Akkordeonpatent

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Liebe Mitspieler,

jetzt möchte ich Euch eine Geschichte erzählen:

Als Tjbole noch im Forum mitgeschrieben hat - leider hat er ja beleidigt aufgehört - hat er so nebenbei berichtet, dass er an einer Stimmzunge arbeitet, die beidseitig erregbar ist. Dadurch bräuchte man nur die Hälfte der Stimmzungen, oder könnte mehr Töne einbauen, oder das Akkordeon wäre leichter. Ich halte die beidseits erregbare Stimmzunge für physikalisch unmöglich. Aber der Gedanke, die Zahl der Stimmzungen zu halbieren, ließ mich nicht los.

Ich hatte schließlich die Idee, den Luftstrom mit Ventilen so umzulenken, dass er die Stimmzunge immer von der gleichen Seite erregt. In meinem Urlaub im Oktober 08 konstruierte ich ein Akkordeon aus Tonkammern mit je einer Stimmzunge und zwei Ventilen in denen der Spielwind immer in der gleichen Richtung geht. Die Tonkammer könnte auch als Tonröhre ausgebildet sein, sodass der Klang des Akkordeons vielleicht noch besser wäre.

Voller Begeisterung arbeitete ich eine Patentschrift aus. Ich lernte, eine Patentrecherche zu machen und fand tatsächlich keine ähnliche Konstruktion. Meine Tochter arbeitet in einer Organisation für Patentanwälte und vermittelte mir eine Kanzlei. Der Anwalt fand meine Idee auch gut. Für die Anmeldung des Patents in Deutschland und in einigen europäischen Ländern musste ich mit Kosten von 4-5000 Euro rechnen, damit das Patent überhaupt angenommen wird. Falls das Patentamt dann doch herausfindet, dass die Idee nicht neu ist, ist das Geld verloren. Die Patentrecherche beim Anwalt kostet aber auch 2000 Euro.

Ich hatte schon viel recherchiert und, aber es kommt eben immer auf die Suchwörter an, die man verwendet. Ich hatte unter anderem nach "Tonkammer", "tone chamber" und "sound chamber" gesucht, nichts gefunden. Als ich dann vom Anwalt im Regen mit dem Fahrrad nach hause fuhr, fiel mir ein, doch mal nach "tone space" und "sound space" zu suchen.

Und siehe: Da tauchte bei "sound space" ein Ergebnis auf: Herr Kaga Yoshiaki hatte schon 1968 die gleiche Idee. Der Text des Patents war zwar Japanisch aber die Konstruktionszeichnung zeigte eindeutig dasselbe Prinzip.

Das Gute an der Geschichte ist, dass ich 4000 Euro nicht verpulvert habe. Ich kann mich ja auch damit trösten, dass ich zwar Erfinder, wenn auch nicht der Erste, bin.

Das Tonkammerakkordeon halte ich weiter für eine gute Sache. Vielleicht sollte es doch einmal gebaut werden. Bei der Hälfte der Stimmzungen wäre das Stimmen, das Nachstimmen und die Wartung viel einfacher, das Gewicht niedriger, der Preis niedriger, vielleicht sogar der Klang besser.
 
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Hallo Ambrosius,

wenn das eh schon passé ist, könntest Du dann eine Zeichnung einstellen?

Ich habe mir zwar eine Konstruktion ausgedacht, in der eine Zunge von beiden Seiten mit dem Bernoulli-Effekt angespielt werden könnte. Jedoch wäre allein schon das Gewicht identisch mit der vorhandenen Konstruktion. Zudem wäre ein Stimmen aufwändiger und der Luftverbrauch wäre aufgrund der notwendigen Seiten-Konstruktion so groß, daß der Vorteil einer Zunge dahin wäre. Und ob das tatsächlich funktionieren würde, darf wohl bezweifelt werden.

Daher habe ich mich auf die Klangverbesserung versteift ;)
 
Zeichnung kommt heute nachmittag. Ich muss sie abfotografieren, auch die Zeichnung von Herrn Yoshiaki (ist die erste).
 

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Der Anwalt fand meine Idee auch gut. Für die Anmeldung des Patents in Deutschland und in einigen europäischen Ländern musste ich mit Kosten von 4-5000 Euro rechnen, damit das Patent überhaupt angenommen wird. Falls das Patentamt dann doch herausfindet, dass die Idee nicht neu ist, ist das Geld verloren. Die Patentrecherche beim Anwalt kostet aber auch 2000 Euro.

