Der klassische Weg ist ja, den Lautsprecher eines Gitarrenamps mit einem oder mehreren Mikrofonen abzunehmen. Hierbei spielen die einzelnen Elemente grob betrachtet, folgende Rollen:
Die E-Gitarre bringt ihren eigenen Sound/Tone mit, und je nach Pickup-Output mehr oder weniger Pegel.
Der Gitarrenamp fügt Vorstufen- und ggfs. Endstufenzerre hinzu, seine eigene Klangfärbung, und was halt an den EQ-Reglern an Frequenzgangveränderung so eingestellt ist. Durch die Verzerrung kann da der Obertonanteil echt heftig sein (Schrill!)
Der Speaker / Die Box wiederum bringt ihren eigenen Sound mit. Vor allem kann der typische 12er Pappteller die ganzen Obertöne nicht so wiedergeben wie das eine HiFi-Box mit Hochtöner machen würde. Im wesentlichen nimmt so ein Gitarren-Speaker durch seine "Dumpfheit" also einen erheblichen Anteil der "Schrillheit" eines Amps wieder raus, und bringt somit gewissermassen wieder eine Balance ins Klangbild.
Zuletzt formt das verwendete Mikrofon mit seinem Eigenklang den Klang nochmal. Die Mikrofonposition und -Ausrichtung ist dabei ein erheblicher Faktor, weil sowohl Mikro als auch Speaker je nach Frequenz unterschiedliche Richtcharakteristika haben, und jeder Zentimeter, und jedes bisschen Kippwinkel des Mikros da einiges ausmacht.
(Pedale und Effekte lasse ich der Einfachkeit halber mal außen vor)
Soviel zum klassischen Weg. Jetzt gibts heute, davon abweichend, alle möglichen Optionen, Teile dieser Kette zu simulieren. Entweder digital oder analog. Wenn Digital, durch ein Gerät, oder ein Plugin am Rechner etc.
Ein Weg z.B. ist, einfach eine E-Gitarre an ein Audiointerface an einen dafür geeigneten Instrumenteneingang (oft als HiZ beschriftet) zu stöpseln, und dann mit Software/Plugins den Amp, den Lautsprecher und das Mikrofon zu simulieren.
Ein anderer Weg wäre, einen digitalen Amp zu kaufen, der ebenfalls verschiedene klassische Amps/Boxen/Mikros per digitaler Simulation nachbildet, und dessen Recording-Output (manchmal als DI-Output bezeichnet) dann zur Aufnahme an ein Audiointerface zu schicken. Vom Signalpegel können diese Output entweder Mikrofonpegel (wenige Millivolt) oder Line-Pegel (einstelliger Volt-Bereich) liefern. Je nachdem muss man das dann in einen Line- oder Mikrofoneingang des Interfaces schicken. Sonst übersteuert es fürchterlich (Line-Signal in Mikrofoneingang) oder es kommt kaum was an (Mikrofonsignal in Line-Eingang).
Noch ein Weg wäre, einen klassischen Amp statt an einen Lautsprecher ersatzweise an eine Load-Box zu stecken (simuliert den Lautsprechersound, macht aber keinen Lärm) und dort wiederum das Signal aus einem Recording-Output ans Interface zu schicken.
Alle diese Wege haben gemeinsam daß man eigentlich immer den ganzen Signal Weg Gitarre-Amp-Lautsprecher-Mikrofon durchspielt - ob nun die einzelnen Komponenten physikalisch "echt" sind oder eben simuliert werden . Außer natürlich, man will ganz abgefahrere Sounds machen, die sich von den physischen Ursprüngen lösen - erlaubt is was gefällt.
Was halt nicht gut geht, ist einen Amp ganz ohne Lautsprecher zu betreiben (insbesondere Röhrenamps beenden dann recht schnell ihr Leben), oder den Lautsprecherausgang eines Gitarrenamps an etwas anzuschließen, was mit den mehreren Watt Leistung eines Amps nicht umgehen kann (Lautsprecher oder Load-Boxen können das halt, dafür sind sie gemacht.)
Steckst du dagegen den Lautsprecher-Ausgang eines Gitarrenamps in den Line- oder Mikrofoneingang eines Interfaces oder Mischpults, kommt da dann der magische Rauch raus. Ist dann blöd, weil ohne diesen funktioniert so ein Interface nicht, und man kriegt den magischen Rauch außerdem so schwer wieder rein.