "Kunde" der GL - und wenn sie möchte, dass ich wiederkomme, muss sie mir zumindest einen kleinen Anreiz oder eben ein "Leckerli" dafür geben. Und das habe ich meiner Einschätzung nach nicht bekommen. Ich glaube auch nicht, dass ich jetzt irgendwelche überzogenen Erwartungen hatte. Mir ist schon bewusst, dass man viel Zeit und Arbeit investieren muss, wenn man stimmlich was erreichen möchte - und das will ich auch. Aber dann halt auch mit einem GL, bei dem ich das "richtige" Gefühl habe.

Der Punkt, warum ich mir darüber so viele Gedanken mache, ist natürlich auch der, dass ich mich bei einer weiteren Stunde direkt in gewisser Weise zu dieser GL verpflichten würde. Das war an einer Musikschule und da hätte ich entweder die Wahl einen monatlichen Beitrag mit Vertrag und wöchentlichem Unterricht zu leisten oder eine 10er-Karte zu kaufen, mit der man den Unterricht flexibler gestalten kann. Und da überlege ich dann natürlich schon genau, ob ich mich darauf einlassen will oder nicht. Wenn ich jetzt nur eine einzige weitere Stunde bezahlen müsste, wäre es durchaus noch mal einen Versuch wert.

Ich finde es auf jeden Fall sehr interessant zu lesen, wie die GLs unter euch ihre Probestunden gestalten. Das gibt mir ein paar Anhaltspunkte.

P. S.: Ich bin übrigens eine sie :)
 
Verschiedene Gesangslehrer haben verschiedene Herangehensweisen, sieht man ja allein hier im Thread. Einige Punkte deiner Schilderung machen mich auch erstmal skeptisch, aber die haben ja auch bereits den Filter deiner Wahrnehmung und Schilderung durchlaufen.


Ich würde aber mal behaupten, dass du mit einem essentiellen Punkt Recht hast: du solltest dich bei einem GL gut aufgehoben fühlen und das möglichst von Beginn an. Wenn du nach der ersten Stunde bereits deine Zweifel hast, dann werden die nicht mehr so leicht aus dem weg zu räumen sein und nichts ist schädlicher für guten Gesangsunterricht als eine fehlende Vertrauensbasis. Insofern könnte es allein deshalb sinnvoll sein, dich nochmal nach jemandem umzusehen, der dir bereits von Beginn an vermitteln kann: "Ja, hier bin ich richtig, hier lern ich was."


Wenn du so jemanden auch beim fünften oder sechsten Mal noch nicht findest, kannst du dir immer noch überlegen, ob deine Erwartungshaltung verfehlt ist. :D

- - - Aktualisiert - - -

Gute Idee, Kenshi. Sollten vielleicht alle machen, die unterrichten, dann hätten künftige Gesangsschüler mehr Anhaltspunkte ?

Finde ich übrigens eine schöne Idee, diese Sammlung. Wäre das nicht auch was für den FAQ-Thread zu Gesangsunterricht?
 
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Klar ist meine Schilderung von der Probestunde subjektiv. Aber darum geht es ja auch, oder nicht? ICH muss ja als Schüler das Gefühl haben, dass es mir (zumindest ein ganz, ganz kleines bisschen) was gebracht hat und dass ich motiviert bin mit dieser GL weiterzumachen.

Ja freilich muß es für Dich passen, mein Punkt war, daß man das nach einer Probestunde noch gar nicht wirklich richtig einschätzen kann - weil es eben einige Faktoren gibt, die einer guten Abwägung im Weg stehen.

Der Punkt, warum ich mir darüber so viele Gedanken mache, ist natürlich auch der, dass ich mich bei einer weiteren Stunde direkt in gewisser Weise zu dieser GL verpflichten würde. Das war an einer Musikschule und da hätte ich entweder die Wahl einen monatlichen Beitrag mit Vertrag und wöchentlichem Unterricht zu leisten oder eine 10er-Karte zu kaufen, mit der man den Unterricht flexibler gestalten kann. Und da überlege ich dann natürlich schon genau, ob ich mich darauf einlassen will oder nicht. Wenn ich jetzt nur eine einzige weitere Stunde bezahlen müsste, wäre es durchaus noch mal einen Versuch wert.

Akzeptiert. Ich halte von solchen Verträgen, 10er Karten und dem ganzen Gelump überhaupt nix. Aber Musikschulen machen das halt so, was will man machen? Aus diesem Grund würde ich auch nie an eine Musikschule gehen (weder als Lehrer noch als Schüler). Du hast völlig recht, wenn Du Dich nach einer Probestunde entscheiden mußt und Dein Gefühl eher negativ ist, dann laß es sein und such' Dir wen anders.



P. S.: Ich bin übrigens eine sie :)

Das ist ja an sich nix schlimmes :p Ich konnte das anhand des Namens nicht erkennen. Sollte ich Dir auf den Schlips.....ähm.....den Rock getreten haben, erflehe ich untertänigst Vergebung, die Dame.
 

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