Ja, das ist der Nachteil an der "Patenterei". Um zu vermeiden, daß ein anderer "abgreift", reicht oft erstmal ein Gebrauchsmuster, die detaillierte Patentschrift kann dann später ausführlich nachgereicht werden. Wenn Du von Deiner Idee überzeugt bist, dann arbeite weiter daran. I.d.R. werden neue Patente nicht auf ein komplettes System ausgestellt, sondern auf eine besondere und verbesserte Abänderung bestehender Systeme. Diese Abänderung muss dann sehr genau in der Patentschrift dokumentiert werden. Wenn Du mit Deiner Idee/Erfindung auch Firmen überzeugen kannst, dann übernehmen die auch oft die Patentierungskosten, wollen dafür im Gegenzug Anteile am Umsatz, Gewinn, Erlös....

Ganz abgesehen davon, finde ich Deinen Engagement sehr gut. Ich bin auch der Meinung das im Akkordeonbau und konstruktion die HighTech noch lange nicht Einzug gehalten hat. Ich habe den Eindruck, dass sich selbst Spitzeninstrumente auf einem technologischem Niveau der 60er Jahre befinden. Neueste Werkstoffe (Keramiken, Kohlefaser, Legierungen) Fertigungsmöglichkeiten, Oberflächenveredelungen und -bearbeitungen finden meines Erachtens zuwenig Verwendung.
 
Ja, das ist der Nachteil an der "Patenterei". Um zu vermeiden, daß ein anderer "abgreift", reicht oft erstmal ein Gebrauchsmuster, die detaillierte Patentschrift kann dann später ausführlich nachgereicht werden. Wenn Du von Deiner Idee überzeugt bist, dann arbeite weiter daran. I.d.R. werden neue Patente nicht auf ein komplettes System ausgestellt, sondern auf eine besondere und verbesserte Abänderung bestehender Systeme. Diese Abänderung muss dann sehr genau in der Patentschrift dokumentiert werden. Wenn Du mit Deiner Idee/Erfindung auch Firmen überzeugen kannst, dann übernehmen die auch oft die Patentierungskosten, wollen dafür im Gegenzug Anteile am Umsatz, Gewinn, Erlös....

Ganz abgesehen davon, finde ich Deinen Engagement sehr gut. Ich bin auch der Meinung das im Akkordeonbau und konstruktion die HighTech noch lange nicht Einzug gehalten hat. Ich habe den Eindruck, dass sich selbst Spitzeninstrumente auf einem technologischem Niveau der 60er Jahre befinden. Neueste Werkstoffe (Keramiken, Kohlefaser, Legierungen) Fertigungsmöglichkeiten, Oberflächenveredelungen und -bearbeitungen finden meines Erachtens zuwenig Verwendung.

Ich wollte es gleich richtig machen, um auch mehr Verhandlungsfreiheit zu haben. Der Patentanwalt sagte: Beim Patent hat man 10% Arbeit mit der Erfindung und 90% mit der Vermarktung.

Ich glaube auch nicht, dass sich aus der Idee noch ein Patent machen lässt. Denn der unterschiedlichen Form der Tonkammer im Vergleich zu Yoshiaki wird wohl die notwendige "Erfindungshöhe" (d.h. ein normal begabter Mensch darf nicht direkt auf die Idee kommen) abgesprochen. Ich habe das für mich abgehakt, deshalb habe ich es ja auch im Forum veröffentlicht. Vielleicht macht noch einer was draus.
 
Im Prinzip eine klasse Idee. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass durch die einzukalkulierende Reaktionszeit der Ventile die Ansprache recht träge werden würde, d.h. schnelles Spiel schlecht möglich, oder?
 
Man müsste leichte Ventile verwenden. Es werden ja pro Ton ein Ventil mehr bewegt. Das ist natürlich die doppelte Anzahl an Ventilen. Aber die Geometrie der Ventile könnte auch günstiger gestaltet werden, mehr ins breitere Rechteck oder ins quadratische gehend. Dann ist die Ansprache der Ventile auch schneller. Für so eine Frage bräucht man einen Protoypen.
 
Was echt neues beim Akkordeon! - Ich bin begeistert!

