Hallo Luke,
hier die Kurzfassung der Geschichte von den Akkordsubstituten.
Ein Akkord der einen Anderen ersetzt, sollte prinzipiell mit diesem einiges gemein haben.
Das kann zum Beispiel sein:
1.) er hat die gleichen Avoid Notes wie der zu ersetzenden Akkord,
2.) er hat gemeinsame Töne mit dem zu ersetzenden Akkord,
3.) er hat die gleichen Funktionstöne wie der zu ersetzende Akkord.
Zu 1.):
Bei den Akkorden auf den diatonischen Stufen in Dur haben solche mit gleichen Avoid Notes auch gleiche Funktionen.
Beispiel in C Dur:
I Stufe: Avoid Note = F
III Stufe: Avoid Note = F & C
VI Stufe: Avoid Note = F
Alle 3 Stufen haben F als Avoid Note. Alle 3 Stufen haben somit Tonika Funktion und können untereinander ausgetauscht werden.
II Stufe: Avoid Note = keine
IV Stufe: Avoid Note = Keine
Beide Stufen haben keine Avoid Note. Beide Stufen haben Subdominant Funktion und können somit untereinander ausgetauscht werden.
V Stufe: Avoid Note = C
VII Stufe: Avoid Note = C
Beide Stufen haben C als Avoid Note. Beide Stufen haben Dominant Funktion und können somit untereinander ausgetauscht werden.
Einzige Ausnahme ist die III Stufe, da sie 2 Verbote hat. Sie wird aber üblicherweise als Tonika- und nicht als Dominantsubstitut verwendet, da sie keinen Tritonus besitzt.
Zu 2.):
Bei Natürlich Moll gilt:
Alle Akkorde die die bVI Stufe als Akkordton enthalten haben Subdominantmollfunktion (SDM).
Beispiel in C Moll:
D-7b5, F-7, Abmaj7 und Bb7 haben SDM Funktion das sie alle den Ton Ab als Akkordton beinhalten.
I-7, bIIImaj7 haben Tonikafunktion (gleich wie im parallelen Dur).
V-7 ist nur als Modaler Austauschakkord zu gebrauchen.
Zu 3.):
Hier handelt es sich hauptsächlich um Dominantstellvertreter.
Dazu eine kurze Erklärung.
Das Intervall das durch die große Terz und kleine Sept einer Dominante gebildet wird, stellt eine verminderte Quinte dar, die man auch Tritonus nennt. Wie der Name Tritonus schon sagt, besteht dieses Intervall aus 3 Ganztönen. 3 Ganztöne = 6 Halbtöne = die symmetrische Mitte einer Oktave. Das Intervall Tritonus bildet darum in seiner Umkehrung wiederum einen Tritonus. Dieser Fakt macht man sich folgendermaßen zum Nutzen:
Beispiel:
Die Töne B (B=H) und F bilden einen Tritonus. B = große Terz von G7 und F = kleine Sept von G7. Die Umkehrung des Tritonus B F wäre F B = ebenfalls ein Tritonus. Wir haben oben gesehen dass der unterste Ton eines Tritonus die große Terz und der oberste die kleine Septime einer Dominante sein kann. Wenden wir dies nun auf die Umkehrung F B an, erhalten wir einen neuen Grundton. F wäre nun die große Terz von Db7 und Cb (B muss nun enharmonisch umgedeutet werden) wäre die kleine Septime von Db7.
G7 und Db7 hätten demzufolge die gleichen Funktionstöne. Da die Auflösungstendenzen dieser Funktionstöne sich durch den ausgetauschten Grundton nicht ändern, gelten sie als gegenseitige Stellvertreter. Natürlich darf man bei dieser Sache nicht außer Acht lassen dass ein Tritonus immer 2 Auflösungsmöglichkeiten hat.
Beispiel dazu:
Der Tritonus B F löst sich einerseits in das Intervall C E auf, kann sich aber auch, enharmonisch umgedeutet, in das Intervall Bb Gb auflösen.
Demzufolge ergeben sich für diesen Tritonus folgende Möglichkeiten:
G7 löst sich auf nach C Dur
G7 löst sich auf nach F# Dur
Db7 löst sich auf nach C Dur
Db7 löst sich auf nach Gb Dur
Ein und derselbe Tritonus hat somit 4 verschieden Anwendungsmöglichkeiten.
Zu dieser Art von Reharmonisation kommen natürlich noch die vorgeschaltenen relativen II-7 dazu.
Hinzu kommt als Dominantstellvertreter noch der Akkord auf der VII Stufe der Harmonisch Moll Tonleiter. Dieser verminderte Septakkord stellt einen verkürzten Dominantsept b9 Akkord dar und wird sehr oft als Stellvertreter einer Dominante genommen.
Beispiel:
|| Cmaj7 A7b9 | D-7 B7 | E-7 etc. etc.
Reharmonisation:
|| Cmaj7 C#o7 | D-7 D#o7 | E-7 etc. etc.
Das waren zunächst mal die gebräuchlichsten Stellvertreter. Sicher gibt es noch einiges mehr, aber das würde hier wohl den Rahmen sprengen.
CIAO
CUDO