Wobei die ganze Verschalterei schon etwas wild aussieht und wie bei Patetnschriften üblich doch recht stark verallgemeinert und vereinfacht dargestellt ist. Denn auch das ist im Patentwesen üblich, daß wenn schon die Idee veröffentlicht wird, dann doch meist so, dass der Interessierte (Konkurrent) nicht gleich die Bauanleitung mitkriegt.

Aber nun gut es ist ein absolut sinnvoller Ansatz. Was die Umsetzung angeht muß ich zu meinem Leidwesen sagen, dass ich da privat doch etwas träge bin (mir reicht es erst mal meinen Akkordeonspielstuhl "erfunden" zu haben), da ich beruflich das Spiel schon mehrfach mitgemacht habe, wieviel Aufwand es bedeutet und vor allem wieviel Geld es kostet so ein Patent erst mal richtig dingfestzu machen (international), juristisch durch zu boxen und dann in Natura auch handfest entstehen zu lassen, so dass auch wirklich was sinnvolles draus wird, das sich verkaufen lässt.

Und an dem Punkt fängt die Knochenarbeit erst richtig an. Das hier veröffentlichte Patent ist ja schon abgelaufe, aber wenn das ein neues Patent ist und man keine potente Firma im Rücken hat, die einen da durchboxt, kann es einem sehr leicht als Privatmann passieren, dass die Firmen zwar interessiert sind, es aber nicht bezahlen wollen und dann den bequemsten Weg gehen und erst mal Widerspruch einlegen und die Patentanmeldung aus allen möglichen Ecken torpedieren, bis meist der Privatmann entnervt (und/oder/pleite) aufgibt! Alles schon miterlebt, zum Glück nicht an mir selber.

Die Akkordeon Industrie ist so vom Finanzvolumen aber eh nicht sehr mächtig und es gibt sehr wenige Großfirmen, die so ein Patent wirklich sinnvoll und im Großen Stile umsetzten, bzw. ausentwickeln können - also reich werden wir als Patentannmelder davon also eh nicht, außer an Erfahrung. Ein Patent soll in der Regel eigentlich den Erfinder vor Nachahmern schützen, so daß dieser ein paar Jahre Vermarktungsvorsprung hat.

Wovon wir als Endanwender der Geräte aber vielleicht wesentlich mehr davon haben, ist, wenn wir die Erfindung - da wir sie mangels eigener Firma bzw. Fertigungsmöglichkeiten wohl selber nicht bauen können - allgemein zugänglich machen und die Firmen sich daraus bedienen können. Wenn die Idee wirklich deutliche Vorteile bringt, wird sie bald aufgenommen werden und zwar von mehreren Firmen, was den Wettbewerb erhöht und den Innovationsdrang gegenseitig fördert, so daß wir als Spieler vielleicht in relativ kurzer Zeit dann unter mehreren Instrumenten nach dem neuen Ansatz wählen können.

Das wäre aus meiner Sicht vielleicht ein Ansatz der uns indirekt mehr Gewinn bringt, oder?

gruß,
maxito
 
Hohner oder Harmona können ja mitlesen. Vielleicht fällt da der Groschen.
 
Hoffe ich doch -und hoffentlich auch ganz Castelfiadoro!

Wobei ich persönlich da im Moment nicht so sehr auf Hohner setzen würde, sondern eher auf Harmona, oder halt die Italiener, denn viele kleine Bauer probieren vielleicht auch mal eher was ganz anderes aus, als ein Großer. Viele der heute üblichen Erfindungen wie Cassotto oder anders kam ja ursprünlich von dort! Aber die können sich sicher kein teures Patent leisten.

Gruß,
maxito
 
Hallo Ambrosius,

Wenn ich die Zeichnungen richtig deuten konnte, wird je Ton eine Doppel-Kanzelle benötigt, in deren mittlerer Scheidewand jeweils eine Stimmplatte mit nur noch einer Stimmzunge sich befindet, die immer von ein und derselben Seite angeblasen wird.

Aus so einer Konstruktion würde vielleicht ein ganz anderes Instrument entstehen, neben Akkordeon, Bandoneon, Harmonika etc.

Klangbild: Da die Ton erzeugende Zunge immer in einem (engen) Gehäuse stecken würde, wäre sicher ein völlig neues Klangbild zu erwarten (weicher, runder, gedämpfter . . . ?)

Spieltechnik: Da die Stimmzungen immer nur aus einer Richtung angeblasen würden, gäbe es beim Balgwechsel wohl so gut wie keinen „Balgstopp-Effekt“ mehr, und der Effekt „Bellow-Shake“ dürfte in der herkömmlichen Weise kaum mehr möglich sein. Aber vielleicht ergäben sich ja andere Spielarten . . .

Volumen/Gewicht: Das notwendige Doppelkammersystem je Ton würde das Gewicht der gesamten Konstruktion wahrscheinlich nicht wirklich mindern. Die Stimmstöcke könnten je Stimme vielleicht etwas kürzer als die bisherigen sein, wären durch die Doppelkammer dann aber sicher auch wesentlich dicker.

Reparatur/Stimmen: Etwas kompliziert dürfte das Stimmen der Zungen werden, da die sich ja in einer völlig geschlossenen Kammer (in der Mittelwand) befinden würden, ganz zu Schweigen von Stimmzungen-Reparaturen/Einwachsen etc. Okay, man könnte das konstruktiv irgendwie lösen, aber das würde technisch sicher viel zusätzlichen Aufwand bedeuten.

Im übrigen, Hut ab vor soviel erfinderischem Tatendrang !!

Gruß, JoLala
 
Es dürfte sich klanglich dem Saugwindharmonium nähern ;)

Viele Grüße

Ippenstein
 
Hallo Ambrosius,

Wenn ich die Zeichnungen richtig deuten konnte, wird je Ton eine Doppel-Kanzelle benötigt, in deren mittlerer Scheidewand jeweils eine Stimmplatte mit nur noch einer Stimmzunge sich befindet, die immer von ein und derselben Seite angeblasen wird.

Aus so einer Konstruktion würde vielleicht ein ganz anderes Instrument entstehen, neben Akkordeon, Bandoneon, Harmonika etc.

Klangbild: Da die Ton erzeugende Zunge immer in einem (engen) Gehäuse stecken würde, wäre sicher ein völlig neues Klangbild zu erwarten (weicher, runder, gedämpfter . . . ?)

Spieltechnik: Da die Stimmzungen immer nur aus einer Richtung angeblasen würden, gäbe es beim Balgwechsel wohl so gut wie keinen "Balgstopp-Effekt" mehr, und der Effekt "Bellow-Shake" dürfte in der herkömmlichen Weise kaum mehr möglich sein. Aber vielleicht ergäben sich ja andere Spielarten . . .

Volumen/Gewicht: Das notwendige Doppelkammersystem je Ton würde das Gewicht der gesamten Konstruktion wahrscheinlich nicht wirklich mindern. Die Stimmstöcke könnten je Stimme vielleicht etwas kürzer als die bisherigen sein, wären durch die Doppelkammer dann aber sicher auch wesentlich dicker.

Reparatur/Stimmen: Etwas kompliziert dürfte das Stimmen der Zungen werden, da die sich ja in einer völlig geschlossenen Kammer (in der Mittelwand) befinden würden, ganz zu Schweigen von Stimmzungen-Reparaturen/Einwachsen etc. Okay, man könnte das konstruktiv irgendwie lösen, aber das würde technisch sicher viel zusätzlichen Aufwand bedeuten.

Im übrigen, Hut ab vor soviel erfinderischem Tatendrang !!

Gruß, JoLala

Du hast ganz recht, das ist eine Doppelkanzelle, die aber ganz langgezogen oder auch gebogen sein kann wie eine Doppelröhre, je nachdem wie Platz ist. Der Steg auf dem die Stimmplatte sitzt wäre dann eben so lang wie die Röhre und die Stimmplatte mit den Ventilen befinden sich am Ende nach außen.

Die Spieltechnik ist möglicherweise anders.

Beim Gewicht könnten es schon 2kg weniger sein.

Da die Stimmzungen sich raus- und reinschieben lassen, könnte man draußen stimmen. Die Feinabstimmung kann dann durch eine Ventilöffnung erfolgen.

Mit dem erfinderischen Tatendrang wars eben so, dass ich dachte, ich hätte wirklich was ganz supertolles als erster entdeckt. Da kommt der Tatendrang von selbst!

Hallo Ippenstein:
Über den Klang kann ich nichts sagen, müßte man probieren.
 
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